Schweitzer Fachinformationen
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Eine schreckliche Entdeckung wirft Friederikes Leben völlig aus der Bahn: Sie findet die kleine Nachbarstochter ermordet in deren Kinderzimmer, daneben liegt der schwer verletzte Vater. Doch wo ist die ältere Tochter? Und wo die Mutter?
Für Friederike, die sich selbst nichts sehnlicher wünscht als ein Kind, beginnt ein Spießrutenlauf. Denn sie gerät nicht nur ins Visier der Ermittlungen, auch die Medien stürzen sich auf den Fall - und auf sie. Friederike muss herausfinden, was nebenan passiert ist. Aber je mehr sie erfährt, desto mehr fragt sie sich, wem sie noch vertrauen kann ...
Wie bereits in DIE TOCHTER überzeugt Rose Klay auch in ihrem neuen Roman durch ein faszinierendes Spiel mit der Wahrheit. Ein psychologischer Thriller, der auf jeder Seite fesselt!
Das sagen Leserinnen und Leser über DIE TOCHTER:
"Ein Thriller, der absolut überzeugt, berührt und erschreckend nah an der Realität zu sein scheint. Rose Klay hat mich gefangen genommen, in eine Welt voller falscher Fassaden und Geheimnisse begleitet und mich mit dem Ende der Geschichte begeistert zurückgelassen." (Sasazoom, Lesejury)
"Immens spannend bis zum Ende! Entführungsgeschichten und -thriller gibt es viele da draußen - Rose Klay's "Die Tochter" sticht dennoch aus der Masse heraus." (LenaF, Lesejury)
"Ein Thriller vom Feinsten, das kann ich ohne Übertreibung sagen. Atemlos musste ich immer weiterlesen, es ging einfach nicht anders. Eine Story, die im Gedächtnis haften bleibt." (Magnolia, Lesejury)
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
28. April
Da war schon wieder einer.
Auf dürren Stängeln stand der in Plastik verpackte Blumenstrauß am Gartentor. Darüber war ein Heliumballon in Form von Engelsflügeln festgebunden, der aufgeregt im Wind hin und her flatterte, als wolle er vor etwas fliehen.
Ein Sturm kam auf. Es war den ganzen Tag davor gewarnt worden.
Über den Häusern hing eine dunkle Wolkendecke, aber bis auf die Windböen, die ab und zu wie Irrwische durch die Straßen fegten, war es beunruhigend still. Als wenn die ganze Siedlung sich selbst ermahnt hatte, eine Gedenkminute einzulegen, um nicht zu vergessen, was passiert war.
Nachdem die Presse verschwunden war, hatte ich gehofft, das Interesse würde langsam abflauen, doch es sah nicht so aus. Es kamen immer noch Leute, die etwas auf dem Gehweg vor Eriks Haus ablegten.
Von meinem Küchenfenster aus hatte ich einen direkten Blick in unsere Vorgärten. Das Haus von Erik und meines waren beinahe identisch, nur spiegelverkehrt, was in gewisser Weise inzwischen auch auf Erik und mich zutraf. Ein Mann und eine Frau, die beide in einem viel zu großen Haus mit leeren Kinderzimmern lebten.
Unsere Garagen lagen Wand an Wand, die beiden Einfahrten nur durch einen Streifen Gras getrennt. Zur Straße hin verlief ein Zaun, zwischen unseren Grundstücken jedoch konnte man einfach hin- und herlaufen, was ich auch immer tat, wenn ich etwas in Eriks Vorgarten einsammelte. Es war eine Art Buße.
Ich schnappte mir den gelben Sack, den ich ohnehin zur Tonne hatte bringen wollen und ging nach draußen.
Eine unerträgliche Stille empfing mich.
Die Kinderstimmen, die wir vermissten, verursachten keinen bloßen Mangel an Geräuschen, es ging darüber hinaus. Es war, als hätte ihr Fehlen einen Unterdruck erzeugt, als hätte jemand alle Luft aus Eriks Haus herausgesogen und ein Vakuum hinterlassen, das einem das Trommelfell nach außen stülpte, um mit Gewalt zu sagen, dass wir besser hätten hinhören sollen. Dass ich besser hätte hinhören sollen.
