Schweitzer Fachinformationen
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Katie lebt allein und fernab der Zivilisation in einem festungsartigen Steinhaus auf der abgelegenen Insel Jacob's Ladder. Einst war sie ein aufstrebender Star in der Kunstwelt - jetzt findet sie nur noch Trost in der Malerei. Auf der Nachbarinsel gibt es ein geheimnisvolles Forschungszentrum der Regierung. Von dort kommen eines Tages zwei Agenten, auf der Suche nach etwas, über das sie nicht sprechen wollen. Katie spürt, dass eine große Bedrohung die Insel heimsucht, die so seltsam ist, dass sogar die dort lebenden Tiere in tödliche Panik geraten. Und dann taucht mit einer gewaltigen Sturmböe ein Mädchen am Ufer auf .
Der neue Koontz! Eine glorreiche Rückkehr zu seinen großen Monstergeschichten. Stranger Things ist nicht weit entfernt .
Booklist: »Geradezu vibrierend vor Spannung. Ein weiterer Hit von einem Meister des Thrillers.«
Los Angeles Times: »Koontz hatte schon immer die Beschreibungskraft eines Charles Dickens und die Fähigkeit, uns von einer Buchseite zur nächsten zu reißen, wie es nur wenige Autoren vermögen.«
New York Times Book Review: »Berauschende, halluzinogene Prosa.«
Playboy: »Wäre Stephen King die Rolling Stones in der Literatur, dann wäre Koontz die Beatles.«
Tampa Tribune: »Weit mehr als ein Genreautor . Deshalb werden seine Romane noch lange gelesen werden, wenn die Geister und Monster der meisten Genreautoren schon auf dem Dachboden liegen.«
DAS LETZTE TAGESLICHT
Katie lebt allein auf der Insel. Und weniger für sich selbst als für die Toten.
Es ist ein gewöhnlicher Tag im April. Ein Dienstag, geprägt von Isolation und hart erkämpfter Beschaulichkeit - vorläufig.
Das in den 1940er-Jahren erbaute kleine Haus ist eine solide Konstruktion aus Stein. Neben einem Bad besitzt es eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Waffenkammer und einen Keller.
Das Haus steht auf einem Hügel, auf vier Seiten von einem Garten umgeben, dahinter auf drei Seiten von Wäldern. Die Eingangstür weist zu einem Hang, der zu einem Kiesstrand, einem Steg, einem Bootshaus und offenem Wasser verläuft.
Katies kleines Reich ist ein stilles Refugium. Seit Monaten hat sie keine andere menschliche Stimme als die eigene gehört, und sie spricht selten laut.
Sie hat weder Fernsehen noch Radio oder Internet, aber sieben CD-Player mit Magazinen für sechs CDs, wie sie mittlerweile nicht mehr hergestellt werden. Mehrere Stunden am Tag hört sie Musik, immer Klassik - Mozart, Beethoven, Brahms, Chopin, Haydn, Liszt.
Pop oder amerikanischer Folk interessieren sie nicht. Auch wenn die Texte mit noch so schönen Stimmen vorgetragen werden, die meisten erinnern sie zu eindringlich daran, was sie verloren und aufgegeben hat.
Und sie will nicht den Frieden aufs Spiel setzen, den sie in der Abgeschiedenheit gefunden hat.
In den Hang eingelassene Betonstufen mit einem Geländer aus lackiertem Eisen führen hinunter zum Ufer. Während sie hinabsteigt, wartet unten auf dem Treppenpfosten eine Felsentaube auf sie.
Der Vogel scheint immer zu wissen, wann sie einen Spaziergang an der Küste unternimmt oder aus einem sonstigen Grund vom Haus herunterkommt. Die Taube fürchtet sich nicht vor ihr, erhebt sich nie in die Lüfte, wenn sie sich nähert, sondern wirkt nur neugierig.
Katie fragt sich, ob der Geruch der Zivilisation an ihr so verblasst ist, dass die Tiere der Insel sie als eine von ihnen betrachten statt als Eindringling oder Raubtier.
Bald werden über tausend Blaureiher zu einem Horst auf einer anderen Insel weit nördlich von Katies Refugium ziehen. Wenn die Fortpflanzung abgeschlossen ist, wird gelegentlich einer auf Nahrungssuche durch die Untiefen dieses Ufers staksen wie ein wunderschönes Relikt aus dem Jura.
