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Viele Menschen geben lediglich vor, sich für den Sinn des Lebens zu interessieren. Zumeist dominiert bei ihnen weit mehr die Sorge um ein kurzfristiges, irdisches Glücksgefühl. Wer wirklich und ernsthaft nach der Wahrheit sucht, der hat gute Chancen, auf diesem Weg auch fündig zu werden. Allerdings braucht man dazu entsprechende Ausdauer und den Mut, eigene Irrtümer einzusehen. Wie sich ein Mensch im ersten Jahrhundert konsequent auf die Suche nach der letzten Wahrheit machte und dabei fündig wurde, zeigt diese Lebensgeschichte des wahrscheinlich ersten christlichen Philosophen.
Justin wurde um das Jahr 100 n. Chr. herum als Sohn eines gewissen Priscus in der Stadt Flavia Neapolis geboren (heute Nablus/palästinensisches Autonomiegebiet). Seine Eltern waren römische Bürger. Die Ortschaft im damaligen Palästina und heutigen Israel war 72 n. Chr. - nach Ende des Jüdischen Kriegs von Kaiser Vespasian als Bollwerk gegen extremistische Juden - gegründet worden. Sie lag nahe an den Ruinen des ehemaligen samaritanischen Heiligtums von Sichem. Das geografische und kulturelle Umfeld des frühesten Christentums war Justin aufgrund seines Heimatortes bestens vertraut.
Nablus im 19. Jahrhundert
Justin wuchs mit der offiziellen römischen Staatsreligion und ihrer mythologischen Götterwelt auf und erhielt eine klassischphilosophische Schulbildung. Er war ein neugieriger, aber auch skeptischer Jugendlicher. Ihm genügte es nicht, einfach nur die elterliche Tradition zu übernehmen.
In seiner Jugend setzte Justin sich mit verschiedenen, damals verbreiteten Weltanschauungen1 auseinander. Zeitweilig schloss er sich einem Stoiker2 an, der ihm allerdings nichts Sinnvolles über Gott sagen konnte. Ein Peripatetiker3 ließ schon bald erkennen, dass er vor allem am Geld seiner Schüler interessiert war. Zeitweilig lernte Justin auch bei einem Pythagoreer4 und einem gelehrten Platoniker5. Schließlich zog sich Justin in einen kleinen Ort am Mittelmeer zurück, um dort in Ruhe über all die philosophischen Entwürfe nachdenken zu können. Hier traf er auf einen alten Mann, der ihm mit Begeisterung von der "Philosophie" alttestamentlicher Propheten erzählte. Justin fühlte sich dadurch zutiefst angesprochen. Einige der bisher noch unbeantworteten Lebensfragen klärten sich nun.
Viele plausible Erkenntnisse der Philosophie fand Justin im christlichen Glauben bestätigt. Einen Teil der göttlichen Wahrheit hatten demnach bereits die griechischen Philosophen erkannt, beispielsweise das Wesen der menschlichen Seele oder die Gerechtigkeit Gottes. Zur vollständigen Erkenntnis der geistlichen Zusammenhänge und des Wesens Gottes sei der normale Mensch allerdings nicht in der Lage, war Justin überzeugt. Ohne den Heiligen Geist und die Offenbarung Gottes sei es schlichtweg unmöglich, diese letzten Dinge korrekt zu erkennen. Hier kommen für ihn die alttestamentlichen Propheten und die Jünger Jesu ins Spiel. Sie sind übernatürlich berufene Menschen, die vom Geist Gottes geführt Wahrheiten aufschrieben, die nicht allein irdischen Überlegungen entsprangen. Insofern verbindet der christliche Glaube, nach Justin, sowohl höchste philosophische Erkenntnis als auch authentische Offenbarung Gottes. Tatsächlich hätten geniale Denker wie Sokrates oder Plato bereits in ihrer Zeit wichtige Gedankenanstöße durch die alttestamentlichen Propheten erhalten. Die Idee des Wesens Gottes, der Schöpfung, der Seele, des "Logos" usw. hätten sie von Mose übernommen, war Justin überzeugt. "Dies ist die einzige wirklich zuverlässige und nützliche Philosophie, die ich gefunden habe."
Lebenslang schätzte Justin die Philosophie. Er hielt das konsequente Denken für einen idealen Zugang zu Gott. Seiner festen Überzeugung nach ist aber allein der christliche Glaube letztlich die einzige wirklich zuverlässige Philosophie. Vor allem die innere Stimmigkeit der Bibel und die Furchtlosigkeit der Christen angesichts ihrer unmittelbar bevorstehenden Hinrichtung überzeugten Justin schließlich. Außerdem imponierten ihm die Authentizität, die Feindesliebe und hohe Moral der frühen Christen. "Die nun, deren Lebenswandel nicht so befunden wird, wie Jesus gelehrt hat, sollen nicht als Christen angesehen werden, auch wenn sie mit der Zunge die Lehre Christi bekennen."