Die Tankstellenblumen an Eriks Gartenzaun wirkten jämmerlich, als wären sie unter der Plastikfolie längst erstickt. Ich konnte nicht nachvollziehen, dass offenbar niemand darüber nachdachte, wer die Teddybären, Kerzen und Blumen vor dem Gartentor einsammeln musste.
Die Blumen verrotteten und fingen an zu stinken. Ihr Anblick half niemandem, außer vielleicht der Person, die sie niederlegte. Die Teddybären wurden nass und schimmelten. Sie erinnerten uns höchstens daran, dass sie nachts in keinem Kinderarm liegen, niemanden mehr trösten konnten. So würde man einfach nicht zur Ruhe kommen.
Die Presse hatte ich inzwischen abgewimmelt. Wochenlang hatte sie vor unserem Haus Stellung bezogen, aber ich hatte geschwiegen. Ich wusste, welche Story sie sich von mir wünschten. Die übliche. Die, die man nach so einer Geschichte immer hörte.
Dass ich Alexa so etwas niemals zugetraut hätte. Dass sie immer eine ganz unauffällige Nachbarin gewesen war. Dass ich niemals gedacht hätte ... Dass wir eine ganz normale Nachbarschaft waren ... Dass die Kinder ganz entzückend gewesen ... dass Erik in einem Schockzustand ... Dass alle Anwohner seit dem Vorfall ...
Doch nicht alles davon wäre die Wahrheit.
Alexa war nicht unauffällig gewesen. Sie war eine YouTuberin, die ständig alles filmte, immer auf Außenwirkung aus. Sie hatte einen Familienkanal, wo sie ständig ihren Alltag präsentierte, samt Kindern und Familienhund. Sie war hübsch auf die Art, die auf Social-Media-Plattformen gut ankam. Langes rehbraunes Haar, gebogene Wimpern und betonte Augenbrauen. Zu jedem Anlass hatte sie das passende Outfit an einem schlanken Körper, den man in Alexas Welt als »lean« bezeichnet hätte.
Erik, das passende Gegenstück, tauchte in ihren Videos eher selten auf und wenn, hatte ich im Nachhinein betrachtet den Eindruck, dass er versuchte, der Kamera zu entkommen - eine Möglichkeit, die sich den Kindern nicht geboten hatte.
Geschmack konnte man Alexa nicht absprechen. Wenn man ihre sorgfältig bearbeiteten Filme ansah, hatte man automatisch das Gefühl, dass man sich dringend neu einrichten und mehr dekorieren müsste. Alles sah hell und leicht und luftig aus, gerade so, als wenn niemand, nicht einmal der Hund, je Dreck ins Haus schleppte oder auch nur ein Haar verlor. Dass ich die Kinder öfter hatte weinen hören und der Hund häufig im Garten ausgesperrt war, wo er dann jämmerlich winselte, davon sah man im Netz selbstverständlich nichts.
Ich stopfte den Blumenstrauß zu meinem Plastikmüll in den gelben Sack. Eine erneute Windböe schlug mir die Haare ins Gesicht. Der Ballon flatterte über meinem Kopf wie ein gefangener Vogel. Ich versuchte das Geschenkband zu lösen, doch der Knoten wurde durch das Reißen des Windes nur fester gezurrt.
Am Ende der Straße tauchte das nächste unbekannte Auto auf. Die meisten Leute kamen sonntags, aber auch unter der Woche gab es immer mal wieder ungebetene Besucher. Manche fuhren nur langsam vorbei, das Handy im Anschlag, manche stiegen aus und legten etwas vor das Haus. Es gab auch welche, die beteten.
Das Auto hielt ein Stück entfernt, doch mich konnte man nicht täuschen. Hierher verirrten sich keine Fremden, niemand bog aus Versehen von einer Landstraße in eine schmale, mitten in einem Brachacker liegende Zufahrtsstraße ab, die schon von weitem »Neubaugebiet« schrie. Außer uns Anwohnern fuhren nur Müllfahrzeuge und Paketzusteller hier hinein und hinaus.
Aus dem Auto stieg eine Frau, die eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille trug. Leider war es nicht möglich, das Kennzeichen zu notieren, von hier aus erkannte ich es nicht. Das Smartphone in ihrer Hand sah ich trotzdem. Ich seufzte.
