Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Für jedes Pflegeproblem die passende Formulierung
Einfach das Problem raussuchen, abschreiben und anpassen! Mit diesen Formulierungshilfen für die Pflegeplanung dokumentieren Sie jegliche Pflegearbeit schnell und bequem. Das Buch enthält Hunderte MDK-konforme Formulierungen, die alphabetisch nach den wichtigsten Pflegeproblemen sortiert sind. Die Pflegeplanungen und Formulierungen sind Bausteine, die Sie rasch auf Ihre Patienten anpassen können. Anhand von Beispielen erkennen Sie die häufigsten Praxisfehler und lernen von Positivbeispielen. Neu ist ein Kapitel zu den Pflegediagnosen und wie diese in der Pflegeplanung eingesetzt werden.
Merke
"Pflege ist ein dynamischer Problemlösungs- und Beziehungsprozess. Er besteht aus logisch aufeinander aufbauenden Phasen und Schritten, die sich wechselseitig beeinflussen." (MDS 2005)
Die Entwicklung des Pflegeprozesses beginnt in den 50er Jahren in den USA. Zunächst formulierten die Pflegetheoretikerinnen Hall (1955), Johnson (1959), Orlando (1961) und Wiedenbach (1963) ein 4-schrittiges Prozessmodell. Diese Darstellungen enthielten bereits die Elemente des heute häufig verwendeten 6-schrittigen Pflegeprozesses nach Fiechter und Meier.
Die Prozessschritte gaben professionell Pflegenden die Möglichkeit, die Pflege bedarfs- und zielorientiert zu planen und durchzuführen. Die kreative Umsetzung der Pflegeplanung wurde nachweislich dokumentiert. Somit entstand in den USA schon früh ein praktischer Wissensfundus, der pflegewissenschaftlich ausgewertet werden konnte.
Die theoretische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Phasen und Schritten des Pflegeprozesses wurde weltweit in der Fachliteratur aufgegriffen. Im deutschsprachigen Raum begann die fachliche Analyse in den 60er und 70er Jahren mit Reusch (1969), Juchli (1973), Hohlin (1975) und Abermeth (1979), bis Anfang der 80er Jahre der Pflegeprozess verstärkt thematisiert wurde. Jedoch erst die Veröffentlichung von Fiechter und Meier (1981) "Pflegeplanung - Eine Anleitung für die Praxis" setzte Maßstäbe in der Implementierung und Verbreitung des Prozessgedankens in der deutschsprachigen Pflegelandschaft.
Die einzelnen Schritte des Pflegeprozesses wurden im Rahmen einer multinationalen Studie näher untersucht. Die WHO veröffentlichte die Ergebnisse 1987 unter dem Titel "People's Needs for Nursing Care". Damit trug die Weltgesundheitsorganisation maßgeblich dazu bei, den Pflegeprozess als Grundlage einer professionellen Pflege zu etablieren. Auch in Deutschland wurden in der Folge der Pflegeprozess und die darin enthaltene Pflegeplanung als Qualitätsinstrumente erkannt und als gesetzliche Qualitätsvorgaben verbindlich (Krankenpflegegesetz 1985, Sozialgesetzbuch XI, Pflege-Personalregelung 1993).
Phasen des Pflegeprozesses.
Nach Monika Krohwinkel besteht der Pflegeprozess aus 4 sich gegenseitig beeinflussenden Phasen und ist zyklischer Natur:
Erhebung der Pflegeanamnese
Planung der Pflegeziele und Maßnahmen
kreative Durchführung und Umsetzung der Pflegeplanung
Auswertung und Evaluation auf der Grundlage einer Ist-Soll Bewertung
Die Schritte werden zwar grafisch immer hintereinander dargestellt, jedoch verlaufen diese nicht grundsätzlich in dieser Reihenfolge. Einzelne Schritte können parallel verlaufen (vgl. Krohwinkel 2008).
Erstes deutsches Pflegeforschungsprojekt.
Von 1988-1991 förderte das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit das erste deutsche Pflegeforschungsprojekt zur Umsetzung des Pflegeprozesses. Am Beispiel von Patienten mit der Diagnose Apoplexie wurden Erkenntnisse über die umfassende Umsetzung des Pflegeprozesses sowie über den Beitrag der Pflege zur Gesundheitsentwicklung solcher Pflegeempfänger gewonnen. Die Ergebnisse des von Monika Krohwinkel geleiteten Projektes "Der Pflegeprozess am Beispiel von Apoplexiekranken" wurden 1993 in der Schriftenreihe des genannten Ministeriums publiziert (Krohwinkel 1993).
