Schweitzer Fachinformationen
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Lesezeit: 3 Min.
Herzlich willkommen in meinem Buch! Ich habe es geschrieben, weil ich es selbst so dringend gebraucht hätte - in einer Zeit, in der ich vieles nicht einordnen konnte. Zwischen dem konkreten Verdacht auf ADHS und der späten Diagnose verschlang ich alles, was ich über weibliche Neurodivergenz finden konnte. Ich fand Wissen, Trost und Aha-Momente, doch eins fehlte mir immer: ein Buch wie dieses.
Ein Buch für Mütter, die gleichzeitig sich selbst und andere regulieren müssen. Für Eltern die funktionieren, obwohl sie innerlich besonders schnell auf Reserve laufen. Für die, die sich fragen, wie Selbstfürsorge bitte in einen Alltag passen soll, wenn oft nicht mal ein Klogang ungestört möglich ist.
Ich wünschte mir konkrete Tipps für einen fremdbestimmten Alltag, flexible Wege statt starrer Pläne. Ich suchte nach Antworten - und stieß meist nur auf ein kurzes Unterkapitel zur neurodivergenten Elternschaft. Doch ich wollte mehr. Ich wollte, dass unsere Perspektive nicht nur vorkommt, sondern im Mittelpunkt steht.
Vielleicht fühlst du dich oft »anders«. Denkst schneller, fühlst intensiver, reagierst heftiger und vergisst mehr. Vielleicht fragst du dich, ob das normal ist - und ob es andere gibt, denen es genauso geht.
Die Antwort ist: Ja.
Dieses Buch ist für dich. Es soll dir zeigen: Du bist nicht allein - und du bist goldrichtig, genau so, wie du bist.
Viele von uns entdecken ihre Neurodivergenz erst in der Mutterschaft - manchmal, weil unsere Kinder uns den Spiegel vorhalten. Manchmal, weil der trubelige Familienalltag plötzlich zeigt, was wir vorher gut kompensieren konnten. Eine meiner größten Ängste war die Frage, ob ADHS unsere elterliche Feinfühligkeit so beeinflusst, dass wir unseren Kindern nicht genug geben - oder nicht das, was sie brauchen. Und gleichzeitig geht es auch darum, wie wir lernen können, uns selbst mit mehr Nachsicht zu begegnen, statt uns immer wieder infrage zu stellen.
Dafür wollte ich herausfinden:
Ich kann dir deinen Struggle nicht wegzaubern, aber ich kann dir Wege und Abkürzungen zeigen, die entlasten. Wissen zur Verfügung stellen, um deine Herausforderungen besser einzuordnen und zu verstehen. Werkzeuge, die in dein echtes Leben passen. Keine Perfektion, kein Druck - nur Ideen, die du ausprobieren und abwandeln kannst.
Du musst hier nichts leisten. Nur atmen, lesen und fühlen, was zu dir passt. Unser Alltag ist selten durchschnittlich - also brauchen wir auch keine durchschnittlichen Lösungen.
Bevor wir loslegen, schaffen wir gemeinsam ein Verständnis für ein paar zentrale Begriffe und starten mit der Frage:
Lesezeit: 1 Min.
Der Begriff Neurodivergenz wurde in den 2000ern von der neurodivergenten Aktivistin Kassiane Asasumasu eingeführt. Er ist aus dem Konzept der Neurodiversität entstanden, das die Soziologin Judy Singer in den 1990ern bekannt machte. Während Neurodiversität die gesamte Bandbreite neurologischer Vielfalt beschreibt, meint Neurodivergenz die Menschen, deren neurologische Entwicklung oder Funktionsweise von dem abweicht, was in unserer Kultur und Gesellschaft als »typisch« oder »normal« gilt.
Diese Abweichung kann sowohl angeboren (zum Beispiel Autismus) als auch erworben (zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörung, PTBS) sein. Dazu gehören Menschen mit einer oder mehreren Diagnosen wie zum Beispiel ADHS, Essstörungen, Hochbegabung, Legasthenie oder dem Downsyndrom, aber auch solche ohne formale Diagnose wie Hochsensible und Synästheten. Kurz gesagt: Es geht um die Vielfalt der Gehirne.
Diese zeigt sich in unterschiedlichen Verhaltensmustern, Reizverarbeitungen und Denkweisen und damit in individuellen Stärken, Herausforderungen und Bedürfnissen.
Zwei neurodivergente Menschen können dabei völlig unterschiedliche Erfahrungen machen. Was für eine Person belastend ist, kann für eine andere eine Ressource sein.
Lesezeit: 2 Min.
Immer wieder liest man von einer »neurodiversen Person« - sogar in renommierten Magazinen. Eigentlich müsste es aber »neurodivergent« heißen, denn:
Die Menschheit insgesamt ist also neurodivers, einzelne Menschen dagegen sind entweder neurotypisch oder neurodivergent.
Neurodivergenz ist kein medizinischer Begriff, sondern ein soziopolitisches Konzept - ein sogenanntes Softlabel. Viele Menschen einer neurologischen Minderheit nutzen es, um sichtbar zu machen: Hey, ich bin anders, und das ist absolut okay.
Dieser Begriff schafft Raum dafür, neurologische Unterschiede nicht als Krankheiten oder Defizite zu verstehen, sondern als Teil einer natürlichen menschlichen Vielfalt. Diese soziale Bewegung (Neurodiversitätsbewegung) setzt sich für Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und den Abbau von Diskriminierung ein.
Der Begriff ist offen und inklusiv und hebt hervor, dass neurodivergente sowie neurotypische Menschen gemeinsam das große Bild der Neurodiversität formen - ein Facettenreichtum, der, inspiriert von der Biodiversität der Natur, all unsere individuellen neurologischen Unterschiede anerkennt und wertschätzt.
Gleichzeitig gibt es aber auch Kritik am Konzept Neurodivergenz:
Doch das entspricht nicht der Realität. Besonders jene, die stärkere Einschränkungen oder intensive Unterstützung benötigen, bleiben oft unsichtbar. Diese Verzerrung sollten wir stets im Hinterkopf behalten, wenn wir über dieses eigentlich inklusive Konzept sprechen. Ich schreibe aus meiner Perspektive, aber auch mit dem Bewusstsein: Nicht alle Eltern haben ein unterstützendes Umfeld, körperliche Gesundheit oder einen Partner oder eine Partnerin an ihrer Seite. Für viele ist der Alltag durch Pflegeverantwortung, Behinderung oder Alleinerziehendsein noch herausfordernder. Wenn dir das, was ich hier beschreibe, manchmal unerreichbar erscheint, dann liegt das nicht an dir - sondern an Strukturen, die nicht für Gleichberechtigung gemacht sind.
In diesem Buch möchte ich die wertschätzende und inklusive Perspektive der Neurodiversitätsbewegung auf die Vielfalt unserer Gehirne nicht nur einnehmen, sondern in den Vordergrund stellen. Deshalb verzichte ich - mit Ausnahme des Abschnitts zur Geschichte der Diagnostik - bewusst auf Begriffe wie »Symptome« und »Betroffene«, die oft mit Krankheit oder negativem Schicksal assoziiert werden. Stattdessen spreche ich von
Gerade in der Mutterschaft, wenn mentale Belastung, soziale Erwartungen und hormonelle Veränderungen aufeinanderprallen, zeigen sich neurodivergente Merkmale oft intensiver...
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