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Die Kreuzzüge aus der Sicht einer jungen Frau
Die junge Magd Rose kann keinen Tag länger mehr in ihrem englischen Dorf bleiben. Vergewaltigt und an Leib und Seele verletzt schließt sie sich dem großen Kreuzzug an. Dessen Anführer, der junge König Richard, zieht mit seinen Rittern entlang der Mittelmeerküste bis hinab ins Heilige Land. Durch ihre überlegte und zupackende Art erwirbt Rose sich schnell den Respekt von Johanna, der Schwester des Königs, in deren Gefolge sie sich trotz aller Entbehrungen und Strapazen sicher fühlt - bis sie eines Tages ihren Peiniger unter den Rittern entdeckt. Nun ist ihr Leben auch fern der Heimat bedroht ...
Vor der Kulisse der großen Schlachten um das Heilige Land schildert Tessa Korber das Schicksal zweier Frauen, die sich gegen die Kreuzritter behaupten und um ihren Teil vom Glück kämpfen - jetzt als eBook lesen.
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Elaine selbst dachte nicht an solche Rücksichtnahmen. Ihr schmales Gesicht unter dem Schleier war gerötet vor Aufregung und ihre Augen leuchteten, während sie mit beiden Händen den Saum ihres Mantels raffte, um schneller voranzukommen.
Es war noch kalt in diesem frühen Frühjahr, Schlamm und Unrat des Marktes waren hart gefroren und knirschten unter Elaines bestickten Stiefeln, ohne sie zu beschmutzen. Und ihr Atem setzte sich in feinen Kristallen auf dem Pelzkragen ab, der sich warm um ihren zarten, blassen Hals schmiegte, wo ihn die Hitze ihrer Haut rasch wieder schmolz.
Wie ein Lilienstängel, hatte ihr Vater jüngst gesagt und ihr einen langen Blick zugeworfen. Elaine war ihm ausgewichen, indem sie züchtig ihre langen Wimpern senkte und ihn glauben ließ, ihr Erröten entspringe der Verlegenheit, bemerkt worden zu sein.
Wilfried von Chaworth beachtete seine Tochter selten. Erst seit sie fünfzehn geworden und damit im heiratsfähigen Alter war, hatte er begonnen, sich Gedanken über sie zu machen. Und die kreisten sämtliche um die vorteilhafteste Partie. Er hatte Großes mit Elaine vor und fand es nur angemessen, dass sie sich danach gerichtet hatte und zu einer Schönheit herangewachsen war, schlank wie eine Blüte und mit großen schwarzen Augen in dem kleinen Gesicht, die einen seltsamen Kontrast zu ihrem hellen, fast weißblonden Haar boten. Hätte er genauer hingesehen, hätte er in diesen Augen etwas entdecken können, das ihre blasse Erscheinung Lügen strafte, eine Lebenslust und ein Feuer, die ihn vielleicht sogar beunruhigt hätten. Doch an diesen Dingen war der Herr von Chaworth ebenso wenig interessiert wie an der Frage, welche Gedanken wohl hinter der weißen Stirn schlummerten, und so bemerkte er sie auch nicht.
Elaine war so in Eile, dass sie in Hitze geriet und den Mantelkragen lockerte. Ihre schlanken Finger schlossen sich fest um das Stück Pergament, das sie aus einer Tasche ihres Kleides gezogen hatte. Es enthielt eine Botschaft und war mit Kerzenwachs gesiegelt, in das sie als Zeichen ihre Lippen gepresst hatte, gestern Nacht, als alle schon zu Bett waren und auch sie schlafend wähnten. Das Wachs war noch allzu warm gewesen, und es hatte wehgetan, aber wie süß war ihr der Schmerz doch erschienen, und wie romantisch die Geste. Als sie Rose endlich entdeckt hatte, streckte sie ihr den Brief schon von Weitem entgegen.
