Schweitzer Fachinformationen
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Pädagogisches Verhalten wird heute üblicherweise von allen Personen erwartet, die mit Kindern umgehen, seien sie hierzu beruflich ausgebildet worden oder ehrenamtlich tätig. Dies beinhaltet vor allem, dass diese Personen besonders vor- und nachsichtig mit den ihnen anvertrauten Kindern sind und diese in allen Situationen einschätzen können, um angemessen mit ihnen umzugehen. Aus diesem Grund soll das folgende Kapitel Betreuenden von Kindergruppen helfen, sich einen Überblick über die Lebensspanne »Kindheit« zu verschaffen. Dies beinhaltet, neben der allgemeinen Lebenswelt von Kindern, vor allem ihre besonderen Bedürfnisse, Fähigkeiten und auch notwendige Anregungen und Erfahrungen, die von Erwachsenen gegeben werden können, um Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Die Aufnahme von Kindern in Kindergruppen wird wegen der psychischen und physischen Entwicklung ab der Grundschule empfohlen.
Unter dem Begriff »Lebenswelt« wird die alltägliche Wirklichkeitserfahrung - oder anders gesagt, die den Menschen umgebende Umwelt verstanden. Damit gemeint sind Familie, Nachbarschaft, das Gemeinwesen, Kindergarten oder Schule sowie bestimmte Gruppen und Freundeskreise.
Bild 3: Einflussfaktoren aus der Lebenswelt des Kindes (nach Krenz/Rönisch, 2013)
Innerhalb dieser Lebenswelt werden gemeinsam die sozialen Regeln, Strukturen und Abläufe sowie die Grundlagen des sozialen Handelns festgelegt. Kinder sammeln in ihren Lebenswelten sehr unterschiedliche Erfahrungen und haben verschiedene Interessen und Probleme. Jedes Kind befindet sich somit [23]in einer anderen Lebenssituation. Diese können zwar naturgemäß sehr ähnlich, aber ebenso auch sehr verschieden voneinander sein. Grundsätzlich stellt beim Eintrittsalter in die Kinderfeuerwehr die Familie das mit Abstand wichtigste Bezugssystem der persönlichen Lebenswelt dar. Nachdem in der Regel innerhalb der Kindertagesstätte erste Erfahrungen mit Erziehungspersonal als Bezugsperson gemacht wurden sowie innerhalb der Peer-group1 erste Freundschaften möglich waren, stellt der Eintritt in das Schulalter eine große, manchmal auch harte Zäsur dar. Das hat naturgemäß auch eine große Veränderung der Lebenswelt zur Folge, welche besonders zu Beginn der Schulzeit für das Kind oft sehr präsent ist.
Heute Kind zu sein, ist sicherlich nicht einfacher geworden. Warum ist das so? Lebensgemeinschaften, die ursprünglich traditionell gewachsen sind - wie Familie, Nachbarschaft, Verbands- und Vereinszugehörigkeit - scheinen sich kontinuierlich immer weiter zu verändern oder aufzulösen. Dies führt zum Wegbrechen von vormals stabilen Größen, die Halt im Leben geben konnten. Die Gründe dafür ergeben sich aus den Entwicklungen der heutigen Gesellschaft:
die Veränderung der Struktur des Arbeitslebens mit steigenden Anforderungen an Flexibilität und Mobilität,
die Ausweitung digitaler Techniken in alle Lebensbereiche hinein,
[24]die Veränderungen der räumlichen Umwelt auf unterschiedlichste Weise,
die zunehmende Monetarisierung (»Geld regiert die Welt«) und Ökonomisierung (»alles muss sich rechnen und lohnen«) sozialer Beziehungen sowie
die Veränderung der Struktur »Familie« vom traditionellen Bild zu vielfältigeren Formen des Zusammenlebens.
Merke:
Natürlich ist es müßig, in diesem Zusammenhang von den »guten alten Zeiten« zu sprechen. Es ist aber unbestritten, dass leider der grundsätzliche Erwartungsdruck innerhalb der Kinderzeit während der letzten Jahrzehnte zugenommen hat.
Digitale Medien haben längst Einzug in die Kinderzimmer gehalten: Ein eigener Fernseher, Smartphone, Tablet und/oder Personal-Computer sind keine Seltenheit mehr, sondern eher die Regel. Medien beeinflussen das Leben von Kindern immens (in den Bereichen Interaktion, Freizeitgestaltung, Wissensaneignung und Bildung), da sie bereits zum Alltag und Teil ihres Lebens geworden sind. Daraus folgt, dass Medien stets einen großen Stellenwert bei Kindern haben werden. Es ergibt daher Sinn, die aktuell für die Kinder bedeutsamen Themen diesbezüglich aufzugreifen und zu besprechen. Wichtig ist es jedoch auch, dass diesen »medialen Ereignissen« stets auch »reale Erfahrungen« entgegengesetzt werden, so dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, vielfältige Eindrücke zu sammeln.
[25]Es gibt somit vielerlei Einflussfaktoren, die innerhalb der heutigen Lebenswelten auf Kinder einwirken. Das Wissen um diese Faktoren ist daher von Bedeutung für die Leitung von Kindergruppen in der Feuerwehr: Wer diese Größen kennt, der kann auch den anvertrauten Kindern helfen, mit diesen Themen umzugehen. Ebenso kann sich die Betreuungsperson besser in die Lage der Kinder hineinversetzen, wodurch das Verhalten der Kinder für den Erwachsenen besser nachvollziehbar wird.
