Schweitzer Fachinformationen
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Das Kapitel der Spuksagen ist in unserem Sagenkreise ein ganz ungewöhnlich reichhaltiges. Das Wort Gespenst kommt von spanan, dessen Ur-Begriff l o c k e n ist. Das Gespenst will also v e r l o c k e n, zum Bösen bereden. Das Wort Spuk könnte auch auf Beredung gedeutet werden. Meistens sind die spukenden Geister, die wegen einer bösen That, die sie bei Lebzeiten verübten, ruhelos und zum Umgehen verdammt und nähern sich den Lebenden, um von ihnen erlöst zu werden. Dann erscheinen sie harmlos und zuweilen bittend. Oft aber sind sie neckisch und boshaft, werfen mit Steinen, schlagen um sich und quälen die Lebenden auf mancherlei Weise. Auch lieben es die Gespenster, Thiergestalten anzunehmen und es sind dann Pudel, Katzen, Krähen und Raben die gewöhnlichsten Formen, in denen sie erscheinen.
Im Kronenbügelschen Hause in der Turniergasse soll das Hausgespenst als Nonne mit Schlüsseln, auf dem Dache eines Hauses auf Venedig als kleines graues Männlein erscheinen, in einem Hause der Neuengasse soll es in nämlicher Gestalt vor dem Heerde stehen und man soll daselbst ein knisterndes Geräusch hören. In der Marbachergasse will ein Ackerknecht eine graue, mönchähnliche Gestalt über den Düngerhaufen gehend, gesehen haben, bei dessen Schritten man ein Gepolter hörte, als fiele ein Thür um. In einem Gewölbe des ehemaligen Augustinerklosters wollen einst die Waisenkinder einen Mönch, der mit einer Kette an einem Block befestigt war, gesehen haben. Als man ihn anrührte, zerfiel er in Staub. Auch zwei Mönche erschienen auf der Empore der Augustiner-Kirche, als eben unten einige ältere Herren zur Beichte gehen wollten, verschwanden aber alsbald ohne weitere Kundgebung. Leute, die um Laub zu holen über Windischholzhausen in den Wald gingen und sich verspäteten, sahen auf dem Rückwege in der Dämmerung einen Mönch stehen, dessen dunkle Kutte sich in eine weiße verwandelte, wonach er vor ihren Augen verschwand. Am Andreasthor äffte eine Katze die Wachtposten, am meisten aber geschah dieses durch einen feuerspeienden Pudel. Auf der Cyriaksburg führte ein graues Männchen einen Soldaten in den Berg, in dessen Inneren unermeßliche Schätze liegen, die er sich nach Belieben holen durfte, wenn er für die Erlösung des Gebannten fleißig betete. Der Berg schloß sich nach dem Besuch des Soldaten mit einem Gekrach, als ob eine Mauer einstürzte.
Eine weißgekleidete Gestalt erscheint als Unglücksverkünderin in den Schallfenstern des Reglerthurmes und wohin sie drohend den Zeigefinger hebt, da geschieht Unheilvolles.
Auf dem Rothenberg wollen die Weinhüter bemerkt haben, daß einer ihrer dort gestorbenen und begrabenen Vorgänger des Nachts um 12 - 1 Uhr umgehe und arbeite. Postillons erzählen, daß in der Advents- und Fastenzeit auf dem Wege nach Sömmerda eine Gestalt vor den Pferden hingehe und dieselben scheu mache.
Im Reinthale reitet in stürmischen Nächten ein Reiter ohne Kopf nach der Schwedenschanze zu.
Im Winter war es die Christnacht, in der man die Loslassung des wilden Heeres wähnte, aber auch im Frühling gab es eine Nacht, die bekannte Walpurgisnacht, in welcher die Höllengeister mehr Gewalt hatten, als sonst. Im Sommer waren die Johannesnacht und im Herbste die Allerseelennacht gefürchtet. Doch waren in diesen vier Nächten auch die Bergschätze geöffnet und konnten Hellsehende im Spiegel der Zukunft lesen. Außerdem hielt man die geschlossenen Zeiten nämlich die Advents- und Fastenzeit für den Verkehr mit der Geisterwelt besonders geeignet.
Der alte Schäfer Noah, manchen Leuten im Johannisviertel noch gar wohl bekannt, hütete einstmals seine Heerde am rothen Berge und schmauchte in aller Ruhe und Gemächlichkeit sein Pfeifchen. Da erhob sich urplötzlich ein so gewaltiger Rumor in seiner Heerde, daß die Schafe, als wären Wölfe in die Hürde eingebrochen, diese zersprengten und in wilder Flucht feldeinwärts liefen. Als der alte Schäfer den Blick erhob um zu sehen, woher der Aufruhr käme, gewahrte er eine Kutsche, die mit 6 kohlschwarzen Pferden bespannt war. In derselben saßen ein Mann und eine Frau ohne Kopf und auch sämmtliche Pferde hatten keine Köpfe. Die Kutsche kam mit großer Geschwindigkeit vom rothen Berge herab, fuhr über Stock und Stein, gerade auf die Hürde zu und verschwand plötzlich. Die Schafe aber waren durch dieselbe in alle Richtungen zerstreut und es vergingen Tage, ehe der Hutmann sie aus den verschiedenen Fluren wieder zusammen brachte. Und so ging es ihm mehrere Male.
