Schweitzer Fachinformationen
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Detective Ramone: Bitte nennen Sie Ihren Namen fürs Protokoll.
Ginger Adler: Ginger Holly Adler.
Detective Ramone: Was ist der Grund für Ihre Reise ins Serenity Spa & Resort?
Ginger Adler: Wir sind Gäste auf der Hochzeit einer College-Freundin. Ich dachte, das wäre klar. Sind Sie nicht ein Detective? Ich meine, man sieht doch überall, dass eine Feier vorbereitet wird. Haben Sie die große Tafel vor dem Gebäude gesehen?
Detective Ramone: Nein, das habe ich nicht.
Ginger Adler: Darauf stehen die Aktivitäten für eine ganze Woche. Zu meiner Zeit hat eine Hochzeit einen Tag gedauert. Und was das heutzutage alles kostet! Vor dem Resort ist ein Blumenarrangement aufgebaut, so groß wie der Taj Mahal, mit den Initialen des Brautpaars in einem Herzen. In einem Begrüßungskorb in unserem Zimmer lag sogar eine Flasche Wein, ein richtig teurer. Eine Abfüllung speziell für das Brautpaar. Finden Sie nicht auch, das ist ein bisschen viel?
Detective Ramone: Lassen Sie mich bitte die Fragen stellen. Mrs. Adler, wann sind Sie im Resort angekommen?
Ginger Adler: Wir sollten am 16. August um drei Uhr nachmittags ankommen, waren aber erst um acht Uhr abends da.
Detective Ramone: Acht Uhr abends am 16. August? Was war der Grund für die Verspätung?
Ginger Adler: Ein verpasster Flug. Ich hätte meinen Mann deswegen fast umgebracht.
Detective Ramone: Ich vermute, Sie konnten einen anderen Flug nehmen.
Ginger Adler: Ja, zum Glück. Mein Mann lebt also noch.
Detective Ramone: Mrs. Adler, Ihnen ist vermutlich klar, warum ich Sie hierhergebeten habe.
Ginger Adler: Natürlich. Kommen wir zur Sache und sparen Zeit. Ich bin verantwortlich für den Tod eines Mannes am heutigen Abend. Wollten Sie das hören?
»Elsie, hol deine Schuhe!« Ginger fuhr sich mit der Hand durch ihr rotblondes Haar, das von etwas Grau durchzogen war. (Sie hatte sich vor der Hochzeit eigentlich noch Strähnchen färben lassen wollen, doch jetzt war keine Zeit mehr.) »Poppy, hast du deinen Badeanzug eingepackt? Nimm zwei mit, Schatz. Tom. Tom! Leg deinen Dinosaurier weg und geh aufs Töpfchen. Wir haben einen langen Flug vor uns, und wir halten auf der Fahrt zum Flughafen nicht mehr an.«
»Mom«, stöhnte er. »Ich bin sieben. Ich gehe normal aufs Klo.«
»Töpfchen, Töpfchen«, sang Poppy mit ihrer hohen dünnen Stimme. »Tom muss aufs Töpfchen.«
»Halt die Klappe«, sagte Tom. »Muss ich gar nicht.«
»Mommy!« Poppys liebliche Stimme wurde zu einem wütenden Kreischen. »Tom hat was Gemeines zu mir gesagt.«
»Ruhe, Kinder«, grollte Ginger. »Wer in zehn Minuten nicht im Auto ist, bleibt allein zu Hause. Los jetzt.«
Gingers Kinder murrten und stöhnten im Einklang. Sie schienen nur dann einen Waffenstillstand zu schließen und an einem Strang zu ziehen, wenn sie sich gegen ihre Mutter verschwören konnten. Alle drei Kinder waren sich offenbar einig, wie unglaublich schrecklich es war, dass sie in den letzten sechs Monaten Doppelschichten in dem Hotel gearbeitet hatte, in dem sie als Rezeptionistin angestellt war, damit sie sich die Reise leisten konnten. Sonst hätten die Adlers nicht die unmenschliche Geldsumme aufbringen können, die nötig war, um mit einer fünfköpfigen Familie quer durchs Land zu reisen.
Für wen hielt sich Whitney DeBleu überhaupt? Es war doch lächerlich, dass sie unbedingt in einem exklusiven Resort an der kalifornischen Küste heiraten musste. Und noch lächerlicher, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten sich über eine ganze Woche hinziehen sollten! Was war verkehrt an den netten, herzerwärmenden Hochzeiten im Mittleren Westen, wo man in einer Scheune bei Hausmannskost und ausgelassenem Tanz feierte? Für Ginger und Frank hatte das gereicht. Sechzehn Jahre später waren sie immer noch verheiratet und hatten drei hinreißende (wenn auch nicht besonders kooperative) Kinder.
Tatsächlich hätte Ginger lieber gar keine Einladung zu Whitneys Hochzeit bekommen. Sie und Frank konnten sich die Reise wirklich nicht leisten, doch die Hochzeit war ein einmaliges Ereignis, und auf dem College waren Ginger und Whitney richtig gut befreundet gewesen. Ihre beste Freundin war natürlich Emily gewesen, doch das war auseinandergegangen, nachdem sich Emily in ein absolutes Miststück verwandelt hatte.
