Schweitzer Fachinformationen
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In diesem Kapitel möchte ich dir einen üblichen Tagesablauf schildern, der so vor einiger Zeit in meinem Leben stattgefunden hat. Vielleicht erkennst du dich selbst bei manchen Beschreibungen wieder. Kannst du dir vorstellen, um welches Problem es sich handelt und was mich zu diesem Zeitpunkt beschäftigt hat? Die Schilderungen können nicht nur auf eine Problematik hinweisen, sondern beschreiben mehrere mögliche Diagnosen. Ich bin gespannt, welche dir in den Kopf schießen wird, wenn du folgende Zeilen liest:
Es ist Freitagmorgen. Ich bin gerade aufgewacht und streichle mir über meinen Bauch. Ich kann wahrnehmen, dass er sich dick anfühlt und enorm aufgebläht ist. Diese Wahrnehmung breitet sich als Unbehagen in meinen gesamten Körper aus. Ich fühle mich ein paar Sekunden nachdem ich aufgewacht bin und kaum meine müden Augen öffnen konnte, unwohl in meinem Körper. So starte ich meinen Tag, noch im Bett liegend, mit stressigen Gedanken. Einen unbeschwerten Morgen, ohne solchen Kopfstress, hatte ich schon ewig nicht mehr.
Ich richte meinen immer noch schläfrigen Körper auf und beginne meinen Gang ins Bad. Auf dem Weg dorthin komme ich am ersten Spiegel vorbei und wage kaum einen Blick hinein. An Tagen wie diesen versuche ich Spiegel generell zu meiden. Sie rufen nur noch mehr negative Gedanken mir gegenüber hervor. Am liebsten würde ich mich direkt wieder hinlegen und mich unter meiner Decke verkriechen, bis alles vorbei ist. Beim Waschbecken angekommen, ist ein weiterer Blick in den Spiegel unausweichlich. Ich schaue in die müden Augen "Hilfe, was hab' ich Augenringe bekommen.". Das äußert sich auch direkt in meiner Stimmung, denn meine Laune ist nach dieser Feststellung im Keller.
Außer einem Glas Wasser konnte ich noch nichts zu mir nehmen. Bereits vor dem Frühstück kreisen meine Gedanken ums Essen: Was esse ich? Was wird mir guttun? Ich sollte lieber nicht zu viel essen. Esse ich überhaupt etwas? Aber der Tag wird lang und ich muss mich doch irgendwie stärken und Nahrung zu mir nehmen. Allerdings habe ich solche Angst davor, dass es mir nach dem Essen direkt noch schlechter gehen wird. Das habe ich immerhin schon oft genug erlebt und einfach keine Nerven mehr dazu. Mein einziger Wunsch ist doch nur, dass es mir gut geht. Ich taste mich langsam mit einem Tee heran, um meinen Magen zu wärmen. Danach kann ich ja immer noch versuchen, ein wenig zu essen. Vielleicht eine Reiswaffel, einen Apfel oder wenigstens ein Ei.
Auf der Küchenzeile stehen eine Menge Supplemente, die ich tagtäglich einnehme. Manche habe ich bereits/mit der Zeit wieder abgesetzt, da ich festgestellt habe, dass sie mir nicht weiterhelfen. Mit der Thematik habe ich mich enorm viel im Internet und auf Social Media beschäftigt. Überall suchte ich nach Ratschlägen. Die ausgewählten Nahrungsergänzungen sollen besonders hilfreich sein und haben bei anderen wohl schon gewirkt. Irgendwas muss ja helfen! Laut den ganzen Tipps und Informationen mache ich schon alles richtig.
Ich befinde mich inzwischen vor meinem Kleiderschrank und versuche eine Auswahl für den heutigen Tag zu treffen. "Oh man, was ziehe ich nur an?", denke ich und entscheide mich für weite Kleidung, die meinen Bauch möglichst gut kaschiert. Dinge, in denen ich mich wenigstens einigermaßen wohlfühlen kann und die sich bequem anfühlen. Denn enge, körperbetonte Kleidung löst bei mir bereits beim Anschauen Unbehagen aus. In solchen Momenten sehne ich mich sehr nach der Zeit, in denen ich alles problemlos tragen konnte und es sich gut anfühlte. Damals konnte ich mich viel mehr mit dieser Kleidung identifizieren, doch heute richte ich meinen Stil viel mehr nach meinem Befinden aus.
Als ob das gerade nicht schon genug wäre, kommt mir schlagartig ein weiterer Panik-Gedanke in den Kopf: Was mache ich nur heute Abend? Mein Freund und ich wollen uns mit Freunden in einem Restaurant treffen, doch ich denke mir "eigentlich habe ich überhaupt keine Lust unter Menschen zu gehen". Neben dem Fakt auswärts zu essen, wird es dort auch Alkohol geben. Das wird mir sicher überhaupt nicht guttun. Und immer wieder die gleichen Sprüche: "Iss doch mal was!" oder "das ist alles, was du isst?". In solchen Momenten schaue ich mir vorher die Online-Speisekarte an, um im Voraus zu planen, was ich essen könnte. Wenn ich Glück habe, gibt es ja vielleicht sogar etwas für mich, oft muss ich aber Kompromisse eingehen. Ich möchte ja nicht erneut dort sitzen und weder essen noch trinken. Was sollen nur wieder die anderen denken? Es ist mir einfach so unangenehm. Und jedes Mal werde ich dazu animiert auch Alkohol zu trinken: "So ein Gläschen ist doch nicht so schlimm." Leider doch - für mich jedenfalls. Immer wieder frage ich mich, wie ich aus dieser Nummer möglichst charmant raus komme. Aber ich habe in letzter Zeit einfach schon zu oft abgelehnt. Das kann ich nicht schon wieder tun, denke ich.
