Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Sie arbeiten in der stationären Altenpflege seit Jahrzehnten nach dem gleichem Muster. Morgendliche Versorgung im Fließbandsystem. Hetze durch den Vormittag, immer der Arbeit hinterherrennend, ständig in der Angst, nicht fertig zu werden. Alle Bewohner*innen werden zu festen Zeiten zu gemeinsamen Mahlzeiten gebracht. Mit den üblichen Arbeiten vorab und danach. Und gegen 19:30 Uhr, wenn Sie daran denken auszugehen, ist der Großteil Ihrer Klient*innen im Bett, zumindest aber im Nachthemd.
Diese Form der monotonen Abarbeitung und Versorgung wird Ihren Klient*innen nicht gerecht und macht Ihnen und überhaupt immer weniger Pflegekräften Freude. Die Arbeitswelt, die Ihnen Ihre Arbeitgeber mit den oben genannten Routinen bieten, ist nicht das, was von Ihnen und Ihren Mitarbeitenden gesucht wird. Sinn, Freude, Flexibilität und Selbststeuerung gehen im Sog der Routinen unter.
Kein Wunder also, wenn Ihnen der Nachwuchs fehlt und Pflegekräfte den Beruf verlassen wollen. So titelte der Spiegel1 »Pflegt euch doch selbst« und verkündete, dass allein in der Corona-Hochphase zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 mehr als 9.000 Pflegekräfte ihren Beruf hinter sich ließen. Laut einer Onlineumfrage der Ali-ce-Salomon-Fachhochschule2 denken 40 % der befragten Pflegenden mindestens einmal monatlich daran, aufzuhören und den Pflegeberuf zu verlassen. Ca. 30 % überlegen einmal monatlich, den Arbeitsplatz zu wechseln, und rund ein Drittel will die Arbeitszeit reduzieren. Auch die Pflegekammer Rheinland-Pfalz machte eine Umfrage3, mit dem Ergebnis:
25 % nehmen ihre Arbeit als sehr stark belastend wahr
54 % als stark belastend
34 % denken ans Aufhören und das sind die häufigsten genannten Gründe:
- Zeitdruck
- Verwaltungsaufwand
- Organisatorische Mängel
- Mangende Wertschätzung durch Vorgesetzte
- Körperliche Belastung
Daraus können und müssen Sie lernen und genau das beenden, was als sehr stark und stark belastend wahrgenommen wird. Wieso haben Sie und Ihre Mitarbeitenden Zeitdruck in der Pflege? Wieso muss dies oder jenes bis zum Feierabend erledigt sein? Sie arbeiten doch in einem 24-Stunden-Betrieb und sollten deshalb lernen, auch 24 Stunden Zeit zu nutzen.
Wieso haben Sie einen hohen Verwaltungsaufwand? Zumindest in der Pflegedokumentation sollte seit Einführung des Strukturmodells (SIS®) der Aufwand deutlich verringert sein.
Sie haben in Ihrer Einrichtung organisatorische Mängel, obwohl Sie sich als Führung, teils mit Unterstützung des Qualitätsmanagements, um Organisation bemühen. Wo ist die Wertschätzung, die Mitarbeitende von Ihnen erwarten dürfen? Warum zeigen sich Ihre Pflegedienst- und Hausleitungen nicht oft genug in den Wohnetagen? Wo ist die Beteiligung der Mitarbeitenden an der Gestaltung ihrer Arbeitsprozesse?
Immer noch werden Abläufe entweder starr vorgegeben (»Bis dann und dann ist das und das zu tun«) oder im Laissez-Fair Stil dem »Immer-so-weiter« überlassen bzw. die Lauten setzen ihre Vorstellungen auf Kosten von reflektierten und engagierten Mitarbeitenden durch. Und im 3. Jahrtausend sollten Sie eigentlich über ausreichend Hilfsmittel verfügen, damit die direkte Pflege nicht mehr körperlich belastet. Wenn Sie nun also damit anfangen, die Arbeit neu zu denken und zu organisieren, können Sie Klient*innen bedarfsorientierter versorgen und Mitarbeiter kompetenzorientiert einsetzen. Ein Weiter so ist zum Scheitern verurteilt.
»Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.«
Albert Einstein
Wenn auch Sie in den letzten Jahren Mitarbeiter*innen verloren haben, die keine Lust mehr hatten, bei Ihnen oder generell in der Pflege zu arbeiten, liegt vieles vermutlich an den vorhanden Arbeitsstrukturen und auch an den Arbeitszeiten. Und ein weiterer Teil der Mitarbeitenden, die Sie verloren haben, wurde nicht ausreichend motiviert, wertgeschätzt und spürte nicht die Wichtigkeit ihrer Person.