Ein im Bootshaus vertäuter, sechs Meter langer Kabinenkreuzer mit vom Steuerhaus aus gesteuertem Innenbordmotor mit Z-Antrieb bietet sowohl Reichweite als auch Geschwindigkeit. Katie benutzt ihn zwei- bis dreimal im Monat für Fahrten ins Blaue und zurück.
Bei Bedarf - und nur bei Bedarf - steuert sie das Festland an und lässt das Boot im nächstgelegenen Jachthafen warten. In der Stadt war sie seit dem Besuch bei ihrem Zahnarzt vor fünf Monaten nicht mehr.
Dort unterhält sie einen Range Rover in einer gemieteten Garage. Außerdem bezahlt sie einen Einheimischen dafür, den Wagen zweimal im Monat zu fahren, damit er für sie funktionstauglich bleibt. Zwar gibt es auf der Welt keinen anderen Ort, zu dem sie möchte, doch die Erfahrung hat sie gelehrt, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Mittlerweile genießen sogar die Inseln an diesem abgelegenen Ende des Archipels Mobilfunkempfang. Allerdings telefoniert Katie selten. Textnachrichten sendet sie ausschließlich an Hockenberry Marine Services.
Die Firma liefert ihr zweimal im Monat Lebensmittel, Propangas und andere Waren. Man bietet ihr regelmäßig an, die Einkäufe die Treppe hinauf vor die Haustür zu bringen, aber sie lehnt immer ab. So auch heute.
Katie ist erst 36 Jahre alt und in hervorragender körperlicher Verfassung. Sie braucht keine Hilfe. Außerdem hat sie Hockenberry einen Schlüssel für das Bootshaus gegeben und zieht es vor, persönliche Begegnungen zu vermeiden.
Das Bootshaus besteht aus demselben Stein wie das Wohngebäude. Auf der landwärtigen Seite beherbergt eine geschlossene, schallisolierte Kammer den propangasbetriebenen Generator. Er liefert den Strom für das Haus und die Pumpe, die Wasser aus dem Brunnen fördert.
Der Kabinenkreuzer ist im vorderen Bereich an Belegklampen des Slips vertäut und von Gummifendern geschützt. Kaum merklich schwankt er in den leichten Strömungen, die unter dem großen Rolltor ins Innere gelangen.
Vom Slip führt eine Gangway zu einem Lagerbereich auf Höhe des Docks. Dort steht unter anderem ein Kühlschrank, in dem die Zusteller verderbliche Waren zurücklassen. Den Rest stellen sie in robusten Kartons daneben ab.
Wenn Propan geliefert wird, bringen sie die Gasflaschen in den Generatorraum, wo sie auch Zehn-Liter-Kanister mit Sprit für das Boot deponieren.
Katie schnallt die Kartons mit Lebensmitteln auf eine Sackkarre mit großen Rädern zur leichteren Bewältigung von Stufen und zieht sie zum Haus hinauf. Zwei Gänge sind für den Transport der gesamten Bestellung nötig.
Nachdem sie die Sackkarre zurück zur oberen Ebene des Bootshauses gebracht und die Tür geschlossen hat, stellt sie sich ans Ende des Stegs und betrachtet diese ihre Welt in den letzten 90 Minuten Tageslicht.
Der Himmel ist größtenteils blau, nur filigrane weiße Wolken zieren ihn willkürlich wie ein langes, zerlaufendes Spitzenband. Wenn die Sonne im Westen etwas weiter sinkt, werden ihre Strahlen jene Linien durch den schrägen Winkel in Gold tünchen.
Vor Jahrzehnten war das Wasser hier trübe. Seit der Einführung von Zebramuscheln, die sich von Algen ernähren, ist es klarer. Man kann den felsigen Grund und einige Wracks bis in eine Tiefe von 25 Metern oder mehr erkennen.
Hier am Ende des Archipels kann sie in südsüdwestlicher Richtung nur zwei andere Inseln sehen. Beim Kauf der knapp einen Kilometer langen und etwas weniger als 800 Meter breiten Immobilie hat deren Abgeschiedenheit sowohl zu ihrer Stimmung als auch zu ihrem Bankkonto gepasst.
