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Wer seine Investments gezielt streut und längerfristig anlegt, kann seine Risiken deutlich reduzieren und gleichzeitig seine Ertragschancen verbessern.
Sie wollen mehr aus Ihrem Geld machen, aber nicht zocken? Ein kluger Ansatz, bei dem Sie aber auch ein Risiko eingehen. In der Finanzwelt gibt es verschiedene Arten von Risiken - in der Regel ist mit diesem Begriff die Gefahr gemeint, dass Sie, wenn Sie Ihre Ersparnisse benötigen, weniger Geld herausbekommen, als Sie eingezahlt haben. Sie würden also einen Verlust erleiden. Das kann Ihnen bei Aktien ebenso passieren wie bei Gold, Unternehmensanleihen, Zertifikaten oder Kryptowährungen. Bei "sicheren" Anlageformen sind Sie davor gefeit - denn wenn Sie Geld aufs Sparbuch oder auf ein Tagesgeldkonto gelegt haben, bekommen Sie den vollen angesparten Betrag zurück. Das gilt zumindest, wenn Ihr Geldinstitut keine Negativzinsen oder Verwahrentgelte berechnet. Sollte die Bank pleitegehen, schützt Sie die gesetzliche Einlagensicherung vor Verlusten (siehe Kasten "Gesetzliche Einlagensicherung" unten). Und die Zinshöhe kennen Sie im Voraus, da der Zinssatz in der Regel für eine gewisse Zeit festgelegt ist. Auch bei einer klassischen Kapitallebensversicherung können Sie sich sicher sein, dass Sie im Normalfall zumindest den Sparanteil Ihrer Versicherungsbeiträge plus den sogenannten Garantiezins bekommen. Der fällt allerdings für Verträge, die ab 2022 abgeschlossen werden, mit 0,25 Prozent pro Jahr ausgesprochen mager aus.
Gesetzliche Einlagensicherung Bankkunden in Deutschland haben seit Mitte 2015 einen Rechtsanspruch auf Entschädigung ihrer Einlagen bis 100 000 Euro; für Paare mit Gemeinschaftskonto gelten 200 000 Euro. Dazu zählen Guthaben auf Giro-, Spar-, Tages- und Termingeldkonten. Wer wegen eines besonderen Lebensereignisses kurzzeitig mehr Geld auf dem Konto hat, genießt im Pleitefall der Bank noch höheren Schutz - maximal 500 000 Euro bis sechs Monate nach Einzahlung.
Im Gegensatz dazu ist die Höhe der Erträge von Geldanlagen unsicher, die an Börsen oder anderen Finanzplätzen laufend gehandelt werden, bei denen also für jedes Geschäft ein Kurs ermittelt wird. Niemand kann exakt voraussagen, welchen Kurs die Aktie A in einer Minute, einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt haben wird. Und niemand kann genau prognostizieren, wie hoch die künftig den Anlegern zufließenden Ausschüttungen bei Aktien, Investmentfonds oder ETF sein werden. Mit Aktien und anderen Wertpapieren, mit Gold oder Währungsanlagen können die laufenden Erträge deshalb ebenso wenig genau geplant werden wie die Höhe des Vermögens, das durch Wertzuwächse oder -verluste nach einer bestimmten Zeit erreicht wird.
Die rechtliche Konstruktion der Geldanlagen
Ein wichtiger Unterschied zwischen Zinsanlagen und Aktien liegt in ihrer rechtlichen Konstruktion. Bankeinlagen und Anleihen sind Gläubigerpapiere. Das bedeutet, Anleger räumen der Bank oder dem Emittenten, sprich dem Herausgeber der Wertpapiere, de facto einen Kredit ein, denn sie stellen ihnen damit Kapital zur Verfügung. Bei Anleihen erwerben Anleger das Recht auf Rückzahlung zuzüglich der vereinbarten Zinsen. Diese Einnahmen sind planbar und sicher - solange der Emittent nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät oder pleitegeht. Zwischenzeitlich kann es Kursverluste geben, wenn die Zinsen steigen. Anleger, die ihre Papiere aber bis zur Fälligkeit halten, erhalten ihr Geld am Laufzeitende zurück.
Aktien dagegen sind Teilhaberpapiere, der Aktionär ist also Miteigentümer des Unternehmens. Seine Erträge, sowohl Dividenden als auch der Kurs beim Verkauf der Aktien, sind vom Wohl und Wehe "seiner" Aktiengesellschaft abhängig. Da die Gewinne eines Unternehmens von vielen Faktoren abhängen, sind sie risikobehaftet und nicht exakt planbar. Ähnliches gilt für Immobilien und andere Anlagen, die Eigentumsrechte verbürgen.
