Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
»Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen.«
Lucius Annaeus Seneca
Stellen Sie sich vor, Sie sind tot. Nein, einmal ganz im Ernst. Das war es nun. Augen zu, der Vorhang ist gefallen. Das war es. Ende, Schluss aus, Micki Maus. Vielleicht war es ein Autounfall, vielleicht das Alter, der Krebs oder das Saufen, Rauchen, der Zucker oder irgendeine andere Krankheit. Was nun passieren wird, weiß keiner. Ihr Leben ist vorbei - so viel ist gewiss.
Jetzt stellen Sie sich bitte vor, dass es Ihnen vergönnt ist, aus einer Art Vogelperspektive Ihrer Beerdigung beizuwohnen. Dies sollen die letzten paar Minuten sein, in denen Sie ungesehen das Leben von außen betrachten dürfen. Zu Ihrer Beerdigung sind ein paar Gäste gekommen, einige trauern, einige sitzen aus Respekt vor den Angehörigen in einer der letzten Reihen. Ihre Köpfe sind gesenkt. Einige sind für das darauffolgende Essen, für Kaffee und Kuchen vorbeigekommen. Ein paar von ihnen tuscheln miteinander. Eine Person lächelt süffisant. Ihre Erben sind auch da. Ein paar von ihnen weinen, einige warten auf ein baldiges Ende der Zeremonie. Alles in allem ist Ihre Beerdigung mit abschließender Fressorgie der Anwesenden nach zwei Stunden vorbei. Wohin die Gäste der Trauerfeier nach der Verabschiedung fahren, können Sie nicht mehr sehen. Alles, was Sie noch hören können, ist, dass jemand flüstert: »Am Ende hat das Geld ihm auch nichts mehr gebracht.« An dieser Stelle vernehmen Sie eine vertraute Stimme. Es ist nicht Gott, Allah oder Zeus, der dort ruft, sondern Ihre eigene Stimme. »Hat es sich gelohnt? Hat es sich gelohnt, so viele Überstunden zu machen, so viel Stress zu haben, die langen Geschäftsreisen, die stundenlangen Meetings und das Streben nach besseren Autos, teureren Uhren, größeren Häusern, ansehnlicher Kleidung und komfortablerer Möblierung? Hat sich all das gelohnt, um den Erwartungen Dritter zu entsprechen, dem Ziel eines vermeintlichen sozialen Status hinterherzujagen?« Die Stimme wiederholt sich leiser werdend: »Hat es sich gelohnt?«
Der ultimative Motivator ist weder Geld, Ruhm oder Status. Der größte Motivator im Leben ist der Tod. Er gehört zu den wenigen wirklichen Konstanten Der größte Motivator im Leben ist der Tod.im Leben, denn da, wo Leben ist, existiert auch der Tod. Wir sind dazu verdammt, eines Tages alles loszulassen und so dieses Leben zu verlassen, wie wir es begonnen haben. Ob Sie das Thema Tod ausblenden, vermeiden oder sich damit intensiv beschäftigen, ist für den Tod selbst irrelevant. Er wird Sie eines Tages treffen. Er wird mich treffen. Er wird Ihre Familie treffen. Er wird Ihre Liebsten und auch Ihre Kinder treffen. Alles wird eines Tages dem Tod gehören. Machen Sie sich bewusst, dass alles, was Sie in diesem Moment sehen, in 500 Jahren nicht mehr existieren wird. Die Computer werden verschrottet worden sein. Die Häuser werden zerfallen, die Bäume gefällt, die Straßen aufgebrochen, die Gärten vernichtet, die Autos vergangen und alle Menschen, die sie kannten, verstorben sein. Nichts von Ihnen wird die Zeit überdauern. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird selbst dieses Werk vergangen sein und an die Nachwelt nicht überliefert werden. Nur wenige Namen werden aufgrund von Erfindungen, Unternehmergeist, Reden oder Gedanken überliefert werden. Die meisten von uns werden in Vergessenheit geraten, und alles, was wir jemals taten oder sagten, wird vergangen und nichtig sein. Machen Sie sich eines bewusst: Im Grunde genommen sind Sie bereits teilweise tot. Alles, was Sie einst waren, ist vergangen und gehört dem Tod. Der Mensch, der Sie gestern waren, ist bereits verstorben. Er wird niemals wiederkehren. Alles, was Ihnen bleibt, ist das Heute. Eine der großen Lügen der Menschheit ist es zu glauben, dass der Tod noch kommt. In Wirklichkeit gehört jeder vergangene Tag dem Tod. Nichts kommt zurück. Er behält alles für sich. Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass es ein Leben vor dem Tod gibt. Somit birgt jeder neue Tag die Chance auf einen Neubeginn. Seneca schrieb dazu an seinen Freund Lucilius: »Das eben ist die große Selbsttäuschung, der wir uns hingeben, dass wir den Tod in die Zukunft verlegen: Zum großen Teil liegt er schon hinter uns, alles vergangene Leben liegt im Banne des Todes.«
Erinnern Sie sich daran, dass Ihr Leben eines Tages enden wird. Es spielt kaum eine Rolle, ob Sie mit einem großen, kleinen oder gigantischen Vermögen die Welt verlassen werden. Das Vermögen, gleich welcher Form, bleibt zurück. Es spielt absolut keine Rolle, ob Sie Überstunden geleistet haben, besonders Wer die Unausweichlichkeit des Todes anerkennt, kann wahrhaftig beginnen zu leben.lange in belanglosen Meetings saßen oder irrelevante Diskussionen über noch unwichtigere Dinge geführt haben. Am Ende wird der Tod alles auslöschen. Unabhängig davon, für wie wichtig Sie sich erachten, wie groß und bedeutend Ihre Person, Ihr Status oder Ihre Errungenschaften auch sein mögen - am Ende wird all das vergehen und Ihr Name wird in Vergessenheit geraten. Selbst wenn Ihr Name die Zeit überdauert, so werden Sie selbst nichts davon haben. All Ihr Besitz, all Ihre Zertifikate, Abschlüsse, Häuser, Boote, Flugzeuge, Gärten, philanthropischen Bemühungen, geschriebenen Bücher, verdienten Euros, Dollar und Yen - alles wird vergehen, und es gibt absolut gar nichts, das Sie tun können, um das zu verhindern. Wenn Sie dies wirklich und wahrhaftig verinnerlicht haben, werden Sie Ihre Lebenszeit mit anderen Augen sehen. Wer die Unausweichlichkeit des Todes anerkennt, kann wahrhaftig beginnen zu leben.
