Osteoporose:
Eine stille und heimtückische Erkrankung
Osteoporose, eine weitverbreitete und oft unterschätzte Krankheit, betrifft das Skelettsystem und ist durch einen gestörten Knochenumbau und eine verringerte Knochendichte gekennzeichnet. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für Frakturen. In Deutschland sind bereits über 6,5 Millionen Frauen von Osteoporose betroffen und die Zahl steigt stetig an.
Abbildung: Häufigkeit von Osteoporose und Osteopenie weltweit.
Osteoporose ist nicht ausschließlich auf Frauen beschränkt. Obwohl sie häufiger betroffen sind, können auch Männer Osteoporose entwickeln. Tatsächlich wird geschätzt, dass etwa jeder fünfte Mann über 50 Jahren im Laufe seines Lebens eine osteoporotische Fraktur erleidet. Es ist wichtig, dass Männer sich ebenfalls der Risiken bewusst sind und Maßnahmen ergreifen, um ihre Knochengesundheit zu erhalten.
Der Knochen: Ein lebendiges Gewebe
Entgegen der gängigen Vorstellung ist der Knochen kein inaktives Gewebe. Er ist ein äußerst lebendiges und dynamisches Organ, das ständig auf- und abgebaut wird, dieser Prozess ist als Remodellierung bekannt. Der Knochen ist durchzogen von unzähligen Blutgefäßen und produziert seine eigenen Zellen.
Die Hauptakteure dieses ständigen Umbaus sind die sogenannten Osteoblasten und Osteoklasten. Osteoblasten sind spezialisierte Zellen, die den Knochenaufbau fördern. Sie bilden eine weiche, noch unverkalkte Knochensubstanz, das Osteoid, das sich mit der Zeit mit Hydroxylapatit, dem Knochenmineral, anreichert. Erst durch dessen Einlagerung wird der Knochen hart und stabil.
Auf der anderen Seite haben wir die Osteoklasten, die für den Abbau der Knochensubstanz verantwortlich sind. Diese Zellen lösen den Knochen durch zwei Mechanismen auf: Sie senken den pH-Wert im Zwischenraum zwischen den Osteoklasten und der Knochensubstanz, was zur Auflösung der Mineralsalze führt, und sie setzen proteinabbauende Enzyme frei, die das im Knochen enthaltene Kollagen auflösen. Die dabei freigesetzten Kollagenfragmente werden dann von den Osteoklasten aufgenommen.
Osteoblasten produzieren Kollagen und andere Proteine, die das Knochengewebe bilden und festigen. Osteoklasten hingegen sezernieren Enzyme und Säuren, um den Knochen abzubauen und Mineralien freizusetzen.
Abbildung: Knochenaufbau und -abbau in Balance.
In einem gesunden Körper gibt es ein Gleichgewicht zwischen dem Aufbau durch die Osteoblasten und dem Abbau durch die Osteoklasten. Dadurch wird der Knochen regelmäßig erneuert und bleibt stabil. Bei Osteoporose jedoch ist dieses Gleichgewicht gestört und der Knochenabbau überwiegt.
Osteoporose: Veränderte Knochenstruktur und Einteilung der Erkrankung
Die gestörte Remodellierung bei Osteoporose führt zu einer veränderten Mikroarchitektur der Knochen: Sie verlieren an Masse, ihre Struktur wird dünner und weniger dicht, was bedeutet, dass sie weniger stabil und widerstandsfähig gegen Belastungen sind. Zusätzlich zu dieser generellen Abnahme der Knochendichte gibt es Veränderungen in der Ausrichtung der Knochenlamellen und der Größe und Form der Knochenzellen. Die Knochenstruktur wird poröser, es können sich Hohlräume und Risse bilden. Dies erhöht das Risiko von Mikrofrakturen, die nicht sofort sichtbar sind, aber die Knochenstruktur weiter schwächen und das Risiko von Knochenbrüchen ansteigen lassen. Es gibt zwei wesentliche Einteilungen der Osteoporose: die primäre und die sekundäre Osteoporose.
Abbildung: Geschlechterspezifischer Anteil der primären, sekundären Osteoporose und Osteopenie.
Osteopenie ist eine Erkrankung, bei der die Knochendichte niedriger ist als normal, aber noch nicht den Schweregrad einer Osteoporose erreicht hat. Es handelt sich sozusagen um eine Vorstufe der Osteoporose.
Primäre Osteoporose: Postmenopausale, juvenile und senile Osteoporose
Die primäre Osteoporose umfasst die postmenopausale, die juvenile und die senile Osteoporose.
- Postmenopausale Osteoporose: Sie betrifft Frauen und wird meist durch einen Östrogenmangel nach der Menopause verursacht. Sie stellt die am weitesten verbreitete Variante der Knochenerkrankung dar.
- Juvenile Osteoporose: Diese Variante hat unbekannte Ursachen und tritt bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung sind wichtig, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und mögliche Komplikationen zu verhindern.
- Senile Osteoporose: Wird auch als Altersosteoporose bezeichnet und durch eine unzureichende Calciumzufuhr und Bewegungsmangel verursacht. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer erheblichen Verringerung der Knochenneubildung, die hauptsächlich auf eine Abnahme der Osteoblasten zurückzuführen ist.
