Schweitzer Fachinformationen
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In Kathis Familie sind schreckliche Dinge geschehen, und alle wissen es. Die alleinerziehende Mutter hat sich damit abgefunden, eine Außenseiterin zu sein. Doch seit kurzem benimmt sich ihre Tochter Lucy seltsam.
Dann verschwindet ein Mädchen, das Lucy in der Schule das Leben zur Hölle macht. Und ausgerechnet Kathi hat es als letzte lebend gesehen. Wird man sie verdächtigen? Unterstützung findet sie nur bei der neu zugezogenen Jennifer. Aber während Kathi damit beschäftigt ist, sich von dem Verdacht zu befreien und die Geister der Vergangenheit zurückzudrängen, entgleitet ihr zunehmend die Kontrolle ...
Schicht um Schicht legt Rose Klay das Grauen hinter der alltäglichen Fassade frei - ein psychologischer Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann!
DAS SAGEN UNSERE LESERINNEN UND LESER:
"Ein Thriller, der absolut überzeugt, berührt und erschreckend nah an der Realität zu sein scheint. Rose Klay hat mich gefangen genommen, in eine Welt voller falscher Fassaden und Geheimnisse begleitet und mich mit dem Ende der Geschichte begeistert zurückgelassen." (Sasazoom, Lesejury)
"Immens spannend bis zum Ende! Entführungsgeschichten und -thriller gibt es viele da draußen - Rose Klay's "Die Tocher" sticht dennoch aus der Masse heraus." (LenaF, Lesejury)
"Ein Thriller vom Feinsten, das kann ich ohne Übertreibung sagen. Atemlos musste ich immer weiterlesen, es ging einfach nicht anders. Eine Story, die im Gedächtnis haften bleibt." (Magnolia, Lesejury)
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Ich schleppte mich erst mittags aus dem Bett, weil es klingelte. Lucy kam bereits aus der Schule, und ich hatte noch nicht mal gekocht.
Meine Stimmung war am Boden. Eigentlich mochte ich den November, diesen düsteren Vorboten des Winters. Kein Monat eignete sich besser zum Verkriechen, und das war etwas, was ich sehr gerne tat. Doch heute fühlte ich mich, als säße jemand mit einem Presslufthammer unter meiner Schädeldecke. Dagegen half auch Verkriechen nicht.
Vor der Tür stand nicht Lucy, sondern Rolfie. Er hatte das Talent, immer dann aufzutauchen, wenn es gerade wirklich nicht passte, etwa während ich Lucy zu Bett brachte oder wenn ich mich gerade auf den Weg zur Arbeit machte.
Er zog hastig ein paar Zettel aus einer schmuddeligen Plastiktüte und streckte sie mir entgegen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn in letzter Zeit schon zweimal abgewiesen hatte. Trotzdem versuchte ich wieder, ihn abzuwimmeln. Mir war gerade nicht danach, mich um seine Rechnungen zu kümmern.
»Heute ist kein guter Tag«, sagte ich. »Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.«
Das war eine Untertreibung. Mein Kopf hämmerte, und mir war übel.
»K.k.ein P.p.p.problem«, sagte Rolfie und stopfte seine Unterlagen wieder in die Tüte. Wenn er aufgeregt war, stotterte er schlimmer als sonst. Er war fast einen Meter neunzig groß und hatte die Statur eines Mannes, der immer körperlich gearbeitet hatte, aber mit den nach vorn fallenden Schultern und dem eingezogenen Kopf hatte er etwas von einem Riesenbaby.
Hinter ihm tauchte Lucy auf und rollerte in die Einfahrt. Sie strahlte. »Rolfie! Ich habe heute gar keine Hausaufgaben. Spielst du mit mir >66<? Bitte, bitte!«
»Da musst du deine Mama fragen«, sagte Rolfie.
Er konnte mit kaum einem Menschen sprechen, ohne rot anzulaufen und zu stottern, aber bei Lucy war das kein Problem. Wahrscheinlich fürchtete er sich einfach nicht vor ihr. Er hatte eine leichte Form von Autismus. Stundenlang spielte er mit Lucy Karten. Ich war froh darüber, denn ich langweilte mich bei Kartenspielen zu Tode.
