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Wenn man jemanden ermahnt: "Halt jetzt bitte keine Predigt!", dann ist das nur selten positiv gemeint. Viele verbinden Predigten mit getragenen, langweiligen und manchmal auch heuchlerischen Ansprachen, auf die sie gut verzichten können. Natürlich trifft dieses Klischee nicht immer zu. Die Predigten John Wesleys bewahrten England vor einer Revolution. John Newtons Ansprachen trugen zur Abschaffung der Sklaverei bei. Predigten können trösten, korrigieren und direkt ins Leben sprechen. Vor rund 1600 Jahren lebte in der heutigen Türkei ein Prediger, der so treffend und lebensnah sprechen konnte, dass seine Zeitgenossen ihm den Ehrennamen Goldmund gaben. Manche seiner Zuhörer fühlten sich dermaßen betroffen, dass sie spontan in Tränen ausbrachen, andere spendeten ihm tosenden Applaus.
Johannes Chrysostomus (gr. Goldmund) wurde 345 in Antiochien am Orontes (heute Antakya in der Türkei) geboren. Damals hatte die Metropole schon eine ziemlich lange Geschichte hinter sich. Antigonos I. Monophthalmos, einer der Nachfolger Alexander des Großen (Diadochen), hatte Antiochien 307 v. Chr. gegründet. Nachdem die Stadt kürzere Zeit zum Königreich Armenien gehörte, wurde sie 64 v. Chr. als Hauptstadt der Provinz Syria ins Römische Reich eingegliedert. Mit fast 500 000 Einwohnern war Antiochien eine der wichtigsten Metropolen im östlichen Mittelmeerraum.
Aus Antiochia stammte Nikolaus, einer der ersten sieben Diakone (Apostelgeschichte 6,5). Nachdem sie in Jerusalem von jüdischen Fanatikern immer mehr unter Druck gesetzt worden waren, zogen viele Christen nach Antiochien (Apostelgeschichte 11,19-26). Hier entstand eine der ersten Gemeinden, und hier wurden die Nachfolger Jesu zuerst Christen genannt (Apostelgeschichte 11,26). Der Überlieferung nach versammelten sich in der St.-Petrus-Grotte, einer Höhlenkirche im Nordosten der Stadt, die ersten einheimischen Christen um Paulus, Barnabas, Petrus. Von der Gemeinde in Antiochien wurde Paulus zu seinen bekannten Missionsreisen berufen und ausgesandt (Apostelgeschichte 13,1-3). Später besuchte er die dort lebenden Gläubigen immer wieder (z. B. Apostelgeschichte 13,14; 14,26).
Antiochien am Orontes
Als Chrysostomus in Antochien geboren wurde, hatte die Stadt schon eine lange christliche Geschichte hinter sich. In mehreren repräsentativen Sakralbauten kam die große Gemeinde zusammen. Kaiser Konstantin (272-337) ließ nach der Beendigung der letzten Christenverfolgung eine Große Kirche erbauen, die auch Domus Aurea (dt. Goldenes Haus) genannt wurde (327-341). Daneben gab es allerdings auch noch eine lebendige Konkurrenz durch römisch-griechische Tempel. Der damals berühmte Rhetor Libanius (314-393) setzte sich in Antiochien offen für die alte Religion ein. Die Stadt profitierte von ihrer Lage an einer wichtigen Handelsrute in den Osten. Rund 20 Kilometer westlich lag der Mittelmeer-Hafen Seleukis-Pieria.
Chrysostomus' Vater Secundus war römischer Bürger und diente als hoher Offizier im syrischen Heer. Sowohl er als auch seine Frau Anthusa gehörten zur christlichen Gemeinde, wie der Historiker Sokrates mitteilt. Da man damals der Überzeugung war, ein Christ dürfe nach seiner Taufe keine schwere Sünde mehr begehen, sonst wäre er ewig verloren, ließen seine Eltern Chrysostomus vorerst ungetauft. Nachdem der Vater schon sehr früh starb, wurde er von seiner Mutter aufgezogen.
Da die Familie über genügend Geld verfügte, erhielt Chrysostomus eine solide Schulbildung. Als besonders wichtig betrachtete man damals die sprachlichen Fähigkeiten und die Philosophie. Unter anderem wurde der Junge durch den damals weithin bekannten Gelehrten Libanius geprägt. Chrysostomus' Gefühl für Sprache und seine guten Kenntnisse der klassischen Literatur stammten aus dieser Phase seines Lebens. Kurzzeitig war er auch "von den Begierden der Welt gefesselt", wie er später erzählte.
