Schweitzer Fachinformationen
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Gewöhnlich gibt man den gesamten Gehalt des Meerwassers an Salzen in Gramm an, die in einem Liter aufgelöst sind, also in Promille. Die Nordsee ist ein Randmeer des Nordatlantischen Ozeans; sie steht durch den Ärmelkanal und durch den breiten Zugang zwischen Schottland und Südnorwegen mit diesem in Verbindung. Namentlich im Winter dringt das etwa 35 % Salzgehalt aufweisende Ozeanwasser in einer breiten nördlichen und einer schmalen südlichen Zunge in die Nordsee vor, im übrigen Jahr ist der Zustrom zwar auch vorhanden, macht sich aber weniger bemerkbar, die freie Nordsee zeigt dann etwa 34 % Salzgehalt. Dieser ist somit für die meisten Ozeantiere kein Hindernis, in der Nordsee weiterzuleben, wenn sie als fertige Tiere oder als Larven mit der Strömung hereingekommen sind. Ausschlaggebend ist dabei aber wahrscheinlich die Temperatur, und zwar der in der Nordsee mit etwa 10° Celsius bedeutende Unterschied zwischen Sommer- und Wintertemperatur des Seewassers. Im Küstengebiet selbst finden wir einen Salzgehalt von etwa 30-33 %, und in den Mündungstrichtern tritt durch das Frischwasser eine weitere Aussüßung ein, wobei örtlich große Schwankungen je nach Tide und Windrichtung vorkommen. Die Temperaturen nähern sich den Landtemperaturen mit ihren erheblichen Unterschieden zwischen Sommer und Winter. Es bleiben dann nur solche Arten im Gedeihen, denen die genannten Schwankungen in ihren Extremen nichts schaden.
Die Ostsee ist ein Mittelmeer, das durch die engen und flachen Belte und den Sund über Kattegat und Skagerrak mit der Nordsee in Verbindung steht. Das Ostseewasser ist durch die einmündenden Ströme stark ausgesüßt und fließt in der Oberschicht zur Nordsee. Ein Gegenstrom von Nordseewasser dringt wohl in der Tiefe, namentlich durch den Sund, ein, doch stagniert dieses Tiefenwasser in den Ostseemulden oft lange Zeit, eine Durchmischung und Durchlüftung tritt nur im westlichen Teil der Ostsee mehr oder weniger stark ein. Nach Osten zu nimmt der Salzgehalt ständig ab, wir finden z. B. bei Kiel 13-20 %, bei Rügen 8 %, bei Gotland 6-7 % im Oberflächenwasser. Im Bottnischen und Finnischen Meerbusen sinken diese Werte dann bis auf 3 % und darunter. Brackwassertiere und einige Süßwasserarten nehmen allmählich immer mehr den Platz der echten Meerestiere ein. Bemerkenswert sind eine Anzahl von Bodentieren in dem erwähnten Muldenwasser, die der Nordsee fehlen und erst in den subarktischen und arktischen Gewässern wieder reichlich vorkommen: Riesenassel, Astarte-Muscheln (17 I/5-7)2, Macoma calcarea (17 I/17). Auch die Ringelrobbe (25/3) hat ihre Heimat im Norden. Diese Arten sind Überbleibsel (Relikte) aus der eiszeitlichen Ostsee.
2 Die Zahlen hinter den Tier- und Pflanzennamen geben Tafel und Fig. an.
Das Meerwasser ist durch seinen ausgeglichenen Gehalt an gelösten Salzen, darunter den für das Pflanzenwachstum notwendigen Stickstoff- und Phosphorverbindungen, ein idealer Lebensraum für die Organismen. Die kleinen und kleinsten haben keine starke Eigenbewegung, sie schweben oder trudeln mit Schwebeorganen oder Wimpern, sind aber den Bewegungen des Wassers ganz ausgeliefert. Man bezeichnet sie als Plankton, das Umhergetriebene.
Da sind zunächst mikroskopisch kleine, einzellige Pflanzen, Kieselalgen und Farbstoff tragende Einschlüsse besitzende Geißelträger (Flagellaten). Sie sind imstande, im Sonnenlicht durch Aufnahme von Kohlensäure organische Stoffe aufzubauen und sie mithilfe der Nährsalze zur Bildung ihrer Körpersubstanz zu verwenden. In einem ccm Meerwasser leben z. B. im Küstenwasser der Nordsee 1000 bis 2000 einzellige Pflanzen, im freien Wasser bei Helgoland immer noch bis zu 50 Stück. In rascher Folge entsteht eine Generation nach der anderen, ein Werden und Vergehen, das abklingt, wenn die Nährsalze oder auch nur eines davon erschöpft sind. Kommt von den Flüssen her oder aus der Tiefe neue Zufuhr der wichtigen Salze, so beginnt eine neue Entwicklung des Pflanzenplanktons.
