Grundbauplan der Pflanzen
Die Wurzel verankert die Pflanze im Boden, sie dient der Aufnahme von Wasser und darin gelösten Nährstoffen. Die Sprossachse wächst meist senkrecht dem Licht entgegen. Sie kann krautig und kurzlebig (Kräuter und Gräser) oder holzig und langlebig (Bäume und Sträucher) sein. In ihr verlaufen Leitbündel, die Wasser mit den darin enthaltenen Nährstoffen von der Wurzel zu den Blättern transportieren. In den Blättern gebildete Stoffe werden umgekehrt nach unten geleitet. Die Sprossachse ist in Knoten und dazwischen liegende Stängelglieder geteilt. Die Blätter entspringen den Knoten, und auch seitliche Verzweigungen werden hier gebildet. Die grünen Blätter enthalten das für die Fotosynthese notwendige Chlorophyll, sie dienen der Ernährung der Pflanze. Zudem gibt die Pflanze über die Blätter Wasser ab. So wird der Transportstrom aufrechterhalten und die Pflanze zudem vor Überhitzung geschützt.
Die Blüten sind oft die am meisten auffallenden Teile einer Pflanze. Sie dienen der geschlechtlichen Vermehrung. Von Insekten bestäubte Blüten sind oft groß und bunt gefärbt, während windblütige Pflanzen meist zahlreiche kleine, unscheinbare Blüten haben. Die Blütenhülle besteht meist aus einem grünen Kelch und andersfarbigen Blütenkronblättern, die Blütenhüllblätter können aber auch wie bei einer Tulpe gleichartig gestaltet sein. Im Inneren der Blüte finden sich die aus Staubfäden und Staubbeuteln bestehenden Staubblätter. In ihnen wird der Pollen oder Blütenstaub gebildet, sie sind die männlichen Blütenanteile. Die Fruchtblätter sind der weibliche Blütenanteil. Narbe, Griffel und Fruchtknoten bilden zusammen den Stempel, wobei die Narbe der Aufnahme des Pollens dient. Die meisten Blüten sind wie hier beschrieben zwittrig. Es gibt aber auch eingeschlechtliche Blüten, diese haben dann entweder nur Staubblätter oder nur Fruchtblätter. Bei einhäusigen Arten findet man männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze, wohingegen es bei zweihäusigen Arten männliche und weibliche Pflanzen gibt. Pflanzen können einzelne Blüten tragen, oftmals stehen aber auch mehrere Blüten in Blütenständen zusammen.
Nach erfolgreicher Bestäubung und Befruchtung entwickelt sich eine Frucht aus der Blüte. Die im Fruchtknoten angelegten Samen reifen heran. Öffnungsfrüchte öffnen sich zur Reifezeit und entlassen die Samen, die dann weiter-verbreitet werden. Bei Schließfrüchten bleiben die Samen hingegen im Fruchtknoten eingeschlossen, die ganze Frucht dient dann der Ausbreitung.
Abwandlungen im Grundbauplan liefern die Merkmale, die für die Bestimmung von Pflanzen herangezogen werden können. Die »Fachausdrücke im Bild« (siehe hier) geben einen Überblick über die unterschiedlichen Formen, die Wurzeln, Sprossachsen und Blätter sowie Blüten und Früchte haben können.
Kopfiger Blütenstand des Rot-Klees
© Gartenschatz GmbH/Bellmann
Gräser
Süßgräser gehören zu den ältesten Nutzpflanzen. Alle Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, Mais und Hirse gehören in diese Gruppe. Von den Steppen und Savannen bis zu den vom Menschen geschaffenen Wiesen und Weiden - Gräser bestimmen fast überall auf der Welt das Bild offener Landschaften. Mit etwa 10 000 Arten in über 700 Gattungen sind sie eine der größten Pflanzenfamilien. Bei uns sind ungefähr 70 Gattungen mit über 200 Arten heimisch. In diesem Buch werden besonders wichtige und häufige Arten vorgestellt, die leicht bestimmt werden können. Alle Süßgräser haben eine Reihe gemeinsamer Merkmale, anhand derer sie leicht als Gras angesprochen werden können. Ihr als Halm bezeichneter Stängel ist hohl und in der Regel rund. Typischerweise ist er in Knoten und dazwischen liegende Halmabschnitte, die Internodien, gegliedert. Die Blätter sind zweizeilig angeordnet. Sie sind lang, schmal und ungestielt mit parallel angeordneten Blattnerven. Oft umhüllt der untere Teil eines Blattes als Blattscheide den Halm, bevor er in die Blattspreite übergeht. Im Grenzbereich befindet sich häufig das Blatthäutchen, das wichtig für die Bestimmung sein kann. Die windbestäubten Blüten der Gräser sind sehr unscheinbar. Eine oder mehrere Blüten bilden zusammen ein Ährchen. Dieses ist von zwei Hüllspelzen umschlossen. Jede Einzelblüte ist wiederum von zwei Spelzen umgeben, einer Deckspelze, die begrannt sein kein, sowie einer Vorspelze. Dann folgen zwei Schwellkörper, die die Spelzen zur Öffnung der Blüte so auseinanderdrücken, dass die drei Staubblätter und die Narbe austreten können. Die einzelnen Ährchen bilden zusammen einen Blütenstand, die Ähre, Ährenrispe oder Rispe.
