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1 Taschengeld
Mädchen erhalten weniger Taschengeld
Die Lohnungleichheit beginnt im Kindesalter: Mädchen erhalten weniger Taschengeld als Jungen, es wird weniger regelmässig ausgezahlt und belohnt werden sie für typisch «weibliche» Tätigkeiten wie Abwaschen. Alles frühe, aber wichtige Wurzeln für die vielen Geldlücken später im Leben.
Auf den folgenden Seiten geht es um die finanzielle Benachteiligung der Mädchen. Du erfährst, warum Taschengeld wichtig ist, und lernst die besten Taschengeldstrategien.
Weniger Taschengeld, dafür Belohnung für braves Verhalten
Mädchen in der Schweiz erhalten später Taschengeld als Jungen. Die grösste Studie zum Thema1|1 zeigt, dass 43 Prozent der 5- bis 7-jährigen Buben einen Batzen bekommen, aber nur 28 Prozent der gleichaltrigen Mädchen. Und das, obwohl sich die befragten Eltern einig sind, dass ihre Kinder den richtigen Umgang mit Geld lernen müssen. Mädchen sammeln also schon früh Erfahrung, wie es ihnen auch auf dem späteren Arbeitsmarkt ergehen wird.
Das Problem dabei ist nicht, dass die Mädchen weniger Lego kaufen können, sondern dass sich die Ungleichheit beim Taschengeld auf das ganze Leben der Mädchen auswirken wird. Wer nicht schon früh lernt, mit Geld umzugehen, verhält sich später weniger selbstbewusst in Sachen Finanzen. Darum bleibt Geld für viele Frauen ein Leben lang ein Stressthema.
Egal ob in den USA, in Grossbritannien1|2, Deutschland1|3 oder in der Schweiz: Buben erhalten im Schnitt 12 bis 20 Prozent mehr Taschengeld als Mädchen. Sie werden auch für Hausarbeit öfter und grosszügiger bezahlt als Mädchen - sofern diese überhaupt dafür Geld erhalten. Ungleichheit beginnt zu Hause. Zahlreiche Umfragen1|4 zeigen, dass Eltern knauseriger sind mit Mädchen als mit Jungen. Und nicht nur erhalten Mädchen weniger Geld, sondern sie erhalten es auch aus anderen Gründen1|2: Eltern verteilen Geld oft als Belohnung für ein bestimmtes Verhalten oder für die Erfüllung von Rollen im Haushalt, die den Stereotypen im Erwachsenenalter entsprechen. Während Jungen Geld für gute akademische Leistungen oder Rasenmähen erhalten, werden Mädchen für «braves Verhalten» und Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Waschen belohnt.
Wer nicht schon früh lernt, mit Geld umzugehen, ist später weniger selbstbewusst in Sachen Finanzen.
Diese unausgewogene Art der Geldverteilung verfestigt das Denken der Kinder in Geschlechterklischees. Auch sind Jungen oft unzufriedener mit ihrem Taschengeld1|5 und fragen häufiger nach mehr Geld als Mädchen, weshalb sie wiederum höhere Beträge erhalten. Für mehrere Länder des globalen Südens wurde nachgewiesen, dass die Belastung von Mädchen durch Hausarbeit ihre spätere Teilnahme am Arbeitsmarkt negativ beeinflusst1|6.
Was bekomme ich zu Weihnachten?
. fragt vielleicht deine Tochter, Enkelin oder dein «Gottemeitli». Auf jeden Fall weniger Geld als Jungen - das wäre die ehrlichere Antwort als jene mit dem Christkind. Studien1|7 rechnen vor: Auf Jungen wartet auch mehr Geld unter dem Tannenbaum oder auf dem geburtstäglichen Gabentisch als auf Mädchen. Begründet wird dies oft damit, dass Buben sich teurere Geschenke wünschen als Mädchen. Während bei Jungen Roboter oder andere technische Geräte auf dem Wunschzettel stehen, wünschen sich Mädchen häufig kostengünstigere Dinge wie Puppen.
Die Frage hier ist: Warum wünschen sich Mädchen und Jungen diese unterschiedlichen Sachen? Bereits Werbung für die Kleinsten kreiert Klischees und vermittelt, welche Geschenke für Mädchen und welche für Jungen sind. Ganze Abteilungen in den Spielzeugläden sind in stereotypischen Farben aufgeteilt: Rosa und Blau. Eltern und Verwandte machen den Kindern zudem unbewusst «geschlechtergerechte» Geschenke, und die Kleinen werden gleichzeitig von Geburt an geprägt, sich Geschenke passend zu ihrem Geschlecht zu wünschen. Klar, manche Mädchen wünschen sich vielleicht wirklich eine neue Puppe, und daran ist auch gar nichts falsch. Viele würden sich aber bestimmt auch am teureren, komplexeren Roboter freuen, wenn man sie lassen würde. Und auf jeden Fall könnten bzw. müssten Eltern darauf achten, dass die Geschenke für ihre Söhne und Töchter ungefähr gleich teuer sind.
Tipp | Gerechte Geschenke Achte beim Einkaufen von Geschenken darauf, dass du für deine Söhne und deine Töchter gleich viel ausgibst.
