Schweitzer Fachinformationen
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Kann man Liebe säen, wo sie nicht von selbst wächst?
Das fragt sich Gartenbauerin Svea, als sie ausgerechnet im Rückenkurs den Landschaftsarchitekten Lars trifft. Nach 45 Minuten Faszienlockerung ist ihr klar: der und kein anderer. Von seiner Seite allerdings: null Interesse. Die Partnerübung mit dem Igelball endet im Desaster, und auch die wissenschaftlich geprüften Flirt-Tipps von Sveas Freundin Elisabeth zeigen keine Wirkung. Oder? Als Lars bei der Stadt Köln die Neugestaltung eines Platzes ausschreibt und Svea sich mit ihrer Firma bewirbt, kommt Bewegung in die Sache ...
Der schöne Argus, Adonis, ist entschieden der prächtigste unserer deutschen BLÄULINGE, denn das Blau seiner Flügel wird in Feuer und Glanz von keinem anderen erreicht.
Brehms Tierleben, Bd. 9: Insekten, Tausendfüßer und Spinnen, über den Bläuling
Draußen hatte der Dauerregen der letzten Tage nachgelassen, es nieselte nur noch ein bisschen. Ich inhalierte die kühle, feuchte Frühlingsluft und bemerkte, dass die Kastanie vor unserem Haus leicht zu grünen begonnen hatte. Ich hatte auch gestern nicht die Wohnung verlassen, sondern bei geschlossenem Wintergarten über dem Laptop gebrütet und war nur gelegentlich zum Klo oder in die Küche getrottet. Umso schöner war es jetzt, mit ein paar ausgreifenden Schritten in Bewegung zu kommen. Am liebsten wäre ich kurz gerannt, aber mit meinen Gummi-Clogs und dem Schirm war das ungünstig und hätte vielleicht auch etwas komisch ausgesehen. Also hielt ich nur mal eben den Schirm von mir weg, um ein paar Regentropfen mit dem Gesicht aufzufangen.
Hinter der nächsten Straßenecke hörte ich von ferne Hildegard Knef rote Rosen und all die anderen Wunder besingen, die das Leben ab jetzt für sie bereithalten sollte. Ich konnte zwar nicht ausmachen, aus welchem Haus die Musik kam, aber bei dem Wunsch ging ich mit. Nach anderthalb Jahren Singledasein und davor bestimmt sieben mit Jens ohne jegliche Romantik fand ich schon, dass ich damit mal wieder an der Reihe war.
Die Schulturnhalle, in der der Rückenkurs oder genauer gesagt das Faszientraining für den Rücken stattfinden sollte, war an ihren typischen großen, quadratischen Glasbausteinfenstern zu erkennen und in einem langgezogenen Nebengebäude untergebracht. Als ich die stickige Umkleide betrat, in der sich der Geruch alten Gemäuers mit einem Hauch jugendlichen Fußschweißes mischte, bedauerte ich kurz, hergekommen zu sein. Vielleicht hätte es eine Joggingrunde durch den Lohsepark auch getan. Aber nein, ich wollte ja speziell etwas für meinen Nacken tun. Ich stellte Schirm und Schlappen in der Umkleide zu einigen anderen Schuhen und Taschen, die so aussahen, als gehörten sie eher älteren Semestern. Meine Jacke, unter der ich schon die Sportkleidung trug, hängte ich an die Garderobe.
Als ich die Halle betrat, wurde die Musik, die in der Umkleide kaum zu vernehmen gewesen war, wieder lauter. Das kleine Grüppchen Teilnehmer, zwei Männer in ihren Fünfzigern und drei Frauen, die sicher auch ein gutes Stück älter waren als ich, saßen alle mit etwas Sicherheitsabstand zum jeweiligen Nachbarn auf der Turnhallenbank aufgereiht. Einige hatten begonnen, sich zu unterhalten, und fragten sich offenbar ebenfalls, woher der Sound kam. In dem Moment, als ich mich zu ihnen auf die Bank setzte, ging er allerdings auch schon aus.
