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Darum bezeichnet der edle Mensch die Dinge so, daß er zu Recht davon reden und daß er das, wovon er redet, auch zu Recht durchführen kann. Denn der edle Mensch gestattet sich in allem, was er sagt, keinerlei Leichtfertigkeit.
Konfuzius23
2Am Anfang war das Wort: Definition und Erläuterung zentraler Begriffe
Eine Diskussion kann nur auf der Basis einer gemeinsamen Sprache geführt werden. Wer etwa unter Gott eine konkrete, den Menschen zugewandte, zuweilen auf Erden wandelnde Person versteht, wird viele Fragen anders beantworten als jener, der eine transzendente, der menschlichen Vernunft vollends entzogene Entität oder Weltenseele annimmt. Daher sollen die in diesem Buch verwendeten Begriffe zunächst einmal definiert werden.
Es liegt in der Natur der Sache, dass auch andere Definitionen möglich sind. Theologen und Kleriker verstehen und verwenden Begriffe anders als Laien, Sunniten anders als Protestanten. Die hier verwendeten Definitionen sind daher meist weit gefasst, um unterschiedliche Interpretationen möglichst mit einzuschließen. Falls sie dennoch nicht immer vollständig das individuelle Verständnis treffen, wird der geneigte Leser gewiss in der Lage sein, die vorgebrachten Argumente und Bewertungen auch auf seine individuelle Definition des jeweiligen Begriffs hin zu prüfen.
Gott und göttliche Ordnung
Unter einem Gott wird gemeinhin ein mit übernatürlichen oder übermenschlichen Kräften ausgestattetes Wesen, eine höhere Macht oder Intelligenz verstanden. Allmacht, Allwissen, Allgegenwart, eine Verantwortung für oder die Beteiligung an der Erschaffung und Ordnung der Welt sowie die Bestimmung oder Beeinflussung des menschlichen Schicksals sind hinreichende, aber nicht notwendige Voraussetzungen für die Einordnung als Gott.i
Der Begriff soll hier umfassend angewandt werden: Allmächtige persönliche Einzelgötter, Götter-Familien und gottgleiche Geister (z.B. buddhistische Devas, Kamis) sind unabhängig von ihrem Wohlwollen gegenüber oder ihrer Interaktion mit den Menschen ebenso miteinbezogen wie abstraktere göttliche Kräfte, Prinzipien und Ordnungen, jedenfalls sofern diese Entstehung und Gang des Universums beeinflussen.ii Persönliche Götter unterscheiden sich von anderen übernatürlich begabten Wesen (z.B. Engeln und Dämonen) durch ihre größere Machtfülle.
Von erheblicher Relevanz für die Bewertung der Gotteshypothese ist, ob es sich um Einzelgötter wie Aton, JHWH und Allahiii oder um ein Pantheon wie in den Götterwelten der alten Ägypter, Griechen, Germanen und Azteken, in dem Glauben der Yoruba in Nigeria und natürlich im Hinduismus handelt. Denn dem Alleinherrscher des Monotheismus werden nicht nur regelmäßig unbegrenzte Fähigkeiten wie Allmacht und Allwissen zugeschrieben, was bei Göttern in polytheistischen Religionen nicht zwingend der Fall ist, sondern er genießt auch eine Alleinstellung in Bezug auf den Kosmos und als Ansprechpartner, Gesetzgeber und Richter der Menschen. Um einen Gott mit solch weitreichender Bedeutung plausibel zu machen, sind offensichtlich höhere Anforderungen zu erfüllen.
Hierbei müssen wir allerdings berücksichtigen, dass diese Unterscheidung, auf die ja gerade die monotheistischen Götter großen Wert legen, ein Stück weit künstlich ist. Nehmen wir den Hinduismus: Trotz der augenscheinlichen Vielfalt von Millionen von Göttern (und deren vielfachen Inkarnationen)iv besitzt er eine Neigung zum Monotheismus; in den Veden wird von den Verfassern stets der jeweilige Gott, je nach Kontext, zur höchsten Gottheit erhoben, ohne dass andere Götter deswegen zu Götzen degradiert werden - andere Götter sind bloß nicht so bedeutsam wie der eigene.24 In der vedantischen Tradition des Advaita wird gar davon ausgegangen, dass es nur einen einzigen Gott gibt - die göttlichen Inkarnationen sind nur Aspekte desselben göttlichen Prinzips.25 Umgekehrt finden wir in den monotheistischen Religionen mit der Figur des Teufels mindestens einen Dualismus (wie beim einen Antagonismus von guten und bösen Mächten propagierenden Zoroastrismus), wenn nicht Charakterzüge eines Pantheons: Dreifaltigkeit, Heiligen, Propheten- und Märtyrerverehrung, Engels- und Dämonenglauben sind beredtes Zeugnis dafür.
Sofern eine Religion atheistisch ist oder zumindest auf persönliche Götter verzichtet, wird hilfsweise der Begriff der "göttlichen Ordnung" verwendet. Dies bezieht sich unter anderem auf das karmische System des (ursprünglich atheistischen) Buddhismus, das Dao und pantheistische Vorstellungen, nach denen Gott eine unpersönliche geistige Kraft darstellt, die mit der Welt bzw. dem Sein identisch ist.