»Wenn ich deinen Hintern nicht in zwei Sekunden auf der Toilette sehe, Tom, setze ich dich selbst drauf!«, rief Ginger. »Frank, wo bist du? Kannst du Poppys zweiten Schuh finden? Den pinken. Sie braucht sie für die Zeremonie. Elsie, du hast eine ganze Bibliothek in diesen Rucksack gepackt. Brauchst du vierundneunzig Bücher für eine einzige Woche? Und sie sind alle so zerfleddert. Kannst du dir nicht einmal ein neueres Buch aussuchen, um es am Pool zu lesen, damit uns die Leute für eine normale Familie halten?«
Ginger hob leicht ein angeschlagenes, eselsohriges, etwas fleckiges Taschenbuch hoch, das ihre Tochter wahrscheinlich aus dem öffentlichen Bücherschrank ihrer Nachbarn hatte. Elsie las nach dem Zufallsprinzip und griff lieber zu einem unbekannten, seltsamen Buch, das irgendwer aussortiert hatte, als selbst eins zu kaufen. Das tat Gingers Geldbeutel zwar gut, passte aber nicht zum Bild einer ordentlichen kleinen Familie, die in einem Luxusresort Urlaub machte.
Elsie war fast sechzehn und mehr oder weniger unerträglich. Wenn man mit ihr stritt, wurde es nur noch schlimmer. Sie schimpfte mit Vorliebe über widerwärtige Technologie, brachte keine vollständigen Sätze mehr heraus und war fürchterlich launisch, was die ganze Familie belastete. Selbst die Aussicht auf einen Urlaub in Kalifornien hatte ihr kaum ein Lächeln entlocken können.
»Frank!« Ginger sah auf die vier großen Koffer vor sich, die drei halb geschlossenen Reisetaschen sowie Poppys kleinen Rucksack - und einen ganzen Zoo aus Stofftieren. »Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen!«
»Tut mir leid, Schatz, ich habe dich nicht gehört.« Frank Adler eilte mit einem albernen Grinsen durch die Tür ihres Vororthauses mit drei Schlafzimmern, das ein bisschen klein für fünf Personen war. »Ich habe die Tomaten gegossen.«
»Du hast .« Fassungslos öffnete Ginger den Mund. »Du hast die Tomaten gegossen?«
»Ja, nun, eine Hitzewelle ist angekündigt, und Leslie kann sich erst Mittwoch um die Pflanzen kümmern. Ich will nicht, dass die Babys sterben. Eine ordentliche Dusche wird sie für ein paar Tage am Leben erhalten.« Frank fuhr sich mit der Hand durch das sowieso schon zerzauste Haar. »Hey, ich habe ja total meinen Zitronenbaum im Blumentopf vergessen. Und das Hochbeet. Schatz, ich bin gleich wieder da .«
»Nein, das wirst du nicht.« Ginger hörte, wie aufgebracht sie klang. »Frank, was ist mit deinen echten Kindern? Tomaten sind keine Lebewesen.«
»Na ja, eigentlich .«
»Vergiss die verdammten Tomaten«, sagte sie, als ihr Handy zu klingeln begann. »Da muss ich rangehen. Kannst du bitte helfen, die Kinder für die Reise fertig zu machen, die du unternehmen wolltest?«
Ginger versteifte vor Widerwillen die Schultern, als sie den Klang ihrer eigenen wütenden Stimme hörte. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Ginger war lustig und geduldig und überschwänglich. Sie nörgelte nicht, und vor allem liebte sie Frank. Sie liebte seine albernen Hobbys und dummen Projekte. Seine Begeisterung für das Leben war einer der Gründe gewesen, warum sie sich damals Hals über Kopf in ihn verliebt hatte.
Doch dann war das echte Leben dazwischengekommen, die Kinder, das Geld, Versicherungen und verlorene rosafarbene Schuhe. Und irgendwo in dem Chaos aus Vorort und Nebenjobs und monotonem Alltag war das mit der Liebe manchmal wirklich schwer.
»Tut mir leid«, murmelte Frank. »Ich . Äh, was sollte ich gleich noch mal machen?«
»Vergiss es«, sagte sie und zog ihr Handy aus dem Haufen von Dingen, die sie auf dem Arm trug. »Gieß deinen Garten. Sei in zehn Minuten im Auto, ich kümmere mich um die Kinder und das Haus und die Koffer und die Snacks und die Reiseunterlagen und das Geld.«
»Wirklich?« Franks Gesicht erstrahlte in kindlicher Freude. »Du bist großartig, Schatz. Kinder, hört auf eure Mutter! Wir fahren in den Urlaub!«
»Hallo?«, meldete sich Ginger. Sie hatte kaum einen Blick auf die Nummer des Anrufers geworfen, sondern sich gleich das Handy zwischen Ohr und Schulter geschoben, während sie mit den Socken und den Koffern und einem von Elsies Büchern jonglierte, das auf den Boden gefallen war und jetzt jämmerlich und leblos dalag. »Tut mir leid, ich kann Sie nicht hören. Wer spricht bitte?«
»Ich bin's, Whitney«, ertönte eine wohlklingende, gepflegte Stimme. »Ist alles in Ordnung? Du klingst, als wärst du in einem Kriegsgebiet, Süße.«
»Nun, so ist das nun mal bei den Adlers«, antwortete Ginger. »Wie läuft es mit der Hochzeit? Gibt es ein Problem? Ich schwöre dir, Whitney, wenn Arthur kalte Füße bekommt, werde ich ihm seine gefrorenen Zehen in den .«
»Nein, nein, nichts dergleichen«, unterbrach Whitney sie rasch. »Arthur ist großartig. Ich bin nur kurz weggefahren, um mir die Nägel machen zu lassen, und dachte, ich rufe dich mal an, solange ich ein bisschen Zeit für mich habe. Von jetzt bis zur Hochzeit bin ich jede Sekunde ausgebucht.«
Natürlich ist Arthur...
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