Schweitzer Fachinformationen
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Lisa
Ich kann es immer noch nicht fassen. Der Typ, dem ich vor zwei Monaten buchstäblich in die Arme gefallen bin, ist ausgerechnet Toms Bruder. Und ich gebe es ungern zu, aber er treibt mich mit seinem verschmitzten Lächeln, seinen unglaublich intensiven braun-grünen Augen und seinem frechen Mundwerk echt in den Wahnsinn. Außerdem bringt er mich in Versuchung. Sein Vorschlag, mich in seinen Armen genauso aufreizend zu bewegen, wie Nora in Lucas', hat mich fast meine guten Vorsätze vergessen lassen. Aber nichts da! Ich werde nicht mit dem Bruder meines letzten One-Night-Stands ins Bett steigen. Auf gar keinen Fall. Trotzdem reagiert mein verräterischer Körper auf jede Berührung, die beim Gehen zwischen uns zustande kommt. Ich bin mir sicher, dass er das mit Absicht macht. Einen Drink habe ich wirklich bitter nötig. Aber kein Tequila, das steht fest. Ein weiteres Glas Sekt wird es auch nicht tun. Oder ich versuche es mit einer Pina Coladã. Jonas bestellt sich ein Bier und folgt mir weiter auf Schritt und Tritt. Na, das kann ja heiter werden . Ich kann nur hoffen, dass er es doch irgendwann leid ist, auf der Abschiedsparty seines verhassten Bruders zu sein, und sich eine andere Gespielin sucht, die er ganz sicher ins Bett schleifen kann. Und zwar eher früher als später.
Weiterhin tue ich so, als würde mich seine Anwesenheit kalt lassen und suche mir einen Platz zum Sitzen. Ich finde eine kleine Ecke und lasse mich auf die lederne Bank nieder, meinen Drink in der Hand, den Strohhalm zwischen den Lippen. Jonas setzt sich mir gegenüber. Wer hätte das erwartet? Er nippt ein paar Mal an seinem Bier, stellt es dann vor sich auf den Tisch und beugt sich zu mir rüber.
»Also, ich finde es nur fair, dass du mir ein bisschen was über dich erzählst, nachdem ich dir von mir erzählt habe«, raunt er mir zu und verzieht seine Lippen wieder zu einem anzüglichen Grinsen.
»Ich wüsste nicht, was es über mich zu wissen gilt, das dich interessieren würde.«
»Och, da gäbe es eine ganze Menge. Aber wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, stelle ich dir einfach ein paar Fragen.« Augenzwinkernd nippt er wieder an seinem Bier.
»Was soll das werden? Speeddating?«
»Wenn du willst? Wir sollten nur das Tempo drosseln. Ich will nicht in drei Minuten abgefertigt werden und dich an den nächsten Vollpfosten hier weiter geben.«
»Ach, du gibst es zu?«
»Was?« Irritiert zieht er seine Augenbrauen zusammen.
»Dass du ein Vollpfosten bist. Es gibt nicht viele, die sich das eingestehen.«
»Haha. Sehr lustig. Aber jetzt mal ernsthaft. Was kann ich dich fragen?« Er meint das wirklich ernst. Ich muss zugeben, dass mich das beeindruckt. Sein Interesse hat nichts damit zu tun, dass er mich ins Bett kriegen will. Er möchte wirklich etwas über mich wissen. Vielleicht sollte ich ihm doch eine Chance geben.
»Meinetwegen. Stell eine Frage, und ich überlege mir, ob ich darauf antworte.« Ein zufriedenes Lächeln huscht über seine Lippen.
»Also gut. Ich frage dich besser nicht nach deinem Alter, weil ich gehört habe, dass ihr Frauen das gar nicht ab könnt.« Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu.
»Das gilt in der Regel nur für Frauen, die die 40 schon überschritten haben. Also, wenn du es unbedingt wissen willst: Ich bin 29.«
»So alt schon? Herrje, dann hat sich das hier wohl erledigt.«
Lachend bewerfe ich ihn mit dem Schirmchen meiner Pina Coladã.
»Hey! Damit hättest du mich wirklich töten können!«, empört er sich lachend.
»Tja, scheint wohl heute nicht mein Glückstag zu sein«, entgegne ich seufzend. Jonas' Augen werden schmal und ein seltsam verspieltes Glitzern bringt seine Iris zum Leuchten. Ich spüre, wie mir heiß wird, was diesmal ganz sicher nicht an der erhöhten Raumtemperatur liegt.
»Also gut. Wie du willst. Dann verrate mir doch mal deine Körbchengröße.«
»Darauf kriegst du sicherlich keine Antwort.«
»Tja. Dann muss ich wohl schätzen.« Sein Blick wandert zu meinen Brüsten und studiert sie eingehend. Auf der Stelle wird mir sogar noch wärmer. Wie heiß kann einem Menschen eigentlich werden, eher er daran stirbt? Ich schätze, wenn das so weiter geht, werde ich es bald erfahren.
»Mhmm . Ich würde sagen, dass das eindeutig ein C-Körbchen ist. 85 oder so.« Fast hätte ich mich an meinem Drink verschluckt. Wie zur Hölle konnte er das wissen? Jonas merkt, dass er einen Treffer gelandet hat und klatscht triumphierend in die Hände. »Das Spiel macht Spaß, findest du nicht?«
»Kein bisschen. Und solltest du noch so eine anzügliche Frage haben, kannst du mit dir selbst spielen.«
»Aye aye Captain. Dann reden wir halt über die langweiligen Sachen.« Er rollt übertrieben theatralisch mit den Augen. »Dann verrat mir doch mal, womit du deine Moneten verdienst.«
Erleichtert atme ich auf. Mit der Frage bewegen wir uns auf ungefährlichem Terrain. »Ich bin Lehrerin.« Jonas' Augen weiten sich.
