Schweitzer Fachinformationen
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Vor vielen Jahren prophezeite mir ein balinesischer Brahmane - ein spiritueller hinduistischer Priester -, dass ich in diesem Leben zwei Leben haben werde. Damals konnte ich noch nicht so viel damit anfangen, ich wusste nicht, was er meinte. Aber er sollte recht behalten.
Es zwitschern tropische Vögel im Hintergrund und die Klänge eines Windspiels sind zu hören. Alte Motorräder, so wie man sie von Bali kennt, knattern durch die Gegend. Ich fühle mich, als wäre ich dort - an diesem wundervollen, magischen, spirituellen Ort. Paul, ein Bekannter von mir, hat eine Balinesin geheiratet und bietet Palmblattlesungen an. Dabei werden dein Name und dein Geburtsdatum in den balinesischen Mondkalender übertragen und ein Brahmane - ein spiritueller hinduistischer Priester - liest aus deinem individuellen Palmblatt. Es ist eine Art Lebenslauf, der den eigenen Werdegang von der Geburt an bis zum Tod aufzeichnet. Paul nimmt solche Lesungen auf und übersetzt sie.
Ich höre ganz gespannt zu: Der Brahmane erzählt in einem angenehmen Singsang von meinem bisherigen Leben und von dem, was da noch alles kommen wird. Ich erfahre allerhand über mich: Welche Leben ich schon gelebt habe, für welche Krankheiten ich anfällig und mit welcher Lebensaufgabe ich auf die Welt gekommen bin. Vieles ist überraschend, einiges ist nicht wirklich neu für mich. Was mich allerdings über Jahre hinweg nicht loslassen wird, ist die Aussage, dass ich in diesem Leben noch ein zweites Leben haben werde. Das finde ich geradezu beängstigend und es verwirrt mich, denn ich kann mir nicht vorstellen, was das für ein Leben sein soll.
Drei Jahre später sitze ich in besagtem Wellnesstempel. Ich habe meine engsten Freundinnen dorthin eingeladen, um tatsächlich auf einen neuen Lebensabschnitt anzustoßen: Nach dem Beenden meiner Ehe bin ich mit den Kindern nach Köln gezogen und habe dort in gewisser Weise ganz von vorn angefangen. Ein neues Leben - mein zweites Leben.
An diesem Tag in der Sauna habe ich Prosecco bestellt, die Gläser klirren und ich blicke in vertraute Gesichter, die mich auf wärmste Art anlächeln. Eigentlich könnte ich in diesem Moment sehr glücklich sein, weil ich einige große Schritte gegangen bin: Ich habe mich aus Rollen befreit, die mir überhaupt nicht entsprochen und die mich so sehr unter Druck gesetzt haben, dass sich alles nur noch schwer und verdammt einsam anfühlte.
Doch selbst jetzt, wo alles hinter mir liegt, bin ich alles andere als glücklich - das spüre nicht nur ich, sondern auch meine Freundinnen. An diesem Abend realisiere ich, dass ich erst am Anfang eines langen Weges stehe, der mich in mein neues Leben bringen soll. Das macht mich in diesem Moment ziemlich fassungslos. Denn mir wird bewusst, dass ich zuvor ganz viele Rollen gelebt habe, die ich nun nicht mehr ausfülle: Ich war jahrelang Ehefrau, aber das ist vorbei - die Post liefert wieder Pakete an meinen Mädchennamen. Meine Praxisräume in Düsseldorf musste ich mit der Trennung aufgeben - ich bin also auch keine Praxisinhaberin mehr. In den Jahren zuvor war ich die Verantwortliche für Haus, Hof, Hund, Katze, Maus . - das ist nun ebenfalls vorbei. An diesem Wochenende, an dem ich mit meinen Freundinnen in die Sauna gehe, bin ich nicht mal mehr verantwortliche Mutter, denn die Kinder haben zum ersten Mal ihr Vaterwochenende.
Mein äußeres Erscheinungsbild passt in dem Moment zu 100 Prozent zu meinem Inneren: So nackt, wie ich unter meinem Bademantel bin, so fühle ich mich auch. Ich weiß überhaupt gar nicht mehr: Wer bin ich eigentlich? Auf der Reise zur Antwort auf diese Frage werde ich drei wichtige Learnings erfahren, die ich hier mit dir teilen möchte.
Nach dem Abend im Wellnessbad entschied ich: Ich nehme mein Leben wieder selbst in die Hand und mache ab jetzt alles besser. Ich werde mich so verändern, dass ich endlich glücklich werde. Dabei dachte ich jedoch weniger an mein Inneres, sondern arbeitete vor allem an meinem Äußeren: Ich machte mehr Sport, optimierte mein Essverhalten und meinen Schlaf, arbeitete an meinem Job und wollte den absolut perfekten Alltag für meine Kinder erschaffen. Hinbekommen habe ich davon gänzlich wenig - oder ehrlich gesagt: nichts. Ich wurde also irgendwann geradezu dazu gezwungen, genauer zu hinterfragen: Was von mir selbst ist jetzt noch da? Was ist meine Basis? Was und wer bin ich ohne all die gewohnten Dinge in meinem Leben?
