Schweitzer Fachinformationen
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Der Abend begann eigentlich ganz nett. Sie tranken und alberten herum, und Annäherungsversuche wurden zwar weggelacht, aber indirekt auch ermutigt.
Allerdings ohne ernste Absichten. Jedenfalls nicht richtig ernst. Man flirtete, das war alles. Die zwei Frauen hatten nicht vor, mit einem der beiden Jungs zu knutschen, geschweige denn mehr.
Auch wenn die jungen Männer eigentlich gar nicht schlecht aussahen. Sie hatten dunkles Haar und dunkle Augen und einen so glatten Teint, dass ihre Haut mit ultrafeinem Sandpapier hätte geschliffen sein können. Und gut gebaut waren sie auch. Groß, lange Gliedmaßen, aber nicht schlaksig. Die Proportionen stimmten.
»Die richtigen Proportionen an den richtigen Stellen«, hatten die Männer gesagt, was noch mehr Gelächter und anerkennendes Johlen hervorgerufen hatte.
Und unterhaltsam waren sie gewesen, diese Jungs. Sie konnten mit Worten umgehen, alle beide. Immer lächelnd, immer Witze auf Lager, immer die richtigen Formulierungen, wenn sie den nächsten Drink in eine Hand drückten, die gerade noch abgewunken hatte.
Nachdem sie den letzten Drink genommen hatten, kostete es die beiden Frauen etwas Mühe, auf die Beine zu kommen, aber starke Arme halfen ihnen, hielten sie und führten sie zur Tür.
Sie wollten einen Abstecher über die Toiletten machen - das gäbe ihnen ein oder zwei Minuten Zeit, um sich wieder zu berappeln und einen Plan auszuhecken, wie sie diese beiden Charmeure abschütteln und ein Taxi nach Hause bekommen konnten. Sie mussten beide am nächsten Morgen früh zur Arbeit. Zwei verschiedene Klassenzimmer in zwei verschiedenen Schulen, jedes vollgestopft mit überdrehten Fünf- und Sechsjährigen.
Sie mussten schleunigst nach Hause, prophylaktisch ein paar Paracetamol schlucken, ins Bett gehen und hoffen, dass es nicht allzu schnell Morgen wurde. Deshalb war der Gang zu den Toiletten notwendig. Dort könnten sie ihre Flucht planen. Ein Uber rufen. Sich aus dem Staub machen.
»Das ist kein Problem, wir wohnen gleich um die Ecke«, hatte eine sanfte Stimme geflüstert.
»Die Toiletten sind jetzt sowieso geschlossen. Haltet noch eine Minute durch«, hatte der andere sie beruhigt.
Die kalte Luft traf sie wie ein Doppelschlag. Einerseits schärfte sie ihre Sinne und bereitete ihnen andererseits Schwindel.
Wie viel hatten sie getrunken? Angefangen hatten sie mit Wein, das machten sie immer, doch sie erinnerten sich auch an mehrere Biere, Shots und große Schlucke von einem Zeug, das in der Kehle brannte.
Das war in dem Moment ziemlich lustig gewesen, aber jetzt, mit den festen Händen um ihre Arme und auf ihren Hintern, bekam all das einen miesen und unangenehmen Beigeschmack.
»Wir sollten uns ein Taxi nehmen«, sagte eine der Frauen und warf einen Blick zu der verschwommenen Gestalt ihrer Freundin. »Wir sollten lieber nach Hause.«
Die Antwort hatte sie überrascht.
»Ja, klar. Kein Problem.«
Der Mann an ihrem Arm lächelte. Selbst in ihrer betrunkenen Wahrnehmung war es wirklich ein sehr nettes Lächeln.
Die Hand fiel von ihrem Rücken, und der Mann bot ihr den Arm, um sich daran festzuhalten.
»Aber wir bringen euch noch bis zum Taxistand, okay? Das ist das Mindeste, was wir tun können.«
Die Frauen entspannten sich und willigten ein. Das war tatsächlich das Mindeste, was sie tun konnten, nachdem sie sie so betrunken gemacht hatten.
Außerdem wusste man nie, wer sich um diese Zeit in den Londoner Seitenstraßen herumtrieb. Ein paar große Jungs als Eskorte zu haben, war sicherer, als hier allein durch die Gegend zu laufen.
Die Straßen rund um das Lokal schienen mit dem ausdrücklichen Ziel angelegt worden zu sein, Verwirrung zu stiften. Keine der beiden Frauen war zuvor in dieser Bar gewesen, aber der Club war zu laut und die Tanzfläche zu voll gewesen, und die Männer hatten einen Laden in der Nähe vorgeschlagen, den sie kannten und wo sie sich unterhalten konnten. Sich amüsieren. Sich besser kennenlernen.
In dem Pub war es ruhiger gewesen. Viel ruhiger. Fast tot, um genau zu sein. Aber sie hatten eine Runde getrunken, die Jukebox gefüttert und das Beste daraus gemacht. Und es war lustig gewesen. Eine Zeit lang.
Doch jetzt war der Spaß vorbei.
Ein Van tauchte vor ihnen auf. Alt. Verbeult. Der Lack war abgeplatzt und zerkratzt, die Radkästen mit braunen Rostflecken übersät. Er bewegte sich nicht, und doch schien er wie aus dem Nichts auf sie zuzukommen; seine Hecktüren tauchten in der Einmündung einer Gasse auf, an der sie gerade vorbeitaumelten.
Nein, nicht vorbei, merkten die Frauen. Nicht so richtig.
Sie gingen darauf zu.
