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Eine junge Königin kämpft für ihr Volkes - bis zum Tod
Palmyra, 260 n. Chr.: Sie ist eine der größten Bedrohungen für das römische Reich: Julia Aurelia Zenobia. Die junge Herrscherin, bildschön und scharfsinnig, besteigt nach dem Tod ihres Ehemannes den Thron der Karawanenstadt Palmyra. Von Syrien aus führt sie ihr Volk zu unübertroffener Blüte und unterwirft schließlich sogar Ägypten. Doch ihre Macht und ihren Reichtum kann der römische Kaiser nicht dulden und so ruft er zum Krieg gegen die Karawanenkönigin ...
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Der alte Mann hielt in seiner Erzählung inne, um sich der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer zu vergewissern. Reglos saß er auf seiner Decke aus Ziegenhaar und wartete, bis die Stille rings auf dem Marktplatz von Palmyra so schwer wurde wie der Tropfen, der sich vom Rand des Bechers lösen will. Dann nahm er seinen trägen Singsang wieder auf.
»... und Sainab lag in den Armen ihres Geliebten. Sie schlug ihre schwarzen Augen zu ihm auf und flehte mit silberner Stimme: >Lass uns fliehen, Liebster, lass uns fortreiten in die Wüste, wo der düstere König uns nicht findet ...<«
Das Mädchen mit den buntgeflochtenen Zöpfen lauschte gebannt. Sainab war eindeutig ihre Lieblingsgeschichte. Doch plötzlich fand sie sich mitsamt der Kiste Pistazien, auf der sie sich niedergelassen hatte, unsanft beiseitegeschoben. Die eisernen Beinschienen eines römischen Zenturio pflanzten sich vor ihr auf und verstellten ihr den Blick.
»He, kannst du nicht Latein reden, Dattelfresser? Damit ein zivilisierter Mensch dich verstehen kann?«, höhnte er laut. In der Zuschauermenge wurde ein unzufriedenes Zischen hörbar, doch trat niemand den Soldaten entgegen. Der Kamerad des Zenturio lachte schallend.
»Hockt sich hier einfach in den Kamelmist, der überall rumliegt, dass man keinen Boden mehr sieht, römischen Boden, das vergessen die hier alle ja gerne ...« Nun feixten sie beide. Wütend rutschte Zenobia von ihrem Stammplatz. Sie war nicht die Einzige in Palmyra, die die zur Schau gestellte Überlegenheit der hier stationierten Legionäre gründlich satt hatte. Dattelfresser, pah. Sie spuckte ihm einen abgekauten Kern gegen die Waden und sah zu, dass sie in der Menge untertauchte, ehe er sich umdrehte. Aber wohin nun?
In dem Strom von Menschen, der sich zielstrebig durch die Straßen schob, schien sie die Einzige zu sein, die das nicht wusste. Zu den Ständen der Kaufleute und Färber vielleicht? Nein, da war heute nichts los. Und ein heimlicher Blick in das kühle Kontor von Clemens' Seidenhandlung verriet ihr, dass auch ihr Freund Odu nicht da war. Zenobia musste ernsthaft befürchten, die Gefahr eines unerlaubten Ausflugs heute umsonst auf sich genommen zu haben.
Der Mittag war erreicht, und es wurde unerträglich heiß zwischen den riesigen Marmorkolonnaden. Die Konturen der bunten Steine begannen zu flimmern, und nichts dämpfte das metallene Blau des Himmels über der Wüste. Die Düfte des Marktes, Tierdung, Weihrauch, Schweiß, Früchte in Gärung, der süßliche Gestank der Schlachtereien und die herben Aromen der Kräuterstände, sie mischten sich zu jenem betäubenden Parfum, das gemeinsam mit der Hitze die Stadt während der nächsten Stunden in Schlaf versinken lassen würde. Doch noch hallte der Lärm der Marktgassen in Zenobias Ohren.
Plötzlich geriet die Menge in Bewegung. Schrille Warnrufe stiegen auf, eine Herde Ziegen floh in Panik so dicht an ihr vorbei, dass der scharfe Geruch sie einhüllte. Dann sah sie Reiter, die die Menschen in der engen Gasse vor sich her trieben. Der von den Hufen ihrer Pferde aufgewirbelte Staub flirrte in der Sonne. Kreischend rannte alles auseinander, während Zenobia sich zwischen den zurückdrängenden Leibern durchkämpfte und gerade noch einen Blick erhaschte auf breite Schultern und einen wehenden Leopardenfell-Umhang. Ein mächtiger Hengst warf Schaumflocken nach allen Seiten, ein goldener Helm funkelte vorbei, dann verhallte das Dröhnen der Hufe. Das war der Fürst gewesen, flüsterte man, der Fürst von Palmyra, der von der Front zurückkehrte, weil seine Frau in den Wehen lag. Vereinzelt stiegen Hochrufe auf. Zenobia stand eine Weile wie versunken.
Dann griff sie sich eine Handvoll Trauben aus einem vorbeipolternden Karren, schlug sie in ihr Schultertuch und flüchtete sich in den blauen Schatten einer Bildsäule, der einen Kreis aus Kühle und Ruhe in das Markttreiben schnitt. Sie lehnte sich zurück und blickte aus halbgeschlossenen Augen zurück auf den Zug von Händlern, Käufern, Dieben und Flaneuren, der vorüberquirlte, als wäre nichts geschehen.
Schließlich wandte sie sich ihrem Raub zu, den sie auf ihren untergeschlagenen Beinen ausbreitete und polierte, bis jede Beere gläsern schimmerte. Sie schob sich die erste zwischen ihre Schneidezähne, wo sie die Schale andächtig platzen ließ und erst kaute, als ihr der Saft süß in den Mund sickerte.