Die schaute sich nervös um. Dort hinten standen Elaines Eltern und bei ihnen Harold of Middleton. Er blickte in ihre Richtung und hob die Hand. Rose knickste nervös und sah, wie Elaine, die ihrerseits auf einen Gruß verzichtete, das Gesicht verzog. Die Bauern dort drüben, die waren gekommen, um Kühe zu betrachten, ihre Hufe und Muskeln zu untersuchen und ihnen ins Maul zu schauen. Harold dagegen war gekommen, um Elaine zu begutachten. Wiederholt schon hatte diese davon gesprochen, dass ihr Vater nichts anderes sei als ein Mann mit einer schönen Färse, die er zum Kauf anbot.
Rose hatte nicht gewusst, was sie dazu sagen sollte. So lagen die Dinge nun einmal. Und der Herr of Middleton war kein schlechter Käufer, das musste Elaine zugeben. Ihre Mutter hatte es nicht versäumt, beiläufig bei den Mahlzeiten vor dem gesamten Haushalt auf die weitläufigen Güter hinzuweisen, die er besaß, und auch auf die Verbindung zum Königshaus. Nach diesen lobenden Bemerkungen nun traf man einander >zufällig< nach der Kirche. Und wäre der heutige Eindruck günstig, so würde der Herr die Einladung annehmen, Elaine beim anschließenden Gastmahl auf der Burg aus der Nähe zu betrachten.
Nach ihrem Eindruck, hatte Elaine am Morgen trotzig verkündet, als Rose ihr die hellen Haare bürstete, fragte ja niemand.
»Oh lieber Gott«, flüsterte Elaine jetzt, »mach, dass er sich in Luft auflöst.«
Rose schüttelte den Kopf über die Blasphemie; was gingen Gott ihre Sorgen an? »Fräulein«, tadelte sie sanft.
Aber Elaine betete im Geiste weiter, lieber Gott, betete sie, wenn du einen Moment Zeit hast, gütiger Gott: Er ist doch schon fünfzig, und er hat Haare in den Ohren, die borstig sind und grau! »Es ist der einzige Weg«, flüsterte sie dann, so hastig, dass ihre Stimme sich beinahe überschlug, während sie Rose den Brief vor die Brust drückte.
»Greift zu«, beschwor der Prediger im selben Moment seine Gemeinde, »greift zu mit beiden Händen, ergreift das Glück, die Süße, das Heil. Heiligt euer Leben.«
Rose spürte, wie Elaine ihre widerspenstige Hand nahm und nachdrücklich um das Pergament schloss.
»Du läufst damit zur Burg, hörst du, und gibst ihn Edward. Pass auf, dass sein Vater nicht in der Nähe ist.« Beim Gedanken an den Geliebten wallte es offenbar in Elaine auf und sie ergriff Rose bei den Schultern und drückte sie an sich. »Ach Rose, er wird, er muss. Und wenn Vater mich diesem Harold verspricht, dann werden wir fliehen, Edward und ich, er wird mich entführen.« Sie schmiegte sich an die Magd und schloss verträumt die Augen.
»Aber Fräulein, was sind das für Geschichten«, murmelte Rose verwirrt und strich der anderen gedankenverloren ein paar der lichthellen Strähnen aus der erhitzten Stirn, die sich unter Haube und Schleier hervorgestohlen hatten. Da spürte sie das Knistern des Papiers zwischen ihnen.
»Ihr habt ihm davon doch nichts geschrieben, oder?«, fragte sie besorgt. Edward, dachte sie abfällig, der Sohn des Burgvogtes. Wie lange war es her, da hatte sie mit ihm und den anderen Dienstbotenkindern Verstecken gespielt bei den verfallenen Scheunen hinter der Mauer. Mit schmutzigen Knien und Rotznasen waren sie zwischen Mauerresten und Brennnesseln herumgekrochen, die er mit einem Holzstock niederzudreschen pflegte, verkündend, er wolle ein Ritter werden. Was hatten sie gelacht.
