Schweitzer Fachinformationen
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Aus: socialnet - Andreas G. Franke - 24.02.2023 [.] Fazit: Frauke Koppelin ist es gelungen, das riesige Feld Public Health verständlich und kompakt auf den Punkt zu bringen. Sie macht mit ihrem Buch "Appetit auf mehr" und wird ihrem Ziel damit absolut gerecht: Das Buch eignet sich bestens für Studieninteressierte und Studierende sowie Wiedereinsteiger in die Thematik, um einen ersten und raschen Überblick über Public Health zu bekommen.
Werfen wir einen Blick zurück und versetzen uns in das Leben im 19. und 20. Jahrhundert in Europa. Es ist der Beginn der Industrialisierung und somit auch der Verstädterung. Die damit einhergehenden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bürger:innen, der aufkommenden Arbeiterschaft, bergen neue, zu diesem Zeitpunkt unbekannte Gesundheitsgefahren. Fehlender Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Fabriken, überlange Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden am Tag, Kinderarbeit, fehlende Entwässerung und mangelnde Abfallentsorgung in den Städten sowie beengte Wohnverhältnisse der nicht privilegierten Stadtbewohner:innen befördern Arbeitsunfälle, die Ausbreitung von Seuchen und Infektionskrankheiten. Was schätzen Sie, wie hoch war die Lebenserwartung kurz vor der Jahrhundertwende in den Jahren 1870-1900?
Wenn Sie einen Blick auf die Website des Statistischen Bundesamts (www.destatis.de) werfen und nach der Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland suchen, werden Sie schnell fündig. Allein in den letzten 140 Jahren hat sich unsere Lebenserwartung in Deutschland verdoppelt. Lag sie 1871 bei unter 40 Jahren bei der Geburt, liegt sie 2018 bei um die 80 Jahre, wobei es für Männer und Frauen bis heute relevante Unterschiede gibt, worauf wir in Abschnitt 3.1 noch einmal genauer eingehen.
Lebenserwartung von Männern und Frauen bei der Geburt in Deutschland im Zeitraum der Jahre 1871 bis 2020 (in Jahren) (Quelle: Statistisches Bundesamt 2022a)
Sie fragen sich zu Recht, was die Gründe für die Frühsterblichkeit waren. Oder anders ausgedrückt: Was hat zu dem enormen Anstieg der Lebenserwartung geführt? Ist es ein räumlich begrenztes Phänomen? Gibt es weltweit Unterschiede? Schon sind Sie mitten in einer für Public Health zentralen Diskussion.
Kurz gefasst | Populationsbezug von Public Health
Public Health betrachtet immer eine bestimmte Bevölkerungspopulation (Populationsbezug), wie z. B. die Bürger:innen in Deutschland. Hierin lassen sich Risiken für die Gesundheit bestimmter Bevölkerungsgruppen (Subgruppen) ermitteln und beschreiben, mit dem Ziel, mögliche Gesundheitsgefahren abzuwenden bzw. zu minimieren.
Bei der Ermittlung der Risiken bedienen sich die Public-?Health-?Expert:innen methodisch der Epidemiologie, die ihre Geburtsstunde mit dem ersten Epidemiologen John Snow im Jahre 1854 in London hatte.
Webtipp [1] | Was hat John Snow entdeckt? Erkennen Sie den Public-?Health-?Ansatz? Informationen finden Sie z. B. auf YouTube unter:
http://s.narr.digital/tyrnf
So wie John Snow als Public-?Health-?Pionier den Krankheitserregern der Cholera auf der Spur war, um der betroffenen Bevölkerungsgruppe zu helfen, finden wir in den folgenden Jahrzehnten weitere umweltbezogene (ökologische) Ansätze. Diese Ansätze, die einer Detektivarbeit gleichen, nahmen in den folgenden Jahrzehnten unterschiedliche Perspektiven mit auf (z. B. eine soziale), die wir bis heute unter dem Ansatz des Old Public Health zusammenfassen ( Kapitel 1.2).
