1 Leitsymptome und Fehlbildungen
1.1 Unterbauchschmerzen
C. Scholz
Gynäkologische Ursachen von Unterbauchschmerzen: siehe ? Tab. 1.1 .
Tab. 1.1 Gynäkologische Ursachen von Unterbauchschmerzen
Ursache
Begleitsymptome und Befunde
Diagnostik
akute Unterbauchschmerzen
Adnexitis, z.B. bei Gonorrhö
Fieber, Erbrechen, druckschmerzhafte Adnexe, ziehender Schmerz, Fluor genitalis, Portioschiebeschmerz
gynäkologische Untersuchung, Labor (CRP, Leukozytose), Sonografie (freie Flüssigkeit)
Extrauteringravidität
sekundäre Amenorrhö, Schmierblutung, Portioschiebeschmerz, positiver Schwangerschaftstest
ß-hCG, Sonografie
stielgedrehtes Ovar
plötzlicher Schmerz (nach Lagewechsel), druckdolenter Tumor im Unterbauch, Erbrechen, Peritonitis
Sonografie (Zyste), CT
Mittelschmerz
Eisprung, einseitiger Schmerz in der Mitte des Zyklus
Anamnese, Sonografie (wenig freie Flüssigkeit)
ovarielles Überstimulationssyndrom
Aszites, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Abwehrspannung, bei schwereren Formen: Dyspnoe, Hydrothorax
Anamnese (assistierte Reproduktion, Medikamente), Palpation, Sonografie
Zystenruptur
plötzlicher Schmerz
negativer Schwangerschaftstest, Anamnese (bekannte Zyste?), Sonografie (freie Flüssigkeit)
chronische Unterbauchschmerzen
Endometriose
Dysmenorrhö, Blutungsstörungen, Dyspareunie, evtl. unerfüllter Kinderwunsch
Laparoskopie
Adhäsionen
Adnexitis, Operationen in der Vergangenheit
Anamnese, Laparoskopie
Malignome
evtl. Blutungsauffälligkeiten, Fluor genitalis
Palpation, Kolposkopie, Sonografie, CT, Laparoskopie
psychosomatisch
häufig multiple Beschwerden
Ausschlussdiagnose
Unterbauchschmerzen in der Schwangerschaft: u.a. Uteruswachstumsschmerz, Extrauteringravidität, drohende Frühgeburt oder Abort, Erkrankungen der Plazenta, Amnioninfektion, Uterusruptur. Es müssen immer auch andere gynäkologische oder nicht gynäkologische Ursachen in Betracht gezogen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Schmerzlokalisation sich durch die Verdrängung der Bauchorgane infolge des vergrößerten Uterus verändert. Die Appendix verlagert sich beispielsweise vom rechten Unterbauch nach oben in den rechten Mittel- bis Oberbauch.
1.1.1 Diagnostik
Anamneseerhebung:
-
Lokalisation des Schmerzes
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zeitliche Abfolge
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Schmerzcharakter
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Faktoren, die den Schmerz beeinflussen
-
Fieber, Veränderungen des Stuhlgangs oder des Menstruationszyklus, Übelkeit, Brechreiz.
Die Auskultation des Abdomens kann Hinweise geben, darf aber nicht überbewertet werden. Auch bei normalen Darmgeräuschen können schwere Darmerkrankungen vorliegen.
Die Palpation des Abdomens sollte behutsam erfolgen, damit nicht eine reflektorische und damit nicht verwertbare Abwehrspannung provoziert wird.
Die rektale sowie gynäkologische Untersuchung sind obligat.
Im Labor werden Entzündungsparameter und Blutbild erhoben (BSG, CRP, Leukozyten, Erythrozyten), je nach Verdacht auch weitere Parameter (Leberwerte, Kreatinin, Elektrolyte, Lipase). Bei Frauen ist ein Schwangerschaftstest obligat. Der Urin wird auf Zeichen einer Harnwegsinfektion untersucht.
Es schließen sich bildgebende Verfahren, v.a. die Sonografie an. Eine Rektoskopie, Koloskopie oder auch Hysteroskopie kann notwendig werden. Die Laparoskopie ist zur Diagnose und teilweise auch operativen Therapie bei vielen gynäkologischen Erkrankungen, aber auch bei Appendizitis indiziert.
IMPP-Fakten
! Neben Unterbauchschmerzen sind Symptome der Adnexitis bei Gonorrhö: Fieber, Portioschiebeschmerz und Ausfluss, evtl. Dysurie. Ein anamnestischer Hinweis kann ungeschützter Geschlechtsverkehr sein.
! Bei der stielgedrehten Ovarialzyste kommt es zu plötzlichen Unterbauchschmerzen nach Lagewechsel. Im Unterbauch ist ein druckdolenter Tumor tastbar. Die Zyste ist sonografisch nachweisbar.
! Bei Endometriose können neben chronischen Unterbauchschmerzen auch Dysmenorrhö und Dyspareunie bestehen. Diagnostisch kommt die Laparaskopie zum Einsatz.
! Bei weiblichen Patienten mit Unterbauchschmerzen gehört zur Diagnostik eine ausführliche Anamnese, ein Ultraschall, Laborkontrollen und ein Schwangerschaftstest.
1.2 Fluor genitalis
C. Scholz
Definition:
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