Kurz nach der Bekehrung zum christlichen Glauben musste Justin seine Heimat höchstwahrscheinlich infolge des jüdischen Bar-Kochbar-Aufstandes (132-136) verlassen. Nachdem die römische Armee diese messianische Revolte niedergeschlagen hatte, wurden Juden scharf verfolgt und oftmals ganz aus ihrem Land vertrieben. Ein Aufenthalt in Jerusalem wurde Juden strikt untersagt. Im Zusammenhang mit diesen Unterdrückungsmaßnahmen gingen die römischen Behörden auch gegen Christen vor, die man oftmals irrtümlich als eine jüdische Sekte betrachtete. Auch schon während des Aufstandes verließen viele Christen das Land, weil sie von fanatischen Juden gefoltert wurden und zum Widerruf ihres Glaubens gebracht werden sollten.
Justin verbrachte daraufhin eine längere Zeit in Kleinasien und Griechenland. Insbesondere Ephesus und Korinth werden in seinen Schriften mehrfach genannt.
In den 150er-Jahren zog Justin in die Hauptstadt, also nach Rom, und eröffnete dort eine christlich geprägte Philosophenschule. Geeignete Räume mietete er oberhalb des Timotinischen Bades, wie zeitgenössische Quellen angeben. In seiner Lehrtätigkeit war Justin weitgehend unabhängig von der örtlichen Kirchenleitung. Wie es sich in der Antike für echte Philosophen gehörte, lehrte auch Justin kostenlos. Bei dieser Tätigkeit sollte es eher selbstlos darum gehen, Menschen zur Wahrheit zu führen, als seinen eigenen Lebensunterhalt zu sichern.
Mit seiner philosophischen Lehre will Justin nicht nur informieren, sondern überzeugen und Menschen zu einem wahrhaftigen, christlichen Leben bewegen. Die von ihm praktizierte Philosophie sollte keine rein akademische Fachwissenschaft sein. Justin ging es weit mehr um grundlegende Lebensfragen und um praktisch anwendbare Prinzipien. Irgendwie betrachtet Justin "alle Menschen, die der göttlichen Vernunft gemäß gelebt haben", als "Gläubige", sowohl die alttestamentlichen Propheten als auch die griechischen Philosophen. Sie haben dem vertraut, was Gott ihnen in ihrer Zeit mitgeteilt hat. Natürlich werden auch sie letztendlich nur durch Jesus Christus gerettet. Echte Vernunft und nicht nur intellektueller Selbstbetrug, das ist für Justin nur bei dem Gott zu finden, der sich in der Bibel den Menschen offenbart hat. "Wer wirklich fromm und philosophisch empfindet, dem empfiehlt die Vernunft, die göttliche Wahrheit allein zu ehren und zu lieben. Er wird es ablehnen, bloß überkommenen Meinungen zu folgen, wenn er erkennt, dass sie verkehrt sind."
Für Justin ist der christliche Glaube eine logische, allgemein einsichtige Wahrheit. Die Bibel selbst ist nicht hinterfragbar und wahr in allen ihren Aussagen. Sie geht unmittelbar auf Gott zurück, der sich darin an die Menschen wendet. Die glaubhaft und vielfach bezeugten Wunder Jesu sind für Justin ein sicherer Nachweis seiner Göttlichkeit.
Überall auf öffentlichen Straßen und Plätzen konnte man in der Antike auf diskutierende Philosophen treffen. Viele von ihnen lebten äußerst bescheiden und konzentrierten sich ganz auf die Suche nach Wahrheit. Auch Justin hielt regelmäßig solche öffentlichen Reden und debattierte mit interessierten Zuhörern. Aufgrund seiner Bildung wurde Justin in Rom allgemein als Philosoph anerkannt. In gewisser Weise waren für ihn diese öffentlichen Gespräche eine legitime Möglichkeit intellektuell anspruchsvoller, christlicher Mission.
Forum Romanum
Auch nach seiner Bekehrung verstand sich Justin als Philosoph. Als äußeres Kennzeichen trug er weiterhin den bekannten Philosophenmantel. Für Justin gab es keinen unüberbrückbaren Zwiespalt zwischen dem christlichen Glauben und echter Philosophie. Allein schon die prinzipielle Möglichkeit gründlichen Nachdenkens führte er auf Gottes Wirken zurück. Justin war es wichtig, seiner Umwelt eine grundsätzliche, intellektuelle Offenheit zu signalisieren. Christen sollten sich nicht durch Denkfaulheit auszeichnen, sondern durch überzeugende Argumente. Gerade darin besteht für Justin eine...
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