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Sie merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. Er klammerte sich mit beiden Händen an ihren Hüften fest, aber zog sie nicht an sich heran. Seine Hände rutschten ab, sein schwerer Körper legte sich, als sei er selbst gestoßen, auf ihren Rücken. Sie ließ das metallene Gestänge des Messingbettes, an dem sie sich festgehalten hatte, los und rutschte in die Kissen. Er keuchte, während er sich an sie krallte. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Er war schwer, und sie fürchtete, dass ihr die Luft wegbliebe. Sie fühlte, wie er nachgab und seinen großen Körper wie erschöpft auf sie fließen ließ. Er begrub sie unter sich, seinen rechten Arm noch um ihren Bauch gewunden.
»Was ist los, Carsten?«
Er schnappte nach Luft.
Sie versuchte, sich unter ihm wegzudrehen. Aber seine zweieinhalb Zentner zwangen sie, bäuchlings unter ihm liegen zu bleiben.
»Carsten.« Sie versuchte durchzuatmen und geriet ein wenig in Panik, weil der massige Körper bewegungslos auf ihr lag und sie ihren Brustkorb nicht heben konnte. Mit seinem rechten Arm unter ihrem Bauch schien er sie zusätzlich festzuhalten.
Fett und schwer, fuhr ihr durch den Sinn. Fett und schwer, dieser Carsten Rischmöller. Das hatte ihre Kommilitonin gesagt, als sie ihn ihr vor einigen Monaten in einer Bar von Weitem gezeigt hatte.
»Carsten!« Sie zog ihren Arm etwas an und drückte ihren zierlichen Körper in die Matratze, um ihre rechte Schulter zu drehen und sich unter ihm herauszuwinden. Gleichzeitig schob sie das Knie unter ihm hervor und hob ihr Gesäß in die Höhe.
In einer einzigen fließenden Bewegung gerieten die zweieinhalb Zentner über ihr aus dem Gleichgewicht und rutschten über den rechten Arm, der sie eben noch gehalten hatte, und über die Schulter zur Seite. Sie lag nun frei im Arm des bewegungslosen Mannes.
Erstaunt richtete sie sich auf: »Carsten?«
Er lag auf dem Rücken auf der linken Seite des großen Bettes, sein linker Arm hing über der Bettkante, und sein schwerer weißer Bauch legte sich rechts und links oberhalb der Hüfte auf das weiße Laken. Er hatte ein paar glatte rote Haare auf der Brust. Sein Penis lag schlaff inmitten der kräftigen roten Schamhaare. Carsten Rischmöller rasierte sich nicht.
Er wäre mir viel zu weiß, und wahrscheinlich riecht sein Schweiß sauer. Dieser Gedanke schoss ihr in den Sinn, während sie immer noch eher erstaunt als beunruhigt auf den reglos neben ihr liegenden Mann herabsah. Sein Schweiß roch nicht sauer, und sie hatte ihn in seiner Massigkeit sogar sexy gefunden. Das hatte ihre Freundin nicht verstanden.
»Carsten!«, rief sie ihn an und schlug ihm dreimal mit der rechten Hand auf die Wange. »Hey, Carsten!«
Carsten Rischmöller rührte sich nicht.
Nun legte Julia zwei Finger an den Hals ihres Liebhabers, um zu testen, ob er noch lebe. Sein offenstehender Mund schien dem zu widersprechen, aber sie tat das, weil sie es häufiger gesehen hatte. Sie fühlte nichts, aber das hatte nichts zu sagen, dachte sie.
»Ach du Scheiße.« Julia wich zurück auf die gegenüberliegende Bettkante und starrte auf den großen Mann. »Ach du Scheiße«, wiederholte sie leise und legte ihre Hand vor den Mund.
Ohne den Blick von ihm zu wenden, verließ sie das Bett auf ihrer Seite und ging zum Fußende. Für einen letzten Versuch trat sie an die Bettkante und schüttelte ihn mit beiden Händen. Sie rief ihn nicht mehr beim Namen. Sie schüttelte ihn noch einmal zaghaft und trat einen Schritt zurück.
Scheiße, dachte Julia.
Er war tot. Sie hatte noch nie einen Toten gesehen, aber dieser Mensch sah tot aus. Sie blickte auf ihr Handgelenk. Aber die kleine Breguet, die er ihr gekauft hatte, hatte sie abgelegt. Carsten wollte sie immer pur. Hinterher genoss er es, auf dem Bett liegend zu betrachten, wie sie sich immer noch nackt Uhr und Perlen - Perlen am Hals einer Frau sind sexy, hatte er gesagt - wieder anlegte, die Dinge, mit denen er sie beschenkt hatte. So ließ er sich beweisen, dass er sie besaß.
Julia ging zum Sessel an dem kleinen Tisch, auf dem eine halbe Flasche Rotwein, ein Nachtischschüsselchen, ein voller Aschenbecher und zwei Gläser standen. Seine beigefarbene, in Leder gefasste Gucci-Businesstasche lehnte neben dem Stuhl. Sie sollte die Polizei informieren. Das musste sie jetzt wohl. Sie nippte an ihrem Glas und betrachtete den leblosen Mann. Es gab keinen Grund, sich zu beeilen. Sie nahm ihre Uhr und legte sie um ihr schmales Handgelenk. Zehn nach neun. Dann nahm sie die Perlen und schloss den Verschluss in ihrem Nacken. Schade, sie hatte in der Großen Straße einen wunderbaren Ziegenvelourledermantel gesehen. Heute hatte sie ihm davon erzählen wollen. Im nächsten Monat würde sie ihren 24. Geburtstag feiern.