»Was machen wir hier?«, fragte eine von ihnen, als sie näher an das Fahrzeug herangeführt wurde. Sie wandte sich um und sah in die Richtung, in die sie ursprünglich gegangen waren - in die Richtung, in der sie den Taxistand vermutete -, dann drehte sie sich wieder zurück und spürte die warmen, weichen Lippen des Mannes, an dessen Arm sie sich festhielt, auf ihrem Mund.
Er roch gut. Ganz sicher besser als die Straße um sie herum. Sie vertiefte sich für einen Moment in den Kuss, dann ertönten ein Schrei und ein metallischer Aufprall, und sie wich zurück.
Ihre Freundin war eingeklemmt, wurde mit dem Rücken gegen das Blech des Vans gepresst. Sie versuchte, ihre Handtasche zwischen sich und den viel größeren Mann zu bekommen, der sich an sie drückte, aber das war nicht sonderlich abschreckend.
»Hau ab«, nuschelte sie undeutlich. »Ich möchte jetzt . ich will nicht . Lass mich gefälligst in Ruhe.«
»He! Lass sie los!«, protestierte die andere Frau, dann keuchte sie, als die Hand an ihrem Arm fester zupackte.
Die Männer lächelten immer noch, aber das Lächeln auf den Gesichtern hatte sich verändert. Es war nicht mehr fröhlich oder freundlich, sondern anders. Grausam. Bösartig.
Schlüssel wurden aus einer Tasche gezogen. Die Verriegelung der Hecktüren des Fahrzeugs löste sich klackend nach einem Knopfdruck.
»Steigt einfach ein«, befahl einer der Männer. »Kommt schon, entspannt euch. Wir amüsieren uns doch, oder? Also los, steigt ein.«
»Nein, nicht. Nicht. Ich will nicht, ich will nur nach .«
Ein Handrücken krachte gegen ihren Kiefer. Finger krallten sich in ihre Haare, hielten sie, zogen und zerrten, dass ihre Kopfhaut schmerzte.
Die Frauen versuchten zu schreien, wollten um Hilfe rufen, aber Hände legten sich über ihre Münder, schlossen sich um ihre Kehlen, und plötzlich verloren sie das Gleichgewicht, stolperten über Füße, und die ganze Welt drehte sich um sie, als die Tür des Vans aufgerissen und sie ins Dunkel geschoben wurden.
Und dann .
Das Licht der Gasse reflektierte in einem Augenpaar in der Dunkelheit. Jetzt keuchten nicht die Frauen vor Überraschung, sondern die Männer, die sie ins Wageninnere hineinstoßen wollten.
»Was zum Teufel soll das?«, zischte der eine.
»Wer verdammt bist du denn?«, fragte der andere.
Es knarrte, als der Mann im hinteren Teil des Laderaums aufstand und das Fahrzeug auf den Achsfedern schaukelte.
»Ich? Ich bin niemand. Betrachtet mich einfach als einen besorgten Bürger. Macht euch um mich keine Gedanken.« Der Akzent war schottisch und die Stimme rau wie Geröll. »Macht euch lieber um euch zwei schlappschwänzigen Arschkrampen Sorgen.«
Ein Fuß schoss plötzlich aus dem Schatten. Die Spitze eines abgenutzten Stiefels krachte gegen ein Kinn. Der Kopf des jungen Mannes flog zurück. Dem gurgelnden Schmerzensschrei folgte das hohle Krachen, mit dem sein Schädel auf den Asphalt schlug.
»Der Taxistand liegt in dieser Richtung, Ladys«, informierte sie der Mann im Lieferwagen hilfsbereit.
Er stand jetzt allerdings nicht mehr im hinteren Teil des Laderaums, sondern zwischen den beiden Frauen. Der zweite Mann krümmte sich, hatte die Augen weit aufgerissen und griff sich mit beiden Händen in den Schritt, während er gurgelnd und wimmernd zu Boden sank.
»Ich schlage vor, ihr verpisst euch jetzt nach Hause«, sagte der Schotte zu den Frauen.
Er grinste. Seine Mimik war irgendwie noch beunruhigender, als es das Lächeln ihrer Angreifer gewesen war.
Er knackte mit den Fingerknöcheln und lockerte den Nacken, dann bückte er sich und packte einen der gefallenen Männer am Fuß, als wollte er ihn wegschleifen und zum Abendessen verspeisen.
»Ich und diese beiden übergriffigen Wichser werden derweil gemütlich plaudern.«
Bob Hoon genoss diese kleinen Momente. Es war das Theatralische daran, was ihn reizte. Der Aufbau von Spannung in der Ruhe vor dem Sturm.
Er liebte den Ausdruck auf ihren Gesichtern, wenn sie zu sich kamen und merkten, dass sie gefesselt und geknebelt waren. Er genoss ihre gedämpften panischen Schreie, bis sie begriffen, dass ihnen alles Herumgezappel nichts nützte. Und ihm gefiel die Art und Weise, wie ihre blutunterlaufenen Augen seiner Hand folgten, wenn er in seine Werkzeugtasche griff und etwas Stumpfes und Schweres oder etwas Spitzes und Scharfes herausholte, je nach Laune.
Manchmal ließ er sich auch andere Methoden einfallen, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen, vor allem zu seinem eigenen Vergnügen. Spontanes, unerwartetes Singen war in letzter Zeit seine bevorzugte Wahl. Damit machte er sie so richtig fertig.
Neulich erst hatte er einem Möchtegernvergewaltiger das gesamte Hey Diddle Diddle vorgesungen. Dann hatte...
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