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Yoga in seinem Ursprung ist Meditation. Asana bedeutet »Sitzen«. Sitzen ist die Haupttätigkeit der ursprünglichen Yogis. Sie sitzen und versuchen, ihr Inneres zur Ruhe zu bringen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Atem: Sobald der Atem kontrolliert - das heißt angehalten! - ist, kann auch der Geist zum Stillstand kommen.
Yoga findet im Bewusstsein statt. Das Ziel ist die Überwindung des Leids, das mit dem menschlichen Dasein untrennbar verbunden ist. Als leidvoll wird auch der Kreislauf der Wiedergeburt empfunden - wieder geboren zu werden bedeutet, wieder sterben zu müssen. Yoga ist ein Ausweg aus diesem Wiedergeburtenkreislauf. Am Ziel des Yogaweges wird der Yogi eins mit dem Göttlichen. Er wird selbst zu Gott. Für christliche Ohren klingt das ungeheuerlich.
Jeder Mensch erfährt das Göttliche gleich: Es ist ewig, bewusst und glückselig. Auf dem Weg zu seiner eigenen Göttlichkeit lässt der Yogi nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Denken, seine Gefühle, seine Individualität, seine ganze Persönlichkeit hinter sich. Er verliert sein Eigenes, um im All-Ganzen aufzugehen. Der Tropfen fällt in den Ozean und wird eins mit ihm.
Der Begriff Yoga taucht erstmals in den Hymnen des Rig-Veda auf, die zwischen 1500 und 1000 v. Chr. verfasst wurden. Hier hat er die Bedeutung »Anschirren, Zurüsten (des Streit- oder Lastwagens)« (Witzel/Goto 2007, 588). Yoga bezeichnet ursprünglich die Vorrichtung, mit der Pferdegespann und Wagen verbunden wurden. Der Begriff Yoga ist denn auch mit dem deutschen Wort »Joch« verwandt.
Streit- und Lastwagen spielten damals eine zentrale Rolle. Die Männer, die den Rig-Veda gedichtet haben, waren von Zentralasien ins heutige Pakistan und nach Indien eingewandert. Sie zogen als Nomaden mit Ross und Wagen, Sack und Pack, Weib und Kindern in Richtung Süden und Osten. Dabei stießen sie auf die ursprünglichen Bewohner des Subkontinents. Sie wurden in zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt und gingen im Laufe der Jahrhunderte eine kulturelle und soziale Assimilation mit der indischen Urbevölkerung ein.
In den Upanischaden wird der Yogi mit einem Wagenlenker verglichen, der seine Sinne, sein Denken und seine Gefühle fest im Griff hat. Die Pferde repräsentieren die fünf Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Berühren. Die Zügel sind das Denken und die Gefühle. Der Wagenlenker ist die Einsicht/ Erkenntnis. Der Wagen ist der Körper. Der Reisende (der Besitzer des Wagens) ist die Seele (Atman).
In den Upanischaden wird Yoga zum ersten Mal beschrieben, und zwar als spirituelle Praxis. Die Upanischaden gelten als die ersten philosophischen Texte Indiens. Es gibt - je nach Sichtweise - zwischen 12 und 16 Upanischaden, die ungefähr zwischen 700 und 100 v. Chr. von unbekannten Autoren verfasst wurden. Die Katha-Upanischad aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. schildert am eindrücklichsten, was man damals unter Yoga verstand. Sie verwendet dafür das Bild des Wagens:
»Wisse, dass die Seele der Herr des Wagens ist / und der Körper der Wagen, / die Einsicht ist der Wagenlenker / und das Denken die Zügel. / Die Sinne vergleicht man mit den Pferden, / die Sinnesobjekte sind ihre Bahn [.] / Wer aber einsichtsvoll ist, / wessen Denken und Fühlen immer / gezügelt ist, / dessen Sinne sind gefügig, / so wie gute Pferde ihrem Lenker. [.] / Diese ruhige Beherrschung der Sinne, / darunter versteht man Yoga.« (Katha-Up. III.3-6 und VI.11; Bäumer 1986, 215-216 und 224)
Yoga in seinem Ursprung bedeutet also, das Denken, das Fühlen und die Sinne zu zügeln und zu beherrschen. Über den Körper erfahren wir nichts, außer dass »ein Weiser aufrecht sitzen und mit reduziertem Atem« atmen soll. Es wird zudem empfohlen, »an einem ruhigen Ort, in einer windstillen Höhle zu üben«. (Shvetashvatara-Up. II.8-10; Bäumer 1986, 129-130)
Das Rad der Wiedergeburt, hier in einer buddhistischen Darstellung, dreht sich endlos.
Hier wird eine meditative Praxis beschrieben, die von einem einsamen, reglos dasitzenden Yogi ausgeübt wird. Er versucht, alle Kräfte in sich zu sammeln, zu konzentrieren und zu beherrschen, sodass sie ihm gehorchen wie wilde Pferde einem starken Wagenlenker.
Aber wozu diese Praxis? Weshalb ist sie entstanden, und was war ihr Ziel? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns dem Thema der Wiedergeburt zuwenden.