Der prächtige Reiter eben, er hatte sie an einen anderen erinnert, einen, den sie vor fast einem Jahr gesehen hatte, bei dem großen Markt, auf dem die Bergstämme ihre Pferde und Kamele hier den Karawanen-Kaufleuten anboten. Sie schnippte eine Traube über das Marmorpflaster, die kullernd aus ihrem Blickfeld hüpfte. Und in Gedanken begann sie, die Worte des Märchenerzählers zu wiederholen, während sie sich in die Geschichte der Prinzessin Sainab und ihres kühnen Prinzen gleiten ließ.
Vor ihren abwesenden Augen entstand dabei das Bild eines jungen, wilden Gesichtes. Oh, es war das Gesicht eines Königssohnes, dunkelgolden, mit einem heißen Mund und unbändigen Augen. Beim letzten Markt war er ihr begegnet, als die Herden in einem Wirbel von Staub und Lärm durch das Tor getrieben wurden. Er hatte gelacht und die Peitsche geschwungen, bald verdeckt, bald wieder sichtbar inmitten der stampfenden Pferdekörper. Sie war ihm hinterhergelaufen, am Rand der tobenden Herden, und hatte ihm nachgeschaut, solange sie konnte. Dann hatte die Stadt all dieses Leben aufgenommen und verschluckt.
Niemand konnte ihr eine Auskunft geben, kein Händler auf dem Markt kannte ihn. Er musste wohl zu den Bergstämmen gehören. Wer war er? Wie hieß er? Wenn sie sich nachts unruhig im Bett wälzte, träumte sie sich eine Antwort. Und von niemandem wurde seither der jährliche Pferdemarkt sehnsüchtiger erwartet als von Zenobia, Tochter des edlen Zenobios, des Kommandanten der Stadtgarde von Palmyra.
Sie kaute versonnen und schüttelte den noch kindlichen Medusenkopf, der stets von dem übrig blieb, was ihre Amme ihr jeden Morgen voll Trotz gegen die römisierten Sitten der Stadt als Frisur der unverheirateten Stammesfrauen flocht. Dennoch war sie in ihren Träumen eine Prinzessin, und ihren Beduinenprinzen kleidete sie ungeniert in Goldhelm und Leopardenfell, das Ornat eines Fürsten.
»>Lass uns fortreiten, Liebster<«, rezitierte sie hingebungsvoll, und eine weitere Traube rollte zu den anderen. Zenobias Blick verfolgte sie über die Ritzen und Mulden des hellen Steins bis zu der Säule gegenüber, glitt an dieser hinauf ...
Da stand ihr Vater. Der Schreck riss sie ganz in die Gegenwart. Ihre Finger waren verklebt, ihre Tunika schmutzig; sie sollte nicht hier sein, und würde er ihre Gedanken kennen, er würde sie strafen. Zitternd zog sie die Beine an den Körper. Er hatte schon einmal von ihren Streunereien erfahren. Zenobia erinnerte sich nur zu gut der Art, in der er an ihr vorbeigesehen hatte, während er ihr ihre Sünden vorzählte und ihr Bruder ihr für jede davon zehn Schläge über den Rücken zog. Und sie hatte nie vergessen, wie gern er es getan hatte.
»Aber er weiß es ja nicht.« Mit aufsteigendem Trotz schaute Zenobia zu der Statue ihres Vaters auf, die streng und ungerührt an ihr vorbeisah, wie damals, als er sie züchtigen ließ, wie er stets seiner Autorität Geltung verschaffte.
»Und er sieht mich nicht«, setzte sie laut gegen ihr Unbehagen hinzu und warf mit Wucht eine neue Traube den anderen hinterher.
»Die Göttin grüßt dich, Zenobia. Warum machst du das?« Mit zurückhaltendem Bedauern sah Odu den Früchten nach.
Odu! Ach, das war gut. Erleichtert sprang sie auf.
Die beiden Kinder waren ein recht ungleiches Paar. Odu war ein Sklave, zwei Jahre jünger als sie und vor kurzem als Beute aus der Unterwerfung einiger Dutzend pannonischer Goten hierher verkauft worden. Abgemagert und erschöpft, hatte er damals auf dem Marktpodium des Sklavenhändlers gestanden, ein zerzauster kleiner Kerl, der dringend ein Bad gebraucht hätte und dessen Schulterblätter herausstanden wie die Springbeine eines Grashüpfers.
Doch über dem Brotfladen, den man ihm zum Kauen gegeben hatte, war in seinem Gesicht bereits wieder die Neugier für die fremdartige Umgebung erwacht. Und während aus der Menge für ihn geboten wurde, sah er mit aufgerissenen Augen seinem ersten Kamel hinterher. Es hatte den Göttern gefallen, ihm nichts von jener freundlichen und furchtlosen Art zu nehmen, mit der er auf alle Menschen und Dinge zuging. Und als er eines Tages Zenobia die Ladengassen der Goldschmiede entlangschlendern sah, die teure Tunika achtlos um die Hüften geschnürt, den schmalen Kopf mit der stolz gebogenen Nase hoch in die Luft gereckt, da war sie für ihn die Hasenkönigin selbst, die einsame Jägerin aus den Geschichten seiner Heimat, die sich nur selten dem Mutigen zeigte und manchmal den Todgeweihten. Er lief zu ihr und lachte sie aus seinen runden Augen an.
Ein solches Blau, wie es aus den Augen dieses kleinen Jungen strahlte, hatte Zenobia noch bei keinem Menschen gesehen. Sie waren blau wie der Mittagshimmel, wenn er sich in der Quelle Ephta spiegelte, und sie...
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