Wie überall auf der Erde ist auch im Meer alles Tierleben auf organische Nahrungsstoffe angewiesen, die letzten Endes von den Pflanzen herkommen, auf der Hochsee ausschließlich von den kleinen und kleinsten einzelligen Algen des freien Wassers. Einzellige Tiere und ganz kleine Krebschen, neben mancherlei Larven größerer Tiere, sind die ersten Nutznießer dieser Produktion. Sie leben unmittelbar von den winzigen Planktonalgen, werden aber selbst wieder von größeren Tierchen gefressen. In der Stufenleiter geht es nun weiter bis zum Fisch und dem Säugetier, das sich von Fischen ernährt. Bei der starken Produktion der Pflanzen in der beleuchteten Oberflächenschicht bleiben noch große Mengen übrig, die eines natürlichen Todes sterben und nun in tiefere Schichten, teilweise auch bis zum Meeresboden, absinken. Sie werden unterwegs oder erst am Boden von den Tieren als Nahrung genutzt. Im freien Wasser und am Boden treten gleichzeitig Bakterien auf, von denen die organischen Stoffe wieder zersetzt und abgebaut werden. Dabei werden anorganische Pflanzennährsalze wieder frei, im Wasser gelöst. Sie ermöglichen neues Pflanzenwachstum, sobald sie wieder in die beleuchtete Oberflächenschicht kommen.
Nur der schmale Küstengürtel, soweit das Sonnenlicht bis zum Meeresboden dringt, hat in den Bodenpflanzen noch weitere Produzenten organischer Stoffe. Soweit die Pflanzen nicht selbst von Weidegängern verzehrt werden, leben viele Tiere, auch Planktontiere, von dem feinen Zerreibsel, das alljährlich beim Zerfall der Pflanzen entsteht und teils abgelagert, teils als Wassertrübe aufgeschwemmt wird.
Viele Planktontiere vollführen ihren ganzen Lebenskreislauf im freien Wasser (Einzeller, Kammquallen, Ruderfußkrebschen, Pfeilwürmer u. a.). Die große Mehrzahl in unseren gemäßigten Meeren verbringt nur bestimmte Zeiten im freien Wasser und zwar als Eier oder Larven. Die Letzteren treten zeitweise in riesigen Mengen auf, sodass sie das Aussehen des Planktons bestimmen. Ihre Elterntiere leben am Meeresboden wie Würmer, Muscheln, Seeigel, Seesterne und Schlangensterne, oder sind auf Felsboden oder festen Körpern festgewachsen. Zur Fortpflanzungszeit entlassen sie ihre Eier oder bereits schwimmfähige Larven ins freie Wasser. Mehrere Wochen leben nun die Larven als Plankter und entwickeln sich weiter. Sie sind oft mit besonderen Einrichtungen für das Schweben versehen, ihre Gestalt hat oft einen großen Reibungswiderstand, der das Absinken vermindert oder verhindert. Daher sehen sie in den meisten Fällen, namentlich bei den Stachelhäutern, ihren Eltern am Boden überhaupt nicht ähnlich und machen am Ende ihrer Schwärmzeit eine Umwandlung durch, bevor sie als fertige Jungtiere zum Bodenleben übergehen. Die meisten Fische machen es nicht anders, auch ihre Eier und Larven gehören dem Plankton an.
Alle Planktontiere sind den Wasserbewegungen hilflos preisgegeben, die Larven werden also durch die Wasserströmungen verfrachtet, entfernen sich von ihrem Geburtsort und werden auch in oft sehr weiter Entfernung davon umwandlungsreif, um das Bodenleben aufzunehmen. Das Plankton-Stadium dient also der Ausbreitung der Art. Neue Wohngebiete können infolge des Larventransportes auch von einem unbeweglichen Bodentier erobert werden.
Die formschönen Medusen und die großen, durch ihre nesselnden Fangfäden gefürchteten Quallen gehören dem Plankton bis zur Geschlechtsreife an. Aus ihren Eiern entstehen dann wieder Larven, die sich am Boden zu den verschiedenen Polypenstöcken und Polypenrasen entwickeln.
Eine weitere auffallende Erscheinung im Plankton ist das bekannte Meerleuchten. Es sind bei uns hauptsächlich geißeltragende Einzeller, die bei Berührungsreiz helles Licht ausstrahlen. In der Nordsee ist es besonders das Leuchtbläschen, etwa 1 mm Durchmesser; es ist leichter als Seewasser und sammelt sich bei ruhigem Wetter an manchen Stellen in solchen Massen an, dass das Wasser rötlich wie eine Tomatensuppe gefärbt erscheint.
In der Ostsee können mikroskopisch kleine Panzergeißler (Peridineen) ebenfalls in Massen auftreten und Meerleuchten verursachen.
Das freie Wasser ist außerdem noch von kräftigen Schwimmern, dem sogenannten »Nekton«, bewohnt, die ihre Wege auch unabhängig von den Strömungen verfolgen können. Es sind größere und große Tiere wie Kalmare und Fische, auch einige Krebse. Gerade die größten heute lebenden Tiere, die Wale, gehören dem Nekton an. Auf die an treibenden Körpern im freien Wasser lebenden festsitzenden Tiere kommen wir im Abschnitt »Angespül« zurück. Das Leben im freien Wasser spielt also im Haushalt des Meeres eine große Rolle und ist entscheidend für die Ernährung und Verbreitung der meisten Tiere, ebenso für die Besiedelung des Meeresbodens in verschiedenen Tiefen.
Am leichtesten zugänglich sind dem Strandwanderer die Auswürfe des Meeres am Strand. Sie fehlen nur selten bei wochenlang ruhigem Wetter. Nach Stürmen sind sie...
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