Die primäre Osteoporose kann gleichzeitig in mehreren Ausprägungen auftreten. Zum Beispiel können Frauen nach der Menopause sowohl von der postmenopausalen als auch von der senilen Osteoporose betroffen sein. Es ist wichtig, dass jede einzelne Form angemessen erkannt und behandelt wird, um die Anfälligkeit für Knochenbrüche zu reduzieren. Frauen, die frühzeitig in die Wechseljahre kommen oder eine geringe Knochendichte haben, weisen ein erhöhtes Risiko für die postmenopausale Osteoporose auf.
Sekundäre Osteoporose: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Die sekundäre Osteoporose tritt auf, wenn eine bestehende Erkrankung oder die Einnahme bestimmter Medikamente das natürliche Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau stört. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen können, darunter hormonelle Ungleichgewichte, Stoffwechsel- und Immunstörungen, Krebserkrankungen, biomechanische Bedingungen sowie verschiedene Arten von Medikamenten.
- Hormonelle Erkrankungen: Zu den hormonellen Erkrankungen, die eine Osteoporose auslösen können, zählen das Cushing-Syndrom, Hypogonadismus, Überfunktionen der Schilddrüse oder Nebenschilddrüse sowie Akromegalie. Auch bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie Anorexie, Homocystinurie, Diabetes mellitus, das Malassimilationssyndrom oder zystische Fibrose können die Gesundheit der Knochen negativ beeinflussen.
- Krebserkrankungen: Krebserkrankungen wie Plasmozytome, Knochenmarkskarzinome oder chronische lymphatische Leukämie, aber auch erbliche Störungen wie Thalassämien, Mastozytose sowie lympho- und myeloproliferative Erkrankungen können ebenfalls eine Osteoporose verursachen.
- Immunologische Erkrankungen: Immunologische Erkrankungen wie chronische Polyarthritis, Morbus Bechterew, systemischer Lupus erythematodes (SLE) und Morbus Crohn können die Knochenstruktur schwächen, indem sie entzündliche Prozesse im Körper auslösen. Diese chronische Entzündung kann zu einer erhöhten Aktivität von Knochenabbauzellen führen und den Knochenaufbau beeinträchtigen.
- Biomechanische Faktoren: Insbesondere Immobilität und Lähmungen tragen zur Entwicklung von Osteoporose bei, da in solchen Situationen die Belastung der Knochen zu gering ist, um deren Dichte aufrechtzuerhalten. Knochen benötigen regelmäßige Belastung, die beispielsweise durch körperliche Aktivität entsteht, um stark und gesund zu bleiben. Bei längerer Immobilität oder Lähmungen wird diese Belastung reduziert, was zu einem beschleunigten Knochenabbau führen kann.
Falls Ihnen die genannten Krankheiten nicht bekannt sind, ist das kein Problem. Personen, die von einer dieser Erkrankungen betroffen sind, werden bereits mit ihnen vertraut sein.
Eine ausführliche Übersicht zu den Medikamenten, die das Osteoporose-Risiko erhöhen, finden Sie im nächsten Kapitel "Risikofaktoren für Osteoporose: Alter, Geschlecht und genetische Veranlagung".
Um bei sekundärer Osteoporose eine Verbesserung der Knochengesundheit zu erzielen, ist es wichtig zu verstehen, dass eine Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung eine große Rolle spielt. Durch eine umfangreiche Untersuchung der Ursachen können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um den Knochenabbau zu verringern und die Knochengesundheit zu fördern.
Risikofaktoren für Osteoporose: Alter, Geschlecht und genetische Veranlagung
Abbildung: Risikofaktoren für Osteoporose.
Osteoporose wird von einer Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst. Diese umfassen Zustände oder Verhaltensweisen, welche die Wahrscheinlichkeit für eine Osteoporose erhöhen, ohne jedoch zwangsläufig zu deren Entwicklung zu führen. Zu diesen Risikofaktoren zählen:
- Alter: Das Alter spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Osteoporose. Mit zunehmendem Alter nimmt der natürliche Knochenaufbau ab, während der Knochenabbau weiterhin stattfindet, was zu einem Verlust der Knochenstärke führt. Frauen sind besonders anfällig für Osteoporose, insbesondere nach der Menopause, da der Schutz durch das Hormon Östrogen, das den Knochenabbau hemmt, abnimmt.
- Familiäre Vorbelastung und Genetik: Auch die familiäre Vorbelastung und genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Wenn ein naher Verwandter Osteoporose hat, steigt das persönliche Risiko für diese Krankheit. Darüber hinaus kann die individuelle genetische Veranlagung die Knochendichte und damit die Osteoporose-Wahrscheinlichkeit beeinflussen.
- Lebensstilfaktoren: Ein Mangel an körperlicher Aktivität oder eine längere Phase der Immobilität kann das Risiko erhöhen. Untergewicht kann auch ein Risikofaktor sein, da ein bestimmtes Körpergewicht zur Belastung und Stärkung der Knochen beiträgt.
- Nährstoffmängel: Eine ausreichende Zufuhr von knochenstärkenden Nährstoffen wie Calcium und Vitamin D...