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Was zeichnet die Bretagne aus? Der folgende Kurzüberblick macht vertraut mit den landschaftlichen und architektonischen Besonderheiten der Region.
Palmen und Blütenpracht - und das am Nordatlantik! Dem Golfstrom verdankt die Bretagne das ganzjährig milde Klima. So gedeihen Hortensien, Kamelien, Palmen und im Windschatten sogar Zitrusfrüchte prächtig. Ebenso wie Artischocken, Tomaten, Kartoffeln, Lauch und jede Art von Kohl. Vor Jahrmillionen beherrschten Wälder und hohe Berge des »Armorikanischen Massivs« die Landschaft. Heute ist vom Wald nur mehr die Forêt de Paimpont übrig geblieben, vom einstigen Hochgebirge ein paar Hügel der Monts d'Arrée mit dem »stolzen« 385 Meter hohen Le Roc'h ruz. Urtümlich wirkt dort die Landschaft aus Wäldern, Felsen, Schluchten und Seen.
© plainpicture: Stefan Freund
Ebbe und Flut bestimmen seit jeher den Lebensrhythmus der Küstenbewohner. Zieht sich das Meer zurück, offenbart sich ein faszinierend lebendiges Biotop.
Eine Gezeitenuhr (oder -tabelle) ist an den bretonischen Küsten oft wichtiger als ein Stundenanzeiger. Zweimal täglich im Abstand von etwas mehr als sechs Stunden wechseln sich Ebbe und Flut ab. Je nach Mondphase steigt das Wasser dann sehr hoch und überflutet bei Springfluten im Frühjahr und Herbst häufig Ufer und Straßen. Bei Ebbe zieht sich das Meer - vor allem an der Nordküste - teils kilometerweit zurück und offenbart eine völlig andere Landschaft mit Felsen, Tümpeln und Algenwiesen. Die zweitstärksten Gezeiten der Welt misst man am Mont St-Michel mit einem Tidenhub von bis zu 13 Meter Höhe! Vorsicht ist geboten, wenn das Meer in wenigen Stunden aus 15 Kilometern Entfernung zurückkehrt - manchmal in der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes.
© Getty Images: Mathieu Rivrin
Sturmerprobt sind die »Kathedralen des Meeres«, wie der Jument-Leuchtturm bei Ouessant, an den hier 15 Meter hohe Wellen anbranden.
Die Bretagne widersetzte sich als einzige Region Frankreichs dem Betrieb von Atomkraftwerken. Zwar wurde ganz im Westen des Finistère eine centrale nucléaire gebaut, doch angesichts der heftigen Proteste nie ans Netz angeschlossen. Inzwischen zeugen riesige Windräder fast überall vom Siegeszug der alternativen Energiequellen. In der Bucht von St-Brieuc entsteht ein riesiger Windkraftpark, mehrere Inseln wie Ouessant, Molène oder Glénan sollen demnächst energetisch autark sein. So zählt die Bretagne seit 2017 offiziell zu den Top 100 der nachhaltigsten Regionen der Welt.
Mögen die sieben Kathedralen der Bretagne auch weniger pompös ausgefallen sein als anderswo, beeindruckend bleiben diese steinernen Zeugen religiöser Tradition und Baukunst der Gotik und beginnenden Renaissance allemal. Sie beherbergen die Grabmäler der sieben Gründungsväter der Bretagne und sind noch immer Ziel von Wallfahrten: St-Malo (Malo), Quimper (Corentin), Vannes (Patern), St-Pol-de-Léon (Pol-Aurélien), Tréguier (Tugdual), St-Brieuc (Brieuc) und Dol (Samson). Diese Kathedralen wirken heller und wenig überladen, sind oft verbunden mit uralten Legenden und zahllosen Anekdoten. Manche Kirchen haben wunderschöne, gut erhaltene Kreuzgänge wie zum Beispiel in Tréguier.
Vielerorts ganz einsam stehen die zahlreichen Kapellen, oft in traumhafter Lage über dem Flussufer wie die Chapelle Sainte-Barbe in Le Faouët oder auf einem Hügel thronend wie die Chapelle Saint-Michel de Brasparts (St-Rivoal, Finistère, Monts d'Arrée) oder die Chapelle Saint-Hervé auf dem 302 Meter »hohen« Menez Bré. Viele beherbergen bemalte Holzfiguren bretonischer Heiliger aus dem 15.-17. Jahrhundert, oft auch Votivgaben wie geschnitzte Boote, mit denen sich Gläubige für eine wundersame Rettung aus Seenot bedankten. Manche Kapellen drohen zu verfallen, einige werden inzwischen von privaten Stiftungen renoviert und gepflegt.
