Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Neu in der 3. Auflage:
Das Wichtigste in Kürze
In Kapitel 1 stellen wir die Spiroergometrie (für Laien, für Kollegen und für Fachkollegen) vor und besprechen die Indikation (den Nutzen), die Abwägung zum Aufwand und zu denkbaren Risiken. Bei aller Akzeptanz der Methode möchten wir auch die gebotene kritische Distanz zu messtechnisch erhobenen Werten bestärken. Das "Werkzeug Spiroergometrie" ist ohne klinische Gesamtschau und ohne stetiges Hinterfragen von Plausibilitäten unvollständig und möglicherweise irreführend. Bei immer "schöner und gefälliger" aufbereiteten Grafiken, Flussdiagrammen und Tabellen ist es besonders wichtig, sich sehr einfache Fragen nach der Generierung von Messwerten und deren Fallstricken zu stellen (Kap. ? 1.4).
Die klinische Grundlage (Kap. ? 1.3) wird ergänzt durch eine sehr kurz gehaltene betriebswirtschaftliche Darstellung des "Soll und Habens" (Kap. ? 1.5) als - leider - unverzichtbarer Teil unserer Arbeit, sei es in der Praxis oder der Klinik. Die Vergänglichkeit von Informationen zu Abrechnungsmodalitäten ist hierbei allen gegenwärtig.
Einst Professor Adalbert Huzly (ehemals Klinik Schillerhöhe in Gerlingen bei Stuttgart) bronchoskopiert in den 1970er Jahren einen Patienten (? Abb. 1.1). Eine Lungenoperation ist geplant. Am Nachmittag vor dem Operationstermin macht Professor Huzly eine Visite, denn er will sehen, ob sein Patient auch funktionell operabel ist. Dazu geht er mit ihm über die Station, beide ersteigen sodann 3 Etagen im Treppenhaus. Jetzt ist Professor Huzly überzeugt, dass eine Operation möglich ist.
Abb. 1.1 Prof. A. Huzly, Klinik Schillerhöhe Gerlingen (Foto mit freundlicher Genehmigung von Prof. R. Dierkesmann).
Jetzt Der Operationskandidat wird im Funktionslabor untersucht, dort durchläuft er eine aufwendige Diagnostik mit kardiologischer und pneumologischer Fragestellung. Auch eine Spiroergometrie wird durchgeführt. Im Zweifelsfall wäre noch ein Termin beim Nuklearmediziner auszumachen zwecks Ventilations-/Perfusions-Studien. Die Übereinstimmung mit aktuellen Leit- und Richtlinien wird überprüft. Jetzt ist das Team überzeugt, dass eine Operation möglich ist.
Vergleich Betrachtet man "einst" und "jetzt", erheben sich folgende Fragen:
"Fortschritt oder Redundanz?"
"Empirie oder Leitlinien?"
Alle in diesem Bereich tätigen Ärzte wünschen sich, ähnlich souverän und kenntnisreich entscheiden zu können wie unsere klinischen Lehrer aus "alten Zeiten". Es ist jedoch anzunehmen, dass auch früher der klinische Blick und die Erkenntnis nicht als "Gnade vom Himmel fielen", sondern sich mühsam aus der Praxis und den ihr innewohnenden Fehlern entwickelten.
Auch wenn zu vermuten ist, dass klinische Entscheidungsfreude und Verantwortlichkeit jetzt mitunter zugunsten eines technisch orientierten Vorgehens mit verzweigten Algorithmen zurücktreten, so möchten und dürfen wir auf den informativen Zugewinn aus jetzt verfügbaren Methoden und Messdaten nicht verzichten (die Navigation zur See hat von der GPS-Technik derart profitiert, dass man es meist hinnimmt, wenn die einstige Kenntnis der Astronavigation mit Sextant und umfangreichem Tafelwerk schwindet). Dennoch bedarf es auch hier der stetigen kritischen Kontrolle durch Orientierung an der geografischen Realität.
Stets ist zu beachten, dass der klinische Gesamtbefund eine Entscheidung begründet, dem ordnen sich auch Befunde aus der Spiroergometrie unter.
Merke
Der klinische Gesamtbefund begründet eine Entscheidung, in die sich die Befunde aus der Spiroergometrie einordnen (s. Kap. ? 1.4).
Hier geht es um
Information an einen Laien,
Information an einen Kollegen und
Information an einen Fachkollegen.
Unser Schwager, ein Geschäftsmann, würde gerne wissen, was sich hinter dieser Untersuchungsmethode "Spiroergometrie" verbirgt und welchen Nutzen man daraus ziehen kann.
