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Eine gefährliche Liebe in der Provence und eine junge Frau auf der Suche nach Vergeltung
Provence, 1545: Nach dem brutalen Überfall ihres Heimatdorfes gelingt der jungen Jeanne nur knapp die Flucht. Verängstigt und fast zu Tode gequält, findet die rothaarige Schönheit Zuflucht bei der Gauklertruppe des Tantris, der selbst ein tragisches Schicksal zu beklagen hat. Bald schon ist Jeannes erotischer Tanz ein Ereignis in den Städten Südfrankreichs. Auch Tantris bleiben ihre Reize nicht verborgen. Schließlich macht sich die Truppe auf den Weg zum Schloss jenes Mannes, der das Massaker in Jeannes Heimat befahl. Doch als sie ihr Ziel erreichen, zeigt sich, dass Tantris nicht der ist, für den Jeanne ihn gehalten hat ...
Ein farbenprächtiger Historienroman und die berührende Geschichte einer starken, selbstbewussten Frau - jetzt als eBook lesen.
Der Roman erschien 2005 unter dem Pseudonym Sophia Palmer.
Weitere Romane der Autorin bei beHEARTBEAT: Die Magd und die KöniginDie Kaiserin Der Medicus des Kaisers Die Hüterin - Das verborgene Land Die Hüterin - Das Erbe der Schlange Berenike Die Karawanenkönigin Die Königin von Saba eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Jeanne schritt fröhlich aus. Der Korb unter ihrem Arm, mit zehn Eiern darin und einem Beutel Daunen, wog beinahe nichts. Sie zog das Tuch darüber noch einmal zurecht; alles war da und an seinem Platz. Dann hob sie den Kopf und genoss die Kraft der Sonne auf ihrer Haut. Sie fühlte sich selbst so federleicht an diesem Morgen.
Die Luft war mild, der Sonnenschein brachte das Laub der Weinberge zum Leuchten. In den Zweigen des nahen Olivenhaines spielte ein warmer Wind und ließ die silbernen Blätter flirren. Auch der Ginster am Wegrand wogte, die Zweige prall mit goldenen Blüten besetzt. Jeanne ließ ihre Finger im Vorbeigehen darübergleiten, pflückte eine Rute und steckte sie sich ins Haar. Wie schön doch das Leben war!
Sie wagte zwei Tanzschritte, drehte sich einmal, dass ihr flammend roter Zopf flog, musste dann über sich selber lachen und ging ruhig, aber leise singend weiter.
Da kam das Tor des Gutshofes in Sicht. Sah sie anständig aus? Jeanne klopfte den Staub von ihrem Rock, rückte die Schürze noch einmal zurecht, überprüfte den Sitz des Halstüchleins und strich sich die widerspenstigen Strähnen aus der Stirn.
»Dem Vogel, der am Morgen singt, wird am Abend der Hals umgedreht«, rief da eine keckernde Stimme.
Mehr verärgert als erschrocken schaute Jeanne sich um und entdeckte den Sprecher, der auf der grauen Mauer der Einfriedung hockte, ein Bein hochgezogen, das Kinn auf einen Stock gestützt. Seine Kleidung bestand aus lumpigen Hosen und einem formlosen, löchrigen Wams, das den Namen Hemd nicht verdiente. Der Mann, dessen Alter man angesichts seiner Verwahrlosung unmöglich schätzen konnte, war barfuß und zeigte dem prächtigen Sonnenschein zwei schwarze, sicher nie gewaschene Füße.
Jeanne überlief ein kleiner Schauer des Ekels, wie immer, wenn sie dem verrückten Jacques begegnete. Sie mochte den Anblick seines aufgerissenen, zahnlosen Mundes nicht und noch viel weniger sein boshaftes Lachen, das immer klang, als wüsste er etwas über einen. Dann reckte sie stolz ihre Stupsnase und machte Anstalten, ohne eine Antwort an ihm vorbeizugehen. Niemand nahm den irren Jacques ernst. Wusste der Himmel, warum der Verwalter duldete, dass sich so ein Nichtsnutz auf den Gütern der Baronin herumtrieb. Er arbeitete nicht, tat keinem etwas zuliebe und schwatzte den ganzen Tag dummes Zeug. Sein tumber Blick verfolgte sie jedes Mal, wenn sie kam, um die Abgaben von ihres Vaters Hof zu bringen.
