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© mauritius images: Alamy/Artepics
Landschaft und Licht inspirierten Monet während seines Côte d'Azur-Aufenthalts zu zahlreichen Gemälden, hier »Antibes, vom Plateau Notre Dame aus gesehen«.
An Inspiration hat es nie gemangelt, seit jeher hat es Künstler an die Côte d'Azur gezogen. Sie fanden dort beste Arbeitsbedingungen vor: das Licht, die Farben, die Lebensart. Kein Wunder also, dass die Region nach Paris die bedeutendste Kunstszene des Landes hat.
Claude Monet war Ende 40 und hatte sich gerade in Giverny in der Normandie niedergelassen, wo er seinen berühmten Garten in vielen Variationen malen sollte. Ende 1883 reiste er von dort an die Côte d'Azur, gemeinsam mit seinem Malerkollegen Auguste Renoir, der gerade in einer Schaffenskrise steckte. Die beiden Künstler besuchten Auguste Cézanne, der sich in der Nähe von Marseille aufhielt, und reisten die Mittelmeerküste entlang bis nach Genua. Sie waren von der Landschaft so fasziniert, dass sie später wiederkamen, um dort zu arbeiten. Monet hielt sich 1888 fünf Monate lang in Antibes auf, wo er etwa 30 Werke schuf: Küstenlandschaften mit knorrigen Kiefern und türkis schimmerndem Meer, aber auch Postkartenmotive von Antibes. Für Monet war der Aufenthalt im Süden ein wichtiger Punkt in seiner Karriere. Er entdeckte dort das Malen von Serien, die dasselbe Motiv in immer anderen Lichtverhältnissen zeigten - zunächst die Mittelmeerlandschaften, später dann seinen Garten in Giverny oder die Kathedrale von Rouen.
»Ich kämpfe mit der Sonne hier. Und was für eine Sonne! Man müsste mit Gold und Edelsteinen malen.«
(Monet in einem Brief an Renoir)
Renoir zog 1903 ganz an die Côte d'Azur, da das milde Klima seinen entzündeten Gelenken gut tat. In Cagnes-sur-Mer bei Nizza kaufte er die Domaine des Collettes, ein drei Hektar großes Grundstück mit Orangen- und Olivenbäumen. Er ließ dort eine Villa samt Werkstatt bauen, die er mit seiner Frau Aline und den drei Kindern bezog. Trotz seiner Arthritis arbeitete Renoir unermüdlich, auch als er schon im Rollstuhl saß und kaum noch den Pinsel halten konnte. Ähnlich wie Monet ließ er sich von seiner Umgebung inspirieren und malte lichtdurchflutete Wälder oder auch die rötlichen Dächer von Nizza. Als er 1919 im Alter von 78 Jahren starb, hinterließ er rund 6000 Werke, darunter Landschaftsbilder und Porträts. Seine Villa in Cagnes-sur-Mer wurde in ein Museum (>) umgewandelt, in dem Gemälde und Skulpturen, aber auch sein Atelier samt Staffelei und hölzernem Rollstuhl zu sehen sind.
© Succession H. Matisse/VG Bild-Kunst, Bonn 2020/Foto: laif: Le Figaro Magazine/Eric Martin
Im Musée Matisse in Nizza kann man sich in der Betrachtung der Werke des bedeutenden Künstlers der Klassischen Moderne verlieren, hier »Fleurs et Fruits«.
Der Maler Henri Matisse reiste 1904 zum ersten Mal nach Saint-Tropez. Eingeladen hatte ihn Paul Signac, der gemeinsam mit Georges Seurat den Stil des Neoimpressionismus geprägt hatte. Sie mischten ihre Farben nicht mehr auf der Palette, sondern tupften sie in Punkten auf die Leinwand, sodass das Gemälde erst im Auge des Betrachters entsteht - eine Art Pixel-Effekt. Matisse versuchte sich ebenfalls an dieser Technik und schuf in Saint-Tropez unter anderem das Gemälde »Luxus, Stille und Begierde«, eines seiner Schlüsselwerke. Es zeigt mehrere Frauen im Abendlicht am Strand und besteht ausschließlich aus Pinseltupfern in allen Farben des Regenbogens.
Auch Matisse blieb der Côte d'Azur verbunden. Als er später an einer starken Bronchitis litt, mietete er sich 1916 in Nizza für mehrere Wochen im Hotel Beau Rivage ein. Anfangs regnete es ständig, doch als der Mistral den Himmel endlich aufklaren ließ, war der Künstler von dem gleißenden Licht so entzückt, dass er gar nicht wieder weg wollte. Bald darauf mietete er eine Wohnung in einem Stadtpalais an der Place Charles Felix. In Nizza besuchte er regelmäßig seinen Malerkollegen Renoir und arbeitete unter anderem an seinen monumentalen Tanzbildern für die Barnes Foundation in den USA. Sie waren ein künstlerischer Erfolg, hatten aber Folgen für sein Privatleben: Seine Frau Amélie verließ ihn nach über 30 Ehejahren aus Eifersucht auf die junge Russin Lydia Delectorskaya, die nicht nur Modell und Muse, sondern auch seine Managerin wurde. Matisse zog später in den Nachbarort Cimiez um. Anfang der 1940er-Jahre erkrankte er so schwer, dass er nur noch von seinem Bett aus arbeiten konnte. Er verlegte sich daher von der Malerei auf Scherenschnitte. Eines der bekanntesten Werke aus dieser Zeit ist das Künstlerbuch »Jazz«.