Als die Entscheidung der heutigen Kleidungswahl gefällt ist, stelle ich fest, dass ich mich trotz der weiten Bluse nicht wohlfühle. Ich sehe so dick und aufgebläht aus. Das können in meinen Augen nicht mal die weiten Klamotten kaschieren. Zudem ist meine Haut ganz schlecht geworden und meine Lippen total rissig. Meine Haare wirken so glanzlos und fallen einfach nur an meinen Schläfen hinunter, ohne jegliche Sprungkraft. Die Fingernägel sind ganz brüchig und auch, wenn die Waage das Gegenteil behauptet, kann ich das selbst nicht erkennen. Mein Spiegelbild täuscht mich und spielt mir einen Streich. Ich beginne also meinen gewohnten Tagesablauf und gebe mir unglaublich große Mühe, meinen Alltag zu meistern. So, dass es niemandem auffällt, wie es mir eigentlich geht. Ich muss schließlich funktionieren.
Den Vormittag habe ich geschafft. Inzwischen ist es Mittagszeit und ich versuche, eine Kleinigkeit herunterzubekommen. Ich kaue extrem langsam und lange. Während jedem bedachten Bissen kreisen sich meine Gedanken wieder. Wie wird es mir wohl danach gehen? Das darf ich zu mir nehmen, aber das lieber nicht. Bereits während des Essens merke ich, dass es mir nicht gut damit geht. Meine Lust, weiter zu essen schwindet und ich lasse meine Mahlzeit stehen.
Aber ich muss doch essen, woher soll sonst die Energie kommen? Und mein Energielevel müsste definitiv mal wieder bis zum Rand aufgefüllt werden. Ständig bin ich müde, kraft- und antriebslos. Es ist ein Teufelskreis: Ich habe keine Energie mehr, deshalb sollte ich Essen - aber das Essen raubt mir im Umkehrschluss doch nur wieder meine Energie.
Immer wieder stelle mir die Frage: Warum ausgerechnet ich? Was würde ich dafür geben, wenn es mir doch endlich wieder besser gehen würde uns sich bei mir nicht ständig alles ums Essen dreht. Das Leben einfach wieder genießen können, das wäre meine größte Bitte. Mein aktuelles Leben besteht nur aus Planung, Spontaneität findet keinen Platz mehr. Was ein Stress., weil ich jedes Mal im Vorhinein planen muss. Was kann ich essen? Wann? Wo? Wie? Und vor allem: Wo befindet sich die Toilette und wie kann ich im Worst-Case am schnellsten zu ihr finden?
Das Gesundheit wirklich alles ist, wird einem erst bewusst, wenn es einem nicht so gut geht. Kein Geld der Welt, oder alles, was man sich davon kaufen kann, bringen uns etwas, wenn wir nicht gesund sind.
Natürlich gibt es Menschen, denen es noch weitaus schlechter geht als mir, aber man spürt eben nur seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Man muss sich mit diesen auseinandersetzen und sie durchstehen. Seine eigenen Probleme stehen einem näher als denen der anderen. Jeder hat nun mal sein Päckchen zu tragen.
Plötzlich kommt der Gedanke in mir hoch, dass mir ein wenig Sport sicher guttun würde. Mein Tag ist schon total voll, aber ich werde es irgendwie schaffen, einen Gym-Besuch vor unsere Verabredung zu quetschen. Es wird stressig werden, aber anschließend fühle ich mich definitiv besser - denke ich.
Am Nachmittag, auf dem Weg zum Sport sehe ich die Menschen in der Stadt. Ich beobachte, wie sie ganz beschwingt ein Eis lecken, sich ein Stückchen beim Bäcker kaufen oder gemütlich ihren Eiskaffee trinken. Ich merke, wie ich neidisch werde und den Drang unterdrücke, mir auch etwas auf die Hand zu kaufen. Großen Hunger habe ich inzwischen schon, aber ich weiß ja, wie das endet. Essen macht mir einfach keinen Spaß mehr und ich beneide die Menschen, die scheinbar problemlos all die leckeren Sachen essen und genießen können. Auch, wenn ich meinen Instagram-Feed checke und sehe, was andere den Tag über so essen, kommen mir die gleichen Gedanken. "Ohman, das sieht so lecker aus, aber das könnte ich alles nicht", denke ich mir und schließe die App noch frustrierter als ohnehin schon.
Am Abend kommt es so, wie es kommen musste: Ich verlasse frühzeitig unsere Verabredung, denn es geht mir überhaupt nicht gut. Nur noch schnell nach Hause in mein Bett, zurück in meine Komfortzone und mich einfach mit meiner Wärmflasche einkuscheln. Ich denke an morgen und weiß, dass alles wieder von vorne beginnt.
So oder so ähnlich liefen einige Tage in meinem damaligen Leben...
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