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Als die Labour Party 1964 den Wahlsieg erringt, muss die Königin ihren neuen Premierminister, Harold Wilson, empfangen, der als recht ungewandt gilt. Deshalb fällt auch der Verdacht sofort auf ihn, als im Buckingham Palast ein Sowjetspion vermutet wird. Schließlich entdeckt der Geheimdienst aber, dass der Verräter kein anderer ist als Anthony Blunt, der Direktor der Queen's Gallery. Um jeglichen Skandal zu vermeiden, wird die Angelegenheit vertuscht und Blunt bleibt auf seinem Posten .
Anthony Blunt.
So unglaublich diese Geschichte auch erscheinen mag, sie entspricht doch durchaus der Wahrheit. Anthony Blunt, der seit 1945 Direktor der königlichen Gemäldesammlung war, stand tatsächlich als Spion im Dienst der Sowjetunion. Die Serie geht zwar nicht auf seine Vergangenheit ein, doch seine Geschichte beim KGB beginnt bereits Anfang der 1930er Jahre.
Nach seinem Studium in Cambridge wurde Anthony Blunt einer der Fellows der Universität, also ein Mitglied des Lehrkörpers. Er gehörte zu diesem Zeitpunkt einem Geheimbund, den Cambridge Apostles, an. In diesem, seinem Ruf nach linksgerichteten Intellektuellenkreis der Universität, konnte er ungezwungen über seine Homosexualität sprechen (die in England damals, und auch noch bis zum Jahr 1967, als Verbrechen galt). Damals entwickelte er auch seine marxistischen Ideen. Zur selben Zeit war auch ein Sowjetagent namens Arnold Deutsch beauftragt, kreative Köpfe der besten angelsächsischen Universitäten zu rekrutieren. Mit dem Argument, dies sei das beste Mittel im Kampf gegen den Faschismus, gelang es ihm, fünf Persönlichkeiten von Cambridge anzuwerben, die später als die Cambridge Five Bekanntheit erlangten und zu denen auch Blunt gehörte.
Dezember 1929: Anthony Blunt mit den Fellows der Universität Cambridge.
Wenn diese Geschichte allein schon eine gute Basis für einen Spionageroman abgibt, so wird sie aber bald noch außergewöhnlicher. Als Anthony Blunt 1939 wieder zur britischen Armee geht, wird er aufgefordert, sich dem MI5, dem britischen Inlandsgeheimdienst, anzuschließen, was ihn zum Doppelagenten machte. Damit war er bestens platziert, da er Zugang zu sämtlichen Informationen hatte, die in Bletchley Park eingingen, dem Zentrum zur Entzifferung verschlüsselter Meldungen der deutschen Armee. Hier entschlüsselte Alan Turing die Enigma-Maschine, was zu einem Wendepunkt in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs führte. Blunt hatte also Zugang zu den geheimen Informationen - und es heißt übrigens, seine Kontakte hätten an der Wahrheit seiner Informationen zu zweifeln begonnen, als er derart viele Unterlagen an die Sowjetunion übermittelte, und ihn als Dreifachagenten verdächtigt.
Am Ende des Krieges wurde Blunt zu einem der bekanntesten Kunsthistoriker Englands, was ihm ermöglichte, 1945 in den Dienst Georges IV. zu treten. Wenn also die Königin in der Serie mit ihm über seinen Vorgänger spricht, als ob der Spion erst vor Kurzem in den Dienst der königlichen Familie eingetreten wäre, kennt sie ihn doch schon seit fast zwanzig Jahren.
Diese Stelle ist in dieser Episode äußerst interessant. Als sie die Ausstellung besucht, die gerade aufgebaut wird, fragt Elizabeth II. den Konservator, ob er denkt, dass der neue Premierminister, Harold Wilson, ein Spion sein könnte, wie in der Gerüchteküche gemunkelt wird. Er antwortet, dass es äußerst wahrscheinlich sei, da Wilson in seiner Jugend mehrere Reisen in die Sowjetunion unternommen habe. Wenn der Minister das Land mehrmals besuchte, dann weil er zu jener Zeit Außenhandelsminister war. Blunt wiederum ist während seiner Zeit in Cambridge aus persönlichen Gründen in den Osten gereist.
Samuel West, Darsteller von Olding in der Serie.
In der Serie wird uns bestätigt, dass der Codename des KGB-Spions "Olding" ist (und das ist auch der Titel der Folge). Dies ist etwas irreführend, denn dabei handelt es sich tatsächlich um den Codenamen, den die Sowjets Harold Wilson gegeben hatten. Wenn dieser "Olding" also wirklich der Schuldige gewesen wäre, dann hätte es sich dabei um den Premierminister und nicht um Blunt handeln müssen. Der MI5 hat übrigens Wilsons Vergangenheit eingehend auf eine mögliche Verwicklung mit dem KGB untersucht, aber ohne jeglichen Erfolg.
Anthony Blunt hätte lange Zeit ungestraft davonkommen können, aber die Serie holt erneut die Realität ein. Der Amerikaner Michael Straight, ein Spion des KGB, der den Cambridge Five nahestand, beschloss im Jahre 1963, sein Geheimnis der amerikanischen Regierung gegenüber zu lüften und seine Kameraden zu verraten. Daraufhin gaben die Vereinigten Staaten diese Informationen an Großbritannien weiter.
