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Die ayurvedische Ernährungslehre hat mich aus diversen Gründen schnell fasziniert. Zunächst ist die Beachtung der Individualität des Menschen zu nennen. Auf die Frage: Was sollte ich mehr konsumieren und was sollte ich vermeiden, gibt es daher im Ayurveda keine pauschale Antwort, sondern immer ein »Es kommt darauf an .«. Es kommt darauf an, was dein Körper gerade benötigt; es kommt darauf an, was dein Geist gerade benötigt; es kommt auf die Umwelt um dich herum an. Die Konsequenz sollte daher sein, dass du lernst, achtsam mit dir und der Welt umzugehen und Signale deines Körpers zu deuten. Ayurveda im präventiven Sinne dieses Buches ist ein System, welches für »Hilfe zur Selbsthilfe« steht. Denn du kannst die Eigenschaften, die bei dir defizitär sind, durch die Nahrung nähren.
Die acht Faktoren der ayurvedischen Ernährung sind die sehr umfassende Grundlage dieser Ernährungsmedizin. Die acht Faktoren umfassen so ziemlich jeden Bereich, den wir uns in Bezug auf das Essen in der Praxis vorstellen können. Es wird nicht nur auf die Nahrung selbst geschaut, sondern auch auf das »Wann« des Essens, die individuelle Verträglichkeit oder die Art und Weise des Essens.
Nahrung ist viel mehr als Kalorien und chemische Zusammensetzungen. Mahlzeiten versorgen uns nicht nur mit Nährstoffen, sie geben uns gewisse Gefühle. In Ausbildungen oder Workshops lasse ich die Teilnehmer oft verschiedene Geschmäcker testen. Die Aufgabe besteht darin, unter anderem die Gefühle, die entstehen, aufzuschreiben. Was ich bisher am meisten gehört habe, ist, dass das Gefühl von Liebe und Geborgenheit bei dem süßen Geschmack aufkommt. Faszinierend, was unser Essen nicht nur auf physiologischer, sondern auch auf mentaler Ebene mit uns machen kann, oder?
Ernährung ist ein Grundbedürfnis wie das Schlafen auch. In Maslows Bedürfnispyramide ist dies die Basis des Lebens. Kaum etwas anderes beeinflusst unser Leben so häufig wie die Ernährung. Wir essen täglich, stehen täglich vor der Aufgabe uns zu überlegen, was wir konsumieren, und unser Tag teilt sich oft in vor oder nach dem Mittagessen ein. Wenn wir diesen Blickwinkel auf unsere Ernährung einnehmen, können wir ihr auch eine gewisse Priorität in unserem Leben einräumen. Denn eine natürliche vollwertige Ernährung ist nicht immer leicht umzusetzen. Lass mich an dieser Stelle erwähnen, dass es absolut nicht um das Streben nach Perfektionismus geht. Bei jedem gibt es Tage, an denen die Pizza und die Lieblingsserie im Fernsehen ruft, und das darf auch gerne so sein. Es ist eine Frage der Balance.
Die 8 Faktoren der ayurvedischen Ernährung
Nicht nur wir haben eine Prakriti (Grundkonstitution), sondern Nahrungsmittel auch, das heißt die Eigenschaften der verschiedenen Lebensmittel und die Geschmäcker. Beides kann gemäß Ayurveda die Doshas und somit die Eigenschaften des Menschen beeinflussen. Du kannst das Element beziehungsweise die Eigenschaft, die dir aktuell fehlt, durch die Ernährung vermehrt zuführen. Du kannst aber auch durch Verzicht auf bestimmte Lebensmittel mit entsprechenden Eigenschaften einen Überschuss minimieren.
Im Ayurveda wird die Nahrung nicht nach Makronährstoffen und Mikronährstoffen geordnet, sondern nach Eigenschaften (Guna) und Geschmack (Rasa). Die zehn Eigenschaftspaare hast du bereits kennengelernt. Lass uns an dieser Stelle die sechs wichtigsten Eigenschaften genauer in Bezug auf die Nahrung betrachten. Du kannst in dir überlegen, welche Lebensmittel für dich gerade vielleicht besonders gut geeignet sind, um deinen aktuellen Zustand (Vikriti) oder auch die aktuelle Jahreszeit auszugleichen.
Beginnen wir mit der Eigenschaft schwer. Diese Eigenschaft wirkt körperlich aufbauend und erdend. Kapha wird somit eher vermehrt, wohingegen Vata ausgeglichen wird. Beispiele für schwere Nahrungsmittel sind Fleisch, Getreide, Joghurt, Pasta und Gemüse mit hohem Kohlenhydratanteil wie Karotten, Rote Bete und Süßkartoffeln. Innerhalb dieser Nahrungsmittelgruppen kann weiter unterschieden werden in weniger schwere und sehr schwere Lebensmittel. Diese Unterscheidung ist in einer Präventivdiät aber gar nicht unbedingt notwendig. Leichte Nahrungsmittel gleichen wiederum eher Kapha aus und vermehren Vata. Bei Pitta sollte individuell geschaut werden, ob gerade eine Tendenz zu mehr Leichtigkeit oder mehr Schwere gegeben ist. Leichte Lebensmittel sind zum Beispiel grünes Blattgemüse, frische Kräuter, einige Hülsenfrüchte und die meisten Gemüsesorten mit weniger Kohlenhydratanteil wie Brokkoli, Blumenkohl oder Paprika.
