Schweitzer Fachinformationen
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Befreie dich von der Droge Anerkennung und anderen inneren Krawallmachern
Einführung
Warum Mentalgiganten intuitiv entscheiden und Intuition vor allem der nutzen kann, der sich von Anerkennung und anderen inneren Antreibern gelöst und dadurch innere Freiheit gewonnen hat.
28. Oktober 1984, Heidelberg, Finale der Deutschen Feldhockeymeisterschaft
HC Heidelberg gegen Limburger HC
Acht Jahre zuvor wurde bereits der erste Hockeykunstrasen Deutschlands in Limburg, auf dem Gelände meines Heimatclubs, gelegt. Die deutsche Nationalmannschaft sollte sich damals auf dem gleichen Kunstrasen vorbereiten können, auf dem der Hockeywettbewerb während der Olympischen Spiele in Montreal 1976 durchgeführt wurde.
Auf Kunstrasen konnte der schnelle, athletische und zugleich technisch sehr anspruchsvolle, filigrane Hockeysport viel kontrollierter durchgeführt werden als auf holprigem Rasen oder hautaufschürfenden Sandplätzen, wie ich in meiner Jugendzeit phasenweise noch schmerzlich erfahren durfte.
Dieses Finale an einem schönen Herbstsonntag im Oktober soll jedoch nochmals auf dem sehr schwer bespielbaren Naturrasen des HC Heidelberg ausgetragen werden, der zugleich unser Finalgegner ist. Aufgrund des Heimplatzvorteils der Heidelberger sind wir zumindest nicht Favorit. Auch ist klar, dass das Spiel auf dem Rasen technisch komplett anders als auf Kunstrasen mit weniger individuellen Ballkontakten durchgeführt wird, da die Hockeykugel auf einem eher unebenen Naturrasen erheblich schwieriger zu kontrollieren ist.
Viele Tausend Zuschauer sind gekommen, um dieses Finale live zu erleben. Das ZDF ist vor Ort, um zu übertragen.
Es laufen erst wenige Minuten der zweiten Halbzeit. Unser Team führt 2:0 im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Doch noch ist nichts gewonnen. Unser Trainer Paul Lissek hatte unsere Aufmerksamkeit in der Halbzeitansprache besonders geschärft. Heidelberg ist für seinen starken Kampfeswillen bekannt. Jetzt bloß keinen Anschlusstreffer kassieren, sondern stabil und kontrolliert offensiv weiterspielen. So geht es hin und her. Wir erhalten einen Freischlag hinter der gegnerischen Mittellinie nach einer Regelwidrigkeit der Gastgeber zugesprochen. Ich kontrolliere kurz den Ball und überlasse ihn unserem Kapitän Ekkhard Schmidt-Opper, um mich sofort ins Sturmzentrum zu begeben. Ekkhard spielt den Ball zügig zu Stefan Saliger nach rechts außen. Intuition! Ich spüre, jetzt wird es wichtig. »Sali« startet einen seiner starken Flankenläufe. Intuition! Ich spüre, dass »Sali« bis zur Grundlinie laufen und dann in Richtung Siebenmeterpunkt flanken wird. Ich laufe schnell zu genau dieser Position, wo der Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich ankommen wird und wo ich sein muss: Höhe Siebenmeterpunkt und unbedingt noch vor meinem Gegenspieler vor dem rechten Torpfosten, um als Erster am Ball zu sein. Stefan Saliger flankt. Intuition! Ich bin da. Ich spüre einen gegnerischen Schläger heftig im Kreuz und muss das jetzt aushalten. Intuition! In Millisekunden schießt mir nicht nur durch den Kopf, sondern ich spüre es auch: Die Torhüter stehen bei einer Situation aus einem Winkel meistens am ballnäheren, dem so genannten kurzen Torpfosten. Da wird jetzt auch Nationaltorwart Christian Bassemir stehen. Der Ball muss unbedingt ins lange Eck, von mir aus gesehen links. Intuition! Auf dem holprigen Rasen den Ball erst anzunehmen, hat keinen Sinn. Ich nehme den ankommenden Ball im Fallen, durch den Schläger im Rücken noch zusätzlich nach unten gedrückt, als Direktabnahme sofort volley und verlängere ihn flach ins lange Eck. Bassemir streckt sich, ist jedoch geschlagen. Das war die Vorentscheidung, es steht jetzt 3:0. Wir gewinnen das Finale 3:1 und holen erstmalig den Titel Deutscher Feldhockeymeister nach Limburg. Ich bin 19 Jahre alt und sehr glücklich.