Jacques kicherte, als sie so hochgemut weiterschritt. Er rutschte von seiner Mauer und machte sich daran, auf seinen Stock gestützt, neben ihr herzuhumpeln. Dabei verschlang er das spröde Mädchen mit den Augen: diese hochgewachsene, biegsame Gestalt, die ihr Haar gar nicht so fest flechten konnte, dass es die krausen Locken oder gar die leuchtende Farbe gebändigt hätte. Wenn Jeannes Mutter abends die flammende Pracht bürstete, schüttelte sie manchmal den Kopf und zweifelte daran, dass so viel Wildheit wirklich gottgefällig sein könne.
Jeanne, die seine Aufmerksamkeit wohl bemerkte, schüttelte es innerlich, und sie achtete darauf, dass er ihr Kleid nicht streifte. Einen Moment schien es ihr doch tatsächlich so, als wollte er mit seinen schmutzigen Fingern ihren nackten weißen Unterarm berühren. Daher wechselte sie energisch den Korb von der einen auf die andere Seite und stieß ihn wie zufällig damit an.
Jacques kicherte wieder. »Man sagt, ihr betet nicht für die Seelen eurer Verstorbenen, dass sie aus dem Fegefeuer errettet werden.«
Jeannes grüne Augen funkelten vor Unwillen, und ihr breiter, sonst so lachfreudiger Mund verzog sich. »Wozu auch«, blaffte sie, »wo es doch kein Fegefeuer gibt.« Sie warf den Kopf zurück. »Das ist eine Erfindung der Päpste. In der Bibel steht kein Wort davon«, beschied sie ihm schnippisch. »Lies es doch nach, wenn du mir nicht glaubst.«
Mit einem Lachen schritt sie aus. Als ob der irre Jacques lesen könnte! Er vermochte es so wenig wie all die anderen Bauern. Aber vielleicht war er ja dumm genug, am Sonntag seinen Pfarrer danach zu fragen. Da würde er schön etwas zu hören bekommen! Jeanne lachte wieder; es geschähe dem unverschämten Kerl ganz recht.
Jacques war zurückgeblieben, ob aus Verblüffung oder weil sie zu flink für ihn war, es war nicht auszumachen. Jeanne hörte seine Stimme in ihrem Rücken.
»Euch Waldensern wird es noch gehörig an den Kragen gehen«, kreischte er und verfiel dann in seinen alten Refrain: »Der Vogel, der am Morgen pfeift! Der Vogel, der am Morgen pfeift.«
Jeanne hob angewidert die Schultern: Der Mensch war doch tatsächlich drauf und dran gewesen, sie anzufassen mit seinen schmutzigen Fingern. Dann schnaufte sie einmal tief durch, schüttelte energisch ihren Zopf - und war da. Laut grüßend schritt sie über den Hof. Wer sie kannte, hob den Kopf. Man winkte zurück, rief Scherzworte. Der alte schwarze Wachhund lief schwanzwedelnd auf sie zu, bis die Kette ihn stoppte, und wartete winselnd auf ihre Zuwendung. Sie gönnte ihm ein kurzes Kraulen hinter dem Ohr, ehe sie die Abgabenstube betrat.
Hier fiel das strahlende Tageslicht nur gedämpft herein. Wie ein Schleier legte es sich über die verschlossenen Schränke, das Regalbrett mit den Tuchen, über den blank gescheuerten Tisch und die Waage in seiner Mitte. Mehlstaub tanzte in der Luft. Es roch nach Korn, nach Käse und Kräutern. Jeanne stellte ihren Korb ab, als der Verwalter eintrat. Sorgfältig rieb er sich die Hände an seinem Lederschurz ab, ehe er ihr die Rechte reichte.