Die Renaissance steht eigentlich für Öffnung, doch in der Bretagne errichtete man Mauern - zumindest um die Dorfkirchen, oder eigentlich genauer: um den religiösen Bezirk, bestehend aus Kirche, Beinhaus, Taufkapelle, Friedhof und Kalvarienberg. Diese enclos paroissiaux bzw. umfriedeten Pfarrhöfe aus dem 16./17. Jahrhundert überraschen oft mit prächtigen Elementen. Viele betritt man durch ein Triumphtor, ursprünglich Symbol für den Eintritt der »gerechten« Toten in die Unsterblichkeit, durchaus antiken Triumphbogen ähnlich. Andere Öffnungen in der Mauer sind mit einer Art überhohen Schwelle versperrt, die - so der Volksglaube - der Teufel nicht überschreiten konnte. So sollte die Mauer um den Pfarrbezirk bzw. Kirchhof das religiöse vom profanen Leben trennen, das Böse fernhalten. Die schönsten enclos findet man in Guimiliau und St-Thégonnec.
Bisweilen ragen diese steinernen Monumente hoch aus dem Boden raus und können enorme Ausmaße annehmen. Schließlich brauchten die Bildhauer des 15. bis 17. Jahrhunderts viel Platz, um rund um das zentrale Kruzifix möglichst viele Bibelszenen in den Stein zu meißeln und damit auch außerhalb des Kirchenschiffes den des Lesens unkundigen Gläubigen die christliche Botschaft nahezubringen. Als Vorläufer der Kalvarienberge gelten die Wegkreuze und »christianisierten« Menhire der Bretagne. Calvaire ist übrigens ein anderes Wort für den Hügel Golgatha, auf dem Jesus Christus gekreuzigt wurde.
Für Generationen von Seeleuten symbolisierten Leuchttürme Hoffnung und Warnung, vor allem an der gefährlich zerklüfteten bretonischen Küste. Auf der Insel Ouessant steht der älteste bretonische Leuchtturm, 1695 von Vauban errichtet: le Phare du Stiff. Insgesamt 40 Leuchttürme baute man in der Bretagne - an Land meist viereckig, im Meer zylindrisch, um den Druck von Wind und Wellen zu verringern. Denn schließlich müssen diese »Kathedralen des Meeres« heftigen Atlantikstürmen trotzen, dazu ständiger Brandung und starken Strömungen widerstehen. Bis zu 80 Meter sind sie hoch, bis zu 80 Seemeilen leuchten sie. Man kann sich lebhaft vorstellen, unter welch schwierigen Bedingungen solch ein Turm auf einem bei Flut überspülten Felsen entstand. So dauerte es Ende des 19. Jahrhunderts 14 Jahre, um Ar Men bei der Insel Sein zu errichten, sieben Jahre (1904-11), um La Jument vor der Insel Ouessant fertigzustellen. Im ersten Baujahr konnten die Arbeiter wegen der Wetterbedingungen nur 17-mal für insgesamt 52 Stunden die Baustelle betreten - und selbst dann mussten sie häufig im Wasser stehend arbeiten.
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Erfinderisch mussten die Bretonen sein angesichts von Stürmen und anderen Naturgewalten. Das spiegelt sich auch in der Architektur ihrer Häuser wider.
Niedlich finden die meisten heute die typischen bretonischen Häuser aus Granitstein, die fast erdrückt zu werden scheinen von den gemauerten Kaminen an beiden Seiten. Im Osten wurde Feuer gemacht, wenn der Wind aus dieser Richtung kam. Wehte er dagegen aus Westen, dann wurde dort der Kamin angezündet. Einfach gestaltete sich auch die Einrichtung des Raumes: Ein Holztisch samt Schemeln, ein Buffet, an dem die Cidre-Tassen hingen, ein Schrankbett mit Truhe davor. Diese mit einem Vorhang verschlossenen, zweistöckigen lit-clos erlaubten etwas Privatsphäre für das Paar.
Terre battue, gestampfte Erde, machte den Boden des Raumes aus. Dafür wurden sofort nach Fertigstellung eines solchen Häuschens die gesamte Nachbarschaft und Familie zu einem Fest mit Speis und Trank, Musik und Tanz eingeladen. Nach stundenlangem Trampeln und Tanzen auf dem Boden war dieser hart wie Linoleum und relativ wasserabweisend.
Die Häuser bestanden meist aus einem einzigen Raum: Die Familie wohnte manchmal in direkter Nähe zu Schwein oder Kuh, die für etwas Wärme sorgten. Mit steigendem Wohlstand wurde für die Tiere dann ein zweites oder gar drittes gleich geartetes Häuschen direkt an die Wand daneben gesetzt, sodass diese heute manchmal eine ganze Kette bilden, mit Türen zwischen den einzelnen Räumen. Inzwischen dienen viele dieser traditionellen Bauten als Ferienhäuser - wobei die ursprünglich winzigen Fenster vergrößert wurden, um mehr Licht hineinzulassen. Anschaulich erklärt wird dies in dem kleinen Écomusée d'Ouessant (www.pnr-armorique.fr/Ecomusee-Ouessant) auf der gleichnamigen Insel.
Zahlreiche Festungsanlagen schützen die Küste vor dem Erzfeind im Norden, gleich gegenüber auf der anderen Seite des Ärmelkanals. Nicht zu Unrecht misstraute der Sonnenkönig Ludwig XIV. dem perfide anglion und beauftragte seinen Baumeister Vauban, das Reich vor der englischen Flotte zu schützen. Vom Fort National in St-Malo bis zum Chateau du Taureau in Morlaix über das Fort La Latte in Fréhel wurden...
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