Wirtschaften lernt man im Kindesalter
Die Fakten sind eindeutig: Bescheidenere Geldgeschenke und weniger Taschengeld schwächen die Mädchen von Geburt an finanziell. Weil Buben mehr Geld bekommen, haben sie von Anfang an einen grösseren Geldbetrag zur Verfügung, den sie sparen können. Dies gibt ihnen schon im Kindesalter eine grössere finanzielle Freiheit. Sie haben auch im Schnitt eine höhere Summe auf die Seite gelegt. Das verwundert nicht, da der Geldbetrag, mit dem Mädchen starten können, schlicht unter dem der Jungen liegt. Und es geht hier nicht darum, wie viel mehr Süssigkeiten oder Spielsachen ein Kind von seinem Ersparten kaufen kann, sondern um seine künftige Zahlungsfähigkeit.
Stacey hat zwei Kinder, die neunjährige Amelia und den elfjährigen Eric. Beide bekommen ihrem Alter entsprechendes Taschengeld. Stacey fällt aber auf, dass die Grosseltern die beiden Kinder unterschiedlich behandeln: Ihr Vater steckt Eric bei jedem Besuch einen Fünfliber zu, die Schwiegermutter bittet immer Amelia, beim Abwaschen zu helfen. Stacey erklärt: «Ich habe mir ein Herz gefasst und mit meinem Vater und meiner Schwiegermutter gesprochen. Nun bekommen beide Kinder den Fünfliber. Abwaschen dürfen bzw. müssen auch beide, erhalten dafür aber eine kleine Belohnung - zum Beispiel ein selbst gebackenes Guetzli.»
Wichtig ist auch, wie die Eltern den Kindern das Taschengeld aushändigen. Laut der bereits zitierten Studie aus Grossbritannien1|2 erhält ein grösserer Anteil der Jungen als der Mädchen das Taschengeld via Bankkonto ausgezahlt, und zwar 8 Prozent mehr, während 15 Prozent mehr Mädchen als Buben ihr Taschengeld in bar erhalten. Dadurch kommen Buben im Gegensatz zu Mädchen schon im frühen Alter erstmals in Berührung mit echten, alltäglichen Bankgeschäften.
Ein weiterer Unterschied: Jungen erhalten in der Regel regelmässige Taschengeldzahlungen, was ihnen hilft, Finanzmanagement praxisbezogen zu lernen. Mädchen dagegen erhalten oft erst dann Geld, wenn sie es für eine bestimmte Gelegenheit brauchen, oder die Eltern kaufen den benötigten Gegenstand für sie. Mädchen haben also gar nicht erst die Möglichkeit, selbst mit ihrem Geld zu wirtschaften, und werden finanziell entmündigt. Wer nicht schon früh lernt, mit Geld umzugehen, ist später weniger selbstbewusst mit Finanzen.
Warum ist Taschengeld überhaupt wichtig?
An der Sinnfrage kommt niemand vorbei - schon gar nicht Eltern. Erst wenn sie begreifen, wie wichtig Gelderziehung ist, setzen sie ihre Taschengeldregelung auch motiviert um. Das stärkt nicht nur die Finanzbildung des Kindes, es hilft ihm auch, selbstbestimmt zu entscheiden, zu handeln und vor allem zu planen.
Dank eigenem Geld entwickelt das Kind ein Verständnis für langfristige Ziele und Weitsicht. Das «Sackgeld» trägt aber auch generell dazu bei, ein Gefühl für Geld und Finanzen aufzubauen. Und es regt Kinder an, unternehmerisch zu denken.
Wichtig ist dabei, wie mit den Kindern und im Haushalt allgemein über Geld gesprochen wird. Je früher Kinder in wirtschaftliche Diskussionen miteinbezogen werden, desto besser ist ihr späteres Verständnis von und auch ihr Verhältnis zu Geld1|2.
Tipp | Über Geld reden Redet mit euren Kindern auch über eure Steuerrechnung, die Vor- und Nachteile von Krediten, den Stand eurer Sparziele, über die nächsten Ferien, die interessante Aktie oder mögliche Investitionen etc. Alltagsbeispiele gibt es genügend.
Vorbild in Sachen Geld
Kinder lernen durch Nachahmung. Als Mutter bist du ein Finanzvorbild für dein Kind. Du prägst sowohl bewusst als auch unbewusst seine ersten Glaubenssätze in Bezug auf Geld. Dein Kind hört, wie du über Geld sprichst, und es spürt, welche Gefühle du damit verbindest. Daher ist es wichtig, dich im Alltag über eine gewisse Zeit selbst zu beobachten. Überprüfe deine Geldgewohnheiten und achte auf Folgendes:
Zum Beispiel: «Geld ist böse» vs. «Geld gibt mir Möglichkeiten».
Zum Beispiel: «Wir haben kein Geld» vs. «Wir haben immer genug Geld». Oder: «Oh verdammt, schon wieder eine Rechnung» vs. «Ja, ich habe eine Dienstleistung in Anspruch genommen, und das zahle ich mit dieser Rechnung».
Bist du eher der...
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