Cholera ist bis heute, neben vielen anderen, eine gefürchtete Infektionserkrankung in den Schwellenländern und Ländern mit niedrigem Entwicklungsgrad. Überall dort, wo es an sauberem Wasser, Kanalisation und Hygienemaßnahmen fehlt, kann sich Cholera ungehindert ausbreiten und führt von Jahr zu Jahr zu vermeidbaren Krankheits- und Todesfällen. Reisen wir in die betroffenen Länder, lassen wir uns impfen, um uns vor der Erkrankung zu schützen. Übertragbare Erkrankungen sind ein Grund für die große Spanne der Lebenserwartung weltweit. Sie werden heute noch Länder finden, deren Bevölkerung aktuell eine ebenso geringe Lebenserwartung hat, wie die deutsche Bevölkerung in unserem Ausgangsjahr 1871. Diese Länder haben eines gemeinsam: Ihre Bevölkerung ist neben den oben genannten Faktoren in der Regel durch eine hohe Armutsquote geprägt und hat keinen oder nur einen sehr schlechten Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem. Zudem stellen übertragbare Erkrankungen eine ernste Bedrohung dar - häufig sind es sexuell übertragbare Erkrankungen wie z. B. HIV, aber eben auch die Foodborne Diseases (Lebensmittelinfektion) und vom Tier zum Menschen übertragene Krankheiten ( Zoonosen).
Gut zu wissen | Foodborne Diseases
"Over 200 diseases are caused by eating food contaminated with bacteria, viruses, parasites or chemical substances such as heavy metals. This growing public health problem causes considerable socioeconomic impact though strains on health-?care systems lost productivity, and harming tourism and trade. These diseases contribute significantly to the global burden of disease and mortality.
Foodborne diseases are caused by contamination of food and occur at any stage of the food production, delivery and consumption chain. They can result from several forms of environmental contamination including pollution in water, soil or air, as well as unsafe food storage and processing.
Foodborne diseases encompass a wide range of illnesses from diarrhoea to cancers. Most present as gastrointestinal issues, though they can also produce neurological, gynaecological and immunological symptoms. Diseases causing diarrhoea are a major problem in all countries of the world, though the burden is carried disproportionately by low- and middle-?income countries and by children under 5 years of age." (WHO 2022a)
Webtipp [2] | Weitere Informationen zu John Snow liefert die Website:
http://s.narr.digital/n7hnb
Webtipp [3] | Zusätzliche Informationen zum Thema Lebensmittelsicherheit aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) finden Sie unter:
http://s.narr.digital/48szi
Webtipp [4] | In welchen Ländern Cholera 2015 aufgetreten ist, lässt sich anhand der folgenden WHO-?Grafik nachvollziehen:
http://s.narr.digital/mlp3g
Mit der Entwicklung von Public Health ganz eng verbunden ist die Herausbildung der wissenschaftlichen Medizin des 19. Jahrhunderts. Die Suche nach Krankheitserregern einerseits und die Entwicklung von Impfstoffen andererseits hatten einen maßgeblichen Einfluss auf die Eindämmung von Krankheitsepidemien wie z. B. Pocken, Tetanus, Tuberkulose, Kinderlähmung oder Masern.
Sind Sie noch gegen Pocken geimpft? Nicht? Dann gehören Sie schon zu der Generation, die in eine Welt geboren wurde, die frei vom Pockenvirus war (ab 1980). Eine unglaublich aufwendige, weltweit angelegte Impfstrategie, die sich über Jahrzehnte hinzog und seit 1967 durch die WHO vorgeschrieben wurde (Impfpflicht endet in Westdeutschland 1976), war hierfür notwendig. Impfungen verfolgen den Zweck, die Erkrankung zu verhindern. Sie stellen eine wichtige Public-?Health-?Maßnahme dar, die wir in Kapitel 3.1 zur Prävention wieder aufgreifen werden.
Weitere Aspekte, neben den genannten, leisten einen Beitrag zur Steigerung unserer durchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland. Wir haben eine gute, flächendeckende Gesundheitsversorgung und eine gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung, Zugang zu sauberem Wasser, Kanalisationssysteme, Lebensmittelüberwachung, ein sicheres, gewaltfreies Leben außerhalb von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Invaliditäts- und Altersabsicherung, einen umfangreichen Arbeitsschutz und vieles mehr, was diese positive Entwicklung unterstützt hat. Schlussendlich profitieren wir in den entwickelten Ländern und...
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