Dafür öffnete sich die Tür der Herrenumkleide, und ein Mann trat heraus. Er kniff die Augen zusammen, als wäre es ihm zu hell in der Halle, dann schaute er sich mit etwas angestrengtem Gesichtsausdruck um. Zögerlich ging er schließlich auf unsere Bank zu, nickte einmal in die Runde und setzte sich neben einen der Herren. Schade eigentlich, er hatte ganz niedlich ausgesehen in seinen Joggingshorts und dem labbrigen blauen T-Shirt.
Kurz schaute ich an mir herab. Ein sexy Outfit sah anders aus, aber immerhin konnte man mit Fug und Recht behaupten, dass wir vom Stil her ganz gut zusammenpassten. Labbriges T-Shirt konnte ich auch. Außerdem waren wir beide ungeschminkt. Vielleicht fiel es ihm auf.
Allerdings wirkte ich ohne Mascara immer, als wäre ich bei der Verteilung der Wimpern gerade auf dem Klo gewesen. Elisabeth hatte mal gesagt, ich hätte ein Gesicht wie aus einem anderen Jahrhundert. Und tatsächlich hingen im Amsterdamer Rijksmuseum so einige Ölschinken, auf denen die Kaufmannsgattinnen mit ihren runden Gesichtern, der hellen Haut und den großen, ein bisschen glupschigen blauen Augen einem ganz ähnlichen Phänotyp angehörten wie ich.
Verstohlen guckte ich noch mal zu dem Typ hinüber, aber er hatte die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt und schaute zu Boden. Wie ein trauriger, verletzter Nationalspieler auf der Ersatzbank.
Jetzt trudelte noch eine Frau in meinem Alter ein, die ziemlich abgehetzt wirkte und sich sogleich auf die Bank plumpsen ließ. Nach ihr erschien eine jüngere mit einem auffälligen Lidstrich und langen schwarzgefärbten Haaren, die zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden waren.
»Hallo zusammen, ich leite diesen Kurs heute«, rief Letztere gut gelaunt, während sie federnden Schrittes auf uns zukam. Gekleidet war sie in einen eng anliegenden schwarzen Catsuit. Das sah eher nach Aerobic als nach Rückenkurs aus, aber vielleicht unterrichtete sie ja beides. Jedenfalls gab es in diesem Moment sicher niemanden in der Halle, der nicht ihre hübsche Silhouette bewunderte. Der Typ sah auch hin, wie ich mit einem Seitenblick feststellte.
»Entschuldigt die Verspätung, ich musste den Hausmeister erst noch bitten, seine Partymusik leiser zu stellen. Die hört er sonntags immer gerne, aber wir kommen bei der Lautstärke ja nicht in die Entspannung, und die ist für den Rücken das A und O. Jetzt setzen wir uns erst mal in einen Kreis. Am besten alle im Schneidersitz - dabei nehmen wir ganz automatisch eine bessere Haltung an.« Unsere Kursleiterin selbst saß, nachdem sie sich elegant niedergelassen hatte, aufrecht da wie eine Balletteuse.
Einige Teilnehmer brauchten ziemlich lange, um ihre Beine einzufalten, und die resolut wirkende Frau neben mir mit ihrem sorgfältig gebügelten T-Shirt und der rot getönten Kurzhaarfrisur entschuldigte sich, sie könne seit ihrer Meniskusoperation das Knie schlecht knicken.
»Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir uns hier duzen. Hat jemand was dagegen?«, fragte unsere Lara Croft für den Rücken. Niemand widersprach, auch wenn die beiden älteren Herren guckten, als ginge ihnen das nun doch zu weit. »Wunderbar, ich bin also die Pia und ausgebildete Fitnesstrainerin und Physiotherapeutin. Manche kennen mich aus der Praxis am Heumarkt.« Sie nickte zu einer der älteren Damen hinüber. »Der Rücken ist mein Schwerpunkt.«
»Mit Schwerpunkt im Rücken muss dat Leben ja 'n Balanceakt sein«, murmelte einer der Griesgrame in seinen Schnauzer.