»Ohne Scheiß? Ich hätte jetzt mit allem gerechnet, aber nicht damit.«
»Soll das heißen, ich wirke nicht intelligent genug?«, entgegne ich beleidigt.
»Nein. Du siehst einfach nur nicht aus wie eine Lehrerin.«
»Tja. Bin ich aber. Ich bin Lehrerin an einer Realschule.«
»Oh Gott. Dann sag mir wenigstens, dass du dich noch um die ganz Kleinen kümmerst.«
»Nein. Meine Klasse ist zufälligerweise eine zehnte.«
»Mädchenklasse?«
»Gemischt!«
»Unterrichtsfächer?«
»Deutsch und Geschichte!«
»Meine Fresse! Jetzt wird mir so einiges klar.«
»Ach ja?«
»Du hast nicht zufälligerweise einen Mathias in deiner Klasse?«
»Gibbon?«
»Ja.« Jonas grinst breit und schüttelt den Kopf.
»Was?«
»Ach nichts. Ich verstehe nur gerade, was Mathias gemeint hat, als er sagte, seine Deutschlehrerin sei nicht von dieser Welt.«
»Und was soll ich darunter jetzt verstehen?«
» Er ist so verknallt in dich, dass er mehr Stunden mit Grammatik und dem ganzen Pipapo verbringt als mit anderen Dingen. Und ich dachte, er will einfach nur besser in der Schule werden.«
»Das ist er tatsächlich. Seine Deutschnote ist ausgezeichnet. Und in Geschichte ist er auch auf einem gutem Weg.«
»Ja, weil er versucht, dich zu beeindrucken«, feixt Jonas. »Ach, hätte ich doch auch nur so eine heiße Geschichtslehrerin gehabt. Dann hätte ich mich mit absoluter Sicherheit angestrengt und es sogar noch auf eine drei gebracht«, sagt er seufzend, als schwelge er in Erinnerungen.
» Ich glaube nicht, dass deine Theorie stimmt. Viel eher glaube ich, dass er wirklich versucht, sein Leben in die Hand zu nehmen.«
»Mag sein. Aber ich glaube, dass du der Grund bist, warum er urplötzlich seinen Arsch hoch kriegt. Bisher war er in der Schule nämlich immer gerade so geistig anwesend.«
»Na, dann freu dich doch einfach für ihn und mach nicht so ein Tamtam drum. Und wehe, du sprichst ihn darauf an«, ermahne ich ihn.
»Jetzt mach mal halblang. Ich bin vielleicht nicht der Superverdiener, aber ich habe mehr als genug Ahnung von meinem Job«, verteidigt er sich. Augenblicklich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Natürlich ist er gut in seinem Job. Der Erfolg mit Mathias spricht Bände.
»Tut mir leid. Ich glaube dir, dass du dich gut um deine Jungs kümmerst. Mathias macht sich außerordentlich gut. Ohne ein Vorbild könnte er das nicht.«
»Danke.«
»Du brauchst dich nicht zu bedanken. Es stimmt. Und mal ehrlich: Ich finde deinen Beruf auch tausendmal besser als den von Tom. Business ist nicht so meins.« Jonas' Miene hellt sich wieder auf. Ich glaube, es hat ihm noch nie oder zumindest sehr selten jemand gesagt, dass er tolle Arbeit leistet und mehr für unsere Gesellschaft tut als andere.
»Du könntest die Neuigkeit ruhig mal in meiner Familie verbreiten«, schnaubt er abfällig. Irgendwie tut er mit leid. Im Gegensatz zu Nora glaube ich ihm nämlich, dass er in Toms Schatten steht. Und das ist ziemlich bitter. Wenn der eigene Bruder auf einen hinabsieht . Jetzt schäme ich mich noch mehr dafür, mit ihm geschlafen zu haben.
»Scheiß doch einfach drauf, was die anderen von dir denken. Konzentrier dich einfach auf deine Arbeit. Außerdem hast du durch deine Berufswahl gute Chancen bei Frauen. Wir, und damit meine ich alle Frauen, finden Männer, die mit Kindern umgehen können, ziemlich anziehend. Ist so eine Evolutionssache.«
»Ach ja? Und du? Wie stehen meine Chancen bei dir?« Jonas setzt wieder sein anzügliches Grinsen auf. Hätte ich diesen Satz doch bloß gelassen.
»Gar keine. Männer habe ich abgeschrieben.«
»Also bist du jetzt scharf auf Frauen? Oh, ein Dreier mit zwei Frauen würde mir auch gefallen«, schwärmt er.
»Da muss ich dich enttäuschen - selbst wenn ich auf Frauen stehen würde, wäre ich ganz sicher keine, die sich auf einen Dreier einlässt.«
»Sehr schade, wirklich.« Er schiebt seine Unterlippe nach vorne, sodass er wirkt, als wäre er traurig. Unwillkürlich muss ich lachen. Und das ist etwas Besonderes. In den meisten Fällen bringen mich Typen nur zum Lachen, wenn ich sternhagelvoll bin. Aber Jonas ist anders. Er schafft es scheinbar mühelos, mich zu unterhalten. Vielleicht kann man eine Freundschaft nicht ausschließen.
»Du hast ein wirklich...
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