Schließfrüchte der Haselnuss
© Roland Spohn
Die Binsengewächse und die Sauergräser sind zwei grasähnliche Familien, die sich jedoch gut von den Süßgräsern unterscheiden lassen. Der runde Stängel der Binsengewächse hat keine Knoten, die Blätter sind oft rund. Der Blütenstand ist meist eine Spirre, die aus mehreren Blüten zusammengesetzt und oft köpfchen- oder doldenförmig zusammengezogen ist. Die Sauergräser lassen sich gut an ihrem dreikantigen Stängel erkennen, an dem die flachen Blätter dreizeilig angeordnet sind. Die Blüten sind in Ährchen zusammengesetzt.
Bäume und Sträucher
Bäume und Sträucher sind als Gehölzpflanzen dadurch charakterisiert, dass ihre Sprossachse in allen Teilen verholzt ist. Dieser verholzte Teil stirbt auch im Winter nicht ab und ermöglicht den Pflanzen, sehr alt zu werden. Bäume erreichen meist Höhen von über 3 m. Sie haben in der Regel einen unverzweigten Stamm und eine reich verzweigte Krone. Sträucher bleiben hingegen in vielen Fällen wesentlich niedriger. Einige Zwergsträucher werden sogar nur wenige Zentimeter hoch. Sträucher haben keinen Hauptstamm, sondern bilden von unten her mehrere, oft gleich starke Stämme aus.
In unserem Klima werfen die meisten Bäume und Sträucher im Herbst ihr Laub ab und treiben im Frühjahr wieder neu aus. Einige Arten sind aber auch immergrün. Dazu zählen fast alle Vertreter der Nadelgehölze. Es gibt aber auch einige Laubbäume und Sträucher, die das ganze Jahr über grün sind. Die Blätter liefern wichtige Merkmale für das Bestimmen der Gehölzpflanzen. Es ist zudem hilfreich, Blüten und Früchte anzuschauen, wenn sie vorhanden sind. Besonders im Winter können auch Knospen und Borke wichtig für die Bestimmung sein. Die verschiedenen Ausprägungen von Blättern, Blüten und Früchten können anhand der »Fachausdrücke im Bild« zugeordnet werden.
Schema eines Gräser-Ährchen mit drei Blüten.
Eiche
Farnartige Pflanzen
Die farnartigen Pflanzen sind wie die bisher vorgestellten Blütenpflanzen in Wurzel, Spross und Blätter gegliedert. Zu ihnen zählen die Farne, die Schachtelhalme und die Bärlappe (einschließlich der Moosfarne). Diese Pflanzen tragen keine Blüten. Sie bilden auch keine Samen aus, sondern vermehren sich über Sporen.
Farne wachsen unterirdisch mit einem mehrjährigen Wurzelstock. Über der Erdoberfläche sind nur ihre als Wedel bezeichneten Blätter sichtbar. Diese können über 1 m lang werden. Oftmals ist die Blattspreite in zahlreiche Fiederblätter unterteilt. Auf der Blattunterseite werden die Sporen in Sporenkapseln gebildet. Meist stehen mehrere Sporenkapseln in als Sori bezeichneten Ansammlungen zusammen. Diese können von einem feinen Blatthäutchen, dem Schleier, bedeckt sein.
Die Sprosse der Schachtelhalme sind aus Knoten und dazwischen liegenden Internodien aufgebaut. An den Knoten entspringen wirtelig angeordnete Blätter oder Seitensprosse. Bärlappgewächse wiederum sind gabelig verzweigt, die Blätter sind klein und schuppenförmig. Farne gibt es seit etwa 400 Millionen Jahren auf der Erde. In der Karbonzeit bildeten sie zusammen mit Schachtelhalmen und Bärlappen riesige Wälder, aus denen unsere heutigen Steinkohle-Vorkommen hervorgegangen sind.
Farn
Moose
Moose haben sich vermutlich als erste Landpflanzen aus Grünalgen entwickelt. Sie sind insofern besonders, weil sie noch keine Stütz- und Leitgewebe ausbilden, wie sie für die Blütenpflanzen und farnartigen Pflanzen typisch sind. Hornmoose und blattlose Lebermoose bilden wenig differenzierte Lager, die beblätterten Lebermoose besitzen drei Blattreihen. Laubmoose haben zwar Stämmchen mit Blättern, sind aber nicht mit echten Wurzeln, sondern mit einem Wurzelfilz im Boden verankert. Moose pflanzen sich über Sporen fort, die in Sporenkapseln gebildet werden. In Mitteleuropa gibt es über 12 000 Moosarten. Aus dieser Fülle können in diesem Buch nur einige besonders auffällige oder häufige Arten vorgestellt werden.
Moos (Laubmoos)
Flechten
Flechten sind faszinierende Lebewesen. Sie bilden eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilz und einer Grün- oder Blaualge. Der Pilz bildet ein Geflecht von Pilzfäden, das Lager, in dem sich die Alge befindet. Beide Partner profitieren von der Symbiose: Der Pilz wird mit von der Alge produzierten Kohlenhydraten versorgt, und die Alge ist im Lager vor Trockenheit und Hitze geschützt. Man unterscheidet bei den Flechten verschiedene Wuchsformen. Bei den Krustenflechten ist das Lager fest mit der Unterlage verbunden, während Blattflechten der Unterlage nur locker aufliegen. Strauchflechten wachsen meist aufrecht und erinnern mit ihrem stielartig...