»Mir ist nicht gut«, sagte ich in der Hoffnung, dass Lucy von ihrem Plan Abstand nehmen würde, Rolfie als Spielpartner zu verpflichten. Aber sie dachte gar nicht daran.
»Rolfie isst doch mit uns zu Mittag, oder Mama?«
»Ich habe noch nichts gekocht. Ich wollte dir nur ein Brot machen.«
»Das macht Rolfie nichts aus, nicht wahr, Rolfie?«
Rolfie schüttelte den Kopf. Er sah auf einmal hungrig aus, fand ich.
Vielleicht war es gar nicht schlecht, dann konnte Rolfie Lucy beaufsichtigen - oder umgekehrt - und ich mich wieder hinlegen.
Also machte ich den beiden ein Butterbrot. Rolfie aß mit gutem Appetit, obwohl das Brot schon etwas trocken war und ich als Belag nur noch Schmierkäse dahatte.
Dann döste ich weiter auf dem Sofa, während Lucy das Kartenspiel aus dem Regal holte. Ab und zu brummte ich etwas, wenn Lucy mich ansprach, aber mein Kopf war wie mit Watte gefüllt. Vorsichtshalber stellte ich den Wecker auf meinem Handy.
Als er klingelte, schreckte ich hoch. Lucy und Rolfie spielten immer noch.
»Hochzeit!«, rief Lucy und knallte die Karten auf den Tisch.
»Du hast schon wieder gewonnen«, sagte Rolfie, als wäre das eine äußerst erstaunliche Angelegenheit.
Dabei gewann sie immer. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass Rolfie sie absichtlich gewinnen ließ. Wahrscheinlich konnte er sich alle Karten merken. Rolfie verfügte trotz seiner Defizite in Alltagsangelegenheiten über ungewöhnliche Fähigkeiten. Er konnte zum Beispiel puzzeln wie kein Zweiter. Er sah auf einen Blick, welche Formen zusammenpassten und welche nicht. Wenn er ein Teil in die Hand nahm, passte es genau in die Lücke. Immer.
»Lucy, du musst zum Turnen«, sagte ich und rieb mir die Schläfen. »Hol deinen Turnbeutel. Er ist noch neben der Waschmaschine.«
»Och, heute nicht, Mama. Wir spielen gerade so schön.«
»Keine Widerrede! Du gehst. Ich habe schließlich bezahlt«, sagte ich.
Der Turnverein war der einzige Luxus, den wir uns leisteten, das wusste Lucy. Sie seufzte ergeben. Eins hatte sie von Geburt an gelernt: Wenn es um Geld ging, spaßte ich nicht. Dafür hatte ich einfach nicht genug.
»Lass mir deine Unterlagen einfach da, Rolfie«, sagte ich, als mir einfiel, dass er noch weniger hatte. »Ich kümmere mich darum.«
»D.d.danke, K.kathi. Komm Lucy, ich bring dich noch bis zur Ecke.«
Rolfie holte den Roller für Lucy aus der Garage, während ich ihre kinnlangen Haare zu einem kurzen Zopf zusammenband und ihre dicke Jacke zuzog.
Ich ging mit vor und sah ihnen nach. Rolfie legte die riesige Hand auf Lucys Rücken und schob sie die Straße hinunter. Weil er so groß war, musste er sich dazu bücken und kleine Trippelschritte machen. Es sah sehr ungelenk aus.
Das war also die männliche Bezugsperson für meine Tochter. Kopfschüttelnd schloss ich das Gartentor. Der Efeu überwucherte es inzwischen fast völlig, als bemühe er sich, die rostige Schande zu verbergen, doch es nutzte nichts. Nicht einmal an Sankt Martin klingelte ein Kind, obwohl der Zug genau hier vorbeikam. Die Eltern zerrten ihre Sprösslinge am Haus vorbei. Zu viele Menschen wussten, was damals hier passiert war. Sicher war es kein Ort des Glücks gewesen. Dennoch war ich froh, es zu haben. Es gab uns ein Dach über dem Kopf, und das lernte man zu schätzen, wenn man nur wenige Euros von der offiziellen Armutsgrenze entfernt lebte und die Verantwortung für ein Kind trug. Es wäre mir lieber gewesen, das Haus hätte nicht ausgerechnet in Lohausen gestanden, dieser merkwürdigen Ansammlung von Gewerbebetrieben, Garni-Hotels für Messegäste, Einfamilienhäusern und Bauernhöfen, wo man immer den Fluglärm hörte.
