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Vom Beduinenmädchen zur mächtige Herrscherin.
Geboren mit einem verkrüppelten Fuß führt Südwind ein einfaches Beduinenleben am Rande der Wüste. Als ein Unwetter das Hirtendorf zerstört, flieht das Mädchen nach Saba, wo ihr Vater einer der Fürsten ist. Doch die mächtige Stadt wird beherrscht von einem mädchenmordenden Tyrannen, der jedes Jahr eine blutige Hochzeit feiert. Südwind spürt, dass allein sie die Kraft hat, die Macht dieses Mannes zu brechen, dass allein sie ohne Skrupel ist, dafür auch zu töten. Als sie aber nach vollbrachter Tat selbst den Thron Sabas besteigt, zeigt sich, dass sie als Frau von Feinden und falschen Freunden umzingelt ist ...
Der Mythos um die sagenumwobene Herrscherin von Saba wird lebendig: Ein prachtvoller historischer Roman über eine mutige Frau, die einem Tyrannen die Stirn bietet und mit weiblicher Raffinesse und Intelligenz ihre große Liebe gegen Neider und Feinde verteidigt - jetzt als eBook lesen.
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Der alte Arik ließ sich seufzend auf einem Stein im Schatten der Akazie nieder. Einsam stand der Baum am Fuße der schwarz zerklüfteten Felsen, die an dieser Stelle in die Wüste ausliefen, sich verloren zwischen Geröllfeldern und Sandhügeln, über denen der weiße Himmel zerfloss wie geschmolzenes Metall.
Der Weg hierher war weit gewesen, doch er hatte sich gelohnt. Drüben am Hang der Düne weideten seine Ziegen, weiße Flecken in fremdartigen, leuchtend grünen Wogen, die der Wind erzittern ließ wie die Flanke eines Tieres. Vor einigen Nächten hatte es geregnet am Rand der Wüste und damit diese seltene, rasch aufschießende Pracht hervorgebracht. Arik hatte es sofort gespürt, als er an jenem Abend aus dem Zelt getreten war, am Geruch der Luft, am Sirren der Insekten. Er hatte sogar den dunklen Vorhang des niedergehenden Wassers in der Ferne gesehen, den andere nur für eine seltsame Wolke in der Dämmerung gehalten hatte - schwarz wie der Bart des Regendämons Afrit.
Das gleichmäßige Rupfen der Tiermäuler drang bis zu dem alten Mann herüber und ließ ihn befriedigt nicken. Die törichten jungen Mädchen des Stammes, denen zumeist die Obhut über die Herden oblag und die so sorglos mit ihren Hirtenstöcken umhersprangen, sie wussten nichts vom Wüstenregen. Der letzte war gefallen, als sie noch nicht geboren waren, und den nächsten würden sie als Mütter sehen. Doch der alte Arik kannte ihn, und er würde sein Geheimnis mit niemandem teilen. Für wenige Tage nur würden Gras und Blumen blühen, würden die Ziegen fressen und ihre Milch reicher und süßer fließen. Sollten sie im Dorf doch lachen über ihn, der stur und stumm seine eigenen Wege ging.
Für einen Moment glaubte Arik, Gelächter zu hören und hellen Glockenklang, der vom Wind herangetragen wurde, und er hob den Kopf. Doch er hatte sich getäuscht. Ächzend legte Arik sich wieder auf dem flachen Felsen nieder, den Arm als Kissen unter dem Kopf, die harten, von der Sonne schwarzgebrannten Füße unter den Saum seines langen Gewandes gezogen wie unter den Schutz eines Zeltes. Umständlich zog er ein blaues Tuch heraus und legte es sich übers Gesicht. Ein letztes Fuchteln des Hirtenstockes vertrieb eine der großen Echsen, die eben noch den Platz mit ihm geteilt hatte. Ihr Maul öffnete sich lautlos, als er nach ihr stach, ihr kobaltblauer Schwanz färbte sich über der Wurzel rot vor Zorn, dann verschwand sie raschelnd im Dornengestrüpp. Recht so, dachte der alte Arik, meine Wut ist größer als deine.
