Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Manifest 9
1 Kapitel: IST-Situation 13
1.1 Wissen: Macht oder Ohnmacht? 13
1.2 Vertrau keinem, glaube an die Wissenschaft 16
1.3 Gefühle - die vermeintliche Schwachstelle 21
1.4 Selbstsicherheit ist tot, Kontrolle ist besser 24
1.5 Lösung her, aber sofort! Oder: Warum Geduld eine verlernte Tugend ist 28
1.6 Die »Was-bringt-mir-das? «-Mentalität 32
1.7 Profitmaximierung war gestern 35
1.8 Menschen brauchen Menschen 39
2 Kapitel: Bedürfnisse 45
2.1 Was ich brauche, bestimme ich! 45
2.2 Was brauchen wir wirklich? 49
2.3 Begeisterung statt Zufriedenheit 54
2.4 Gib, dann wird dir gegeben 58
2.5 Was es mit »Happy wife, happy life« auf sich hat 61
2.6 Bedürfnisse wahrnehmen und weiterdenken 64
3 Kapitel: Kooperation 71
3.1 Gemeinsame Einigung statt einsamer Kompromiss 71
3.2 Misstrauen - Unsicherheit - Zweifel ... und NICHT daran verzweifeln 76
3.3 Intuition statt Ehrgeiz 81
3.4 Ergebnisse einer perfekten Verhandlung 86
3.5 Verantwortung: Die Idee von einer heilen Welt und das Gegenteil von »Moralapostel« 89
4 Kapitel: Emotion 95
4.1 Der Träger jeder Information 95
4.2 Der Treiber jeder Handlung 98
4.3 Das Sehnen nach Erfüllung und Glück 102
4.4 Sog statt Druck erzeugen 107
5 Kapitel: Motivation 111
5.1 Hallo, wie geht's? 111
5.2 Ursprung und Ende 116
5.3 Aufräumen statt Probleme lösen (Verschwendung vermeiden) 120
5.4 Probleme maximieren 125
5.5 Mach es trotzdem! Das tun, was man nicht möchte 128
5.6 Der Vorteil der Lerche: Was hat die Morgenstund' im Mund? 131
5.7 Der tägliche Kick: Wie eine Droge, nur schöner 135
6 Kapitel: Wissen 141
6.1 Irrglauben und Täuschungen 141
6.2 Was macht den Experten zum Experten? 145
6.3 Das »richtige« Wissen: Manipulation PUR 149
6.4 Kontrollwahn, Sicherheit und falsche Gewissheiten 155
6.5 Zeit für eine Ent-täuschung! 159
7 Kapitel: Denken 165
7.1 Denken löst keine Probleme 165
7.2 Verrückt ist meist die Lösung 168
7.3 Kopf aus, Ärmel rauf: Erfolg kommt nicht vom Stillhalten 172
7.4 Vertrauen: Der K(ritische)-Punkt 175
7.5 Mind - Set - Sieg! 180
8 Kapitel: Führung 185
8.1 Selbstführung 185
8.2 Statt Autorität und Kontrolle: Authentizität und Autonomie 190
8.3 Der Traum des Managers: Das perfekte Team 195
8.4 Appelle an (junge) Führungskräfte 199
8.4.1 Appell Nr 1: Mach andere erfolgreich, dann bist du erfolgreich! 200
8.4.2 Appell Nr 2: Der Mensch ist im Mittelpunkt, nicht Mittel zum Zweck! 201
8.4.3 Appell Nr 3: Folge deinem Spaß! 202
Schlusswort 205
Der Autor 209
Literaturverzeichnis 211
»Ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich brauche. Ich weiß ja nicht einmal, was ich will.«
Dieses Einleitungs-Statement beschreibt recht gut, in was für einem Dilemma viele von uns stecken: Wir scheitern daran, unsere eigenen Bedürfnisse zu benennen, nehmen unsere tiefsten Wünsche nicht wahr - und können das eine vom anderen nicht unterscheiden. Was ist die Ursache dafür und wo ist der Ausweg?