Falls sie anfing zu filmen, konnten wir klagen, das hatte ich den anderen erst bei der letzten Krisensitzung der Eigentümergemeinschaft erklärt. Allerdings waren Anzeigen bei der rasanten Verbreitung der Bilder durch das Netz in der Realität die reinste Sisyphusarbeit. Am Ende waren wir uns einig gewesen: Wir wollten keine weitere Aufmerksamkeit durch Gerichtsprozesse, wir wollten einfach nur unsere Ruhe. Doch wir würden zumindest jedem, den wir beim Filmen erwischten, mit Anzeige drohen.
Die Frau filmte nicht. Noch nicht. Aber sie sah sich um, drehte sich halb um die eigene Achse, als fürchtete sie, dass jemand hinter ihr stand, um sie zu vertreiben.
Einen Moment lang sah ich die Siedlung durch die Augen der Fremden: ein nur wenige Jahre altes Neubaugebiet, das wie ein Saum an die alte Siedlung auf der anderen Seite der Hauptstraße angenäht wurde, als der Bedarf an Wohnraum unaufhörlich gestiegen war.
In Form eines Rechtecks zog sich die baumlose Straße an allen Neubauten vorbei. Der Weißdornweg entsprach mit einer Breite von 4,75 Metern exakt den »Mindestanforderungen für Begegnungsverkehr«.
In der Mitte des Rechtecks befand sich ein breiterer Streifen mit einer doppelten Reihe von Häusern, deren Gärten hinten aneinandergrenzten. Auf der Vorderseite wurde die Siedlung von Feldern gesäumt, die bis zur Landstraße reichten, an der linken Seite lag ein großes Schrebergartengebiet, rechts ein kleiner Wald, der uns vom neu erschlossenen Bauland auf der anderen Seite abtrennte.
Das war er, unser ganzer Kosmos.
Hier war im Schnellverfahren das aufgebaut worden, was sich viele Familien wünschten: ein ruhiges, beschauliches Leben am Stadtrand mit Eigenheim, Garten und Parkplatz vor der Tür. Es roch wieder nach Baustelle, nach feuchtem Zement und frisch aufgeworfener Erde. Eine Erweiterung der Siedlung war in Planung, neben dem kleinen Wald sah man bereits die ersten ausgehobenen Gruben.
Ich hatte nicht damit gerechnet, wie sehr ich den Kauf dieses Hauses einmal bereuen würde. Wir waren davon ausgegangen, dass die Häuserpreise weiter so rasant steigen würden wie bisher, doch der Wert der Häuser auf dem Weißdornweg war an jenem Morgen schlagartig gesunken.
Dadurch wurde das Gefühl der Beklemmung noch verstärkt. Wir konnten nicht ohne riesige Verluste verkaufen. Wir waren hier gefangen. Zumindest, bis die Leute vergessen hatten, was hier passiert war.
Die Frau mit der Baseballkappe entdeckte mich und wechselte die Straßenseite.
Sie blieb in einigen Metern Entfernung stehen und schien zu überlegen, ob sie sich durch meine Anwesenheit von ihrer Besichtigungstour abbringen lassen sollte. Noch hatte sie nicht gefilmt, aber ich beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während ich weiter an dem Geschenkband herumfummelte.
Normalerweise versuchte ich, unter dem Radar zu bleiben. Ich verzog mich ins Haus, wenn Neugierige auftauchten. Doch jetzt wollte ich den Ballon noch entfernen, bevor Erik ihn entdeckte. Ich wusste, dass er nichts von diesen Beileidsbekundungen hielt. Im Gegensatz zu Alexa scheute er die Öffentlichkeit.
Endlich löste sich der Knoten. Der Ballon flatterte im Wind, als wolle er sich aus meiner Umklammerung befreien. Mit der Schnur in der Hand sah ich sicherlich aus wie ein zu groß geratenes Kind auf einer Kirmes.
»Tun Sie uns einen Gefallen, und gehen Sie wieder«, sagte ich laut. »Es gibt hier nichts für Sie zu sehen. Niemand wird mit Ihnen sprechen. Und...
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