In der vedischen Religion (ca. 1500 bis 600 v. Chr.) gab es noch keine Vorstellung von Reinkarnation. Damals glaubten die Menschen an ein Weiterleben im Himmel. Sie sicherten sich einen Platz im Jenseits durch Opfer. Auch für alles andere im Leben ließen sie Priester Opferrituale durchführen. Dabei wandten sie sich an eine Vielzahl von Göttern. Sie strebten nach Land und Besitz - vor allem Kühe -, nach vielen Nachkommen - insbesondere Söhne - und nach Siegen über verfeindete Stämme.
Die Priester ließen sich fürstlich für ihre Dienste bezahlen und sicherten sich eine große Machtfülle. Zum Beispiel behaupteten sie, dass die Sonne am Morgen nicht aufgehen würde, wenn sie nicht das Sonnenaufgangsritual durchführten! Damit überspannten sie schließlich den Bogen und verloren ihre Glaubwürdigkeit. Sie hatten sich über die Götter erhoben. Eine wachsende Anzahl Menschen lehnte sich gegen das Gebaren der Priester auf und begab sich auf die Suche nach einem anderen Zugang zum Göttlichen als das priesterliche Opfer.
Diese Menschen begannen zu meditieren. Sie entdeckten hinter der Welt der materiellen Erscheinungen eine allumfassende Kraft, einen Urgrund, aus dem alles hervorgegangen ist: Brahman. Und sie fanden heraus, dass Brahman sich auch im Innersten jedes Menschen verbirgt, als Atman (siehe >).
Verglichen mit diesem Atman/Brahman erschien ihnen die vergängliche Welt plötzlich wie ein Gefängnis. Im irdischen Dasein sahen sie nur noch Leid: Kein menschliches Leben blieb von Krankheit, Alter, Furcht, Hunger, Durst und Tod verschont. Wozu also noch Land erobern und Nachkommen zeugen? War es nicht viel lohnender, sich auf den Weg zu machen zu jener ewig-bewusst-glückseligen Realität, die hinter den flüchtigen Erscheinungen wie ein Paradies wartete?
Sie erkannten auch, dass jede Handlung die Menschen an diese leidvolle Welt kettet. Jedes einzelne Tun (Karma) erzeugt eine Wirkung. Diese Wirkung aber gehört zum Handelnden wie die Handlung selbst. Das heißt: Wenn ich handle und damit eine Wirkung auslöse, muss diese Wirkung auch von mir erlebt werden. Und weil ein einziges Leben zu kurz ist, als dass ich alle Wirkungen meiner Taten darin erfahren könnte, müssen gewisse Wirkungen auf ein nächstes oder übernächstes Leben verschoben werden. Nur: Ich handle ja auch in künftigen Leben und produziere dadurch wieder Wirkursachen! Die Folge: Ich bleibe auf ewig im Kreislauf der Wiedergeburt (Samsara) verstrickt wie in einem Teufelskreis.
ATMAN/BRAHMAN
Brahman: Wörtlich »Wachstum, Ausdehnung«, aber auch »Aushauch« im Sinne von Entströmen; oder Äußerung eines Lauts, einer heiligen Silbe, eines Gebets. Brahman bezeichnet die höchste göttliche Kraft, den Ursprung allen Seins, das Allumfassende.
Atman: wörtlich »Atem, Seele, Selbst«. Atman bezeichnet die göttliche Kraft (Brahman) im Innersten des Menschen.
Atman und Brahman sind von ihrem Wesen her identisch, so wie ein Wassertropfen von gleicher Beschaffenheit ist wie das Wasser des Meeres. Dieses Wesen von Atman/Brahman wird später mit den Begriffen »sat-chit-ananda« umschrieben, das heißt: »ewig seiend, bewusst und glückselig«.
Wer sich diese Weltsicht zu eigen gemacht hat, kennt nur noch ein Ziel: Moksha, die Befreiung aus dem Wiedergeburtenkreislauf (Samsara). Diese Befreiung tritt ein, wenn der Mensch sich nicht länger mit seinem vergänglichen Körper, seiner Herkunft und seiner gesellschaftlichen Stellung identifiziert, sondern erkennt und erfährt, dass er in Wahrheit Atman und somit auch Brahman ist. Wenn Atman sich in Brahman auflöst - wie der Wassertropfen, der ins Meer fällt - und die beiden eins werden, endet der Kreislauf der Wiedergeburt und somit auch alles Leid.
Hunderte von Asketen wanderten damals (ab ca. 600 v. Chr.) von Lehrer zu Lehrer. Sie hatten sich von der Gesellschaft, die weiterhin dem vedischen Opferritual frönte, abgewandt. Es war eine Zeit, die von den unterschiedlichsten Weltanschauungen geprägt war. Weise Männer saßen in Wäldern und Höhlen und teilten ihre Erkenntnisse und Einsichten den Vorbeikommenden mit. Wer Interesse bekundete, konnte bleiben und wurde in den praktischen Übungsweg eingewiesen.
Auch Siddharta Gautama, der spätere Buddha, war im 5. Jahrhundert v. Chr. als Wanderasket unterwegs. Von ihm wissen wir, dass er bei zwei Lehrern Yogameditation gelernt und bis zur Vollkommenheit gemeistert hat. Aber er fühlte sich nicht erlöst und zog weiter....
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