Schweitzer Fachinformationen
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Pitching = Struktur, Wille und Leidenschaft.
"Ich suche mir die Ideen für meine Filme nicht aus - sie suchen mich aus. Sie tauchen genau dann auf, wenn ich es am wenigsten erwarte, meist in Alltagssituationen, zum Beispiel, wenn ich gerade meinen Hund ausführe oder Zwiebeln schneide. Gewöhnlich sind es zuerst Bilder, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich bin also gezwungen, mich mit ihnen zu beschäftigen. Es ist, als hätte ich gar keine andere Wahl." (Andrea Arnold, britische Regisseurin)
Sie fragen sich vielleicht, ob Struktur und Leidenschaft zusammenpassen? Unbedingt, denn das eine kann aus dem anderen entstehen. Ist mir klar, was ich pitchen will und bin ich entschlossen, damit ein mir gestecktes Ziel zu erreichen, sollte ich - sei es intrinsisch oder extrinsisch - motiviert genug sein, um in meinen Pitch genug individuelle Leidenschaft zu legen, damit "der Funke überspringt".
Nun, wie kommt man dahin? Die Devise lautet wie eh und je: Ohne Vorbereitung geht nichts! Bevor Sie sich einem Pitch stellen, setzen Sie sich mit Fragen auseinander: "Ich habe eine Idee, ein Projekt - daraus soll ein Film werden. Warum entscheide ich mich für diesen Stoff? Worin besteht meine eigene große Neugier? Warum ist mir dieses Projekt so immens wichtig? Warum soll dieses Projekt realisiert werden?" Stellen Sie sich zuerst einfach mal vor, Sie würden Ihren Freunden, Bekannten, Kollegen begeistert berichten: "Stell Dir vor, da ist x, der hat y gemacht, obwohl z .! Ist das nicht unglaublich, erschütternd, berührend, ärgerlich, unfair, peinlich? Das muss man sich mal vorstellen!" Die Auswahl der emotionalen Adjektive verweist hier schon deutlich darauf, was Sie brennend an einer Figur, einer Frage zum Leben interessiert und welche bisher gültigen Kontexte, Werte, Parameter in Frage gestellt werden.
Das erste Kapitel dieses Buchs beginnt deshalb mit grundsätzlichen Entstehungsgedanken, Motivationen und Zielgedanken eines Projekts. Man kann es auch als die Darlegung des anvisierten Lebenswegs eines Films von seiner Idee bis hin zum Konsumenten bezeichnen. Diesen Lebensweg begleiten viele Partner: Autoren, Produzenten, Redakteure, Förderer, Vertriebspartner, Verleiher und letztlich der User, der Konsument, das zahlende Publikum.
Wenn man Sie fragt, warum Sie dieses spezielle Thema bearbeiten, dann genügt es nicht zu sagen, "weil es ein interessantes Thema Thema ist..." - hier sind spezifische und manchmal auch sehr persönliche Antworten verlangt. Man spricht von der Note of Intention. Diese ist für den eigenen Klärungsprozess sehr wichtig, ebenso aber auch für die kohärente Entwicklung des Projektes. Wenn Produzent, Autor und Regie jeweils ihre Note of Intention schriftlich (!) verfassen und man diese noch vor dem eigentlichen Development-Prozess abgleicht, vermeidet man allerlei Unklarheiten bereits im Vorfeld, ohne dass unnötige Differenzen und Kosten entstehen. Ich werde im Kapitel zu Thema und Development ausführlich darauf eingehen. Wie entsteht solch eine Note of Intention?
Es gab irgendwann bei jedem Projekt, das Sie begonnen haben, (und genauso wird es bei denen sein, die Sie noch beginnen werden) einen kurzen, intensiven Augenblick, der Sie hat entscheiden lassen: "Ja, darüber will und muss ich unbedingt ein Drehbuch schreiben, einen Film machen!" Diesen Augenblick, den Urknall der Idee, sollten Sie sich unbedingt wieder für den Pitch Ihres Projekts in Erinnerung rufen, denn mit genau der Intensität, mit der die Idee Besitz von Ihnen genommen hat, kann es sein, dass sie auch Ihr Gegenüber interessiert. Es entsteht eine affektive Bindung, die Ihre Motivation zu jedem Zeitpunkt aktivieren kann. Reflektieren Sie, was genau es war, was Sie tief im Inneren ge- oder betroffen hat. So können Sie in den eigenen Moment dieser Kraft zurückkehren und diese dafür nutzen, Ihr Projekt unter allen Umständen voranzutreiben. Mit aller Unterstützung, aber auch gegen alle Widrigkeiten auf dem Weg der Realisierung. Ich möchte das hier genauer beschreiben, da die Reflexion über diesen Vorgang vielen Workshop-Teilnehmern auch bei der weiteren dramaturgischen Arbeit an ihren Projekten geholfen und das Development gefördert hat.