Edward sollte besser wissen, wohin er gehörte, dachte Rose, und es würde ihm auch rasch wieder einfallen, wenn sein Vater erst hinter die Geschichte kam und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpasste. Dieser letzte Gedanke in seiner Vernünftigkeit tröstete Rose; sie machte sich von ihrer Herrin los.
»Nehmt das Kreuz, leistet den Eid, vertreibt die Ungläubigen von den Heiligen Stätten! Geht mit König Richard!« Die dürren Finger des Predigers griffen in den Himmel. »Geht nach Jerusalem und wahrlich, ich sage euch, ihr werdet dort das Himmelreich finden.«
Rose nickte. »Na gut, ich tue es.«
»Braves Mädchen.« Elaine klatschte vor Freude in die Hände. Zum ersten Mal seit der schlaflosen Nacht kehrte ein wenig Ruhe in ihre Seele ein. Auch sie bemerkte nun den Redner und seine Zuhörer, in deren groben Gesichtern sich Angst und eine große Hoffnung malte.
Ein Mann trat vor und kniete vor dem Priester nieder, der ihn segnete und ihm den Eid abnahm, der ihn band, »zu Erlösung oder Verdammnis«, wie der Prediger verkündete. Im Gesicht des frischgebackenen Kreuzfahrers mischten sich die verschiedensten Empfindungen. Es war ein schlichtes Gesicht, schmutzig und zerfurcht, geprägt vom täglichen Einerlei harter Pflichten, und nun stand Furcht darin, Furcht vor der Fremde, vor den unbekannten Heiden und dem Tod. Dazu die Sorge um Heim und Weib und Wirtschaft, noch konnte er, man sah es, das Rechnen nicht lassen und die kleinen Obliegenheiten, aus denen sein Leben bestand. Doch es war auch ein Leuchten dabei, das Leuchten des Ostens, dem er entgegenging, eine unsägliche Hoffnung auf etwas, das er nicht zu benennen gewusst hätte. Doch in den Worten des Priesters hatte es mitgeschwungen wie Glockenklang.
»Das ist doch der Gastwirt«, staunte Rose für einen Moment. Sie tat sich schwer damit, sich den Mann, der manchmal mit seinem Karren Fässer in die Burg brachte, nur schnaufend vom Bock herabkam und mit dem Vogt über die anstehende Ernte die immergleichen Worte wechselte, als Gotteskrieger im Land der Sarazenen vorzustellen.
Um sie herum erhob sich das Stimmengetuschel, zustimmend, verwundert, beratend. »Was der wohl angestellt hat, dass er so büßen will?«, mutmaßte eine schrille Weiberstimme hinter ihr. »Bestimmt hat er das Bier gepantscht.«
Jemand lachte, andere rieten ihr, sich nicht zu versündigen. Es wurden Namen genannt, die es viel eher nötig hätten, Absolution zu suchen, man wüsste da so einiges, man wolle ja nichts gesagt haben. Aber der und der, na, das wüsste das ganze Dorf. Und richtig, da trat er auch schon vor, der Missetäter, so war es recht. Applaus wurde laut und ermutigende Zurufe, die Wogen der Erregung schlugen höher. Begeisterung begann, die Menschen zu packen. Einige junge Burschen, hungrig nach Aufmerksamkeit, begannen, einander fragende Blicke zuzuwerfen. Sollten auch sie ...? Wäre das endlich die Tat, die aus ihnen das Besondere machte, als das sie sich immer gefühlt hatten?
Dann wurde das Gemurmel dumpfer und ehrfürchtiger. Der Burgherr näherte sich. Was würde er tun?
»Euer Vater kommt«, flüsterte Rose, die wieder zu sich kam. Sie riss sich von der Szenerie los.
Elaine packt sie an den Schultern. »Lauf zur Burg, Rose, jetzt. Bitte. Für mich.«
Rose zögerte einen Moment, dann nickte sie,...
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