Julia seufzte. Damit war es vorbei. Sie ging zur Ablage neben ihrer Bettseite und nahm das Geld in die Hand. Er hatte es ihr vor einer Stunde, kurz nachdem sie die kleine Wohnung betreten hatte, zu einer kleinen Rolle gedreht zwischen ihre Brüste gesteckt, anschließend mit wohlgefälligem Grinsen in ihren Ausschnitt gegriffen, ihre rechte Brust gepresst und an der Brustwarze gezerrt. Sie hatte das Geld später auf ihrer Seite des Bettes abgelegt, ohne es zu zählen. Es war immer genug gewesen. Manchmal so viel, dass sie sich wunderte, dass sie ihm so viel wert war. Es gehörte zu ihrem Spiel, dass er ihr Geld gab. Er fand es sexy, und sie fand es praktisch. Sie fühlte sich gut dabei, dass er sie so wertschätzte. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln.
Flüchtig blätterte sie die 50er durch. 20 Scheine. Sie bedauerte seinen Tod. Es tat ihr wirklich leid, nicht nur im Hinblick auf seine Großzügigkeit. Er hatte Geld wie Heu. Das fand sie jedenfalls. Ihrer Meinung nach war es so viel, dass er damit spielen konnte. Und das mit dem Geld war für ihn reine Unterhaltung gewesen. Für sie war es ein Spiel für den Lebensunterhalt. Immerhin war sie 25 Jahre jünger als er.
Sie ging in das Bad, das neben dem Schlafraum lag, und betrachtete sich im Spiegel, fragte sich einen Moment, was mit ihr los sei. Sie weinte nicht. War sie kalt, weil ihr solche Gedanken durch den Sinn gingen? Langsam schüttelte sie den Kopf und sah sich dabei nachdenklich in die Augen. Nein - sie lächelte ihr Spiegelbild an - sie war nicht kalt. Sie mochte Carsten. Sie warf einen Blick über die Schulter durch die offene Tür. Sie hatte ihn gemocht. Doch, er war ihr, obwohl sie das nicht gewollt hatte, irgendwie ans Herz gewachsen. Es tat ihr wirklich leid. Sie hatte ihn nicht mögen wollen. Das lief eigentlich gegen ihre eigene Absicht.
Sie griff auf den Spiegelschrank hinter die obere Kante und kontrollierte die Schachtel mit den blauen kleinen Pillen. Von den vier Pillen der Schachtel fehlten zwei. Ob zwei für ihn zu viel gewesen waren? Er hatte geglaubt, sie wisse nicht, dass er Erektionsprobleme hatte. Jedenfalls hatten sie nicht darüber gesprochen. Jetzt hatte sein Herz offensichtlich der Belastung von zwei Tabletten nicht standgehalten. Was Männer nicht alles machten, um als große starke Kerle dazustehen. Carsten Rischmöller lag immer noch in seiner Position. Das würde sich nicht mehr ändern.
Sie duschte, rubbelte sich die Haare trocken und cremte sich ein. Nachdem sie ihre Jeans angezogen und das kleine seidene Top übergestreift hatte, nahm sie ihr Handy aus ihrer großen Ledertasche, um die Polizei anzurufen. Sie überlegte, ob sie direkt die Nummer der Osnabrücker Polizei wählen sollte oder einfach 110, und ging in Gedanken versunken auf und ab. Was sollte sie sagen, warum sie erst jetzt anrief, etwa eine Viertelstunde später? Würde die Polizei, wenn sie käme, diese Zeitdifferenz überhaupt feststellen? Würden sie ihn untersuchen? Sie war unsicher.
Mit dem Handy in der Hand öffnete sie den Raum, der neben dem Schlafzimmer lag und Carsten Rischmöller als kleines Büro diente. Der Vorhang an der linken Wand vor der Tür zur Loggia war geschlossen. An der Wand hinter dem Schreibtisch fehlte das Bild. Als sie sich näherte, bemerkte sie, dass es auf dem Fußboden stand und gegen den Schreibtisch gelehnt war. Sie kannte das Motiv. Sie hatte es oft betrachtet, über den Schreibtisch gelegt, wenn er sich hinter ihr stehend abmühte. Sie hatte das Bild ausdauernd betrachtet und in allen Details in sich aufgenommen. Drei rote Mohnblumen in einer bauchigen Vase aus Ton, zwei auf die leinenfarbene Tischdecke gefallene Blütenblätter, gedeckte Farben. Es hatte etwas Trauriges, fand sie. Einmal hatte sie ihn beiläufig nach dem Bild gefragt, als er fertig war und sich eine Zigarette ansteckte. Es habe im Esszimmer seiner Mutter gehangen, die sich im Grabe umdrehen würde, wenn sie wüsste, dass er sie jetzt unter dem Bild fickte. Er hatte gelacht.
Der kleine Safe, der sich dahinter verborgen hatte, stand einen Spalt offen. Daher hatte er also das Geld für sie geholt. Wie unmodern für den Partner einer Sicherheitsfirma, Geld hinter einem Bild in einem Wandsafe aufzubewahren. Das gab es doch sonst eigentlich nur in alten Filmen. Vielleicht war der Safe bereits hier gewesen, als er die Wohnung mietete. Sie legte das Handy auf den Schreibtisch und öffnete die graue Safetür mit einem spitzen Finger.
Das war viel Geld. Das sah sie sofort. Es waren keine gebündelten Scheine, aber sie lagen in Stapeln, und angesichts der 20 50er, die sie eben gezählt hatte, die kaum einen Zentimeter hoch waren, mochte sie gar keine Berechnungen anstellen. Das war entschieden so viel, dass sie sich hinsetzen musste. Mechanisch griff sie nach ihrem Handy und steckte es bedächtig in die Hosentasche.
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