JAGDHUNDE OHNE FÜHREREINFLUSS
Wölfe kennen alle Finessen der Jagd. Im Rudel gibt es Einzeltiere, die bestimmte Jagdtechniken besonders gut beherrschen und so eine Arbeitsteilung ermöglichen, die das Überleben des Rudels sichert. Diese tief im Erbgut des Hundes verankerten Fähigkeiten machte sich der Mensch seit Jahrtausenden zunutze und schuf durch Zuchtauslese Jagdspezialisten. Die Entwicklung der Jagdhunde geht Hand in Hand mit der der Jagdmethoden und Waffen. Die Geschichte der Jagdhunde ist eng mit der Kulturgeschichte des Menschen verknüpft. Einige haben sich in jüngster Zeit auch als Familienhunde bewährt, ja geradezu zu Modehunden entwickelt, doch so ganz einfach sind sie nicht zu halten. Man muss das Verhalten des Hundes verstehen, um entscheiden zu können, ob man sich das Leben mit einem Hund so vorstellt. Die Schönheit dieser Hunde verleitet zum Kauf, aber die Haltung kann sich als sehr anstrengend erweisen.
NASENORIENTIERTE TREIBJAGDHUNDE
Ihre Aufgabe ist das Aufsuchen, Aufstöbern und Aufscheuchen von Wild. Dazu gehören Stellen und Verbellen des Beutetieres. Da sie bei dieser Arbeit den Fähigkeiten des Menschen haushoch überlegen sind, brauchen sie den Menschen nicht. Der Jäger folgt dem Hund und vertraut auf dessen Jagdglück. Diese Hunde folgen ihrer Nase, sobald ein noch so geringer Duft Beute andeutet. Reviergrenzen spielen keine Rolle. Jeder, der mithilft, ist willkommen. Man jagt gemeinsam, aber nicht im wohl organisierten Rudelverband. Für die Mensch-Hund-Gemeinschaft bedeutet das: die Hunde sind selbstständig, haben keine Neigung sich unterzuordnen, sie sind wenig sensibel, was die Rangordnung anbelangt. Ihr Revier ist überall, wo man jagen kann. Deshalb verteidigen sie weder sozialen Rang noch Reviergrenzen aggressiv. Sie "hauen ab", denn die passionierten Jäger sind immer auf der Suche nach Beute, wozu alles Essbare gehört, das sich finden lässt, sprich, sie sind verfressen.
AUGENORIENTIERTE TREIBJAGDHUNDE
Die Welt der Windhunde ist offenes Gelände, wo sie flüchtiges Wild verfolgen, stellen und manchmal töten. Sie verlassen sich auf ihre Augen, denen nicht die geringste Bewegung bis in weite Ferne entgeht. Die osteuropäischen, orientalischen und afrikanischen Wind-hunde sind selbstständige Langstreckenjäger. Sie spielten eine überlebenswichtige Rolle für den Menschen, wurden hoch geschätzt, aber Unterordnung und Gehorsam waren nicht gefragt. Sie sind noch sehr unverfälscht im Rudelverhalten und folgen, wenn sich der Mensch als guter Führer erweist; allerdings wurden aggressive Hunde nie geduldet. Mit dem Menschen das Lager teilend, sind sie revierbewusster als die Nasenjäger, d. h. wachsam und Fremden gegenüber zurückhaltend.
© Eva-Maria Krämer
Beagles und Foxhounds auf der Schleppjagd.
Die westlichen Windhunde sind Kurzstreckenläufer für die Hasen- und Kaninchenjagd. Stets in engster Gemeinschaft mit dem Menschen lebend, sind sie unterordnungsbereiter und personenbezogener als die Orientalen. Wichtig: Die Westlichen suchen nicht so häufig nach Jagdbeute und ziehen dabei weite Kreise weg vom Besitzer, sondern sie reagieren auf Wild, das unmittelbar vor ihnen auftaucht. Deshalb kann man einen einzelnen, gut geprägten und erzogenen Hund leichter frei laufen lassen, da er in aller Regel nicht selbstständig das Weite sucht. Schwieriger wird es mit mehreren Hunden, die sofort eine Jagdgemeinschaft bilden und solchen, die für den Rennsport gezüchtet wurden.
Windhunde setzen ihre Energie zielorientiert ein, d. h. sie sind im Hause ruhig und draußen umso temperamentvoller.
© Eva-Maria Krämer
Whippets lieben Rennspiele.
Die Laufhunde - Podencos - des Mittelmeerraums jagen heute noch wie einst, sind sehr ursprünglich im Hundeverhalten, immer auf der Jagd, ungebunden und sehr freiheitsliebend. Der spanische Windhund - Galgo - wird auch heute noch weit verbreitet jagdlich geführt.
Beide Rassen werden hierzulande nur vereinzelt gezüchtet, jedoch häufig über Tierschutzorganisationen vermittelt.
© Eva-Maria Krämer
Dalmatiner arbeiten gerne.
BEAGLE
© Eva-Maria Krämer
BEAGLE
Schulterhöhe 33-40 cm
Farbe braun, schwarz, blau, dachsfarbig, zitronengelb, rot gefleckt oder einfarbig mit weiß, rein weiß
FCI-Nr. 161
Verbreitung häufig
Schon die Römer fanden in Großbritannien beagleähnliche Jagdhunde vor. 1475 taucht der Name zum ersten Mal auf. Im 16. Jh. begleiteten Beagles die englischen Könige auf der Jagd. Der Beagle gilt als kleines Ebenbild des ehemaligen Southern Hound, eines vom französischen Bleu de Gascogne abstammenden Hasenjägers. Da kleiner und langsamer als die großen Meutehunde, ging man mit Beaglemeuten zu Fuß anstatt zu Pferd auf die Hasenjagd.