In den 1980er Jahren hat der österreichische Individualpsychologe Erwin Ringel in seinem Buch Die österreichische Seele geschrieben, dass die Kinder in Österreich - und Ähnliches wird für den gesamten deutschen oder sogar europäischen Raum anzunehmen sein - zu Neurotikern erzogen werden. Er begründete das damit, dass die drei wichtigsten Erziehungsziele hierzulande Gehorsam, Höflichkeit und Sparsamkeit sind. Das Lebensglück von Kindern spielte dagegen überhaupt keine Rolle. Nach Ringel wurden Kinder in unserem Land also seit jeher beschränkt und eingeengt. Sie durften nicht eigenständig »existieren« und ihre Lebensziele verfolgen, sondern sollten vor allem denen ihrer Eltern dienen. Aus diesem unnatürlichen Muster konnten nur Persönlichkeiten gestrickt werden, die voll Unterwürfigkeit und vorauseilendem Gehorsam sind. Und die kein Gefühl für ihre eigenen Bedürfnisse haben.4
Zum Glück bin ich nicht (so) erzogen worden. Als aufbegehrendes Kind und Jugendlicher hätte ich es auch nicht zugelassen. Ich habe mich bei meinen Eltern oft dafür bedankt, dass sie mich nicht erzogen haben. Nicht, dass sie es nicht versucht hätten, aber meine Kindheit und Jugend war sehr »frei« - weniger von Reibungen, Konflikten oder Streit als von Bedingungen, um angenommen und geliebt zu werden. Vermutlich bin ich überhaupt nur deshalb mit so viel Selbstsicherheit ausgestattet, weil ich bei meinen Eltern nie das Gefühl hatte, ich müsste mich dafür verstellen und lieber so sein, wie sie mich gerne gehabt hätten. Ganz anders einige meiner Lehrer, aber dieses Beispiel hebe ich mir für später auf.
Nach der Veröffentlichung meines ersten Buches Best Seller bekam ich häufig die Rückmeldung, dass es kompletter Blödsinn sei, was ich dort über Bedürfnisse gesagt hatte. Vor allem über die von Kindern. Und wie schwierig - um nicht zu sagen unmöglich - es sei, so großzügig darauf einzugehen, wie ich es vorschlug, sobald das Kind erst älter wäre oder Geschwister dazukämen. Ich wurde nachdenklich. Ich war damals gerade Vater geworden und hatte »nur« ein kleines Baby. Vier Jahre später kann ich sagen, dass da wohl wirklich ein Denkfehler vorlag - allerdings nicht meinerseits.
Daher stehe ich noch immer zu dem, was ich damals geschrieben habe:
»Das ist auch mein oberstes Ziel: Mit meiner Tochter eine Beziehung führen und sie nicht erziehen. Bedeutet: Sie nicht dahin zu 'ziehen', wo ich sie haben möchte, sondern sie dorthin zu begleiten, wo sie sich wohlfühlt, und sie darin zu unterstützen, was sie braucht. (.) Aber wie soll Erziehung da helfen? Etwas sagen, tun oder gar androhen, damit Kinder 'brav' sind? Was heißt 'brav sein' überhaupt? Wenn das Verhalten meiner Tochter konform geht mit meinen Vorstellungen und momentanen Befindlichkeiten oder Wünschen? Wenn es das ist, dann möchte ich nicht, dass meine Tochter brav ist. Ich möchte, dass meine Tochter erfüllt und freudvoll ist, ausgelassen sein kann, etwas versteht von Energie und Motivation und von den Bedürfnissen anderer. Denn Letztere sind die natürlichen Grenzen ihres Handelns. Das alles kann nur entstehen und sie wird es nur verstehen, wenn sie sie selbst sein darf. Das heißt, wenn sie Sachen ausprobieren darf, wenn sie ihr Leben nach ihren Kriterien leben kann. Als Elternteil muss man sich jeden Tag an die eigene Nase fassen. Ich sage keinem, dass das einfach ist, aber es ist ein höchst erstrebenswertes Ziel.«5
Ich will damit veranschaulichen, warum es so niederträchtig ist, andere Menschen in eine bestimmte Richtung zu (er-)ziehen. Kinder haben alles ganz natürlich in sich angelegt, eine Fülle an einzigartigen Charakterzügen und Talenten, einen angeborenen Kooperationswillen und die Fähigkeit zur Empathie. Sie brauchen ganz sicher niemanden, der ihnen ständig sagt, dass sie (noch) nicht richtig sind, so wie sie sind. Auf diese Weise »vermurkste« Kinder haben es in späteren Jahren umso schwerer, sich von der Bürde ihrer Erziehung wieder zu befreien und zu ihren wahren Bedürfnissen zu stehen.