Denn trotz alldem war Lohausen für die Einwohner vor allem ein Dorf. Es gab Reitställe, zwei Kirchen, eine evangelisch, eine katholisch, einen Schützenplatz, der einmal im Jahr geschmückt wurde, um den Schützenkönig zu feiern, und eine winzige Dorfschule. Die Wohnhäuser befanden sich oft seit Generationen in Familienbesitz. Man konnte nur schlecht untertauchen, weil sich fast alle kannten. Das war ein Nachteil, mit dem ich leben musste. Der Immobilienboom ließ zwar die Preise hochschnellen, trieb aber auch ein paar Neuzugänge hierher, die stets verräterisch an den Himmel starrten, wenn eine A380 im Landeanflug war, denn mit solchem Lärm musste man aufgewachsen sein, um ihn ignorieren zu können. Aber ansonsten hatten mich bei meiner Rückkehr haargenau dieselben Gesichter erwartet, die ich schon seit meiner Kindheit kannte.
Ich schmiss noch drei Ibuprofen ein, warf einen Blick in Rolfies Unterlagen, konnte mich jedoch nicht konzentrieren und sah mir stattdessen eine Soap im Fernsehen an.
Schließlich raffte ich mich auf und ging in die Küche. Zu den immer noch hämmernden Kopfschmerzen plagte mich das schlechte Gewissen, dass meine Tochter noch keine warme Mahlzeit bekommen hatte, und ich kochte Nudeln mit einer Tomatensoße, die hauptsächlich aus Ketchup bestand.
Die Welt draußen verlor bereits ihre Farben. Meine Gedanken waren ebenso trüb: Lucy hatte nicht gerade das große Los gezogen. Ich war alleinerziehend und hatte ständig Geldnot. Mehr Familie als mich gab es nicht. Und in der Schule trat Lucy in meine Fußstapfen und wurde mehr und mehr zur Außenseiterin.
Die Kinder machten sich über sie lustig: über ihre Kleidung vom Discounter, die falsche Marke ihrer Buntstifte, den Tornister, der mit Eisbären statt den angesagten Einhörnern bedruckt war. Und vor allem darüber, dass Lucy die Frage, wo eigentlich ihr Vater war, nicht beantworten konnte. Leider konnte ich ihr dabei auch nicht helfen. Mehr, als dass Oliver nie da war, wo wir waren, wusste ich nicht von seinem Aufenthaltsort.
Es waren vor allem zwei Mädchen, die Lucy auf dem Kieker hatten. Und Charlotte und Annabel gingen ebenfalls zum Turnen. Ich hätte Lucy zwei Stunden Ruhe in der Woche vor ihnen gegönnt.
Ich überlegte, ob die Mädchen Lucy heute ärgern würden, weil Rolfie sie zum Turnen gebracht hatte.
Denn Rolfie . nun ja, war eben Rolfie. Es stand völlig außer Frage, dass er ein seltsamer Zeitgenosse war. Wir waren beide Sonderlinge, aber wir hatten durch die Jahre zusammengehalten und uns gegenseitig unterstützt. Er half mir ab und zu im Haus, ich kümmerte mich um seinen Papierkram. Wenn ich mich dazu aufraffen konnte.
Ich zog den heißen Nudeltopf vom Herd und schüttete die Spaghetti so schnell in das Sieb über der Spüle, dass mich ein paar Spritzer kochendes Wasser an der Hand trafen. Schnell drehte ich den kalten Wasserhahn auf und kühlte die verbrannten Stellen.
Erst da warf ich einen Blick auf die Uhr - und erschrak. Lucy hätte bereits seit einer halben Stunde zu Hause sein müssen. Ich versuchte, mir den Nachmittag wieder ins Gedächtnis zu rufen. Hatte Lucy etwas zu mir gesagt, was ich nicht richtig mitbekommen hatte? Eine Verlängerung der Turnstunde wegen...
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