Alle diese Anlageformen weisen Wertschwankungen auf, die in Crashs beängstigende Ausmaße annehmen können, und das nicht nur bei Aktien. Wer jedoch langfristig agiert und seine Risiken breit streut, kann seine Renditechancen steigern, ohne dafür in gleichem Maße sein Risiko zu erhöhen. Den Beweis für eine höhere Rendite aufgrund der sogenannten Diversifikation der Risiken erbrachte der US-Wirtschaftswissenschaftler Harry Max Markowitz, der für seine Arbeit zu diesem Thema 1990 den Nobelpreis erhalten hat. Markowitz hat (mathematisch) hergeleitet, warum die Streuung der Investments auf verschiedene Anlagen einen positiven Effekt auf das Rendite-Risiko-Verhältnis eines Portfolios ausübt. Wenn Anleger ihr Vermögen also auf verschiedene Anlagen verteilen, bewirkt das auf der Ertragsseite einfach nur, dass die Renditen der Anlagen gemittelt werden. Die Risiken hingegen werden dadurch überproportional reduziert. Diversifikation verbessert also das Rendite-Risiko-Verhältnis, da die einzelnen Anlagen sich nicht immer im Gleichtakt entwickeln.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass das Verlustrisiko von Aktien mit der Anlagedauer erheblich abnimmt. Ein eindrucksvolles Beispiel dazu liefert die zurückgerechnete Entwicklung des Deutschen Aktienindex Dax bis Ende 2020, wie sie das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt: Es stellt die Kurs- und Dividendenentwicklung in Aktien des Dax über beliebige Zeiträume von einem bis zu 50 Jahren dar. In allen Einjahreszeiträumen endeten fast drei von vier Jahren mit Gewinnen, nur 12 der 50 Jahre schlossen mit Verlusten ab.
Betrachtet man Fünfjahreszeiträume, gab es bereits 86 Prozent Gewinnerzeiträume, in allen Zehnjahresperioden waren es sogar 96 Prozent. Und ab 13 Jahren Anlagedauer hat der Dax stets Gewinne geliefert, im Schnitt der letzten 50 Jahre 8,8 Prozent jährlich.
Diese Ergebnisse decken sich übrigens weitgehend mit denjenigen des wichtigsten US-Börsenbarometers. Die Daten für den S&P 500, den Index mit 500 der größten Aktiengesellschaften der USA, reichen sogar bis 1928 zurück. Dort gab es in den 93 Jahren bis 2020 78 Prozent Gewinnerjahre. Im Schnitt betrug die Rendite (einschließlich Dividenden) 9,8 Prozent pro Jahr. Wer also einen langen Anlagehorizont von mindestens zehn, besser 15 Jahren hat, kann am besten von den höheren Renditechancen von Aktien profitieren. Bei einem Anlagehorizont von 20 bis 30 Jahren betrug die Rendite in der Vergangenheit von 6 bis 10 Prozent - und zwar pro Jahr und allen zwischenzeitlichen Turbulenzen zum Trotz. Bei diesen Renditen verdoppelt sich das eingesetzte Vermögen in etwa zehn Jahren. Zum Vergleich: Mit Zinsanlagen ist bei den aktuellen Renditen von nahe null eine Verdoppelung fast unmöglich - egal in welchem Zeitraum. Die Grafik auf Seite 15 zeigt am Beispiel des MSCI-World-Index, wie das kurzfristige Verlustrisiko mit der Anlagedauer abnimmt und sich die jährlichen Renditen dem Durchschnitt immer mehr annähern.
Das sind überzeugende Daten, die an den wichtigsten Aktienmärkten weltweit ähnlich aussehen. Und das nicht erst seit 1948, sondern sogar bis ins Jahr 1900 zurück. Die drei Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School berechnen jedes Jahr die Durchschnittserträge von Aktien, Anleihen und Cash für 23 Länder. Die Aktienrenditen pro Jahr bewegen sich in den 120 Jahren seit 1900 im Weltdurchschnitt bei über 8 Prozent. Die Risikoprämie, also die Mehrrendite gegenüber kurzfristigen Zinsanlagen, betrug durchschnittlich knapp 5 Prozent, im Vergleich zu langfristigen Staatsanleihen lag der Renditeaufschlag bei gut 3,0 Prozent.
Wie die Anlagedauer das Risiko reduziert
Beim MSCI-World-Index, der circa 1 500 Aktien aus 23 Industrienationen enthält, lagen die Renditen in Euro (inklusive Dividenden) in allen Einjahresperioden von 1969 bis 31.7.2021 im Durchschnitt bei 10,1 Prozent - aber die Renditen schwankten zwischen plus 66,1 Prozent und minus 39,1 Prozent. Mit zunehmender Spardauer nahm die Spanne zwischen besten und schlechtesten Renditen deutlich ab. Bei 10 Jahren lag der Ertrag im Durchschnitt bei 9,0 Prozent pro Jahr, im schlechtesten Fall bei minus 3,8 und im besten bei plus 20,2 Prozent. Bei 15 Jahren bringt selbst der schlechteste Zeitabschnitt 2,1 Prozent Gewinn, der beste 16,1 Prozent. Und bei 30 Jahren gleichen sich die Renditen im besten (plus 11,3 Prozent) und schlechtesten Zeitraum (plus 6,8 Prozent) dem Durchschnitt von 8,8 Prozent deutlich an.
Quelle: Thomson Reuters, eigene Berechnungen. Stand: 31.07.2021
Angesichts der genannten Zahlen erstaunt es schon, dass in einer 2015 durchgeführten repräsentativen Befragung des DAI nicht einmal jeder dritte Bundesbürger ganz oder weitgehend der Aussage zustimmte: "Eine Geldanlage in Aktien oder Aktienfonds bringt langfristig mehr Rendite als andere Anlageformen." Dass sich an dieser Meinung in der Zwischenzeit Entscheidendes geändert...
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