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Nein, ich hatte nicht das Vergnügen, mit einem Hund aufzuwachsen. Meine Eltern hatten fünf Kinder, sie haben uns eine tolle und unbeschwerte Kindheit ermöglicht - mit viel Sport /Ballett und eine Schwester mit Musik. Und zu Zeiten ohne Auto, Telefon und Internet war es eine logistische Meisterleistung, wie es Mama und Papa geschafft haben, dass alle Fünf gemäß ihren Neigungen gefördert wurden und wir dennoch Zeit und Phantasie zum Spielen und Ausgleich hatten. Wie die Eltern das finanziell geschafft haben, ist mir noch heute ein Rätsel und Vorbild und ich weiß, wie Mama oft kämpfen musste, etwas Schönes auf den Tisch zu zaubern. Da wäre auch in diesem Sinne ein größeres Fellkind nicht machbar gewesen. Noch heute zolle ich meinen Eltern einen Riesenrespekt dafür.
Doch zum Thema Hund zurück: Nein, es waren "nur" Goldhamster und Kater und ich habe beide sehr geliebt. Meine berufliche Laufbahn und mein privates Leben haben mich erst später, vor 18 Jahren, ganz nah an das Thema Hund/Katze/Pferd und an die Physiologie/Pathologie und Verhalten geführt. Und um dieses erfolgreich in meiner Tierheilpraxis praktizieren zu lernen, habe ich mich sehr gründlich und über Jahre zu diesen Themen fortgebildet.
Nicht im Online Kurs, sondern im Unterricht an einem Institut und in einer Landtierarztpraxis, wo ich in dankenswerter Weise sehr viel Praxis gelernt habe in meiner mehrjährigen Ausbildung zum Tierheilpraktiker und Tierpsychologin und vor allem aber im Lernen vom Hund selbst. Ich bin der Gesellschaft zum Schutz des Wolfes beigetreten in der Hoffnung, neben meinem Beitrag, dieses wundervolle und für die Gesundheit unserer Wälder so schützenswerte Wesen vor den Untrieben des Menschen zu bewahren, etwas vom "Großvater" unserer Haushunde zu lernen, besonders das Sozialverhalten. Und ich habe meine eigenen Wolfsbeobachtungen in der Lausitz machen dürfen.
Meine erste eigene Hündin war leider eher ein Gasthund vom Tierschutz, die meine geliebte Katze Kira so malträtierte, dass ich mich entschlossen habe, sie in einen Haushalt ohne Katze zu geben. Dann kam Sam: Dobermann/Bernhardiner. Anfänglich ein sehr schwieriger Rüde, der vor dem Leben mit uns nichts Anderes kannte, als seinen Hof mit Pferden, Katzen und Hühnern.
Sam war schwerer als ich selbst und hatte seine gute Seele notgedrungen hinter einer Mauer verschanzt, die ich langsam, aber stetig aufbröselte. An ihm habe ich gelernt, dass man Bücher lesen und Rütter/Milan gucken kann, wie man will: Wenn man die Seele eines Hundes nicht erkennen, lesen und pflegen kann, wird er niemals Vertrauen erlangen und zurückgeben. Das Lesen des Hundes ist eine Gabe, die man sich nicht durch diverse Kurse aneignen kann; man hat sie oder eben nicht. Und wenn nicht, wird es dann ein Kampf auf Lebenszeit. Ich bin nicht der Typ, den Hund auf Biegen und Brechen zu unterwerfen.
Ich möchte ihn verstehen und nachvollziehen, warum er sich wie verhält und dann durch logische Veränderungen Vertrauen und gegenseitige Akzeptanz erwirken. Denn wenn ich für den Hund nachvollziehbare Entscheidungen treffe und dementsprechend Kommandos gebe, erreiche ich ein entspanntes und natürliches Miteinander. Ich halte es nicht für nötig, einen Hund anzuschreien und zu demütigen.
Ich danke Sam noch heute für seine "Arbeit" mit mir Greenhorn und ich erinnere mich mit blutendem Herzen, was für schöne Jahre wir zusammen erleben konnten. Er hat seine kontrollierende Art abgegeben, weil er von mir Grenzen, Ruhe, Klarheit und Ausgeglichenheit bekommen hat und wir sind so ein gutes Team geworden. Schon nach kurzer Zeit konnte ich den vordem zerrenden und ziehenden Hund, der als Männerhasser (die er sehr gerne gemaßregelt, heißt so viel wie gestellt und gebissen hat) bekannt und mir so auch im Alter von sieben Jahren überlassen wurde, ohne Leine mit mir schlendern lassen und er hat mich niemals enttäuscht. Er wurde nicht mein Objekt zur Selbstdarstellung und Unterwerfung, sondern ein wahrer Freund, auf den ich mich immer verlassen konnte.
Ist das nicht der eigentliche Sinn, warum wir heutzutage Hunde halten? (Ausgenommen die Hunde, die zum Beispiel als Schutz-, Hirten-, Polizei - oder Blindenhunde wertvolle Arbeit verrichten).