Pia lächelte künstlich und zog es ansonsten vor, die Bemerkung zu ignorieren. Außerdem wurde es jetzt spannend, denn sie hatte eine Mappe aus ihrer pinkfarbenen Sporttasche hervorgekramt und kündigte an, die Teilnehmerliste durchzugehen.
»Ich rufe euch alle nacheinander auf, und jeder erzählt mir dann ein bisschen, warum er hier ist, ob es akute Beschwerden gibt und was er von diesem Kurs erwartet. Dann kann ich auch darauf achten, dass ihr keine Übungen mitmacht, die nicht gut für euch sind. Die Erste auf meiner Liste ist Carla.«
»Hier«, meldete sich die jüngere Frau, die zuletzt gekommen war, und hob kurz die Hand. Hektisch begann sie mit ihrer Vorstellung, als gäbe es keine Zeit zu verlieren: »Also, warum ich hier bin: Ich hab vor 'nem guten halben Jahr Zwillinge bekommen, und die beiden wollen die ganze Zeit über getragen werden. Ich hab dann immer die Marie vor dem Bauch und die Juna auf dem Rücken in der Babytrage. Sie schlafen auch nur in der Trage, jedenfalls tagsüber. Abends tun mir die Schultern weh, und ich hab fast den Eindruck, dass ich etwas verkrampfe.«
Den Eindruck hatte ich auch, und ich konnte nur hoffen, dass meine Kinder, falls ich welche bekommen sollte, hintereinander statt gleichzeitig kämen. Auch Pia nickte mitfühlend.
Carla plapperte weiter. »Außerdem steht überall in den Ratgebern, man soll als Mutter auch mal was für sich tun. Ich hab also heute 750 Milliliter Milch abgepumpt und portioniert und beschriftet in den Kühlschrank gestellt und der Oma eine Anleitung geschrieben, auch wie das mit den drei Breien funktioniert, die sie zusammenmischen muss, damit Juna den isst - die ist da ein bisschen wählerisch. Ich hab die beiden dann noch mal gewickelt und mich fertig gemacht - und dann kam also meine Mutter zum fliegenden Wechsel, die stand vorher noch im Stau. Jetzt bin ich also hier. Mal ein bisschen entstressen. Hab aber das Handy hier bei mir. Falls was sein sollte.« Sie lächelte erschöpft in die Runde. »Tschuldigung, ich hab seit vorgestern mit niemandem mehr als einen Satz gesprochen. Hab ein bisschen Nachholbedarf.«
Von den Frauen kam ein verständnisvolles Murmeln. »Das ist nur eine Phase, musst du dir immer sagen«, meinte meine Nachbarin. »Es wird wieder besser.«
»Ach wat. Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.« Das war wieder der Griesgram mit dem Schnauzbart.
Carla schaute ihn erschreckt an und sagte nichts mehr. Mir fiel auf, dass sie es fast geschafft hatte, sich die Fingernägel zu lackieren. Nur Mittel-, Ring- und kleiner Finger rechts fehlten noch.
»Das hört sich sehr fordernd an, Carla«, schaltete sich Pia mit warmer Stimme ein. »Aber auch erfüllend.«
»Ja, total«, bestätigte Carla, aber klang dabei weit weniger überzeugt. »Sie geben ja so viel zurück«, setzte sie noch tapfer hinzu.
»Das will man aber auch nicht immer haben.« Der Schnauzbart schien aus Erfahrung zu sprechen.
»Du wirst hier ganz bestimmt etwas Ausgleich finden, auch für deine Schultern«, übernahm wieder Pia. »Am Ende jeder Kursstunde machen wir eine Entspannungseinheit. Und vorher werden wir uns einige sehr wirksame Regenerationsübungen erarbeiten.« Sie zwinkerte Carla zu und schaute dann wieder in ihre Mappe. »Die Nächste auf meiner Liste ist Cornelia.«
Das war die Kurzhaarige neben mir, deren T-Shirt intensiv nach Weichspüler...
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