"Spiro-" steht für Atmung, "ergo-" steht für Arbeit und "-metrie" steht für Messung. Wir messen die "Atmung" (Atemvolumen und Atemgaszusammensetzung) unter den Bedingungen einer definierten Belastung.
Hierbei muss man realisieren, dass ein harmonisches Zusammenspiel von Atmung, Herz/Kreislauf, Muskulatur (Trainingszustand), Skelett- und Nervensystem und Stoffwechsel (Zellatmung) für eine bestimmte Leistung erforderlich ist (? Abb. 1.2). Kurz: Mit der Spiroergometrie messen wir alle genannten Komponenten und deren Zusammenspiel.
Abb. 1.2 Lunge, Herz und Muskel als physiologische Grundlage der Spiroergometrie.
Nicht nur Kranke profitieren von dem Zuwachs an diagnostischer Erkenntnis, die Methode ist auch zur präventiven Beratung und Steuerung für den Alltagssport hilfreich, um Leistungsgrenzen und Leistungsreserven zu beschreiben und um gesundheitliche Risiken auszuschließen. Für den Breiten- und Leistungssportler ist die Spiroergometrie besonders wichtig. Weitere Einsatzbereiche sind die Begutachtung und Risikoabschätzung (z.B. vor Operationen), Therapiekontrolle und Abschätzung der Prognose bei Erkrankungen.
Unsere Kollegin, eine Landärztin, führt seit Jahren Belastungsuntersuchungen durch und betreut auch die örtliche Feuerwehr (G 26) sowie den Sportverein. Welche zusätzlichen Informationen könnte man aus der Spiroergometrie gewinnen? Wann sollte sie ggf. einen Patienten oder Probanden zur Durchführung dieser Untersuchung überweisen?
Zusätzlich erhalten wir bei der Spiroergometrie Informationen zur O²-Aufnahme (V?O²) und zur CO²-Abgabe (V?CO²) sowie zum dazu erforderlichen Ventilationsvolumen (V?E). Im Einzelnen erfasst werden:
die klinische Symptomatik (Mitarbeit, Erschöpfung, ggf. weitere Beschwerden) mittels standardisierter Fragen (Scores)
die erreichte Leistung (Watt) in einer bestimmten Zeit (z.B. in 10-12 min)
die Größe des Atemvolumens (V?E), bezogen auf die aktuelle Leistung
die Menge an aufgenommenem Sauerstoff (V?O²) und zugleich abgegebenem Kohlendioxid (V?CO²)
die Pulsfrequenz zusammen mit dem EKG und dem Blutdruck
die Formanalyse der Atemströmungskurve
Nehmen wir diese Messungen und stellen sie in Beziehung zueinander, werden wichtige differenzialdiagnostische Aussagen ermöglicht. Die jetzt verfügbaren leistungsfähigen Rechner und Drucker ermöglichen es überdies, nicht nur die Zahlenwerte aufzulisten, sondern die Messdaten übersichtlich grafisch darzustellen und mit Sollwerten zu korrelieren.
Die entstandene Darstellung (z.B. in der 9-Felder-Grafik, engl. 9-Panel Plot) liefert dem Untersucher eine detaillierte und schnelle Information über das Leistungsvermögen und evtl. bestehende Einschränkungen.
Informationsgewinn: wohin mit all den Daten?
Wir geben im Internet in eine Suchmaschine eine Frage ein, z.B. das Stichwort "Dioxin": Im Bruchteil einer Sekunde erhalten wir 2310000 Stichwörter, damit haben wir ein neues Problem!
Bei der Spiroergometrie messen wir über 12-15 min Atemzug für Atemzug die Ventilation, die V?O²-Aufnahme bzw. die V?CO²-Abgabe, zusätzlich die Pulsfrequenz und vieles mehr. Diese Datenflut ist dem o.g. Beispiel aus dem Internet vergleichbar.
Mittels der EDV und schneller Drucker könnten die Daten ausgegeben werden. Die sinnvolle Auswertung dieser Datenflut in Kurven/Diagrammen wird durch die Darstellung und Systematisierung in der 9-Felder-Grafik (9-FG) ermöglicht. Der erfahrene Auswerter wird sich zuerst anhand der Formanalyse der Grafiken orientieren, die einen schnellen und orientierenden Zugang erlaubt. Im Detail und zur Quantifizierung sind sodann die Zahlenwerte in den Tabellen hilfreich. Karlman Wasserman (Los Angeles) und seiner Arbeitsgruppe (1978) ist diese elegante und systematische Analyse zu verdanken.
Seit den Zeiten unserer Facharztausbildung wissen wir, dass das...
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