Während des Zweiten Weltkriegs ließ Matisse sich in Vence nieder, um den drohenden Bombenangriffen auf Nizza zu entfliehen. Dort pflegte ihn eine junge Frau, die sich später entschloss, in den Dominikanerorden einzutreten. 1947 bat die junge Ordensschwester Matisse um Rat bei der Gestaltung einer Kapelle. Der 77-jährige gebrechliche Künstler machte sich ans Werk. Vier Jahre arbeitete er an der Rosenkranzkapelle in Vence (>) - und nannte sie später sein Meisterwerk. Für die hohen Glasfenster in Blau, Gelb und Grün ließ er sich von seinen Scherenschnitten inspirieren. Die Fenster werfen ihr buntes Licht auf die weißen Wände, auf denen mit schwarzen Strichen Maria mit dem Kind und ein Dominikanermönch gezeichnet sind. Auch den Altar, die Kerzenhalter und die liturgischen Gewänder entwarf Matisse.
Zu den interessanten Künstlerfreundschaften zählt sicher die zwischen Matisse und dem zwölf Jahre jüngeren spanischen Maler Pablo Picasso. Seit ihrem ersten Treffen bei der amerikanischen Sammlerin Gertrude Stein 1906 in Paris verloren sie sich nie mehr aus den Augen. Manche ihrer Werke lesen sich wie ein Dialog zwischen den beiden. An die Côte d'Azur war Picasso seit den 1920er-Jahren immer wieder gereist. Besonders produktiv war er im Sommer 1946, als er im Schloss von Antibes (>) seine Werkstatt einrichten durfte. Sein dort entstandenes Gemälde »Lebensfreude«, das seine Geliebte Françoise umgeben von mythischen Figuren zeigt, war auch eine Anspielung auf ein gleichnamiges Bild von Matisse, das Jahrzehnte zuvor die Pariser Kunstszene erschüttert hatte.
Picasso und Françoise Gilot besuchten Matisse häufig in Nizza und in Vence. Picasso kritisierte heftig, dass sein atheistischer Freund ausgerechnet eine Kapelle gestaltete. Kurz nachdem diese eingeweiht war, malte Picasso seinerseits eine Kapelle in Vallauris (>) aus, beschränkte sich dabei aber auf das nichtreligiöse Thema Krieg und Frieden.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde Nizza zum Treibhaus einer neuen Künstlergeneration, die mit Vergnügen den traditionellen Kunstbetrieb auf den Kopf stellte. Yves Klein und Arman (Armand Pierre Fernandez), zwei ihrer bedeutendsten Vertreter, hatten sich in einem Judoclub in Nizza kennengelernt. Yves Klein entschied sich bald, für seine Kunstwerke nur noch eine Farbe zu verwenden, ein grelles Ultramarinblau, das er sich sogar als International Klein Blue patentieren ließ. Anstelle von Pinseln benutzte er gerne Naturschwämme, die er mit Farbe getränkt zu Reliefs verarbeitete. Oder er bat seine weiblichen Modelle, sich unbekleidet und vor blauer Farbe triefend auf der Leinwand zu wälzen. Legendär war auch seine Ausstellung »Die Leere«, die zeigte, was der Titel besagte: nichts. Allerdings bekamen die Besucher einen Cocktail gereicht, der ihnen am nächsten Tag blau gefärbten Urin bescherte. In Kleins Werkstatt in Nizza unterzeichneten mehrere Künstler 1960 ein Manifest, das ihrer Bewegung einen Namen gab: Neuer Realismus. Viele Werke dieser Gruppe sind heute im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Nizza (MAMAC, >) zu sehen.
Der in Nizza lebende Schweizer Benjamin Vaultier hatte das Manifest nicht unterzeichnet, obwohl er Yves Klein nahestand. Unter dem Künstlernamen Ben entwickelte er vielmehr seinen eigenen Stil. In seinem Plattenladen in Nizza sammelte er Objekte aller Art und deklarierte sie mit seiner Signatur zu Kunstwerken. Bekannt wurde Ben vor allem mit seinen teils pfiffigen, teils absurden Sprüchen, die er in krakeliger weißer Schreibschrift auf schwarzen Tafeln festhielt, etwa »ist alles Kunst?« oder »ich schreibe also bin ich«. Die Stadt Nizza ehrte ihn, indem sie ihn die Haltestellen der Trambahn beschriften ließ. An der Station Oper heißt es: »ich warte auf das Unmögliche«.
© Successió Miró/VG Bild-Kunst, Bonn 2020/Foto: mauritius images: Alamy/Ivan Vdovin
Originelle Architektur und bedeutende Gemälde und Skulpturen machen die Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence zum Gesamtkunstwerk.
Zu den schönsten Orten für Kunstliebhaber zählt an der Côte d'Azur sicher die Fondation Maeght (>), ein privates Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, umgeben von einem herrlichen Skulpturenpark. Das Galeristenpaar Aimé und Marguerite Maeght eröffnete 1964 in...
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