Schweitzer Fachinformationen
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Im Projekt MIASA wurde ein innovatives Vorgehen gewählt, das neben Achtsamkeits- und Entspannungsübungen auf etablierten verhaltenstherapeutischen und neueren kognitiven und achtsamkeitsbasierten Ansätzen aufbaut. Aus den dargestellten theoretischen Hintergründen folgt, dass bei einer zielgruppengerechten, an den spezifischen Bedürfnissen, Risikofaktoren, aber auch Ressourcen von älteren Menschen ausgerichteten Intervention von positiven Effekten auf die physische und psychische Gesundheit ausgegangen werden kann.
Die Gruppe der über 65-Jährigen, die unter Einsamkeit leiden, stellt dabei keine homogene Gruppe dar. Eine Altersspanne von den "jungen Alten" bis zu den Hochaltrigen, verschiedene gesundheitliche, sozioökonomische und kulturelle Voraussetzungen, eine variierende Anbindung an weitere Hilfestrukturen sowie Vertrautheit mit psychosozialen Gruppenangeboten führen zu einer Bandbreite an Wünschen und Erwartungen der TN. Das Programm MIASA bietet, trotz der Manualisierung, genügend Spielräume für eine dynamische Anpassung von Übungen und Abläufen, sodass das Programm je nach Gruppenzusammenstellung flexibel angepasst werden kann.
Nach einem Überblick über die Ziele und Module der Intervention folgt eine Beschreibung der Zielgruppe und eine Darstellung der Evaluationsergebnisse.
Ziele des Multikomponenten-Programms MIASA sind, niedrigschwellig und ökonomisch soziale Teilhabe zu fördern sowie Einsamkeit im höheren Lebensalter vorzubeugen und zu reduzieren, um über diesen Angelpunkt damit verbundenes Stresserleben und psychische Belastungen zu senken. Dazu werden, gestützt auf kognitiv-verhaltenstherapeutische und achtsamkeitsbasierte Techniken, die Themen Selbstfürsorge, Aktivitäten (wieder-)entdecken und planen, Umgang mit belastenden Gedanken sowie soziale Kompetenzen und Teilhabe behandelt (Modulübersicht vgl. Tabelle 1). Das Programm findet in zehn modularisierten Gruppentreffen von jeweils 90 Minuten Dauer statt.
Treffen
Schwerpunkte
Inhalt
1-2
Kennenlernen und Selbstfürsorge
Aufmerksamkeitslenkung auf positive Reize, Genussübungen
Achtsamkeitstraining
3-4
Ressourcenorientierter Aktivitätsaufbau (Verhaltensaktivierung)
Individuell angenehme Aktivitäten (wieder-)entdecken und (re-)aktivieren
Verbindliche Planung, Umsetzung und Protokollierung von Aktivitäten
5-6
Kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken
Psychoedukation über und Identifizierung von belastenden Denkmustern und Einstellungen (bzgl. sozialer Kontakte, Kontrollüberzeugungen oder Selbstwert)
Umgang mit belastenden Gedanken
7-10
Förderung sozialer Kompetenzen und sozialer Teilhabe
Erkennen von eigenen Bedürfnissen und Hindernissen bei der Aufnahme zwischenmenschlicher Kontakte
Ideensammlung zur Partizipation am sozialen Leben, gemeinsame Planung/Umsetzung/Protokollierung
Übungen zur Verbesserung sozialkommunikativer Fähigkeiten (Umgang mit Missverständnissen)
Nur selten finden sich in diesem Handbuch reine Informationsvermittlungen. Vielmehr konzentrieren sich die einzelnen Gruppentreffen auf Übungen, auf die Reflexion des eigenen Verhaltens, auf überschaubare Vorsätze und immer wieder auf Anregungen durch Gleichgesinnte, indem der Austausch in der Gruppe in den Mittelpunkt gerückt wird.
Das Programm beginnt mit dem Kennenlernen der TN untereinander und Übungen, welche die Achtsamkeit und Aufmerksamkeitslenkung auf positive Reize fördern. Studien legen aufgrund der Abgrenzung zu klassischen "Therapien" eine hohe Akzeptanz und Anwendbarkeit von achtsamkeitsbasierten Interventionsbestandteilen für ältere Menschen nahe. Entscheidend für den Erfolg von Programmen ist die zielgruppengerechte Anpassung von etablierten Elementen wie dem Body-Scan, z.?B. durch eine Verkürzung der Übungseinheiten und der empfohlenen Sitzhaltung (vgl. Geiger et al., 2015). Belegte positive Effekte von Achtsamkeitsübungen bei älteren Menschen umfassen u.?a. eine Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit und Lebensqualität oder eine Reduktion depressiver Sympto|23|matik (Ernst et al., 2008; Gallegos, Hoerger, Talbot, Moynihan & Duberstein, 2013) und Ängstlichkeit (Lenze et al., 2014). Erste Ergebnisse zu einem Einfluss auf Einsamkeit liegen ebenfalls vor: Creswell et al. (2012) konnten in einer randomisierten kontrollierten Studie nachweisen, dass regelmäßige Achtsamkeitsübungen Einsamkeit und psychophysiologische Entzündungsindikatoren in einer Stichprobe von 40 älteren Erwachsenen reduzierten. Achtsamkeits- und Entspannungsübungen sind nach einer Einführung in diesem Modul fester Bestandteil eines jeden Treffens.
Eine grundlegende Methode der Verhaltenstherapie ist die Verhaltensaktivierung. Sie kommt im Projekt MIASA schwerpunktmäßig im dritten und vierten Treffen zur Anwendung. Durch eine schrittweise Umstrukturierung von Tagesabläufen, der Aufnahme (sozialer) Aktivitäten, die in der Vergangenheit Freude bereiteten, der Entdeckung neuer Tätigkeiten, der (Re-)Aktivierung von Freundschaften und/oder dem Kennenlernen neuer Menschen verfolgt das Programm eine Erhöhung der Rate positiver Verstärker im Alltag. Nach Pettigrew und Roberts (2008) spielt bei der Reduktion von Einsamkeit auch die Fähigkeit, mit sich allein Zeit verbringen und genießen zu können, eine tragende Rolle. Daher können die TN in diesen Modulen wählen, ob sie Aktivitäten für sich oder mit anderen Menschen aufnehmen möchten. Eine Fokussierung auf den Kontakt zu anderen Menschen findet ab dem siebten Treffen statt. Die Wirksamkeit der Verhaltensaktivierung ist insbesondere für Depressionen vielfach bestätigt...
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