DIE MACHER (S. 73-74)
Mary Quant, John Bates, André Courrèges, Pierre Cardin, Emmanuelle Khanh, Emanuel Ungaro, Paco Rabanne, Yves Saint Laurent, Betsey Johnson, Rudi Gernreich, Vivienne Westwood, Gianni Versace, Karl Lagerfeld
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT lautet das modische Motto der Gegenwart. Die Designer feiern den Mini. Sie sind mal wieder auf einer Zeitreise in die 60er Jahre, seit junge Talente wie Giles Deacon auf der Londoner Fashion Week 2006 mit hautengen, knallbunten und mikrokurzen Röcken für Furore sorgten. In Mailand schickte Miuccia Prada ihre Models sogar nur mit Slips über den Laufsteg, und in Paris zeigte Hussein Chalayan computeranimierte Entwürfe, die sich wie von Zauberhand am Körper veränderten:
Ein Kleid in Sanduhrsilhouette im Stil von Dior verwandelte sich in ein Metall-Minikleid, das an die Entwürfe von Paco Rabanne in den 60ern erinnerte. Die Visionen der damaligen Kreativen haben bis heute nicht an Anziehungskraft verloren. „Ich stand damals in Kleidern von Yves Saint Laurent an der Straßenecke und verteilte linke Flugblätter“, erinnert sich Miuccia Prada. „In den Sixties gab es Kleider, die avantgardistisch waren, weil es eine kulturelle und politische Avantgarde gab.“
EINE NEUE GENERATION von Designern revolutionierte damals die Modewelt. Die Modemacher holten sich dort, wo auch Jugendbewegungen entstanden, ihre Inspiration: auf der Straße. Und dort, in den vielen neuen Boutiquen verkauften sie auch ihre Kleider. Bis in die späten 50er Jahre war die Mode noch nahezu feudalistisch organisiert. Die Pariser Couture diktierte die Rocklängen, die Kaufhäuser kopierten sie für die Massen.
Es gab keine explizit junge Mode, die Mädchen wuchsen von ihren Schuluniformen direkt in die Kostüme ihrer Mütter hinein. Doch die Kleidungs- und Einkaufsgewohnheiten änderten sich. Als Mary Quant in London „Bazaar“ eröffnete, war die Boutique der Prototyp für eine ganz neue Form des Shoppings.
Neu waren auch Quants Kleider, Ende der 50er Jahre entwarf sie für ihre Kundinnen den Mini-Look. Die kurze Mode wurde zu einem Synonym für die Demokratisierung der Designerkleidung, da sich diese nun viele leisten konnten – und die Boutique zu dem Ort, wo die Wünsche der jungen Kundschaft direkt umgesetzt werden konnten. „Die Kaufhauseinkäufer waren weniger mutig und hatten selten dieselbe Wellenlänge wie die Frauen, die zu uns kamen“, sagt die Designerin Sylvia Ayton, die mit Zandra Rhodes den „Fulham Road Clothes Shop“ in Quants Nachbarschaft betrieb.