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»Sie haben . was?« Kit ließ die Arme sinken.
»Sie vermissen eine Krone, Darling. Jetzt guck nicht so entsetzt. Eine stinknormale Krone. Kein Kronjuwel, falls du dir dahingehend Sorgen gemacht hast. Obwohl es mich durchaus interessiert, wie der Markt auf die Cullinans oder den Koh-i-Noor reagieren würde.«
»Auf wen?«
Jackie wand sich von Kit ab und ging zu ihrem Gepäck hinüber, vor dem Sargent es sich bequem gemacht hatte. »Cullinans. Koh-i-Noor. Die müssen dir ein Begriff sein, dir als Herzog der Krone. Ich rede von Diamanten. Großen, funkelnden Diamanten. Aus den Kronjuwelen, Sweetheart. Der Koh-i-Noor ist ein uralter Stein aus Indien. Er sitzt vorne in der Krone der Königin. Nur Frauen können ihn tragen, ohne von ihm verflucht zu werden. Ist das nicht charmant? Ich werde ihn mir bei Gelegenheit borgen, um ihn widerspenstigen Kerlen an die Stirn zu halten.«
Kit ging auf die letzte Bemerkung nicht ein. »Ich dachte, die Kronjuwelen wären die Sterne von Afrika.«
»Jaja, das klingt eben glamouröser, aber korrekt ist es nicht. Der große Stern von Afrika heißt in Wahrheit Cullinan I. Das ist der Stein im Zepter. Der kleine Stern von Afrika ist dementsprechend Cullinan II und vorne an der Imperial-State-Krone angebracht, gleich unter dem sogenannten Rubin des Schwarzen Prinzen, der im Übrigen gar kein Rubin, sondern ein Spinell ist. Du wirst ja wohl mitbekommen haben, wie sie den Stern von Afrika gefunden haben? Im Ort Cullinan? Benannt nach meinem Freund Sir Thomas Cullinan? Zwanzig Meilen östlich von Pretoria? Das ist keine fünfzehn Jahre her. Also wirklich, Honey, ich frage mich, was du den lieben langen Tag treibst.«
Kit traute seinen Ohren nicht. Da tauchte Jackie wie aus dem Nichts nach monatelanger Abwesenheit in seinem Leben auf und hatte nichts Besseres zu tun, als einen Sermon über die Kronjuwelen von sich zu geben? Er hatte sie zwar schmerzlich vermisst, aber nun traf ihn ihre Persönlichkeit wie ein Schwall kaltes Wasser. Dennoch hielt er es für klüger zu schweigen.
Jackie ging in die Hocke und öffnete einen der Koffer. »Der Cullinan war der größte jemals gefundene Diamant in Edelsteinqualität. Bis sie ihn in neun Stücke zerlegt haben, um sie zu schleifen. Aber das wird dir nicht passieren.«
Kit, der noch immer nicht ganz glauben mochte, was sich vor seinen Augen abspielte, versuchte, einen Blick auf Jackies Koffer zu erhaschen. »Was wird mir nicht passieren? Ich werde nicht zerlegt?«
»Ich habe nicht mit dir geredet, Darling.« Sie stützte sich auf den Koffer und richtete sich auf. In der Hand hielt sie etwas, das aussah wie ein handtellergroßes Stück Gletschereis. »He, Sie! Morris!«, rief sie dem Diener am Eingang zu, der auf der Stelle seinen Posten verließ. »Wie heißen Sie?«
»Äh. Morris .? », erwiderte der Mann zögerlich.
»Nein, nein, mit Vornamen.«
Hilfe suchend sah Morris seinen Arbeitgeber an. Der zuckte hilflos mit den Schultern.
»J-Johnny, Madam.«
»Gut, Johnny. Bringen Sie die Sachen auf mein Zimmer.«
»Ihr Zimmer?«
Leadbetter, der offensichtlich vorhatte, ab sofort als Deus ex Machina zu fungieren, eilte mit hochrotem Gesicht aus den Tiefen der Garderobe herbei. »In die Gemächer der Herzogin natürlich, Morris.« Er verbeugte sich tief vor Jackie. Die Wunderheilung schien von Dauer zu sein. »Madam, der Lunch wird gleich serviert.«
»Wie reizend.« Jackie sah sich um. »Ich nehme an, das Esszimmer ist dort vorn? Sehr hübsch hast du dieses Haus einrichten lassen, Kit. Ganz entzückend.«
»Madam erinnern sich ausgezeichnet«, bemerkte Leadbetter und hielt ihr die Tür zum Esszimmer auf. Mit dem eigenartigen Eisklumpen in der Hand stolzierte Jackie am Butler vorbei, gefolgt von Sargent und Kit.
Sie nahm am Kopfende des Esstisches Platz und legte ihre graue Fracht vor sich hin. Dann lauschte sie aufmerksam, wie Leadbetter ihr das Mittagsmenü vortrug. Auch Sargent wirkte fasziniert, besonders als die Sprache auf Wachtelfleisch kam. Kit frage sich derweil, woher Leadbetter so schnell ein Drei-Gänge-Menü für zwei Personen und einen Hund zaubern wollte und wie er selbst, dem gänzlich der Appetit vergangen war, auch nur einen Bissen davon herunterbringen sollte.
»Ich werde sofort Misses Grottermore Bescheid geben, dass Sie hier sind, Madam«, erklärte Leadbetter zum Schluss. »Sie ist die neue stellvertretende Haushälterin von Surrey House. Misses Lynch weilt zurzeit in Seventree bei der Dowager Duchess, aber wenn Sie wünschen, lasse ich sie natürlich sofort anreisen.«
»Danke, Mister Leadbetter. Und wie heißen Sie?«
»Wie meinen, Madam?«
»Wie lautet Ihr Vorname?«
Eine unsichtbare Hand schien Leadbetter an seinem gestärkten Kragen zu packen und zuzuziehen. »Tim, Madam«, röchelte er.