Vor allem was die zeitliche Abfolge betrifft, macht es sich die Serie leicht. Darin erfolgen Denunziation und Churchills Beerdigung mittels einer alternierenden Montage gleichzeitig. Der ehemalige Premierminister ist allerdings erst im Januar 1965 verstorben, also lange Zeit nach dieser Angelegenheit.
In der Serie sehen wir dann eine Szene, in der es heißt, dass die Angelegenheit vertuscht werden müsse, um den Ruf des Geheimdienstes zu schützen. Es wäre ein wahrer Lapsus, wenn man erführe, dass ein Spion des KGB seit so langer Zeit agiere, ohne aufgedeckt worden zu sein! Hier werden in The Crown die Gründe für dieses Geheimnis radikal vereinfacht. Wenn man Blunts Memoiren, die 2009 von der British Library veröffentlicht wurden, Glauben schenkt, hatte der Spion mit dem MI5 einen Handel vereinbart, wonach seine Immunität geschützt würde und die Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte, wenn er im Gegenzug sämtliche, an den KGB ausgelieferten Informationen preisgäbe. Auf diese Weise könne der MI5 erfahren, an welchem Punkt die an den Osten offengelegten Informationen den Geheimdienst kompromittieren könnten. Auf diese Weise war es möglich, dass Anthony Blunt seinen Posten als Direktor der königlichen Gemäldesammlung beibehalten und für die Königin weiterhin Ausstellungen organisieren konnte.
In der Serie wird behauptet, sie habe nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen. Auch das ist falsch. Tatsächlich konnten sie sich aufgrund ihrer Stellung nicht aus dem Weg gehen. Im Jahre 1972, als Blunt von seiner Position als Konservator in den Ruhestand ging, war Elizabeth II. sogar gezwungen, ihm in einer Rede Anerkennung zu schenken. Wenn sie aber glaubte, ihn endlich los zu sein, beging Lord Chamberlain nun einen groben Schnitzer. Ohne die Hintergründe der Affäre zu kennen, schlug er Blunt vor, als ehrenamtlicher Berater zu den bildlichen Darstellungen der Königin zu fungieren . was dessen Vertrag um weitere sechs Jahre verlängerte.
Königin Elizabeth und Harold Wilson im Juni 1969.
Schließlich zeigt eine der letzten Szenen dieser Episode den eher rachsüchtigen Prinz Philip, der beschließt, Blunt fallen zu lassen und während einer Vernissage Druck auf ihn ausübt. Dabei wendet sich das Blatt aber gegen ihn, indem ihn der Konservator erpresst und ihm droht, Bilder des Prinzen aus der Kollektion Stephen Wards zu veröffentlichen. Diese Szene geht direkt auf die Profumo-Affäre zurück, die Gegenstand der letzten Episode der zweiten Staffel war. Wie bereits oben erwähnt, vertrat die Serie den Standpunkt, dass Philip an den von Stephen Ward veranstalteten Abendgesellschaften teilgenommen hatte, obwohl es dafür keinerlei Beweise gibt.
Die Episode endet mit der Erwähnung, dass diese Affäre vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurde. Man fragt sich also, wie die Drehbuchautoren von The Crown davon Kenntnis erlangt haben könnten . Wir müssen dafür einen Sprung in die Zukunft bis zum Jahr 1979 machen. Zu diesem Zeitpunkt erschien ein Buch über die Cambridge Five: The Climate of Treason. In diesem gründlich dokumentierten Werk wird Blunts Name nicht erwähnt, sondern es wird das Pseudonym "Maurice" verwendet. Blunt versuchte vergeblich, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern - die Zeitungen stellten schließlich die Verbindung zwischen dem ehemaligen Spion und Maurice her. Danach beschloss Margaret Thatcher, die Affäre publik zu machen.
Als die Beziehung zwischen Prinzessin Margaret und ihrem Gatten, Lord Snowdon, im November 1965 zunehmend angespannter wird, schlägt ihnen Elizabeth eine Reise in die Vereinigten Staaten vor. Zu dieser Zeit ist die Wirtschaftslage in England äußerst prekär. Um ein Darlehn vom IMF zu erhalten, müssen Königin und Premierministerin das Vertrauen des amerikanischen Präsidenten, Lyndon Johnson, gewinnen. Und so verlangt Elizabeth II. von ihrer Schwester, ihm zu schmeicheln.
Ankunft von Prinzessin Margaret und ihrem Gatten in den Vereinigten Staaten.
Nach einer Rückblende in die Kindheit der beiden Schwestern beginnt die Episode mit Margaret, Elizabeth und Antony Armstrong-Jones auf der Rollbahn des Flughafens. Die Reise sieht nach einem großen Ereignis aus: schließlich ist es nicht alltäglich, dass Mitglieder der königlichen Familie einen Ausflug in die Vereinigten Staaten machen. Selbst, wenn es heutzutage ganz natürlich ist, den Atlantik zu überqueren, war dies zu jener Zeit keineswegs der Fall. Vor ihrer Reise im November 1965 hatte Margaret noch nie amerikanischen Boden betreten. Sie hatte geplant, das Land 17 Jahre zuvor zu besuchen, doch ihr Vater George VI. hatte es unter dem Vorwand, dass es nicht der richtige...
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