Dann kamen die Huskys in mein Leben. Und auch diese - von Vielen als unerziehbar und ständig alles zerstörende und ausreißende Hunde bezeichnet - sind einfach wundervolle, entspannte Wesen. Wenn man sie lesen kann und ihnen das Leben ermöglicht, was sie brauchen, um sich wohl zu fühlen. Unser Husky-Rudel ist für mich eine tägliche Lehrstube an Sozialverhalten . ich liebe sie mit meinem ganzen Herzen und danke ihnen für jede Lektion, die sie mir erteilt haben.
Unser Husky-Rudel und Gasthündin Wahya beim Training
Bei einer Tour durch den Zeisigwald
"Hund" kann man nicht theoretisch studieren - wohl sich Kenntnisse über die verschiedenen Rassen aneignen, deren individuelle Ansprüche lernen (z.B. Schutz-, Herden-, Hirten- oder Begleithund) und bestenfalls den Hund, den man sich für sein eigenes Leben ins Haus holt, nach diesen Kriterien wählen. Aber Körper-, Lautsprache innerartlich oder gegenüber fremden Rassen (Mensch, andere Tiere) kann man nur erfahren, wenn man sich mit ihm beschäftigt, sich selbst auch manchmal zurücknimmt und hinterfragt, was man dem eigenen Hund eigentlich signalisiert und wirklich beobachtet.
Genauso wie man unerwünschtes Verhalten aus meiner Sicht nicht brechen sollte, um es zu unterbinden. Man sollte dem Hund Alternativen bieten zu seinem - aus unserer Sicht - Fehlverhalten, ihm einen klaren Raum anbieten (denn Hunde lernen unter anderem ! über Räume) und vor allem: ihn respektieren als ein Wesen, welches uns in seinen Sinnen haushoch überlegen ist. Damit meine ich nicht nur den Geruchssinn, der dem Hund eine unbeschreibliche Welt an Eindrücken bieten muss, sondern auch sein Gehör, seine Fähigkeit, sich Dinge zu merken, vorurteilsfreie Freundschaft, die er uns entgegenbringt, seinen gigantischen Laufapparat, seinen Tast- und Spürsinn. All diese Dinge macht er tausendmal besser als wir mit unserem begrenzten Empfindungs-Wesen und doch meinen wir, überlegen zu sein?
Und unser Fellkind hat uns noch etwas Entscheidendes voraus: seine geniale Beobachtungsgabe. Da er die meiste Zeit seines Tages mit uns "arbeitslos" ist und scheinbar vor sich hin döst, hat er seine Gabe perfektioniert, uns zu beobachten und einzuschätzen. Unsere Reaktionen auf die verschiedensten Reize, wie Gespräche, Medien, unsere Gewohnheiten, unsere Abläufe und die Gerüche, die wir - unseren menschlichen Nasen meist verborgen - durch hormonelle Prozesse wie Freude, Ärger, Heiterkeit, Frust usw. aussenden. Und er hat sich diesen Prozessen hervorragend angepasst und kennt unsere Verhaltensweisen besser als wir selbst. Der Hund bietet uns alles an, was er hat und wir Menschen geben ihm dafür unsere Zuneigung, Ressourcen (Futter, Heim) und wenn wir uns wirklich anstrengen, auch einigermaßen artgerechte Auslastung. Aber das ist ein anderes Thema, auf welches ich später noch eingehen werde. Und er möchte von uns nichts Anderes, als dass wir lernen, ein wenig "Hund" zu sprechen und ihm klar zu signalisieren, wer wo und an welcher Stelle das Sagen hat und welche Möglichkeiten er hat, uns zu verstehen und damit auch unsere Entscheidungen als sinnvoll zu akzeptieren.
Ich weiß, meine nachfolgenden Zeilen lesen sich an mancher Stelle durchaus massiv, aber sind wir das nicht als Menschheit gegenüber dem Hund?
Kein Lebewesen auf der Erde geht so mit einem Anderen um wie wir Menschen.
Das ist die bittere und traurige Wahrheit, die wir alle kollektiv gern von uns wegschieben und verleugnen.
Was ich noch bemerken möchte, ist, dass ich kein weiteres Fachbuch über Hunde-Ausdrucksverhalten schreiben und auf den Markt werfen möchte. Erstens gibt es dazu schon genug und teilweise fabelhafte Literatur und zweitens ist mein Anliegen ein anderes: Ich möchte unsere gesellschaftliche Einstellung zum Hund ein wenig auf den Prüfstein legen, sagen, was mir daran nach fast zwanzig Jahren "im Fach" nicht gefällt. Ich möchte gerne, dass wir wieder einmal auf den Boden kommen und reflektieren, wie wir mit einem uns so nahestehenden Wesen teilweise umgehen. Es ist mir sehr wichtig, dass Sie meine Beweggründe verstehen, warum ich des Öfteren ziemlich drastisch schreibe.
Ich wünsche mir ein "Weg" von mit halbherzigem Fachwissen gespickten Anleitungen zum Hund und ein "Hin" zu einem natürlicheren und respektvollen Umgang mit dem Hund.
Denn ganz ehrlich: Der Hund, seine Sinne und sein Verhalten sind so komplex, dass er einige Geheimnisse immer bewahren wird.
Und das ist gut so.
In der Mitte meines beruflichen Lebens habe ich mich entschlossen, noch einmal ganz von vorn...
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