Still lag er unter seinem Tuch, die Wärme auf seinen Gliedern wie ein Gewicht, und lauschte in die Stille. Er hörte jeden Tritt seiner Tiere. Er war nicht wie die jungen Dinger, die sich zur Mittagszeit trafen, um in selbstgebauten kleinen Zelten selbstvergessen zu schwatzen und zu dösen, von ihren Liebsten zu träumen oder sie gar dort zu verschwiegenen Schäferstündchen zu empfangen, während draußen die Luft unter der Hitze erzitterte und die Ziegen in die Irre streunten.
Der alte Arik hob das Tuch und spuckte aus. Mürrisch kratzte er sich am Schenkel und legte sich wieder zurecht. Er würde niemals ein Mädchen seine Herde hüten lassen, mochten die anderen noch so sehr spotten.
»Alter Arik«, hänselten sie ihn, wenn er an ihnen vorbeihumpelte, den Blick zu Boden gerichtet, »bitterer Arik. Leer ist dein Zelt wie ein ausgetrockneter Wadi, einsam bist du, allein wie der Wanderer in der Wüste, mürrisch bist du und stachelig wie eine Akazie.« Dann kicherten sie und zogen los mit ihren springenden Böckchen. Ihre Haare flatterten, und ihre Fußreife klirrten.
Geht nur, höhnte er dann im Stillen, geht und häuft Schande über euch und eure Eltern. Als ob er es je vergessen könnte, dass seine eigene Tochter genau so aufgebrochen war an jenem Morgen, hüpfend wie der Schlag eines fröhlichen Herzens. Und der Abend hatte sie nicht wiedergebracht. Unwillkürlich stieß der Alte ein lautes Ächzen aus, als die Erinnerung ihn übermannte.
Tagelang hatte Arik sie gesucht, hatte ihren Namen in die Wadis gerufen, sich über den Sand in die Wüste geschleppt, bis fast an die Grenzen der sagenhaften Totenstadt. Er war auch die schwarzen Hänge des Berges hinaufgeklettert, dorthin, wo der Steinbock ihm entgegentrat, Almaqh selbst, den göttlichen Mond zwischen den Hörnern. Es hatte keine Hoffnung in seinem uralten Blick gelegen, also hatte Arik seinen Stab fester gepackt, war umgekehrt und hatte sein Zelt aufgesucht, um dort zu bleiben.
Es war leer gewesen, das schwarze Zelt aus Ziegenhaar. Und alles Vertraute nun gleichgültig. Die silberne Kanne hatte rußig und kalt neben der erloschenen Feuerstelle gestanden. Kein Duft nach Tee war davon aufgestiegen, zubereitet von ihrer Hand und gewürzt mit Ingwer und Kardamom, geradeso, wie er es gerne hatte. Vierzig Atemzüge lang hatte sie den Tee stets ziehen lassen, genau vierzig, jedes Mal, ehe sie einschenkte in hohem Strahl und ihm die Tasse reichte. Keine konnte die Kanne so hoch halten, keine den dünnen Strahl so treffsicher in die Tasse schießen lassen wie seine Tochter. Auf der heißen, süßen Flüssigkeit hatte danach stets ein knisternder Schaum gestanden, den er genussvoll zu schlürfen pflegte. Sie hatte ihm lächelnd dabei zugesehen. Nun war er allein.
Mit gesenktem Kopf hatte Arik sich damals auf den sandigen Teppichen niedergelassen. Da war die Stimme an sein Ohr gedrungen. »Väterchen?«
Sein Herz hatte nur einen Schlag lang ausgesetzt. Es war nicht seine Tochter gewesen, die da sprach, nur irgend so ein apfelwangiges, schwarzäugiges, törichtes Ding, das hereinkam, um ihn in seiner Trauer zu stören, schüchtern auf den Ballen zu balancieren und lange zu zögern, ehe es Unsinn schwatzte. Er hatte den Kopf nicht gehoben zu dem, was das Mädchen ihm mitzuteilen wünschte.
