Schweitzer Fachinformationen
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»Daher fasse ich am Schlusse die drei Punkte zusammen, die für die Menschheit der Zukunft am wichtigsten sind: erstens kein Fleisch zu essen, zweitens so oft als möglich nackend zu wandeln und drittens nicht auf die Medizin mit ihren Pillen und Impfungen zu vertrauen, sondern allein auf die Heilkräfte der segenspendenden Mutter Natur.
Also erstens: Nähret euch von Früchten und schonet der Tiere! Mordet nicht unsere animalischen Brüder, beraubt sie nicht ihrer Kinder, ihrer Eier, ihrer Milch! Werdet nicht mitschuldig an den Morden und Diebstählen, die tagtäglich in Schlachthäusern und Ställen begangen werden, werdet nicht durch lässige Duldung selbst zu Mördern und zu Dieben!
Denn zutiefst irren die Befürworter des Carnivorismus, wenn sie meinen, ohne Fleischgenuss leide der Mensch Mangel an wertvollen Nährstoffen. Ist es doch genau umgekehrt: Der Fleischgenuss macht den Menschen krank, schwach und siech. Denn ab dem Augenblicke, da das Beil des Schlächters den Nacken des Tieres spaltet, gehet dessen Fleisch in Verwesung über und es bilden sich die schädlichen Leichengifte Putrescin und Cadaverin, die sich ungehemmt während der gesamten Zeit vermehren, da das Tier zerteilt und zerkleinert wird. Doch nicht genug damit!
Denn bevor ihr sie verzehret, werden diese Leichenteile mit Salz und Pfeffer einbalsamiert, geröstet, gebraten, gekocht, sodann mitsamt den nämlichen Giften, die ihre schreckliche Wirkung langsam und stetig im menschlichen Organismus entfalten, verschlungen, ohne dass jemand dieser schädlichen Wirkung gewahr würde, die dann Krankheit und Schmerz nach sich ziehen.
Sehet euch doch an, wie viele Leiden ihr zivilisiertes Volk mit euch herumtraget, Leiden, die alleine dem Genusse des Fleisches geschuldet sind: vergiftete Därme und schmerzende Mägen, gichtige Finger, klumpige Kröpfe und noch viele weitere Leiden, die uns erst das Leben in den Städten gebracht hat und die nun durch den Fleischgenuss befördert werden.
Gar nicht reden möchte ich über den geistigen und moralischen Verfall, der durch das Fleischessen hervorgerufen wird und der ein Kennzeichen unseres Zeitalters ist. Denn die Ursache für das Verkommen der heutigen Sitten ist nicht nur der technische Fortschritt und der damit einhergehende Luxus für breite Volksmassen, sondern die damit verbundene Gier und die Zügellosigkeit, die nachgerade durch das vermehrte Fleischessen befördert werden. Man vergleiche im Reiche der Natur doch nur einmal die friedlichen Pflanzenfresser mit den wütenden Fleischfressern!
Schlaget nach bei Rousseau und Burnett und wie sie alle heißen! Überall werdet ihr lesen, dass wir Menschen als Fruktivoren geboren sind. Die Natur hat nicht vorgesehen, dass wir rohes Fleisch essen wie ein Fuchs oder ein Tiger, nein, das hat Mutter Natur nicht vorgesehen.
Diese Einsicht ist so einfach und klar, dass es einen wundernimmt, dass nicht schon sämtliche Menschen vegetarianisch leben, dass nicht schon alle nur das essen, was der Boden hergibt, Früchte und Gemüse, Kräuter und Beeren, Samen und Blüten! Wächst denn im Boden Fleisch und Fisch? Nein! Oder Bier und Branntwein? Nein! Oder geröstete Kaffeebohnen und vergorene Teeblätter? Nein!
Darum lasset diese Geißeln der Menschheit, die schon so viele Familien ins Unglück gestürzt haben. Werdet vielmehr wahre Menschen auf dem Wege zum Übermenschen, wie der große Philosoph Nietzsche es nennet.
Und dieser Mensch, wie ich schon früher erwähnt habe, wird ein Mensch des Friedens sein. Denn wenn niemand mehr ein Mitgeschöpf tötet oder bestiehlt, dann wird sich auch das Gemüt des Menschen verändern, er wird friedlich und milde werden und im Einklange mit Tier und Pflanze leben. Dann werden auch die Kriege aufhören, dann wird der wahre Pazifismus, von dem heute so viele schwärmerisch, aber ohne Wirkung, reden, verwirklicht sein! Aber davon will ich ein andermal zu euch sprechen.
Lieber möchte ich noch einmal das zweite Charakteristikum der neuen Zeit in Erinnerung rufen: den Naturismus!
Verachtet die Nacktheit nicht! Nein, es ist nicht wider die guten Sitten, sich nackend zu zeigen. Vielmehr kann der Mensch nichts Besseres für seinen Körper tun, als ihn so oft als möglich ohne Bedeckung Licht und Luft auszusetzen. Ihr sagt, das sei unmoralisch? Ihr Heuchler! Wie kann denn ein nackter Körper, wie Gott ihn erschaffen hat, schlecht sein? Wie kann ein Urzustand sittlich verwerflich sein? Doch nur wenn falsche Sitte und verlogene Moral ihn dazu gemacht haben!
