Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Für viele Menschen ist die Börse ein Buch mit tausend Siegeln. Zu oft hört man Geschichten, wie manch einer Haus und Hof durch den Handel verloren hat. Die Gesellschaft betrachtet das Spekulieren an der Börse als Glücksspiel und vergleicht Trader und Spekulanten mit Zockern. Sie werden schnell dahinterkommen, dass langfristiger Erfolg an der Börse keineswegs etwas mit Glücksspiel zu tun hat, sondern harte Arbeit an der eigenen Person ist und eine Menge Fachwissen erfordert. An sich zu arbeiten, um stetig besser zu werden, ist Ihre Aufgabe. Sie mit dem richtigen Wissen zu versorgen, wird meine sein. Von Kapitel zu Kapitel werden Ihnen alle wichtigen Aspekte des Börsenhandels beigebracht. Ob Sie Börsenneuling sind oder bereits Erfahrung gesammelt haben, die folgenden Kapitel werden Sie weiterbringen.
Der Name »Börse« stammt von der Handelsfamilie »Van der Burse« (in einigen Quellen auch: »Van der Beurse«) aus Brügge, die drei Geldbeutel in ihrem Wappen führte. Im Haus der Familie Van der Burse trafen sich regelmäßig Kaufleute, um Geschäfte untereinander abzuschließen. Aufgrund dieses Familiennamens einigte man sich darauf, »borse«, den niederländischen Begriff für »Haus«, auszuweiten auf Zusammentreffen für geschäftliche Themen und Handlungen. Seit dem 16. Jahrhundert versteht man »Börse« als einen Treffpunkt, an dem verschiedene Parteien aufeinandertreffen, um Waren miteinander zu handeln.
Im Prinzip hat sich die Aufgabe einer Börse seither nicht geändert. Sie ist eine Institution, die Käufer und Verkäufer zusammenbringt und als Vermittler zwischen den beiden Parteien fungiert. Im Alltag betreten Sie oft eine sogenannte »Börse«, vermutlich ohne dies bewusst wahrzunehmen. Angenommen, Sie gehen am Wochenende auf einen Marktplatz, um frische Lebensmittel einzukaufen. Der Marktplatz ist in diesem Fall die Börse, die den Käufer (Sie) mit den Verkäufern der Lebensmittel zusammenbringt. Der Betreiber des Platzes, der den Handel zwischen Ihnen und dem Lebensmittelanbieter ermöglicht, erhält dafür eine Vermittlungsgebühr in Form von Standgebühren. Dies ist natürlich nur eine vereinfachte Darstellung, denn beim Handel an einer Wertpapierbörse können Sie nicht einfach einen Marktplatz betreten und direkt kaufen und verkaufen. Es benötigt ein Finanzinstitut, das Ihren Kauf- oder Verkaufsauftrag an die Börse weiterleitet - sozusagen einen zusätzlichen Vermittler, genannt Broker. Das ist ein reguliertes Finanzinstitut, das Ihnen den Handel mit Wertpapieren ermöglicht. Der Broker übernimmt zusätzlich die Kontoführung und kann unter bestimmen Umständen als Ihr Handelspartner agieren. Das und weitere wichtige Themen werden im Kapitel 2.2 »Den passenden Broker finden« ausführlich erklärt.
Zunächst geht es um das Ordering, also darum, wie Sie Aufträge zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren tätigen können. Vielleicht haben Sie schon einmal über einen Broker oder eine Bank einen Auftrag zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers aufgegeben. Selbst wenn es sich dabei um ein Musterdepot handelte, wird Ihnen aufgefallen sein, dass Sie bei der Orderaufgabe zwischen verschiedenen Optionen wählen konnten. Welche Optionen dies sind und worauf Sie beim Ordering achten müssen, werde ich Ihnen im Folgenden erklären.
Damit Sie ein umfangreiches Verständnis über die verschiedenen Orderarten bekommen können, benötigen Sie einige Grundlagen. Es empfiehlt sich, während der Lektüre dieses Kapitels ein Demo-Konto oder ein Musterdepot offen zu haben, um die vorgestellten Themen optimal nachvollziehen zu können.
Zunächst geht es um die Begriffe »Bid« und »Ask«, also »Geld« und »Brief«. Wenn Sie ein Finanzinstrument kaufen möchten, bspw. eine Aktie, sehen Sie immer zwei unterschiedliche Preise. Hierbei handelt es sich um den Geld- und Brief-Kurs bzw. mit dem englischen Begriffspaar ausgedrückt um den Bid- und Ask-Kurs. Der aktuelle Brief/Ask-Kurs ist der Preis, den Sie als Market-Käufer bezahlen müssen. Der Geld/Bid-Kurs ist der Preis, den Sie als Market-Verkäufer erhalten. Sie zahlen beim Kauf eines Wertpapiers immer den teureren Preis und erhalten beim Verkauf eines Wertpapiers immer den günstigeren Preis. Die Differenz zwischen diesen Preisen nennt man Spread. Sie werden feststellen, dass der Spread nicht immer konstant ist, sondern je nach Handelszeit, Marktphase und Produkt variiert. Betrachten Sie nun folgende Abbildung, um den Spread besser zu verstehen.