Info
Wenn Sie einen Mitarbeiter verlieren, kostet es Sie insgesamt eineinhalbmal so viel, einen neuen zu finden. Je nachdem, welche Qualifikation der scheidende Mitarbeiter hat, wie viel Sie in Werbung investieren müssen, wie lange sie einarbeiten müssen etc. Hegen und pflegen Sie also Ihr wichtigstes Arbeitskapital!
Im Mai 2023 wurden die Ergebnisse der zweiteiligen Studie »Pflegearbeitsplatz mit Zukunft«4 vorgestellt, an der wir von der Karla Kämmer Beratungsgesellschaft mitwirken durften. Im Zentrum standen folgende Fragen:
Wie sollte ein Pflegearbeitsplatz mit Zukunft aussehen, um mehr beruflich Pflegende zu gewinnen, sie zu stärken und zu entlasten?
Welche Wünsche und Anforderungen haben beruflich Pflegende an ihren Arbeitsplatz?
Wo sehen beruflich Pflegende die zentralen Handlungsbedarfe?
In der Studie wurden die Gründe ermittelt, die für Verbleib oder Ausstieg aus dem Pflegeberuf, für die Rückkehr in den Beruf etwa nach einer Familienphase sowie für eine Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung in der Pflege sprechen.
Die Studie zeigte auf, was sich Pflegende von ihrem Pflegearbeitsplatz der Zukunft wünschen und welche Maßnahmen zukünftig - auf politischer Ebene, aber auch in der betrieblichen Praxis - sinnvoll sind, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu verbessern.
Pflegende wünschen sich:5
1. Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf
2. Attraktive Bezahlung
3. Gute Personalausstattung
4. Partizipative Führungsmodelle
5. Stärkung der Pflegeprofession
6. Digitaler Arbeitsplatz
7. Aktive Förderung von Berufseinstieg und Berufsverbleib
Zu diesen zentralen Erkenntnissen hat die Studie die folgenden Aussagen (Fakten) formuliert6. Schauen wir sie uns einmal genauer an.
Fakt 1: Die Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf ist einer der wichtigsten Attraktivitätsfaktoren.
Aus der Sicht der meisten beruflich Pflegenden machen flexible Arbeitszeitmodelle, ein verlässlicher, unter Beteiligung der Mitarbeiter*innen gestalteter Dienstplan, betriebliche Ausfallkonzepte und flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten den Pflegeberuf unbedingt attraktiv.
Unser Lösungsimpuls
Die wichtigsten Formen zu Arbeitszeitmodellen und zu Ausfallkonzepten finden Sie in Kap. 5.6.2.
Praxistipps für Sie
Nutzen Sie bei allen Entwicklungsprojekten in diesem Themenbereich die Förderung von Maßnahmen ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf (§ 8 Abs. 7 SGB XI).
Informationen zum Förderantrag finden Sie unter https://bit.ly/42sFITq
Oder prüfen Sie, ob Sie einen Vorteil davon haben, am GAP-Projekt der Pflege-bevollmächtigten der Bundesregierung mitzuwirken: https://www.gap-pflege.de
Fakt 2: Für beruflich Pflegende ist eine angemessene Bezahlung zentral - auch für eine Berufsrückkehr.
Im Durchschnitt wird von Pflegefachpersonen ohne Leitungsverantwortung eine um 37 % und bei Pflegefachpersonen mit Leitungsfunktion eine um 30 % höhere Bezahlung als angemessen betrachtet. Der Wunsch nach einer besseren Bezahlung ist gerade bei Berufsanfängerinnen und -anfängern (Gen Z) sowie Auszubildenden sehr ausgeprägt. Eine besondere Bedeutung hat die Bezahlung aus Sicht der beruflich Pflegenden auch für die Gewinnung von Quereinsteiger*innen und für Berufsrückkehrer*innen.7 Den aktuellen Entwicklungsstand hierzu beschreibt der neue BGW-Trendbericht zur ambulanten Pflege8: Ergebnis9: »Einkommenszufriedenheit wächst, Arbeitszufriedenheit sinkt - Die Einkommenszufriedenheit ist durch die letzten Tarifrunden deutlich gestiegen. Dennoch sei die Arbeitszufriedenheit besonders infolge Zeitdruckes und Bürokratie zwischen 2019 und 2023 gesunken.«
Geld macht nicht zufrieden und schon gar nicht glücklich, ist aber ein Regulationsfaktor, wenn es im Verhältnis zu Mitbewerber*innen eine deutliche Diskrepanz gibt. Deshalb schlagen wir Ihnen weitergefasste Ansätze vor, um die Arbeitszufriedenheit zu steigern. Die Kombi macht's! ( Kap. 9.1)
Praxistipp für Sie
Besonders attraktiv sind Zuschläge für die kurzfristige Übernahme eines...
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Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.