Frau Krohwinkel konstatierte hierin u. a.: "Wenn die Methoden und Inhalte des Pflegeprozesses defizitär bleiben, kann auch der Pflegeprozess selbst nicht effektiv sein." (Krohwinkel 1993, S. 276)
Die Einführung des Pflegeprozesses hat einen Paradigmenwechsel im Pflegeverständnis nach sich gezogen. Die rein funktionelle Pflege wurde durch eine pflegeempfängerorientierte, prozesshafte Pflege abgelöst. Neue Arbeitskonzepte, wie z. B. die Bereichs- und Gruppenpflege, das Primary-Nursing-Konzept oder das Case Management sind entstanden. Nur dadurch kann letztlich die Anforderung des Pflegeprozesses erfüllt werden, die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Pflegeempfängers bzw. dessen Angehörigen systematisch zu erfassen und darauf angemessen zu reagieren. Durch die Evaluation der Resultate entsteht die Basis dafür, dass die Pflegeperson als Teil des therapeutischen Teams diese Rolle aktiv wahrnehmen kann.
Kompetenzanforderungen.
"Um prozesshafte, pflegeempfängerorientierte Pflege zu leisten, benötigt die Pflegeperson umfassendes Fachwissen und sozial-kommunikative Kompetenzen. Sie muss selbstständig und kritisch-analytisch denken können und entscheidungsfähig sein. Sie braucht Kreativität und Flexibilität für die Dynamik des prozesshaften Arbeitens und die erforderlichen Problemlösungen" (Buckley-Viertel 2010, S. 36, ? Abb. 2.1).
Jeder Mensch ist einmalig und deshalb muss sich der Pflegeprozess auch in der individuellen Planung unterscheiden. Die unterschiedlichen Probleme und Ressourcen, die Einzigartigkeit der Lebensbiografie sowie die Facetten des Charakters eines Menschen fordern die oben beschriebenen Kompetenzen. Zur Professionalität gehört das prozesshafte Denken im Gegensatz zur impulsgesteuerten Laienpflege.
Abb. 2.1 Eine verantwortungsvolle, prozess- und pflegeempfängerorientierte Pflegeplanung erfordert vielseitige Kompetenzen von den Verantwortlichen.
(Quelle: © K. Oborny/Thieme)
Die Strukturierung der Pflege in einem definierten Pflegeprozess gibt den Pflegenden und den Pflegeempfängern eine Systematik an die Hand, nach der sie gemeinsam zielgerichtet arbeiten können. Der Pflegebedarf, die Probleme und Ressourcen des Pflegeempfängers werden leichter erkannt und können individuell formuliert werden. Anhand dieser Daten können die pflegerischen Ziele und Maßnahmen klientenbezogen geplant und umgesetzt werden. Nur so kann den individuellen Bedürfnissen entsprochen werden.
Weitere wesentliche Ziele des Pflegeprozesses hat der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) in seiner Grundsatzstellungnahme Pflegeprozess und Dokumentation zusammengefasst. Prozessorientierte Pflege bedeutet demnach auch (MDS 2005, S. 11):
Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Sicherheit von Pflege- und Betreuungsleistungen
Information und Transparenz für den Pflegeempfänger
Einbeziehung des Pflegeempfängers und seiner Angehörigen
Gewährleistung einer personellen und fachlichen Kontinuität
interdisziplinären und innerbetrieblichen Informationstransfer
objektive Qualitätsbewertung und Qualitätssicherung von Pflege- und Betreuungsleistungen
juristischer Nachweis der Pflegequalität und Beweissicherung
Dieses methodische Vorgehen grenzt die berufliche Pflege von der Laienpflege ab. Durch den Pflegeprozess wird die Basis dafür geschaffen, die Pflege auf einem einheitlichen Qualitätsniveau durchzuführen und die Rollen der Pflege zu definieren.
Die Arbeitsmethode des systematisierten Pflegeprozesses verfolgt darüber hinaus weitere Ziele: So wird die Dokumentation und die Kommunikation innerhalb eines Teams deutlich verbessert. Er sorgt für Kontinuität, bleibt in seiner Anwendung flexibel und lässt so kreatives Arbeiten zu. Für die Pflegenden wird der Pflegeprozess so zu einem hilfreichen Instrument professioneller Pflege.
Der Pflegeprozess wird in unterschiedliche Phasen eingeteilt. Hierzu existieren u. a. folgende Modelle (vgl. Lauber 2007):
4-Phasen-Modell von Yura und Walsh
5-Phasen-Modell nach Brobst
6-Phasen-Modell von Fiechter und Meier
Die Grundlagen dieser Modelle sind vergleichbar und hauptsächlich in der Anzahl der einzelnen Schritte zu unterscheiden. Die einzelnen Schritte sind untereinander flexibel und können sich überschneiden. Diese Modelle werden meist als ein Regelkreis dargestellt. Bei Abweichungen in der Zielsetzung oder veränderten Problemen beginnt der Prozess wieder von Neuem oder an einer anderen Stelle.
Das im deutschsprachigen Raum am häufigsten angewandte Pflegeprozessmodell wurde von den Schweizerinnen Fiechter und Meier erstellt ( ? Abb. 2.2). Dieses gliedert den Pflegeprozess in folgende 6 Schritte (Fiechter u. Meier 1993):
Informationssammlung oder Pflegeanamnese
Erkennen von Problemen und Ressourcen des Pflegeempfängers
Festlegung der Pflegeziele
Planung der Pflegemaßnahmen
Durchführung der Pflege
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