Abbildung 1.1: Geld- und Brief-Kurs anhand eines Finanzprodukts (Grafik von www.xmarkets.db.com)
Sie sehen anhand der Abbildung 1.1 den Geld/Bid- und den Brief/Ask-Kurs eines Finanzinstruments. Die Differenz der beiden Kurse, also der sogenannte Spread, beträgt hier exakt 0,01 Euro. Die erste Orderart, die ich Ihnen näherbringen möchte, ist die Market-Order. Angenommen, Sie möchten das Finanzinstrument in diesem Moment kaufen, egal zu welchem Preis, dann tun Sie dies über eine Buy-Market-Order. Sie akzeptieren damit den aktuellen Marktpreis und wären auch bereit, zu einem höheren Preis zu kaufen, sofern nicht genug Einheiten des Finanzinstruments auf dem aktuellen Brief-Kurs im Angebot stehen würden. Die Bezeichnung Buy-Market (auch »billigst« oder »bestens« genannt) bedeutet demnach, Sie wollen den aktuellen Brief/Ask-Kurs zu jedem Preis kaufen. In diesem Fall bedeutet das, Sie kaufen zu einem Preis von 23,060 Euro. Angenommen, der Preis würde sich zunächst nicht bewegen, dann wäre Ihre Position mit exakt dem Spread im Buchverlust. Somit muss der Markt mindestens die Distanz des Spreads in Ihre gewünschte Richtung laufen, damit Sie ohne Verlust die Position glattstellen können.
Der Vorteil einer Market-Order ist, dass Sie in jedem Fall im Markt sind, sofern dieser geöffnet hat. Allerdings kann es aufgrund schneller Marktbewegungen oder eines geringen Angebots vorkommen, dass Sie zu einem schlechteren Preis kaufen als gedacht. Wenn Sie zu einem von Ihnen definierten Preis in einen Wert einsteigen möchten, müssen Sie eine andere Orderart verwenden: die Limit-Order. Zur Vereinfachung wieder ein Schaubild, dieses Mal anhand einer Aktie:
Abbildung 1.2: Darstellung der Buy-Limit-Order anhand der Allianz-Aktie im Tageschart © ProRealTime.com
In Abbildung 1.2 sehen Sie die Funktion einer Buy-Limit-Order. Die Aktie notiert aktuell bei 218,70 Euro und Ihre Order liegt bei 214 Euro. Sobald die Aktie fällt und den Kurs von 214 Euro berührt, wird Ihre Order ausgeführt. Mit »Preis« ist in diesem Beispiel der Geld/Bid-Kurs gemeint. Berührt dieser Ihre Buy-Limit-Order, wird sie ausgeführt. Sie können durch die Funktion der Limit-Order nie einen schlechteren Preis bekommen als den, den Sie bei der Orderaufgabe wählen. Limit bedeutet, die Order wird zum eingegebenen Preis ausgeführt oder besser. Ein besserer Kurs, in diesem Fall jeder Preis unter 214 Euro, kann beispielsweise durch eine Kurslücke über Nacht entstehen (Gap) oder durch positive Slippage.
»Positive Slippage« bedeutet, dass die Order zu einem für den Händler besseren Preis ausgeführt wird, als er zuvor bei der Orderaufgabe eingegeben hat. Dies geschieht, wenn der Preis der Limit-Order nicht gehandelt wird, sondern der Markt die Order »überrennt«. Die Order wird dann zum nächstgehandelten Preis ausgeführt und der Marktteilnehmer ist aus seiner Sicht gesehen »günstiger« eingestiegen. Anders als bei einer Market-Order können Sie hier unter gewissen Umständen auch keine Ausführung bekommen. Manchmal erreicht der Kurs Ihre Buy-Limit-Order, diese wird aber dennoch nicht ausgeführt. Dieses Phänomen ist kein Betrug seitens des Brokers, sondern liegt an der Funktionsweise der Börse.
Die Ausführung von Orders an der Börse funktioniert nach dem Prinzip: »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.« Bei der Aufgabe einer Limit-Order wird diese direkt vom Broker an die Börse weitergeleitet. An der Börse wird die Limit-Order in eine Art Warteschlange gestellt und erst dann ausgeführt, wenn alle anderen Limit-Orders ausgeführt sind, die zeitlich vorher platziert wurden. So kann es vorkommen, dass der Preis Ihrer Limit-Order gehandelt wird, die Limit-Orders anderer Marktteilnehmer jedoch zuerst ausgeführt werden und der Markt wieder von diesem Preis »wegläuft«. In Kapitel 4.3 zeige ich Ihnen diese Funktionsweise anhand eines Orderbuchs. Sie werden erkennen, an welcher Stelle der »Warteschlange« Ihre Order steht, also wie viele Limit-Orders vor Ihnen ausgeführt werden müssen, damit Sie im Markt sind.
Market- und Limit-Orders werden beide direkt an die Börse weitergeleitet. Es gibt im Handel lediglich diese beiden Arten, an der Börse zu handeln. Mit der Zeit wurden jedoch bestimmte Orderzusätze entwickelt, die es dem Trader ermöglichen, den Hauptorderarten Befehle beizufügen. Einer der am häufigsten verwendeten und hilfreichsten Orderzusätze ist die Stop-Order. Im Folgenden werde ich Ihnen erklären, wozu diese Orderart dient und wie ich sie im Handel nutze.
Abbildung 1.3: Darstellung einer Buy-Stop-Order anhand der Allianz-Aktie im Tageschart © ProRealTime.com
Bei Aufgabe der Buy-Stop-Order sind Sie bereit, das Finanzinstrument zu einem höheren Preis zu kaufen, als es momentan notiert. Viele Marktteilnehmer sehen das Überschreiten markanter Preislevels als Kaufsignal, was folglich die Wahrscheinlichkeit von steigenden Kursen erhöht. Aus diesem Grund ist es manchmal sinnvoll, zu einem teureren Preis in einen Wert einzusteigen. Anders als bei der Limit-Order wird eine Buy-Stop-Order nach einer Preisberührung in jedem Fall ausgelöst, da sie in diesem...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.