Schweitzer Fachinformationen
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Sichtlich aufgeregt verließen sie ihre Schulen. In kleinen Rinnsalen ergossen sie sich aus Seitenstraßen auf die großen Alleen, wo sie sich mit Strömen singender und schwatzender Kinder und Jugendlicher vereinten. Man sah alle möglichen Outfits - von Leggings mit Leopardenmuster, Jeans und T-Shirt bis hin zu adretten Schuluniformen. In Dutzenden Städten auf der ganzen Welt wurden an diesem Tag aus den Rinnsalen rauschende Flüsse. Es waren Hunderte, Tausende, Hunderttausende.
Die Angestellten, die aus ihren Bürofenstern hinunter auf die Straße blickten, fragten sich wahrscheinlich, warum die vielen Jugendlichen nicht in der Schule waren. Und die Kunden in den Geschäften wunderten sich vermutlich über die aufgeregte Stimmung, die überall herrschte. Worum es ging, erfuhren sie von den Transparenten, die die Demonstrierenden trugen:
Unter den Zehntausenden von Schülerinnen und Schülern, die in New York auf die Straße gingen, befand sich ein Mädchen, das sein selbst gemaltes Plakat mit Hummeln, Blumen und Tieren des Dschungels hochhielt. Das Bild war bunt und fröhlich, der dazugehörige Text dagegen düster: 45 Prozent der Insekten vernichtet durch den Klimawandel. 60 Prozent der Tierarten in den letzten fünfzig Jahren ausgerottet. In die Mitte hatte das Mädchen eine rieselnde Sanduhr gemalt.
Die Organisatoren des ersten Schulstreiks schätzen, dass es ungefähr 2100 Klimastreiks in 125 Ländern mit über 1,5 Millionen jungen Teilnehmenden gab. Die meisten von ihnen blieben für eine Stunde oder einen ganzen Tag dem Unterricht fern, manche mit offizieller Genehmigung, andere ohne.
Viele gingen auf die Straße, weil sie eine erschreckende Entdeckung gemacht hatten. Ihre Schulbücher und die Dokumentarfilme im Unterricht zeigten ihnen die vielen Wunder unseres Planeten - das ewige Eis der Polarregionen, atemberaubende Korallenriffe, Regenwälder und exotische Tiere. Zugleich aber erfuhren sie, dass ein Großteil dieser Wunder wegen des Klimawandels bereits nicht mehr vorhanden war. Und dass noch viel mehr verloren gehen würde, wenn sie warteten, bis sie erwachsen waren, um etwas dagegen zu unternehmen.
Was sie über den Klimawandel erfahren hatten, hatte sie zu der Überzeugung gebracht, dass es so nicht weitergehen konnte. Deshalb folgten sie dem Beispiel so vieler Gruppen vor ihnen, die für Veränderungen gekämpft hatten, und versammelten sich zu Demonstrationen.
Doch die jungen Leute streikten nicht nur, um weiteren Schaden in naher Zukunft zu verhindern. Für viele von ihnen war die Klimakatastrophe schon jetzt in ihrem Alltag spürbar. Im südafrikanischen Kapstadt stimmten Hunderte Demonstrierende Sprüche an, mit denen sie die Politikerinnen und Politiker aufforderten, keine neuen Projekte mehr zu genehmigen, die zur weiteren Erwärmung unseres Planeten beitragen würden. Ein Jahr zuvor hätte es in der Großstadt fast kein Wasser mehr gegeben. Es hatte in der Region seit Jahren nicht mehr geregnet, sodass es zu schweren Dürren gekommen war, was wahrscheinlich durch den Klimawandel verursacht oder zumindest durch ihn verschlimmert worden war.
Im Inselstaat Vanuatu im Pazifischen Ozean skandierten junge Streikende: »Hebt eure Stimme, nicht den Meeresspiegel!« Im Nachbarstaat, den Salomonen, waren bereits fünf kleine Inseln im Meer versunken, das ständig ansteigt, da sich bei höheren Temperaturen Wasser ausdehnt und Gletscher und Eisschilde abschmelzen.
»Ihr habt unsere Zukunft für eure Profite verkauft«, riefen Schüler in der indischen Hauptstadt Delhi durch ihre weißen Schutzmasken. Delhi leidet unter Luftverschmutzung, die so schlimm ist wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Dies liegt daran, dass in Indien besonders viel Kohle verbrannt wird. Dabei entstehen gesundheitsschädliche Smogwolken. Aber diese sichtbare Luftverschmutzung ist nicht das einzige Problem. Zugleich werden nämlich auch unsichtbare Stoffe freigesetzt, die sogenannten Treibhausgase. Und wie die dort streikenden Schüler wussten und wie wir euch zeigen werden, sind diese Gase verantwortlich für die Veränderung unseres Klimas.
© Holli/Shutterstock
Aufbruchstimmung beim ersten Schulstreik für das Klima im australischen Sydney. Über den Aktivisten schwebt eine große aufblasbare Erdkugel.
An diesem Tag im März 2019 formierte sich der erste weltweite Schulstreik für das Klima. Ausgerufen und organisiert hatten ihn Schülerinnen und Schüler. Mit der Aktion und den weiteren, die folgten, forderten junge Menschen auf der ganzen Welt ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Zukunft.
