Schweitzer Fachinformationen
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Hoon wusste nicht genau, wie lange der Lastwagen weitergefahren war - jedenfalls lange genug, damit seine Blase einen ziemlichen Druck aufbauen konnte. Als der Motor zum Stillstand kam und die Hecktüren entriegelt wurden, musste er dringend pinkeln.
»Alles klar, Jungs?«, fragte er, als die beiden jüngsten Iren ihn an den Armen packten und auf die Beine hievten. »Könnte ich kurz ins Moor gehen, bevor wir tun, was auch immer wir .«
Die Antwort kam in Form eines rechten Hakens ins Gesicht. Einen Moment lang erstrahlte alles in Weiß, dann sah die Bewusstlosigkeit, die am Rande seines Verstandes wie ein Pädophiler auf einem Spielplatz gelauert hatte, ihre Chance gekommen, um zuzuschlagen.
Im Anschluss folgten für eine Weile statische Bilder. Grinsende Gesichter, die eisige Nebelwolken ausatmeten. Rinnsale aus Blut. Tierkadaver, die von der Decke hingen.
Es war die Kälte, die ihn schließlich weckte. Sie stach in seine Haut und bildete Kristalle in seiner Lunge. Seine ganze obere Hälfte fühlte sich an, als wäre sie in Wasser unter dem Gefrierpunkt getaucht.
Seine untere Hälfte war viel wärmer. Und das Gute war, dass er nicht mehr pinkeln musste.
Er stand nicht ganz auf dem Boden. Seine Stiefelspitzen berührten ihn gerade noch und konnten nur einen winzigen Teil seines Gewichts abstützen.
Der Rest wurde von seinen Armen getragen, die inzwischen über seinem Kopf verschränkt waren. Um seine Handgelenke war ein Seil geschlungen, das von einem Haken an einem Balken der hohen Decke herabhing. Seine Schultern brannten, selbst in der Kälte. Seine Arme, um genau zu sein, und als er wieder zu sich kam, drang ein Schrei des Entsetzens und des Schmerzes über seine zitternden Lippen.
»Ah. Sie sind wach. Sehr gut.«
Er erkannte die Stimme. Sie hatte nicht mehr das gleiche ängstliche Schwanken wie zuvor, aber sie war nicht zu verwechseln.
»Ich nehme an, Sie haben Ihren verdammten Strauß nicht wirklich verloren?«, presste er heraus, als eine Frau in einem pelzgefütterten Mantel neben ihm auftauchte.
Suranne, oder wie auch immer ihr richtiger Name lautete, lächelte ihn durch den Dampf der Tasse mit heißer Flüssigkeit an, die sie in ihren behandschuhten Händen hielt. »Nein. Nein, habe ich nicht«, gab sie zu. »Ich muss gestehen, dass ich eigentlich gar keinen Strauß besitze, den ich verlieren könnte.« Sie legte einen Handrücken an die Seite ihres Mundes und flüsterte laut: »Das war ein cleverer Trick.«
»Das war ein verdammt seltsamer Trick«, ächzte Hoon.
Er wollte Zeit gewinnen, sie am Reden halten, sich selbst eine Gelegenheit geben, um ., was genau? Einen Rückwärtssalto von diesem verdammten Haken zu machen? Klar, das konnte er sich super vorstellen.
Im Kopf wurde er jedoch immer klarer. Vielleicht gab es einen anderen Ausweg aus dieser Sache. Er brauchte nur Zeit zum Nachdenken.
»Wir wollten Sie nicht einfach vom Boot holen. Zu viele Zeugen. Zu viel Potenzial für Chaos«, erklärte Suranne. »Also dachte ich, es könnte Spaß machen, Sie auf eine kleine Jagd zu schicken.«
»Aber warum ein verdammter Strauß?«, fragte Hoon.
Sie lächelte über die Frage. Es war ein recht freundliches Lächeln, alles in allem, mit nur einem schwachen Unterton von Grausamkeit.
