1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 6]
2 - Vorwort der Herausgeber [Seite 8]
3 - Remittances and Brain Gain. Impacts of International Migration [Seite 14]
4 - Die Herausforderung kultureller Differenzen annehmen. Interkulturelle Sensibilisierung und interkulturelle Kompetenzen der Zielgesellschaft [Seite 36]
5 - Berufswertigkeit. Zur qualifikationsadäquaten Integration von Migranten in Unternehmen [Seite 56]
6 - Akademische Weiterbildung für hochqualifizierte Einwanderer. Ein Win-win- Projekt [Seite 74]
7 - Multikulturelle Stadt - Monokolturelle Verwaltung? Herausforderung an die Global Cities: Das Beispiel München [Seite 90]
8 - Auswirkungen der Selbstorganisation von MigrantInnen für die Ankunfts- und Herkunftsregion [Seite 110]
9 - Selbstständige Migrantinnen und Migranten in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen. Marktzutrittschancen durch "kulturelle Kompetenzen"? [Seite 128]
10 - Die "Heldenreise". Eine Heimat in zwei Ländern [Seite 142]
11 - Zugehörig oder ausgeschlossen? "Illegale" und ältere Migranten/innen - Potenziale für das Gastland [Seite 156]
12 - Interkulturelle Aus- und Weiterbildung. Entwurf eines Konzepts [Seite 180]
13 - Interkulturelle Kompetenzvermittlung für Migranten. Ein Beitrag zur Integration? [Seite 194]
14 - Interkulturelle Kompetenz: Herausforderung für Lehrer in multikulturellen Schulklassen. Ein Beispiel aus Griechenland [Seite 212]
15 - Migration und Entwicklung. Ansätze einer Migrationspolitik für Herkunftsländer [Seite 236]
16 - Durch Migration lernen. Jugendliche Binnenmigranten in Bolivien als Wissens-träger und Wissensmittler [Seite 264]
17 - Kulturdimensionen als Teil von Lebensstilen. Antwort auf den Beitrag von Eckart Koch: "Plädoyer für einen 'Kommunikationsstil Süd' - Kommunikation in multikulturellen Situationen" [Seite 288]
18 - Die Autoren und Autorinnen [Seite 308]
Galina Koptelzewa
Interkulturelle Kompetenzvermittlung für Migranten (S. 181-182)
Ein Beitrag zur Integration?
Abstract
In recent years some 600,000 immigrants have come to Germany annually, most of them from EU countries. Additionally, there are around 15 m “official” migrants living in Germany. The share of so-called “persons with a migration background” is even larger. Especially in recent years, this fact has led to many very controversial discussions regarding “integration” and the “willingness” of people with a non-German cultural heritage to integrate. The public discourse focuses mainly on the immigrants’ lacking willingness to integrate and on measures taken to force the “unwilling” to integrate themselves into German society. From an intercultural point of view, this discussion exhibits several problems. First of all, the discussion only deals with certain ethnic, religious, and age-specifi c groups of immigrants. Additionally, the targeted measures can only constitute one of many elements within strategic integration politics. This paper deals with an approach for teaching intercultural competencies to people migrating to Germany. The discussion focuses on the value of imparting intercultural competencies as part of the integration work.
1 Migrationsgeschichte in Deutschland – Ein Überblick
Die Anzahl der Migrantinnen und Migranten beträgt weltweit ca. 200 Mio. Menschen – der Trend ist eindeutig: Migration wird in den kommenden Jahrzehnten die Gesellschaften dieser Welt prägen. Nach Deutschland kamen in den letzten Jahren ca. 600.000 Zuwanderer pro Jahr, die meisten davon aus den Ländern der Europäischen Union. Hinzu kommen ca. 15 Mio. Bürgerinnen und Bürger mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die in Deutschland leben; der Anteil von so genannten „Personen mit Migrationshintergrund“ ist noch höher. Damit haben fast 20 Prozent aller Einwohner in Deutschland eine Zuwanderungsgeschichte.
Das Thema „Migration“ ist nach wie vor verbunden mit sehr kontroversen Diskussionen um „Integration“, insbesondere den „Integrationswillen“ der Mitbürgerinnen mit nicht-deutschem kulturellem Hintergrund sowie denjenigen der Aufnahmegesellschaft. Der öffentliche Diskurs konzentriert sich dabei vor allem auf Probleme, wie „fehlende Integrationsbereitschaft“ von Migranten und auf Maßnahmen, die die „Integrationsunwilligen“ zur Integration in die deutsche Gesellschaft zwingen sollen. Aus der Sicht der interkulturellen Theorie weist diese Diskussion einige Schwachstellen auf. Beispielsweise, weil sie sich auf einzelne ethnische, religiöse, altersspezifi sche Einwanderergruppen konzentriert oder auch deshalb, weil die diskutierten Maßnahmen sich auf einen Teil der integrationsstrategischen Politik konzentrieren, während weitere wichtige Teile eher vernachlässigt werden.