Nachdem er sich intensiv persönlich mit dem christlichen Glauben beschäftigt hatte, ließ sich Chrysostomus 372 taufen. Besonders die gehaltvollen Predigten des angesehenen Patriarchen Meletius (gest. 381) hatten ihn stark angesprochen. Eine solch frühe Taufe (mit 27 Jahren) war damals eher ungewöhnlich. Die meisten Christen ließen sich erst gegen Ende ihres Lebens taufen, um dann nicht mehr Gefahr zu laufen, die strengen ethischen Anforderungen Gottes zu überschreiten. Weit verbreitet war der Gedanke, dass dem Menschen mit der Taufe eine umfassende Sündenvergebung zugesprochen werde. Da man sich nur einmal taufen lassen konnte, wollte man diese Pauschalvergebung lieber am Ende des Lebens erhalten. Chrysostomus aber war fest entschieden, als konsequenter Christ zu leben, und wollte seinen Glauben deshalb durch die Taufe auch öffentlich bezeugen.
Zu dieser Zeit begann Chrysostomus mit seiner theologischen Ausbildung an einer klösterlichen Schule (Asceterium) unter der Leitung des Diodor von Tarsus (gest. 394). Hier wurde eine eng an der Bibel orientierte Exegese gelehrt. Auch in der Predigt sollten sich die zukünftigen Geistlichen vor allem am Wortlaut der Heiligen Schrift orientieren und weder ihre eigenen Konzepte noch allegorische (bildliche) Deutungen in die Bibel hineininterpretieren. Chrysostomus wurde hier das Vertrauen in die absolute Zuverlässigkeit der Schrift als historisch und ethisch verpflichtende Offenbarung Gottes vermittelt. Nach seiner Ausbildung wurde Chrysostomus in der Gemeinde von Antiochien als Lektor eingesetzt (375). In diesem eher niedrigen Kirchenamt war er als Assistent des Priesters während des Gottesdienstes und in der Seelsorge tätig.
Einer naheliegenden Berufung als Bischof wich Chrysostomus damals aus, indem er sich für vier Jahre als Mönch in die Einsamkeit zurückzog. Zu dieser Zeit gab es einen regelrechten Mönchstrend unter den Frommen jener Region. Auf der einen Seite hatte man ein Vorbild in den Propheten der Bibel, die lange Zeit in der Wüste verbrachten, um dort besser auf Gott hören zu können. Auf der anderen Seite wollte man der sündigen Welt mit ihren häufig ablenkenden Vergnügungen entkommen.
Das Verlassen der unmoralischen Welt sollte aber nicht das Hauptmotiv der Mönche sein, sondern die Liebe zu Gott, dem man mehr Zeit widmen wollte als bisher. Insofern betrachtete auch Chrysostomus das Mönchsleben als eine konsequente Form des Christseins auf der Suche nach einem ganz für Gott ausgesonderten Leben. Dadurch würde schlussendlich Gott verherrlicht und auch die Gesellschaft positiv verändert, war man überzeugt. Zum einen würde das Gebet Gottes Handeln mit der Welt beeinflussen. Zum anderen könnte das authentische Christenleben andere Menschen herausfordern und motivieren, sich ebenfalls an den Maßstäben der Bibel zu orientieren.
Chrysostomus wohnte während dieser Jahre zusammen mit anderen Mönchen in einer lockeren Lebensgemeinschaft. Jeder verbrachte einige Zeit alleine, im Gebet, beim Bibellesen und zur inneren Sammlung. Dann traf man sich wieder zum gemeinsamen Gottesdienst oder zu theologischen Gesprächen. Aus Wertschätzung dem Wort Gottes gegenüber lernte Chrysostomus weite Teile der Bibel auswendig. Einer seiner Mönchs-Kollegen war der spätere Bischof Theodor von Mopsuestia (350-428). Für Chrysostomus waren diese Jahre der Einsamkeit geistlich prägend und körperlich belastend. Aufgrund der sehr einfachen Lebensumstände wurde er immer wieder schwer krank.
Lebenslang schwärmte Chrysostomus von den Vorzügen des Mönchsdaseins, so unter anderem in seinen Schriften An den gefallenen Theodor und Gegen die Feinde des Mönchtums. In diesem Zusammenhang warb er auch begeistert für das Ideal eines ledigen Lebens, allein im Einsatz für Gott (Über die Jungfräulichkeit und An eine junge Witwe).
Bischof Meletius berief seinen zwischenzeitlich bewährten Mitarbeiter Chrysostomus als Diakon aus der Einöde zurück in die Stadtgemeinde von Antiochien (381). Nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde waren auch hier insgesamt sieben Diakone tätig (vgl. Apostelgeschichte 6,5). Mit sechs anderen war Chrysostomus verantwortlich für den geregelten Ablauf der Gottesdienste und für die ordnungsgemäße Verwaltung der kirchlichen Finanzen. Dazu gehörte vor allem auch die materielle Versorgung von Bedürftigen, Armen, Kranken und Alten. Angesichts der bescheidenen staatlichen Sozialleistungen kam dieser Arbeit eine wichtige Bedeutung...
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