Dass sie und ihre Freundinnen an dem Tag, als sein Augenstern verschwand, mehrere Dschinn gesehen hätten, dort, wo Sand und Felsen sich trafen. Auf prächtigen Kamelen seien sie geritten, mit goldenem Zaumzeug und einer Sänfte darauf mit Vorhängen, leuchtender als Granat, einem Palast der Morgenröte. Musik sei erklungen aus jenem Zug, die Seide hätte im Winde geknattert, silberne Glöckchen hätten geläutet und wunderbare Geister seien dabei gewesen. Arik hatte es sich mit zusammengepressten Lippen angehört, Wort für Wort, und bei jedem dieser dummen Worte war er ein wenig mehr gestorben.
Groß und schön seien diese »Geister« gewesen, wie keine sterblichen Männer es waren, mit funkelnden, kajalumrandeten Augen und Juwelen in den Bärten. Einfach unvorstellbar sei es gewesen, Arik hätte es nur sehen müssen. Arik hatte geschwiegen, um nicht zu schreien und auf das alberne Ding einzuschlagen. Oh, er konnte es sich nur zu gut vorstellen, jede Einzelheit der Szene.
Das Mädchen war unbekümmert fortgefahren. Einer hätte mit dem Finger auf sie gezeigt und etwas zu seinen Gefährten gesagt, da hätte ihr Herz gepocht wie noch nie zuvor, und sie sei rasch in ein Tamariskenwäldchen geflohen, aber seine Tochter, die sei wie verzaubert auf den prächtigen Zug zugegangen, ganz langsam, und verzaubert sei sie auch ganz bestimmt worden und mitgereist in ein fernes Feenreich. Sie selbst könne den Blick des Dschinns, der nach ihr gewinkt habe, nicht mehr vergessen, er sei eingebrannt in ihr Herz, und Arik solle es bitte ihrem Vater nicht erzählen, sie bete auch zu Almaqh deswegen jeden Abend und jede Nacht.
Arik hatte ihr seinen Segen gegeben und sie hinausgeworfen.
Erzählt hatte die Kleine ihre Geschichte dann trotzdem, jedem, der sie hören wollte. Und seither galt es im Stamm als ausgemacht, dass Ariks Tochter bei den Dschinn weilte. Der Alte war nicht unfroh deshalb. Es war besser, die Dummheit zu erdulden, als der Schande zu erliegen. Doch den Namen seiner Tochter brachte er seitdem nicht mehr über die Lippen. Und die Geschichten der Märchenerzähler erfüllten ihn mit Ekel. Er hielt sich abseits seither, ging zum Brunnen, wenn die anderen noch nicht aufgestanden waren, mied den Dorfplatz und suchte sich für seine Geschäfte alte Männer, wie er selbst einer war, die niemals etwas fragten und wenig Worte machten.
Nur einmal war der Älteste bei ihm vorstellig geworden. Mit ungeschickten, steifen Fingern hatte Arik ihm den Tee serviert. Der Älteste hatte dazu geschwiegen. So saßen sie lange und sprachen nichts. Schließlich setzte der Gast die Tasse ab.
»Meine Tochter«, begann er, »Hamyim, die Göttin der Sonne, steh ihr bei, denn sie taugt nichts.«
Arik wartete ab, was kommen sollte, denn die Einleitung entsprach nur den Sitten und verriet nichts. Es galt nicht als schicklich, laut die Tugenden einer unverheirateten Frau zu rühmen.
»Aber sie hat doch einigermaßen flinke Beine und versteht sich ein wenig auf das Vieh.« Der Älteste räusperte sich unbehaglich. »Jeden Morgen geht sie aus mit meinen Herden und bringt sie abends in voller Zahl zurück, gesund und wohlgenährt, Almaqh sei Dank.«
Arik hatte sich bei dieser Rede nicht gerührt. Der Älteste wandte sich...
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