»Kinder sind meistens neugierig und interessiert an neuen Erfahrungen. Sie wollen lernen und sich neues Wissen aneignen. Kinder sind kleine Forscher und stellen viele Fragen zu den Dingen und Zusammenhängen der Welt. Kinder brauchen allerdings immer wieder Hinweise und Impulse, damit sie zum Lernen aufgefordert und in den Lernprozess hineingebracht werden«
(Günther 2006, S.?12?f.).
Dieses Zitat verdeutlicht, dass für die Betreuung einer Kindergruppe in der Feuerwehr Kenntnisse der altersspezifischen Fähigkeiten und Eigenschaften der Kinder berücksichtigt werden müssen, um optimal und altersentsprechend auf die Kinder zugehen zu können.
[26]Psychische und physische Entwicklung von Kindern (Entwicklungsstufen)
Die Entwicklung des Menschen lässt sich in verschiedene Entwicklungsstufen einteilen. Zum Verständnis, wie Kinder ab dem Erreichen des sechsten Lebensjahres denken, empfinden und handeln, sind die entsprechenden Vorentwicklungsstufen zu berücksichtigen. Verlaufsform und Geschwindigkeit sind von Kind zu Kind verschieden und beim Einzelnen entwickeln sich Intelligenz, Sprache und Sozialverhalten jeweils unterschiedlich. Entwicklung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur quantitative (also zählbare), sondern auch qualitative Veränderung (z.?B. Sprachentwicklung und Motorik) (Metzinger, 2011, S.?8?f.).
Obwohl sich die Kinder in derselben Entwicklungsphase befinden, kann es durchaus zu vermehrten Entwicklungsunterschieden kommen. Die meisten Entwicklungsverläufe zeigen am Anfang einen raschen Anstieg der persönlichen Fähigkeiten, der dann aber immer langsamer wird. Üblicherweise wird in der Entwicklungspsychologie die folgende Einteilung vorgenommen (Metzinger, 2011, S.?14):
Säuglingsalter (Geburt bis Abschluss erstes Lebensjahr),
Kleinkindalter (zweites bis drittes Lebensjahr),
Vorschulalter (drittes bis zum Abschluss des sechsten Lebensjahrs),
jüngeres Schulalter (siebtes bis elftes bzw. zwölftes Lebensjahr),
mittleres Schulalter (zwölftes bis Abschluss des 15. Lebensjahrs)
und Jugendalter (15. bis 18. Lebensjahr).
[27]Die Kinder in der Feuerwehr befinden sich somit im jüngeren Schulalter und noch im mittleren Bereich ihrer psychischen und physischen Entwicklung.
Denken
Das Kind ist noch nicht in der Lage, wie ein Erwachsener zu denken, da sich die Denkstrukturen erst langsam entwickeln. Kinder gelangen allgemein zu Erkenntnissen, indem sie analysieren, schlussfolgern, umstrukturieren, verknüpfen, vorstellen und wahrnehmen; hierdurch setzen sie sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander (Metzinger, 2011, S.?48). Das Denken bei Kindern steuert und »kommandiert« die Motorik, es beeinflusst die Sprache. Dazu baut es die Gedächtnisleitung auf und steuert das Erinnerungsvermögen im Allgemeinen. Das Denken lenkt die Wahrnehmung und bestimmt das Sozialverhalten des Kindes (Metzinger, 2011, S.?48). Des Weiteren regelt das Denken den Umgang mit Gefühlen und Bedürfnissen. Kinder stillen diese Bedürfnisse innerhalb ihrer Lebenswelten. Zu diesen Bedürfnissen gehören
Liebe und Geborgenheit,
Lob und Anerkennung,
Selbstständigkeit und Verantwortung,
Zusammengehörigkeit und Beziehung.
[28]Diese Bedürfnisse sind grundlegend für die Entwicklungsaufgaben (Lernfelder), die das Kind in dieser Lebensphase durchläuft (Müller/Ehlen, 2011, S. II-2.2-1).
Ab dem sechsten Lebensjahr vollzieht sich beim Kind eine Veränderung der Denkstrukturen, dabei geschieht der Übergang vom situativen zum empirischen Denken2. Dies bedeutet, dass das Ausprobieren und die damit verbundene sinnliche Erfahrung zur Grundlage wird, also ganz im Sinne des Wortes »erfahrungsgemäß«, was somit eine wesentlich höhere Komplexität im Denkprozess mit sich bringt. Kinder entwickeln in dieser Altersstufe ein aktives und bewusstes Erinnerungsvermögen. Die Beziehung zur Vergangenheit und den dort gemachten Erfahrungen kann jetzt in das eigene Verhalten einbezogen werden. Das Kind richtet sich zudem nach einfachen ethischen Werten und Normen (»Man soll nicht lügen.«) aus (DJF, 2011, S.?28). Das kindliche Denken bestimmt sich durch eigene Wünsche, Antriebe, Bedürfnisse und Gefühle. Das Kind nimmt sich selbst aus dem Ich-Standpunkt wahr, was bedeutet, alle seine Handlungen und Äußerungen sind Ich-bezogen. Dabei löst sich das Kind von vorgegebenen...
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