Noch heute, 36 Jahre später, kann ich mich genau an den Ablauf dieses Spielzuges erinnern. Natürlich haben wir entsprechende Abläufe auch immer wieder und wieder trainiert, um eine automatisierte Handlungssicherheit zu erlangen. Du musst es aber auch spüren, um genau an der richtigen Stelle zu stehen. Und ich spürte intuitiv, dass der Verlauf des Angriffs im Detail genauso sein wird. Wahrscheinlich war das meine persönliche größte Qualität über all die Jahre im Hockey, mein intuitives Stellungsspiel im gegnerischen Schusskreis.
Diese Intuition gilt es zu spüren und entsprechend zu handeln. Doch oft war sie auch bei mir einfach nicht da, diese so wichtige Intuition. Meistens dann, wenn ich nicht frei und zu kopflastig war. Ich kenne keinen Sportler, der dieses Gefühl, nicht frei zu sein, noch nicht erlebt hat. Je freier ein Sportler ist, umso besser ist er.
Zu Intuition wurde schon viel geforscht und geschrieben. Bauchgehirn, Bauchgefühl, unbewusstes Denken oder gefühltes Wissen sind nur einige der zahlreichen Definitionen und Deutungen von Intuition.2
Wie auch immer wir es terminologisch benennen und erläutern: Der Fokus dieses Kapitels liegt nicht darauf, in eine tiefere wissenschaftliche Diskussion über die geeignetste Definition von Intuition einzusteigen. Das überlasse ich gerne den wissenschaftlichen Experten. Vielmehr möchte ich bewusst machen, dass die Verlinkung mit den eigenen, inneren Überzeugungen, wie ich Intuition selbst gerne für mich interpretiere, nicht nur im Spitzensport unverzichtbar ist, um erfolgreich zu sein. Damit wir diese Verlinkung erfolgreich herstellen können, ist es wichtig, sich bewusst dafür zu entscheiden, etwaige Störfaktoren zu identifizieren und sich von diesen zu befreien, um der eigenen Intuition mehr Wirkungsraum zu ermöglichen.
Nähern wir uns diesem Entwicklungsprozess zunächst an und verschaffen uns einen Überblick zu der durchaus komplexen Thematik. Die Antworten auf unsere Fragen sind prinzipiell vorhanden. Wir sehen sie oft nur nicht, weil wir zu begrenzt denken und von unserer Intuition abgetrennt leben. Wir entfernen uns aufgrund der gesellschaftlichen Reglementierung, unserer anerzogenen Scham und aufgrund unserer Ignoranz gegenüber unserer Individualität im Laufe des Lebens immer weiter von unserer Intuition und unseren Instinkten. Wer von den Mentalgiganten lernen will, sollte auch anstreben, sich selbst ernst zu nehmen, wertzuschätzen, wieder besser oder sogar erstmals richtig kennen zu lernen und sich selbst mehr zu vertrauen.
Wenn der argentinische Fußballsuperstar Lionel Messi in atemberaubendem Tempo seine Gegenspieler auf engstem Raum schwindlig dribbelt, wenn der portugiesische Toptorjäger und Mediensportheld Cristiano Ronaldo exakt zum richtigen Zeitpunkt eine plötzliche Körpertäuschung nutzt, um das nächste seiner unglaublich vielen Tore zu erzielen, wenn Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ein weiteres digitales Megabusiness erkennt und es entschlossen initiiert oder wenn Amazon-Gründer Jeff Bezos sein Imperium weiter skaliert - neben all den strategischen Überlegungen, neben all den angelernten Techniken und einstudierten Abläufen ist selbst und vor allem auf dem ganz hohen Erfolgslevel immer die Intuition mit im Spiel.
Du solltest bei aller Rationalität hinsichtlich deiner Entscheidungen und damit verbundenen Handlungen in erheblichem Maße auch spüren können, welche Maßnahme, welcher Schritt, welcher Weg richtig und erfolgsversprechend ist.
Wenn du in unbekanntes Terrain schreitest, dann gibt es keine zugesicherten und überprüfbaren Lösungen. Es ist neu, es ist anders - und je mehr wir mit uns selbst verknüpft sind, desto leichter haben wir Zugang zu wirklich guten Antworten, eben auch bei unübersichtlicher Daten- und Informationsbasis.
Mental herausragend starke Personen sind sehr eng mit ihrer eigenen Intuition verbunden. Sie fällen in radikal abgekürzten Entscheidungsprozessen ein Urteil, ohne wirklich bewusste Schlussfolgerungen gezogen zu haben. Wer seine Intuition schärfen will, steht zunächst also vor einem Dilemma. Denn Intuition findet bei genauer Betrachtung im Unbewussten statt. Dann mach dir doch mal...
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