Mit dem Schulstreik für das Klima im März 2019 trat eine große und immer weiter anwachsende Jugendbewegung in Erscheinung, die im Wesentlichen auf den Einsatz eines fünfzehnjährigen Mädchens in Stockholm zurückgeht.
Greta Thunberg hatte zum ersten Mal vom Klimawandel gehört, als sie acht Jahre alt war. Damals sah sie Dokumentarfilme über schmelzende Gletscher und aussterbende Tierarten. Sie erfuhr, dass bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern (wie Kohle, Öl und Gas) Treibhausgase freigesetzt werden, die, sobald sie in die Atmosphäre gelangen, den Klimawandel befördern. Treibhausgase entstehen in Kraftwerken und Fabriken und durch Autos und Flugzeuge.
Greta erfuhr aber auch, dass eine weitere Ursache für Treibhausgase unser Fleischkonsum ist. Denn für die Viehzucht, vor allem für die Rinderhaltung, werden riesige Waldflächen gerodet, um Weideland zu gewinnen. So gehen uns Bäume verloren, die das schädliche Treibhausgas Kohlendioxid aufnehmen könnten, was verhindern würde, dass es in die Atmosphäre gelangt. Außerdem entsteht bei der Rinderhaltung und den Ausscheidungen der Tiere Methan - ein weiteres Treibhausgas.
Als Greta älter wurde, befasste sie sich viel mit wissenschaftlichen Texten, in denen beschrieben wurde, wie die Erde in den Jahren 2040, 2060 und 2080 aussehen wird, wenn wir Menschen unsere jetzige Lebensweise beibehalten. Ihr wurde klar, was das für sie selbst bedeuten würde: Sie würde in einer Welt leben, in der es ständig zu Naturkatastrophen käme, in einer Welt, in der unzählige Tierarten für immer verschwunden wären. Und eine solche Welt würde sie am Ende ihren eigenen Kindern hinterlassen, wenn sie denn einmal welche haben würde.
Greta erkannte aber auch: Wenn wir jetzt etwas unternehmen, können wir immer noch einige Gletscher retten. Wir können viele Inselstaaten davor bewahren, vom Meer verschluckt zu werden. Wir können Dürren, Missernten und Hungersnöte abwenden und damit verhindern, dass Millionen oder gar Milliarden Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen.
Und Greta fragte sich: Warum befassen sich nicht alle mit der Frage, wie man die Klimakatastrophe verhindern kann? Warum unternahm ein Land wie Schweden nicht alles, um die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verringern? Die Welt stand in Flammen, und doch hatten die Menschen nur ihre eigenen Angelegenheiten im Sinn und kauften sich neue Autos und Kleider, die sie nicht brauchten, als wäre alles in Ordnung.
Im Alter von elf Jahren bekam Greta eine schwere Depression, die sich hartnäckig hielt. Sie konnte sich auch deswegen nicht so leicht daraus befreien, weil sie an einer bestimmten Form von Autismus litt. Diese sorgte dafür, dass sie sich in Themen, die sie interessierten, immer mehr vertiefte und nicht mehr davon loskam. Wie mit einem Laserstrahl richtete Greta ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Zusammenbruch des Klimas. Sie sah dessen Folgen und spürte sie direkt am eigenen Körper. Nichts konnte sie ablenken. Sie fühlte Angst und Trauer um den Planeten und konnte einfach nicht begreifen, warum die Mächtigen dieser Welt so wenig gegen den Klimawandel unternahmen. Empfanden sie nicht auch Angst? Und Wut?
Doch schließlich konnte sich Greta doch aus ihrer Depression befreien, indem sie einen für sie unerträglichen Konflikt löste: den Widerspruch zwischen ihrem Wissen über den Klimawandel und der Lebensweise in ihrem Elternhaus. Sie überzeugte ihre Eltern, kein Fleisch mehr zu essen und auf Flugreisen zu verzichten. Das war aber nur ein erster Schritt. Als Nächstes suchte sie nach einer Möglichkeit, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Sie wollte den Menschen klarmachen, dass man nicht mehr so tun dürfe, als wäre alles in Ordnung.
So ging Greta im August 2018, als sie fünfzehn war, zu Beginn des neuen Schuljahrs nicht in die Schule zum Unterricht, sondern zum Sitz des schwedischen Parlaments und stellte sich mit einem handgeschriebenen Schild davor, auf dem stand: Schulstreik für das Klima. Von da an verbrachte sie in ihrem Kapuzenshirt und mit ihren dunkelblonden Zöpfen jeden Freitag Stunden dort. Diese Aktion eines einzelnen jungen Mädchens war der Beginn der Bewegung »Fridays for Future«.
© Anders Hellberg, Wikimedia, CCA-SA 4.0
Greta Thunberg, das schwedische Schulmädchen, setzte allein eine Bewegung in Gang, die bald Anhängerinnen und Anhänger auf der ganzen Welt fand.
Öffentlicher Protest kann ein wirksames Mittel sein, um seine Meinung kundzutun. Aber er führt nicht dazu, dass sich die Dinge über Nacht ändern. Am Anfang beachteten die Menschen Greta kaum, wenn sie mit ihrem Schild dastand. Allmählich aber wurden einige Medien auf ihre Aktion...
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