Die Haftung nach UN-Kaufrecht im Spannungsverhaeltnis zwischen Vertrag und Delikt

Die Unterschiede zwischen vertraglicher und deliktischer Haftung im deutschen und im franzoesischen Recht fuehren im Anwendungsbereich des UN-Kaufrechts zu unterschiedlichen Kollisionslagen an den Schnittstellen mit dem nationalen Recht. Martin Koehler zeigt, wie Anwendungsdivergenzen, die durch strukturelle Unterschiede zwischen den nationalen Rechtsordnungen entstehen, bewaeltigt werden koennen. Er stellt am Beispiel der Einordnung von Beschaffenheitsmaengeln und der vorvertraglichen Haftung die Unterschiede zwischen beiden Rechtsordnungen dar. Waehrend das deutsche Recht bei der Haftung fuer Beschaffenheitsmaengel von einem Vordringen des Deliktsrechts in die vertragliche Haftungssphaere gepraegt ist, kommt es im franzoesischen Recht zu einer Zurueckdraengung des Deliktsrechts zugunsten des Vertragsrechts und einer UEberlagerung durch die Produkthaftung. Im Bereich der vorvertraglichen Haftung sieht das deutsche Recht mit der culpa in contrahendo eine vertragsaehnliche Haftung vor, waehrend das franzoesische Recht auf das allgemeine Deliktsrecht zurueckgreift. Soweit es um Haftungstatbestaende geht, die auf die Beschaffenheit der Ware abstellen, ermoeglicht das CISG eine Verdraengung der nationalen Regelungen unabhaengig von ihrer haftungsrechtlichen Einordnung. In Randbereichen, etwa der Haftung gegenueber Dritten, bleiben dagegen die unterschiedlichen nationalen Strukturen bestehen.