Nachdem ich mir das alles sehr genau angeschaut hatte, kam ein für mich bis dahin ganz neues Thema auf - ein Thema, über das ich so noch nie nachgedacht und das ich in meinem bisherigen Leben auch nicht gespürt hatte. Dabei sollte es fortan ein so wichtiger Schwerpunkt in meinem Leben werden: die Erlaubnis! Genauer gesagt: die Erlaubnis an mich selbst. Die Erlaubnis, die wir uns geben; die Erlaubnis, wir selbst zu sein. Als ich angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, wurde ich zu meiner eigenen - bedürftigsten und am häufigsten buchenden - Klientin. Ich beschäftigte mich wirklich grundlegend mit mir selbst und musste dabei ganz tief in meine Coaching-Schubladen greifen. Das veränderte ganz viel in mir.
Eine meiner liebsten Übungen ist das »Date mit mir selbst«. Dabei rege ich meine Klientinnen zu folgendem Szenario an: Verabrede dich mit dir selbst zu einem imaginären Date! Schließe die Augen und stell dir vor, du bist in einem Café oder in einem Restaurant. Du sitzt schon am Tisch, dann kommt dein Date herein - und das bist du. Du siehst dich selbst, wie du den Raum betrittst und dich zu dir an den Tisch setzt. Beobachte genau, wie du dein Gegenüber - also dich - wahrnimmst: Was fällt dir auf?
Meistens sieht man dann Dinge, die einem vorher nicht bewusst waren. Als ich die Übung machte, musste ich jedenfalls direkt schmunzeln und dachte: »Oh Gott, ich bin aber wirklich nicht einfach und echt auch ein bisschen verrückt - einfach anders.« Denn als ich mich selbst in Gedanken beobachtet habe, fiel mir auf, dass ich viel zu schnell redete und viel zu viel wollte. Und meine Visionen und Ideen waren immer so klar und groß, dass ich eine andere Sichtweise oder Meinung oft nicht stehen lassen konnte, sondern häufig meine in den Vordergrund schob. Puhhhh - wie anstrengend ich war . Und wie interessant diese neue Perspektive!
Wie empfindest du dich? Bist du dir sympathisch? Oder was fällt dir besonders auf?
Als ich anfing, mir zu erlauben, so zu sein, wie ich wirklich bin, habe ich das Date mit mir selbst aus einem neuen Blickwinkel gesehen. Ich nannte es fortan »Das Date 2.0 mit mir selbst« und machte die Übung regelmäßig. Ich verabredete mich häufig in Gedanken mit Sarah Sophie und erlaubte ihr, so zu sein, wie sie ist. Das heißt: Ich erlaubte mir, schnell zu reden, und fand das eigentlich gar nicht mehr schlimm, sondern ganz lustig. Ich erlaubte mir, anspruchsvoll zu sein. Ich erlaubte mir auch, mich nicht für halbe Sachen herzugeben. Und ich erlaubte mir vor allem, verletzlich zu sein. Das alles erlaubte ich fortan nicht nur mir selbst, sondern auch meinen Klientinnen. Und das hatte eine ganz kraftvolle, magische Wirkung: Ich wurde unfassbar erfolgreich. Meine Warteliste wurde immer länger - Klientinnen, die ein Coaching mit mir hatten, buchten schon das zweite und dritte im Voraus. Erst nahm ich diese Entwicklung gar nicht so bewusst wahr und tat sie eher ab als: »Okay, jetzt habe ich eben Pech in der Liebe, aber dafür mal ein bisschen Glück im Spiel, oder in dem Fall im Job .« Aber daran lag es nicht. Es lag vielmehr an einer klitzekleinen Kleinigkeit, die ich in meinen Coachings verändert hatte: Ich gab den Frauen fortan die Erlaubnis, so zu sein, wie sie sind. Das bildete die unumstößliche Basis. Erst im Anschluss begannen wir zu optimieren, Dinge zu verbessern und Neues ins Rollen bringen. Das wirkte.
Und das ist mein zweites, ganz großes Learning auf der Reise in mein zweites Leben:
Die Erlaubnis an mich selbst ist die höchste Form von Selbstliebe. Und sie ist auch die höchste Form von Freiheit.
Wenn wir es noch mal auf eine ganz andere Ebene heben, und zwar auf die gesellschaftliche, dann können wir uns fragen, wo in der Gesellschaft uns Frauen erlaubt wird, dass wir so sein dürfen, wie wir im Kern sind. Leider wird uns auch hier keine Erlaubnis dazu gegeben - ganz im Gegenteil sogar. Es gibt vor allem für uns Frauen fast nur Erwartungen, die wir erfüllen müssen. Rollen, die wir eingehen und spielen müssen. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch noch viel mehr: Wenn wir uns nicht selbst die Erlaubnis geben, so zu sein, wie wir sind, dann halten wir uns klein, bedeckt und verschlossen. Dann zeigen wir uns nicht nach außen. Kurz gesagt: Dann leben wir in einer gesellschaftlichen Unterdrückung. Und diese Form von Unterdrückung ist eine ganz außergewöhnliche: Weil wir sie uns selbst auferlegen, obwohl wir sie eigentlich gar nicht eingehen müssten. Es ist also immer eine ganz eigene Entscheidung von uns selbst, für uns selbst! Mein drittes großes Learning lautet daher etwas umfassender formuliert:
Wir können durch die Verletzlichkeit und die Erlaubnis an uns selbst nicht nur zu innerem Frieden und Liebe zu uns kommen, sondern wir können auch noch etwas ganz Großartiges und Wundervolles nach außen erschaffen....
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