Was Ringel schon vor Jahrzehnten angeprangert hat, ist in meinen Augen noch immer nicht aus den Köpfen der Leute verschwunden. Ich nenne es Versklavung des Geistes und des Verhaltens. Denn auch die meisten Erwachsenen glauben noch fest daran, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse zum Wohle anderer aufgeben oder hintanstellen müssten. Sie sagen Ja, wo sie am liebsten Nein sagen würden. Sie tun gewisse Dinge nur, um akzeptiert, geliebt oder zumindest nicht kritisiert zu werden. Oder sie unterlassen bestimmte Dinge, damit andere Menschen sie mögen. Weil sie schon früh gelernt haben, dass es Anerkennung, Liebe, Glück und so weiter nicht umsonst gibt. Derart geprägte Menschen stellen den »Gruppenzwang« - ich sage bewusst nicht Allgemeinwohl, denn der Gesellschaft ergeht es damit ganz und gar nicht »wohl« - über ihre Einzelinteressen. Sie fühlen sich mehr dem System verpflichtet, dem sie angehören, als ihrem inneren Selbst. Sie verzichten freiwillig auf ein glückliches, erfolgreiches Leben, um dem elterlichen und später dem gesellschaftlichen Druck so gut wie möglich zu entgehen.
Aus dem Grund haben die Menschen vergessen oder verlernt zu spüren, was für Bedürfnisse sie haben. Oft vermischen sie auch Wünsche mit Bedürfnissen. Sie leben ihre Bedürfnisse nicht aus und behaupten: »Das Leben ist kein Wunschkonzert.« Ein Wunsch ist aber das, was wir wollen, ein Bedürfnis das, was wir brauchen. Natürlich kann man nicht immer haben, was man will, darum geht es auch gar nicht! Weil etwas zu wollen noch lange nicht bedeutet, dass es auch gut für uns ist. Ein quengelndes Kind, das nicht ins Bett will, braucht vermutlich Schlaf. Ein aufgebrachter Mensch, der vor Wut ausrasten will, braucht wahrscheinlich eine Umarmung. Jemand, der sich nach einem anstrengenden Tag vom Fernseher berieseln lassen will, braucht im Grunde Entspannung. Vorausgesetzt, er ist wirklich müde, weil er zu viel getan hat, und nicht nur zu wenig von dem, was ihn innerlich antreibt! Das heißt, der Wille ist kein wirklich gutes Indiz, oder anders gesagt: Was du für ein glückliches und erfolgreiches Leben benötigst, ist oft nicht das, was du vordergründig willst.
Wir müssen also verstehen, dass es nicht um das Wollen und Wünschen geht, sondern um das emotional ganz tiefsitzende Verlangen, das ein Bedürfnis in uns auslöst. Vom »Wunschdenken« sollten wir uns daher befreien und ein Mindset an den Tag legen, das unsere Handlungen mit unseren echten Bedürfnissen in Einklang bringt. Es geht darum, dass wir in der Lage sind zu artikulieren, was wir brauchen, und wahrzunehmen, was andere brauchen - und daraus dann eine Lösung ableiten. Das nennt man Kooperation. Diesen Punkt behandle ich in Kapitel 3. Niemand muss sich dafür verbiegen, verleugnen oder auf die Freude, Erfüllung und den Erfolg im Leben verzichten, weil das angeblich zum Vorteil von anderen wäre. Genau hier entspringt der (erzieherische) Denkfehler!
Also, was brauchst du wirklich?
Ich arbeite fast täglich mit Menschen zum Thema Bedürfnisse und nenne sie in dem Kontext lieber Motive oder Treiber. Mit Bedürfnis assoziieren die meisten gedanklich ein bedürftiges Kleinkind. Dieser gedachte Zusammenhang kommt nicht von ungefähr. Die Motiv-, Antriebs- und Wertestruktur eines Menschen wird tatsächlich schon in jungen Jahren geprägt und bleibt dann ein Leben lang ziemlich konstant, das heißt, wir können uns dauerhaft daran orientieren. Die Mehrheit der Leute, egal welchen Alters, kann mir allerdings nicht auf Anhieb sagen, was sie motiviert. Wie gut kennen wir uns selbst tatsächlich?
Es gibt einen einfachen und sicheren Weg, um die eigenen Bedürfnisse herauszufinden: Fragen. Diese könnten so lauten:
Als Verhaltenstrainer und -coach habe ich die Erfahrung gesammelt, dass meine Fragen vielen Menschen unangenehm sind. Weil sie nicht offen sind, nicht reflektiert und nicht ehrlich mit sich selbst. Wie ich im vorigen Kapitel beschrieben habe, haben viele Menschen im Elternhaus oder in der Schule gelernt, dass sie nicht um ihrer selbst willen...
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