Die Eigenschaft kalt erhöht sowohl Kapha als auch Vata und gleicht Pitta aus. Die Eigenschaften heiß und kalt spielen zudem eine Rolle bei der Temperatur der Nahrung. So wird Personen, die aktuell viel Vata und Kapha in sich haben, empfohlen, fast ausschließlich warm zu essen. Zum einen hat es etwas damit zu tun, dass Vata und Kapha die Eigenschaft kühl bereits verstärkt in sich tragen und diese so ausgleichen können, zum anderen können wir unsere Verdauung durch den Kochvorgang unterstützen. Daher werden warme Speisen auch Pitta empfohlen, allerdings etwas abgekühlt und gerne auch mit einem Beilagensalat. Einige Beispiele für kühlende Nahrungsmittel sind Gurke, Melone, Kokoswasser oder auch Minze. Die Eigenschaft warm oder heiß gleicht Vata und Kapha aus, wohingegen Pitta erhöht wird. Chili und schwarzer Pfeffer zählen zu den sehr heißen Lebensmitteln. Diese sollten eher für Kapha eingesetzt werden. Für Vata gut verträgliche, wärmende Gewürze sind zum Beispiel Zimt und auch Ingwer.
Warme Speisen und die Verdauung
Im Ayurveda werden sehr häufig drei warme Mahlzeiten an einem Tag empfohlen, angefangen zum Beispiel mit einem Porridge, über eine warme Mittagsmahlzeit bis hin zu Suppen, Eintöpfen oder Currys am Abend. Durch das Kochen und Erhitzen nehmen wir unserem Verdauungsapparat einen Teil der Arbeit ab und sparen so Energie. Die Energieausbeute aus gekochter Nahrung ist nämlich höher als die aus roher. Wir haben demnach mehr Energie für unseren Alltag, Müdigkeit und Erschöpfungszustände können abnehmen. Hinzu kommt, dass das Erhitzen unverdauliche Nahrungsmittelbestandteile verdaulicher machen kann. Einige verdauungshemmende Stoffe der Lebensmittel werden abgebaut, und sogar toxische Substanzen werden deaktiviert. Daher sind die meisten Rezepte in diesem Buch gekocht und werden entweder warm oder zimmertemperiert konsumiert.
Die Eigenschaft ölig oder feucht hat abermals großen Einfluss auf Vata und Kapha. Bei Pitta muss auch hier im Einzelfall genau hingeschaut werden, da Pitta zu einer gewissen Öligkeit tendiert, die Eigenschaft allerdings nicht so ausgeprägt ist wie bei Kapha. Gerade Vata benötigt wegen der Trockenheit viel Feuchtigkeit und Ölung. Einige Beispiele sind Samen und Nüsse beziehungsweise Nussbutter oder Öle und Ghee. Aber auch die Zubereitungsform, auf die wir noch zu sprechen kommen werden, kann auf diese Eigenschaft bezogen werden. So ist es für Vata beispielsweise gut, recht feuchte Nahrung zu sich zu nehmen und keinen trockenen Reis mit wenig Soße. Kapha hat bereits viel Feuchtigkeit in sich, was zum Beispiel an viel Schleim oder Wassereinlagerungen zu erkennen ist. Hier bieten sich trockenere Lebensmittel an, wie zum Beispiel Gerste, Hirse, Brokkoli und andere Gemüsesorten mit geringerem Wasseranteil.
Vielleicht hört sich das für den Alltag zunächst etwas komplex an. Lass mich dir ein Beispiel geben, an dem du siehst, wie einfach es sein kann. Wenn du spürst, dass du zu Verstopfung neigst, dein Gewicht eher im unteren Bereich ist und du etwas mehr Erdung brauchst, weil dein Gedankenkarussell mit dir durchgeht, dann streue einfach Nüsse oder Samen über dein Mittagessen. Diese sind sowohl ölig als auch schwer.
Die folgende Tabelle fasst das Beschriebene nochmals für deine Übersicht zusammen und zeigt dir die Eigenschaften, dazugehörige Dosha-Wirkungen sowie Beispiele in der Ernährung.
Die sechs wichtigsten Eigenschaften und ihre Wirkung auf die Doshas
Eigenschaft
Dosha-Wirkung
Beispiele
schwer
gleicht Vata aus; erhöht Kapha
Fleisch, Getreide, Joghurt,...
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