»Prima, Timmy. Sagen Sie Ihren Jungs, sie können das Essen jetzt reinbringen. Ich sterbe vor Hunger.«
»Sehr wohl, Madam.« Er flitzte davon. Flitzte!
»Wirklich ein herrliches Haus, Kit«, befand Jackie erneut, kaum dass der Butler verschwunden war. »Du hast die Gould-Millionen sinnvoll eingesetzt.«
»Diana, ich .«
»Nenn mich nicht immer so.«
Er seufzte. »Jackie . Hättest du die Güte, mir zu erklären, was du hier willst?«
»Das habe ich doch bereits. Das Königshaus möchte die verschwundene Krone zurückhaben.«
Kit konzentrierte sich. »Was willst du hier, in meinem Haus? Ich habe monatelang versucht, dich zu erreichen. Jetzt stehst du ohne Ankündigung vor meiner Tür. Du hättest den armen Leadbetter umbringen können.«
»Sei bitte nicht so theatralisch.« Sie strich mit den Fingern über den ominösen Klotz. »Du hast in Frankreich zu mir gesagt, ich könnte jederzeit in dein Schloss ziehen. Warum sollte ich dein Angebot nicht annehmen? So spare ich der Firma die Kosten für ein Hotelzimmer.«
»Weil das Königshaus dafür nicht aufkommen könnte? Hast du auch nur den Hauch einer Idee davon, wie lächerlich ich mich gefühlt habe, nachdem du mich sitzen gelassen hattest? Warum bist du mir überhaupt an die Riviera gefolgt?«
»Dir gefolgt?«
»Jetzt tu nicht so unschuldig. Oder willst du etwa behaupten, unsere Begegnung in Monaco war Zufall? Das war doch Absicht!«
»Weißt du, wovon er spricht?«, fragte Jackie ihren Hund, der mit einem Ohr zuckte und sich auf die Vorderpfoten sinken ließ. »Ehrlich, Kit, ich bin eben erst in London eingetroffen, und sofort kommst du mir mit deinen verrückten Theorien. Sogar deinem Butler hast du eingeredet, ich sei die wiederauferstandene Diana.«
»Du bist .«, begann Kit, erinnerte sich jedoch der Worte von Professor Zwingli. Ein Schockereignis konnte eine Persönlichkeitsveränderung bewirken. Jackie wusste vermutlich nicht, dass sie früher einmal Diana Gould gewesen war. »Wie du meinst.«
Zwei Diener trugen unter Leadbetters Aufsicht Wasser, Wein, Champagner und die Suppe herein. Während sie servierten, sagten Kit und Jackie kein Wort. Nur Sargent knurrte. Jedoch hielt er sich für seine Verhältnisse zurück, denn es gab Ochsenschwanzsuppe. Da wollte er die Chance auf Teilhabe am Schmaus nicht durch schlechtes Benehmen mindern.
»Dem Königshaus ist also eine Krone abhandengekommen«, konstatierte Kit, sobald er wieder mit Jackie und Sargent allein war. »Und du sollst sie wiederfinden.«
»Ja, nach einer Party des Prince of Wales war sie weg. Futschikato. Aber sprich bitte mit niemandem darüber. Sie bestehen auf strikte Geheimhaltung.«
»Wie kann denn eine Krone verloren gehen? Ein solches Stück trägt man ja nicht einfach in der Hosentasche aus dem Palast.«
»Die genauen Hintergründe kenne ich noch nicht. Alles deutet auf Diebstahl hin. Das Telegramm von Winston Churchill erreichte mich in Kapstadt, wo ich eigentlich überwintern wollte. Winston wurde von den zuständigen Beamten ins Vertrauen gezogen. Er empfahl ihnen, mich zu engagieren.«
»Winston?« Eben hatte Kit doch noch von ihm gelesen. Im Brief von Dianas Großmutter. Das kam ihm verdächtig vor. Dessen Mutter Jennie war immerhin die erste Amerikanerin, die in ein britisches Adelshaus eingeheiratet und damit eine Trendwelle losgetreten hatte. War es möglich, dass der mit allen Wassern gewaschene Kriegsminister des British Empire um die wahre Identität der Jackie Dupont wusste? Kit sah den Mann nur selten, obwohl er natürlich, wie konnte es anders sein, entfernt mit ihm verwandt war. »Woher kennst du Winston überhaupt?«
»Über meinen Onkel Daniel«, antwortete sie.
Jackies Onkel Daniel, wusste Kit, leitete die Detektei Dupont & Dupont. Einer dieser Typen, die überall einen Fuß in der Tür hatten. Während des Krieges war er wohl maßgeblich in die Arbeit der Geheimdienste verwickelt. In den letzten Monaten hatte Kit sich immer wieder gefragt, inwiefern Daniel Dupont davon profitierte, die verschollene Diana Gould für seine Nichte auszugeben. Bezahlte sie ihn dafür? Oder erpresste sie ihn etwa? Als jemand, der selbst schon von Jackie Dupont erpresst worden war, hielt Kit die zweite Option für wahrscheinlicher. Und natürlich bestand immer noch die Möglichkeit, dass Jackie tatsächlich Daniels Nichte war und Kit ganz einfach den Verstand verloren hatte.
»Köstlich, diese Ochsenschwanzsuppe«, freute sich Jackie derweil. »Mein Kompliment an deinen Koch.«
Kit verstand. Sie wollte keine Details preisgeben. »Churchill hat dich also gebeten, so schnell wie möglich nach London zu kommen.«
»Ja, aber es ist...
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