Als sich 1946 der erste Bewohner auf der Insel niederließ, ein junger Veteran des Zweiten Weltkriegs, hatte sie keinen Namen, und er gab ihr keinen. Der zweite Besitzer, Tanner Walsh, ein Dichter, Schriftsteller und Mystiker, nannte sie Jacob's Ladder - Jakobsleiter, eine Anspielung auf Jakob aus dem Alten Testament, der eine Treppe in den Himmel gesehen haben wollte.
Katie empfand ihr neues Zuhause in der ersten Woche vor lauter Verbitterung und Zorn als Insel der untersten Sprosse. Damals erschien ihr der Aufstieg in den Himmel unglaublich lang und beschwerlich und Erlösung schier unerreichbar.
Die kleinere der beiden nächstgelegenen Inseln, Oak Haven, befindet sich etwa 800 Meter östlich und näher beim Festland. Sie ist um zwei Drittel kleiner als Katies Zuflucht und beherbergt ein großes Haus im Cape-Cod-Stil mit Schindeldach und einer bezaubernden weißen Veranda.
Die Namen der Bewohner kennt sie nicht und will sie auch nicht erfahren.
Die andere Unterbrechung der Weiten des Wassers ragt etwa drei Kilometer südsüdwestlich von Katies Insel auf. Sie ist viermal so lang wie ihre und vielleicht doppelt so breit.
Wasserfahrzeuge und Helikopter - darunter große zweimotorige Modelle - verkehren zwischen dem Festland und jener letzten, abgeschiedensten Insel, an manchen Tagen öfter als an anderen. Der Steg aus Stein ist lang und imposant. Dort gibt es einen Tiefwasserhafen. Schon bei mehreren Ausflügen hat Katie beobachtet, wie es am Steg von Arbeitern wimmelte, die Boote entluden.
In der Mitte des Eilands befindet sich irgendeine Einrichtung, aber man kann die Gebäude nicht sehen. Ein dichter Kiefernwald säumt die Insel wie eine Palisade aus Nadelbäumen und schützt sie vor neugierigen Blicken.
Sie heißt Ringrock, benannt nach der gewaltigen natürlichen Säulenformation, auf der sie sich befindet. Sogar die Zusteller von Hockenberry wissen nicht mehr über Ringrock und fahren die Insel nie an.
Das Logo der einen oder anderen Teilstreitkraft der USA an den Helikoptern wäre der Beweis dafür, dass Ringrock Militärgebiet ist. Aber abgesehen von der Registrierung hinten am Rumpf und kürzeren Nummern auf der Triebwerksverkleidung weist keines der Fluggeräte je eine Kennzeichnung auf. Ähnliches gilt für die dort anlegenden Boote.
In der Woche, in der Katie Jacob's Ladder zum ersten Mal besichtigt und ein Angebot dafür unterbreitet hat, war es auf dem entfernten Ringrock relativ ruhig. Deshalb hatte sie sich nicht den Kopf darüber zerbrochen.
Der Makler, Gunner Lindblom, meinte damals, Ringrock sei eine von der Umweltschutzbehörde betriebene Forschungsstation.
Das schien harmlos zu sein.
Und es stellte sich als bloßes Gerücht heraus.
Vielleicht wissen einige Bewohner der Hunderten Inseln nordöstlich von ihr oder in den Küstengemeinden, welche Einrichtung jenes letzte Eiland der Kette beherbergt. Allerdings pflegt Katie nie Umgang mit anderen Inselbewohnern, selten mit Leuten vom Festland, und wenn, dann tratscht sie nicht.
Wenn sie anderen Fragen stellt, wird man mit Sicherheit auch ihr welche stellen. Und wenn sie über ihre Vergangenheit spricht, schneidet sie sich an scharfkantigen Erinnerungen. Da sie endlich nicht mehr blutet, ist sie fest entschlossen, die Wunden nicht erneut zu öffnen.
Sie hofft, dass die mysteriöse Insel lediglich ein Rückzugsort für hohe Tiere eines Konzerns ist oder einen sonstigen Zweck für irgendein Privatunternehmen erfüllt. Von Profitgier getriebene Menschen jagen ihr keine Angst ein. Mit seltenen Ausnahmen besteht ihre Absicht letztlich darin, reich zu werden, indem sie Kunden das Geld aus der Tasche...
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