Folgende Frage ist hierbei besonders hilfreich: "Wann hat Ihre Idee Sie gepitcht?". Wo kommen Inspirationen und Ideen meistens her? Sie fallen nicht vom Himmel, sondern sind nur das zeitlich richtige Zusammentreffen von einem bestimmten sensorischen Einfluss und einer Person, die für diesen Einfluss aufgrund ihres ganz individuellen und charakterlichen Wesens offen ist. (Mit "wann" ist natürlich nicht nur der Zeitpunkt gemeint, sondern der besondere Moment, in dem Sie durch das, was Sie wahrgenommen haben, emotional bewegt wurden - eine E-Motion eben.)
Zuerst zu den möglichen sensorischen Einflüssen. Sie können visueller Art sein: Sie sehen oder lesen etwas; oder aber auditiv: Sie hören Töne, Ihnen wird etwas erzählt; Sie machen eine körperliche Erfahrung; sogar die olfaktorische oder gustatorische Sensorik kann Sie inspirieren.
Bleiben wir bei einem visuell-sensorischen Einfluss, denn bei den meisten von uns ist die visuelle Wahrnehmung am stärksten ausgeprägt und sensibilisiert. Nehmen wir ein einfaches Beispiel und sezieren es in Zeitlupe in fünf grobe Schritte:
Wenn Sie nun kreatives Talent haben, werden Sie mithilfe aller dramaturgischen Mittel und Tricks eine entsprechende Geschichte zur Erhaltung des einen oder anderen Werts erzählen. Das kann vom Sozialdrama über ein Kinderabenteuer bis zu einer satirischen Komödie alles sein. Wie auch immer Sie mit diesem Ein-Fall, einer Inspiration oder der Idee umgehen und sie manifestieren, dahinter stehen grundsätzlich Sie als individuelle Person mit einer ganz bestimmten Erfahrung und Haltung zum Leben. Nur deswegen können wir so viele unterschiedliche Geschichten zu ganz archetypischen, immer wiederkehrenden Themen erzählen. Das kreative Individuum hinterlässt in jeder Geschichte seinen ganz persönlichen emotionalen wie intellektuellen Fußabdruck, den ich ungeheuer wichtig und auch richtungsweisend finde. In der Beobachtung meiner vielen Workshops über die letzten zwei Jahrzehnte, wurde immer deutlicher, dass der Kreative ein sehr subtiles Sensorium für gesellschaftliche Geschehnisse hat und diese in seinen kreativen Projekten umsetzt. So ist er zugleich eine Art Trendforscher und auch Trendsetter. Dinge und Umstände, Situationen und Befindlichkeiten, die vielen von uns oftmals verborgen sind, werden durch kreative Produkte wie Filme, Bücher, Kunstwerke erst für ein größeres Publikum sichtbar. Vielleicht wird bereits an dieser Stelle und auch aus dieser Warte die unbedingte Verbindung der drei Komponenten "Projekt", "Person" und "Pitch" deutlich.
Insofern ist es sinnvoll, sich zwischendurch und insbesondere in Krisen immer wieder mit der Frage auseinanderzusetzen: "Warum mache ich das, was ich mache?"
Ich habe diesen hinter der Frage "Wann hat die Idee Sie gepitcht?" stehenden Prozess deshalb so herausgestellt, weil sie Ihnen über den ganzen, meist sehr langwierigen und anstrengenden Entstehungs- und Entwicklungsprozess eines Projekts motivierend zur Seite steht. Sie können die Antwort auf die Frage für sich selbst immer wieder als roten Knopf drücken, wenn Ihnen ein ernüchterndes "Nein" nach einem Pitch entgegnet wurde. Sie werden dadurch erinnert, warum Sie sich für dieses Projekt, für diesen Stoff entschieden haben. Im nächsten Kapitel werden sich Ihre inhaltlich-thematische Motivation und Ihre Reaktion auf das Thema Ihrer Idee mit der intendierten Wirkung beim Publikum, dem sogenannten emotionalen Effekt, kulminieren und vernetzen. Diese Essenz wird den gesamten Pitchlebensweg wie ein roter Faden durchziehen und auf viele Bereiche einwirken. Sie haben zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung den größtmöglichen emotionalen Draht zu Ihrem anvisierten Publikum, wenn auch nur mental: Warum, glauben Sie, ist Ihre Idee gut und wichtig? Wen erreicht sie und wem dient sie? Und warum? Und wozu bzw. wofür? Das "Warum" steht hier als Auslöser, bedingt durch die Umstände einstiger Erfahrung. Das "Wozu/Wofür" deutet die Veränderung in der Gegenwart respektive der Zukunft an. Man kann meist einfach erklären, warum etwas geschehen ist, aber zu formulieren wofür es gut war oder sein wird, wird einem oftmals erst viel später im Leben möglich. Diese Brücke im Development-Prozess mental zu bauen ist ein wichtiger Schritt, um Ihr Thema und den emotionalen Effekt zu definieren.
Natürlich stehen neben dem rein...
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