In erster Linie wird der Beagle heute dank seiner Charaktereigenschaften als Familienhund gehalten. Anpassungsfähig, gesellig und verträglich untereinander, eignen sich Beagles leider bestens für Laborzuchten als Versuchstiere. Der kleine weißbunte Jagdhund ist sanft, fröhlich und lustig, intelligent und pfiffig, aber auch etwas stur. Niemals darf ein Beagle scharf und aggressiv sein. Der passionierte Jagdhund folgt nur zu gern jeder Spur und als selbstständig jagender Meutehund zeigt er auch heute noch Unabhängigkeit und Eigenwillen. Deshalb muss der Beagle von klein an konsequent erzogen werden, was bei den putzigen Welpen schwer fällt und oft genug vergebene Liebesmüh' ist, sobald er eine Fährte aufnimmt. Für viele Besitzer ist es ein Problem, dass der so anhängliche Hund im Freien den Gehorsam vergisst.
© Eva-Maria Krämer
BASSET HOUND
© Eva-Maria Krämer
BASSET HOUND
Schulterhöhe 33-38 cm
Farbe schwarz-weiß-braun oder gelb-weiß u. a. Laufhundefarben
FCI-Nr. 163
Verbreitung häufig
Der Basset Hound ist ein Abkömmling des schweren, heute ausgestorbenen französischen Basset d'Artois und des leichteren Basset Artesien Normand. Beide wurden 1874 nach England gebracht und verschmolzen zu einem einheitlichen Typ. 1892 wurde ein Bluthund eingekreuzt.
Jagdlich wurde der Basset Hound in kleinen Meuten bei der Hasenjagd eingesetzt und bewährte sich besonders im schwer zugänglichen Dickicht. Er zeichnet sich durch hervorragende Nasenleistung bei der Nachsuche angeschossenen Wildes aus.
In Amerika gelangten die Hunde vor Jahren in die Hände von Schauzüchtern, die die Rassemerkmale übertrieben und einen Hund schufen, der nur noch eine Karikatur des ehemaligen Jagdhundes darstellte, aber als knautschiger Hush Puppy über die Schuhreklame in Mode kam. Glücklicherweise ging der Trend rasch vorüber, denn er ist kein einfacher Hund. Der einst selbstständig jagende Hund hat seine Eigenständigkeit bewahrt, was oft als Sturheit und Eigensinn ausgelegt wird. Seine Erziehung bedarf konsequenter Geduld, jedoch wird er nie ein gefügiger Hund, der aufs Wort gehorcht. Der ausgeglichene, verträgliche Basset ist kein sehr lauffreudiger Hund und kein guter Wachhund.
© Eva-Maria Krämer
KURZHAARIGE LAUFHUNDE
© Eva-Maria Krämer
01
BASSET ARTÉSIEN NORMAND
Er entstand aus dem schweren normannischen und leichteren Artois-Basset. Er hat seine funktionelle Form bewahrt und jagt spurlaut alleine oder in der Gruppe bevorzugt Kaninchen, aber auch Hase und Rehwild [01]. Er sucht mit großer Sicherheit auch in unzugänglichem Dickicht, nicht sehr schnell, aber laut, systematisch und ausdauernd. Angenehmer Begleithund, munter und sehr anhänglich, jedoch verleugnet er seine Jagdpassion und sein enormes Durchsetzungsvermögen nicht.
BASSET ARTÉSIEN NORMAND
Schulterhöhe 30-36 cm
Gewicht 15-20 kg
Farbe Falbfarben mit/ohne schwarzem Mantel und weiß
FCI-Nr. 34
Verbreitung selten
SCHWEIZER NIEDERLAUFHUND
Kurzbeinigere Variante des Schweizer Laufhundes, einer schnellen Bracke. Man suchte einen langsameren Hund, der das Rehwild nicht gefährdete, und züchtete mithilfe von Dackel, Dachsbracke, Fox Terrier und französischen Bassets den Niederlaufhund [02]. Er jagt spur- und fährtenlaut, sehr selbstständig und sicher in schwierigem Gelände. Eignet sich hervorragend zur Schweißarbeit. Angenehmer Begleiter mit freundlichem Wesen und ruhigem bis lebhaftem Temperament.
BERNER NIEDERLAUFHUND
Schulterhöhe Rüden 35-43 cm, Hündinnen 33-40 cm
Farbe Berner: dreifarbig, Jura: schwarz-loh, Luzerner: blauschimmel, Schwyzer: weiß orange-rot
Varianten Glatt-, Rau-oder Stockhaar
FCI-Nr. 60
Verbreitung sehr selten
© Eva-Maria Krämer
02
RAUHAARIGE LAUFHUNDE
BASSET GRIFFON VENDEEN
Niederläufige (bas = tief) Variante des Griffon Vendeen. Passionierter Jagdhund und Spezialist für die Hasenjagd. Er ist mutig und sein harsches Haarkleid schützt ihn im dichten Dornengestrüpp....