»Jeanne«, begrüßte er sie, »pünktlich wie immer.« Dann fiel sein Blick auf den Ginster in ihrem Haar. »Und wie hübsch du wieder daherkommst.« Er hob die Hand, als wollte er die Blüten berühren, ließ sie aber wieder sinken und griff stattdessen nach dem Korb. Die Waldenser blieben unter sich, das wusste er aus Erfahrung, und es war vermutlich auch besser so. Ein hübsches Gesicht, und wäre sein Teint noch so klar, sollte einen nicht zu Dummheiten verführen.
»Lass doch einmal sehen.«
Jeanne lächelte und zog das Tuch zurück, damit er die Eier zählen und die Qualität der gerupften Daunen begutachten konnte.
»Es ist alles da«, erklärte er schließlich zufrieden. »Aber wann war das je anders.« Er tätschelte wohlwollend ihre Hand, dann schlug er ein großes, in Leder gebundenes Buch auf und fügte nach einigem Suchen einer langen Kolonne von Zahlen zwei neue Ziffern hinzu. Sorgsam malte er sie hin. Ohne aufzuschauen, begann er: »Sag deinem Vater, wegen der Enten, die er zum achten bringen soll ...«
Doch sie wurden unterbrochen. »Rauch«, rief eine aufgeregte Stimme, »da steigt Rauch auf von Lourmarin!«
Die beiden in der stillen Stube wechselten einen erstaunten Blick, dann traten sie gemeinsam nach draußen zu den anderen. Aus allen Ecken des Hofes liefen die Menschen zusammen. Jeanne ging ein Stück des Weges zurück, den sie eben gekommen war. Gleich hinter dem Tor des Hofes senkte sich die Straße, und man hatte einen guten Ausblick über die Ebene, die sich im Süden bis an den Lauf der Durance senkte. Das Städtchen Lourmarin, grau inmitten des Grüns, hockte auf einem flachen Hügel wie eine Muschel auf einem tangbewachsenen Felsen, umgeben von seinen Hainen und Feldern. Jeanne kannte es gut; ihr eigenes Dorf war nicht weit östlich davon. Und in Lourmarin sollte Rauch aufsteigen?
Jeanne trat aus dem Dunkel des Torbogens hinaus auf die Straße und beschattete die Augen, um besser sehen zu können. Tatsächlich, da war es: Weiße und graue Rauchfäden erhoben sich von der Silhouette der Stadt, über der die Luft zu flimmern schien. Neben Jeanne waren Knechte über den Misthaufen auf die Mauer geklettert.
»Ob die Mühle brennt?«, rief es hinter ihr.
»Nein, die liegt außerhalb des Walls«, tönte es von droben herab. »Es scheint mir näher beim Tor, nein, bei den Speichern.«
»Lieber Gott«, schrie eine Frau, »es brennt einfach alles zusammen, seht nur!«
Jeanne sah es. Der Rauch wolkte jetzt dick und schwer in den blauen Vormittagshimmel. Sie meinte beinahe, ihn riechen zu können. Und nun war auch das Brausen der Flammen zu hören. Und darüber, erschreckend und klar: Waffengeklirr.
»Ich sehe Berittene«, rief ein Knecht. Er brauchte es nicht zu wiederholen. Auch Jeanne hatte sie bemerkt: Auf der Straße nach Lourmarin war ein Zug von Gestalten zu Pferde klein und nur undeutlich zu erkennen, aber von ihren Leibern blitzte die Sonne. Das waren Waffen und Harnische.
Papa, dachte Jeanne in diesem Moment, während die anderen es sich gegenseitig zuriefen, dass Lourmarin von Bewaffneten angegriffen würde. Die Angst griff nach ihr und presste ihr die Eingeweide zusammen. Für einen Moment schloss sie die Augen, zu spät, um nicht die zweite Rauchsäule zu bemerken, die sich jetzt weiter in der Ferne erhob, ein ganzes Stück südlich, schon beinahe am Fluss. Jeanne wusste, von wo sie aufstieg: Cadenet, wo ebenfalls Glaubensbrüder lebten. Sie wollte es nicht mehr sehen. Und...
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