Viel wichtiger noch als diese Erkenntnis ist allerdings die Akzeptanz dieses Umstandes. Fürchten Sie sich nicht vor dem Tod. Akzeptieren Sie ihn. Viel mehr können Sie sowieso nicht tun, denn wie Seneca schrieb: »Nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung von ihm.«
Das Schlimmste am Tod ist, dass es mehrere Tode gibt, die wir sterben können. Man denke nur an all die Menschen, die tagtäglich durch die Flure der Unternehmen schlafwandeln, deren Seelen längst tot sind, deren Körper aber weiter vegetieren und es schaffen, noch 30 Jahre zu arbeiten. Dann folgen einige Jahre der Ruhe, der Rente und des Wartens auf den letzten Tod. Man sieht diesen Menschen an, dass sie schon tot sind. In ihren Augen sieht man das Licht, aber niemand ist mehr da. Seneca schrieb: »Es gibt mehr als einen Tod, der letzte führet zum Orkus.« Auch die Stoiker erkannten bereits, dass die Menschen dazu neigten, den Tod zu leugnen und ihre Tage so zu verbringen, als seien sie unendlich und das Ende ihrer Zeit käme nie. Hat sich das in den letzten Jahrhunderten geändert? Wohl kaum.
Laut dem Gallup State of the Global Workplace Report von 2023 fühlen sich nur 23 Prozent aller Mitarbeiter mit ihrer Arbeit verbunden und sind engagiert dabei. Der Rest ist physisch anwesend und erledigt das Nötigste.1 Die Maxime »Nur noch 14 Jahre bis zur Rente« scheint für sie ein Ausweg aus der Sinn- und Bedeutungslosigkeit des Lebens zu sein. Die Zahl der noch zu arbeitenden Jahre bis zur Rente wird so für viele zu einem Hoffnungsschimmer, an den sich eine große Zahl von Menschen klammert.
Laut dem Global Human Capital Trend Report 2023 der Unternehmensberatung Deloitte fühlen sich 59 Prozent der befragten Berufstätigen ausgebrannt und überlastet.2 Viele gaben an, nicht aktiv an ihren Aufgaben arbeiten zu können. Einer der Hauptgründe dafür sei die Überlastung durch die Moderne. Hinzu kommt eine Statistik des Journal of Occupational Health Psychology aus dem Jahr 2018, die zeigt, dass Arbeitnehmer, die ihr Smartphone exzessiv nutzen, häufiger über Burn-out-Symptome berichten. Die ständige Erreichbarkeit beeinträchtigt ihre Fähigkeit, zu entspannen und abzuschalten.3
Die moderne digitale Welt hat also auf der einen Seite Fortschritt und neue Technologien gebracht, auf der anderen Seite aber auch die Belastung für den Menschen erhöht. Es ist nicht verwunderlich, dass der Mensch bei dieser Dauerbelastung auch während der Arbeitszeit nur allzu gerne abschaltet, auch um Energie zu sparen. Die American Psychological Association (APA) hat in ihrem Artikel »Stress in America: Coping with Change« eine mögliche Lösung für diese Herausforderung veröffentlicht. Sie empfiehlt Stressbewältigung und Achtsamkeitsübungen angesichts der wachsenden Herausforderungen der Menschen. Ob jedoch Achtsamkeitsübungen und Yoga allein ausreichen, ist fraglich.
In gewisser Weise sterben viele von uns, bevor sie der Tod ereilt. Das mag zum einen an der Angst vorm Tod oder einer falschen Vorstellung von ihm Wenn wir nicht wirklich leben, als was bezeichnen wir dann die Zeit vor dem Tod?liegen, zum anderen an der Gewohnheit, die Zeit nicht als das höchste Gut zu betrachten. So kommt es, dass wir so leben, als würden wir nie sterben oder als sei der Tod ein Ereignis, das weit in der Zukunft liegt. Seneca schrieb dazu: »Dummköpfe, die ihr seid, Überflüssigem nachzujagen, am Leben vorbeizugehen, während ihr die Mittel zum Leben aufzutreiben sucht.« Seneca würde wohl die meisten Menschen der heutigen Zeit als Dummköpfe bezeichnen. Ja, womöglich würden auch wir unsere Mitmenschen voreilig als Dummköpfe bezeichnen, die nach dem Überflüssigen jagen. Das...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.