Religion
Religion ist der Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen, deren Grundlage der Glaube an eine oder mehrere transzendente (überirdische, übernatürliche, übersinnliche) Kräfte persönlicher (Götter, Geister) oder abstrakter Natur und Gesetzmäßigkeiten bzw. Ordnungen und damit verbundene heilige Objekte ist. Sie bedarf also nicht zwingend eines Gottes.
Kennzeichnend für Religion ist, dass sie auf der Basis eines nicht notwendigerweise verschriftlichten Konsenses (Heilige Schrift, Überlieferung) Antworten gibt auf metaphysische Schöpfungs- (Herkunft und Zukunft der Welt und des Menschen im Besonderen, Ordnung der Welt, Stellung des Menschen und sein Verhältnis zu Gott), Jenseits- (Existenz eines Lebens nach dem Tod, Konsequenzen des menschlichen Verhaltens in diesem oder früheren Leben) und Sinnfragen (Sinn und Ziel des Lebens).v Darüber hinaus wirkt sie normativ auf Ethik und Moral durch Definition gottgefälligen Verhaltens und Festlegung von Regeln für menschliches Denken, Verhalten und Zusammenleben. Typisch ist zudem eine die Gemeinschaft organisierende Struktur aus Klerus und Riten. Sofern diese Kriterien hinreichend erfüllt sind, kann als Esoterik oder Aberglauben Deklariertes von Religion nicht mehr unterschieden werden.
Auch eine Differenzierung von Religion und Sekten führt ins Leere. Sekte meint im Wortsinn Richtung oder Lehre; damit wäre dann beispielsweise auch der Katholizismus eine Sekte. Auch der Gebrauch des Begriffs im Sinne einer Abspaltung von einer Mutterreligion bietet keine qualitative Unterscheidung, da sich bekanntlich viele große Konfessionen (z.B. der Protestantismus) und Religionen (z.B. der Jainismus) als neue Schulrichtung bestehender Lehren entwickelt haben. Die Bezeichnung als Sekte wurde allerdings auch zeitweise verwandt, um kleinere Glaubensgemeinschaften zu diskreditieren, die sich aber nicht grundsätzlich von größeren Religionen unterscheiden.vi
Mit den "abrahamitischen Religionen" sind jeweils Judentum, Christentum und Islam gemeint. Unter "indische Religionen" werden Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus subsummiert. Der Begriff bezieht sich auf den geografischen Ursprung dieser miteinander verwandten Religionen. Damit soll weder die Bedeutung anderer Regionen an der Entwicklung oder Praxis dieser Religion bestritten noch der Eindruck erweckt werden, dies seien die einzigen in Indien entstandenen Religionen.
Religion und Glaube werden häufig synonym verwendet. Während Religion grundsätzlich die kodifizierte, formalisierte Form des Glaubens ist, soll Glaube hier im Sinne des individuellen, persönlichen, aus der Religion abgeleiteten Glaubens verstanden werden.
Klerus
Religionen werden regelmäßig von einem Klerus gemanagt, der die Grundlagen der Religion, insbesondere natürlich die relevanten Heiligen Schriften, Gebote und Verbote, verbindlich festlegt und interpretiert, als Mittler zwischen Menschen und Gott fungiert und für die Ausübung religiöser Riten verantwortlich ist. Unter Klerus (auch: Geistlichkeit) wird hier die Gesamtheit der Angehörigen des geistlichen Standes (Kleriker) verstanden. Er soll also nicht nur das christliche Priestertum umfassen, wie im Sprachgebrauch üblich, sondern - wenn im Einzelfall nicht anders beschrieben - alle von den übrigen Gläubigen abgehobenen geistlichen Amts- und Würdenträger organisierter Religionen, die in deren Namen auftreten, zum Beispiel Bischöfe, Priester, Äbte, Imame, Ulamavii, Ajatollahs, Rabbiner, aber auch Prediger wie die US-typischen TV-Evangelisten. Hierbei ist es unerheblich, wie groß die vertretene Gruppe ist und ob es sich bei dem Kommunizierten um eine offizielle Lehrmeinung handelt.
Im weiteren Sinne mag der Begriff hier auch all jene umfassen, die ihr Leben vorrangig und dauerhaft der Religion widmen, also insbesondere Mönche und Nonnen. Besonders gläubige Menschen, auch wenn sie ihr Leben zeitweilig der Religion widmen, wie Saddhus oder Pilger, fallen hingegen nicht unter die Definition.
Charakteristisch für den Klerus ist, dass er der Religion regelmäßig durch einen besonders starken Glauben und/oder berufliche, finanzielle oder intellektuelle Abhängigkeit verbunden ist. Hieraus resultiert ein hohes Eigeninteresse an der Aufrechterhaltung und gegebenenfalls auch der Ausbreitung der Religion.
Riten
Unter Riten sind religiöse Kulthandlungen und Rituale wie der Gottesdienst (Messe, Freitagsgebet, Puja), gemeinschaftliche und formalisierte Gebete (Vaterunser) und Zeremonien zu religiösen (Zuckerfest, Ostern, Diwali) wie eigentlich weltlichen Anlässen (Heirat, Geburt) sowie Opferungen zu verstehen. Neben den von der jeweiligen Religion bzw. deren Klerus unmittelbar vorgegebenen Riten soll der Begriff hier auch individuelle Ausdrucksformen und Praktiken wie die der Meditation, der Buße und Askese...
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