Darum werfet die Kleider von euch, so oft ihr es vermöget, und badet in Licht und Luft! Nur so kann der Körper gegen Krankheiten geschützt, nur so können Leib und Seele veredelt werden!
Denn das heißt ein wahrer Vegetarianer zu sein: Früchte zu essen und nackt zu gehen.
Die Gebildeten unter euch wissen ja, dass dieses Wort, das die deutsche Sprache aus dem Englischen entlehnt hat, vom lateinischen vegetus kommt, und vegetus heißt bekanntlich gesund und munter, nicht fleischlos, wie viele meinen. Daher gehört zum Vegetarianertum unbedingt dazu, nackt in Sonne und Luft zu wandeln.
O wie heuchlerisch unsere Gesellschaft in diesen Angelegenheiten ist! War je ein Zeitalter verlogener, was das Ausleben der natürlichen Nacktheit und der erotischen Liebe betrifft? Etwa die alten Griechen, die uns den Barberinischen Faun bescherten, der nur wenige Hundert Meter von hier sein Gemächt der Sonne aussetzt? Etwa die Menschen im galanten Zeitalter? Sehet nur die Bilder eines Rubens an! Aber davon ein andermal.
Durch das Verbot der Nacktheit in unserer sich fortschrittlich dünkenden Zivilisation wird der natürliche Trieb eingeschnürt und geknechtet wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Dazu kommt, dass durch aufreizende Kleidung der Frauen die wildeste Fantasie der Männer entfacht wird. Die Verbindung zwischen den Geschlechtern ist in unserer Gesellschaft nur in der Ehe erlaubt, doch wie es mit der Treue in unseren Tagen bestellt ist, mag jeder selbst urteilen. Verhältnisse und Affären, wohin man blickt! Der Herr hat ein Verhältnis mit dem Dienstmädchen, die Frau hat ihren Liebhaber, die Wäschermädel und Zugehfräulein sind Freiwild, von der Prostitution in dieser Stadt mag ich gar nicht sprechen. Kinder, die außerhalb der Ehe geboren werden, werden versteckt und bei anderen Menschen aufgezogen, aus Scham und verlogener Moral! Ein jeder mag sich ausrechnen, um wie viel freier und ehrlicher die Gesellschaft wäre, wenn alle nackt einhergingen und es das bürgerliche Zwangsinstitut der Ehe nicht gäbe! Aber auch darüber ein andermal.
Ein Drittes möchte ich, wie schon angekündigt, abschließend erwähnen: die Heilung durch die Natur. Die heutige Medizin - und daran besteht ja kein Zweifel - ist in eine Sackgasse geraten, aus der sie nur die Naturheilkunde wieder herausführen kann. Sie hat des Menschen und seiner Seele völlig vergessen. Sehet euch an die großen Säle, in denen die Kranken dahinsiechen, ohne frische Luft, ohne Sonnenlicht! Sehet die Doktoren, die bei so vielen Krankheiten nicht ein und aus wissen, unverständliches Zeug reden und im Zweifel Aderlass und bittere Pillen verschreiben und verderbliche Vakzine verabreichen! Gibt es nicht genug Beispiele, dass diese Art der Medizin in die Abstellkammer gehört? Hat nicht ein Arnold Rikli in Veldes Erfolg mit seinen Licht- und Luftbädern? Weltberühmt ist er mit seiner Heliopathie geworden! Pfarrer Kneipp heilt in Bad Wörishofen mit bloßem Wasser selbst Schwindsucht und Cholera! Und noch viele andere könnte ich nennen, die hier wohlbekannt sind.
Überall mehren sich die Beispiele, dass der traditionellen Medizin das Ausgedinge bevorstehet! Einzig der Ignoranz der Doktoren und der Gier der Pillendreher ist es zu verdanken, dass sich die natürlichen Methoden noch nicht durchgesetzt haben. Wir aber gehören der neuen Zeit an, wir vertrauen der Heilkraft der Natur, die in allem unsere Lehrmeisterin ist. Denn Wasser, Licht und Luft genügen, um aller Krankheiten Herr zu werden, die Pflanzenkost reicht aus, um allen, ich sage: allen Krankheiten vorzubeugen.
Darum, so rufe ich euch endlich zu, ändert euren Sinn! Bessert euer Wesen! Kehret um zur Natur, wie es Rousseau schon vor hundert Jahren gefordert hat! Esset die Früchte der Erde! Wandelt nackt! Lasst euch von nichts anderem als Licht, Luft und Wasser heilen!
Dann, ja dann werdet ihr neue Menschen sein für ein neues Zeitalter, voll Gesundheit und Freude, voll Licht und Harmonie.«
Stille.
Der Redner, sichtlich erschöpft von der Heftigkeit seines Vortrags, hält sich mit beiden Händen am Rednerpult fest, schwer geht sein Atem. Scheu blickt er auf das Publikum im Saal, das noch immer still dasitzt und offenbar noch nicht mit dem Schluss der Philippika gerechnet hat. Dann applaudiert einer zaghaft, dann mehrere, der Applaus wird lauter, dazwischen mischen sich Rufe wie...
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