Mündlich.
In Hildesheim erschien eine gläserne Höllenkutsche um 12 Uhr in der Nacht, die hielt in der Petersilienstraße an und die darin Sitzenden stiegen still und stumm aus und setzten eine Mulde, in welcher ein blutendes Kind lag, dem ein Messer aufrecht in der Brust steckte, auf die niedrige Kirchhofmauer. Auch ein Galgen erschien und die stummen Leute holten aus der Kutsche eine händeringende Frau und knüpften sie über der Mulde an den Galgen. Dann stiegen sie wieder ein und die Höllenkutsche fuhr davon. Sobald das Rollen der Räder verhallte, verschwanden auch Weib und Kind und der Galgen.
Seifart II. 29.
Anderswo sind vor der Höllenkutsche statt der Pferde Hunde. In Bremen kommt einst eine solche in Saus und Braus heran und ein Mann, der seine Frau, die zum Waschen bestellt war, begleitet, kann ihr nicht entrinnen. Da wird ihm ein Halfter übergeworfen und so eingespannt muß er mit laufen, bis die Glocke eins schlägt. Da ist Alles verschwunden. Der Mann legt sich erschöpft zu Bett und nach Verlauf von 4 Wochen ist er todt.
n. Wagenfeld, Bremens S.
Zuweilen ist die Kutsche feuerglühend, wird von glutschnaubenden Rossen gezogen und von einem glühenden Kutscher gelenkt. Man will eine solche in Cöln in mehreren Straßen gesehen haben und behauptet, ein Bürgermeister, der es mit der Stadt nicht gut gemeint, hätte darin gesessen.
Wolf, D. S.
Auch durch die Luft fährt die Höllenkutsche mit Saus und Braus, wie folgende Sage erzählt. Ein Schneider ging mit seinem Lehrling von einem lustigen Gelag heim und wurde von einer Kutsche überholt, neben welcher ein Mann im grünen Habit ging. Er lud beide ein, sich in den Wagen zu setzen. Der Lehrling schlug es aus, aber der Meister stieg ein. Sogleich erhob sich die Kutsche und flog über alle Berge. Am Morgen lag er am Strande einer Insel. Da kam ein Schiff und nahm ihn mit nach Ost-Indien. Als er nach 16 Jahren wiederkam, hatte sein ehemaliger Lehrling seine Frau Meisterin geheiratet.
Am Freitag vor Martini im Jahre 1519 wurde in einer Schlägerei ein Schneidergeselle von einem Schuhknecht nicht unbedeutend verletzt. Letzterer wurde gefänglich eingezogen und da er trunken war, geschah es, daß er sich nicht halten konnte, als ihn der Scharfrichter und der Stockmeister in die Themnitz hinabstießen. Der arme Mensch stürzte die Treppe des Gefängnisses hinab und brach den Hals. Für diese böse That blieb indessen den Beiden die Strafe nicht aus. Den Stockmeister setzte man wegen arger Uebelthat, die er in seiner Familie begangen, in den Spittelthurm gefangen und speiste ihn aus dem Spital. Allzeit schrie er über einen großen Wurm, der zu ihm käme und ihm die Speise aufzehre. Als er einst einen langen Knochen am Boden fand, faßte er den Entschluß, sich damit zu befreien. Er grub ein Loch in die Erde und führte eine Höhlung unter dem Fundamente des Thurmes hinweg. Es gelang ihm auch endlich, an der äußeren Seite des Thurmes, nach dem Spittelsteg zu, zum Lichte zu dringen. Als er eben den Kopf aus der Erde steckte, gewahrte ihn ein altes Weib, erhob Geschrei und rief den Bierrufen, der auf dem Thurme wohnte. Dieser ließ ihn nicht weiter heraus und schickte nach der Wache. Die kam und brachte ihn nach dem Rathhause in strengen Gewahrsam, in die Temnitz. Hier erfuhr er sein Todesurtheil und bald darauf sollte er auf dem Rabenstein enthauptet werden. Hier schlug aber auch die Stunde der Vergeltung dem Scharfrichter. Er hatte mit dem armen Sünder gar wenig Glück, schlug immer fehl und statt des Nackens traf er die Schultern des Hinzurichtenden. Das geschah vier Mal. Darüber ergrimmte das anwesende Volk und steinigte den Scharfrichter zu Tode.
Daß nun der Geist der beiden im Grabe keine Ruhe finden kann und umgehen muß, ist - der Sage nach - selbstverständlich. Um Mitternacht erhebt sich in der Gegend des Spittelthurmes ein gewaltiger Rumor. Bald rollen Fässer von unsichtbaren Händen getrieben aus der Gera zum Ufer hinan und verschwinden im Wassergäßchen, bald setzt sich ebenso ein Wagen in Bewegung und fährt ohne Pferd und Fuhrmann über den Spittelrasen, durch die Hospitalgasse und verschwindet dann ebenfalls in dem Wassergäßchen.
v. Falkenstein u. mündlicher Ueberlieferung.
Zur Zeit, als Luther in Erfurt studirte, verliebte sich ein junger Student in ein Mädchen, das sehr spröde that und sich ihm stets entzog. Der Student hatte einen Kameraden, der die Zauberkunst verstand und diesen bat er, eine Zusammenkunft...
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