»Ich fand es einfach lustig«, antwortete sie. »Na ja, nein. Nicht nur das. Ich wollte auch etwas beweisen.«
»Und was könnte das gewesen sein?«
Das Lächeln blieb, aber das Verhältnis von Grausamkeit und Freundlichkeit verschob sich ein wenig. »Dass jeder seinen Preis hat.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Heißgetränk und schürzte die Lippen. »Sehen Sie, wenn ich Sie gebeten hätte, ein vermisstes Kind zu suchen, oder was auch immer, dann hätten Sie sich einreden können, dass Sie eine gute Tat vollbringen. Sie wären ein Held. Aber einen Strauß zu finden, der wegen seines wertvollen Spermas gestohlen wurde? Daran ist nichts wirklich Heldenhaftes, nicht wahr, Bobby?«
»Nennen Sie mich nicht Bobby. Niemand nennt mich Bobby, verdammt.«
»Ja. Gut. Jetzt schon«, teilte sie ihm mit.
»Sie haben nicht mit Gabriella gesprochen, oder?«, fragte er. »Das hier hatte nichts mit ihr zu tun.«
»Erwischt!«, gestand Suranne. »Aber ich wusste, dass Sie in Fahrt kommen, wenn ihr Name fällt. Eine Freundin von Gabriella ist ihre Freundin, oder?«
»Wahrscheinlich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Hälfte ihrer Freundinnen unausstehliche Londoner Arschlöcher sind wie Sie.«
»Oh, ganz sicher nicht wie ich«, versicherte ihm Suranne.
»Sie wissen nicht, wo sie sind, oder?«, fragte Hoon, und er fühlte sich sicher genug, um sie anzugrinsen. »Sie haben nicht die geringste Ahnung, wo sie versteckt werden.«
Suranne zuckte mit den Schultern, obwohl das angesichts der Größe ihres Mantels schwer zu sagen war. »Es ist mir egal. Sie sind irrelevant«, sagte sie. »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sicher, dass es andere in der Organisation gibt, die daran arbeiten, sie zu finden. Sie lieben es, hinter sich gründlich aufzuräumen. Aber ich? Mich interessiert nicht, wo sie sind. Ich kann ihnen nur viel Glück wünschen.« Sie blies auf ihr Getränk und nippte dann. »Das werden sie wohl brauchen.«
Der Schmerz in Hoons Armen wurde jetzt unerträglich. Er hätte viel dafür gegeben, einen Zentimeter tiefer zu sein. Nur einen Zentimeter, damit seine Füße etwas von der Last tragen konnten.
Scheiß drauf. Falls sie ihn umbringen wollten, war es besser, die Sache einfach hinter sich zu bringen.
»Also gut, Sweetheart«, sagte er. »Macht es ihnen was aus, mir in den verdammten Kopf zu schießen, damit das hier ein Ende hat? Ich habe schon genug selbstgefälligen, arroganten Bastarden zugehört; ich habe nicht die Energie, noch mehr davon auszuhalten.«
Ein Schlag traf seine Nierengegend wie ein Presslufthammer. Weil er nicht darauf vorbereitet gewesen war, hallte sein Brüllen durch den kalten höhlenartigen Raum, nur gedämpft durch die Reihen von aufgehängtem Schweinefleisch.
Sein Angreifer sagte etwas, aber sein Akzent war zu stark, und Hoons Gehirn war zu sehr von Schmerzen geplagt, um auch nur ein Wort zu verstehen.
»Das reicht jetzt«, blaffte Suranne. Sie sah mit einem giftgetränkten Blick an Hoon vorbei. »Wenn Sie noch einmal Hand an ihn legen, lasse ich Ihre Hände entfernen. Und zwar endgültig. Ist das klar?«
Die Antwort war ein leises, unverständliches und unterwürfiges Grunzen. Über dem Geräusch seines eigenen rauen, rasselnden Atems hörte Hoon seinen Angreifer zurückweichen.
»Tut mir leid, Bobby. Er ist nicht glücklich mit Ihnen. So wie es aussieht, sind Sie dafür verantwortlich, dass seinem Vater das halbe Gesicht weggeschossen wurde.«
»Klar, sicher«, keuchte Hoon. »Geschieht ihm recht.«
Er lauschte, aber der junge Ire machte keinen einzigen Schritt in seine Richtung. Surannes Warnung hatte er sich also zu Herzen genommen. Das bedeutete, dass sie entweder noch viel mehr Muskelmänner in der Nähe hatte oder selbst eine so große Gefahr darstellte, dass sogar dieser fette Arsch ihr lieber gehorchte.
Beides war für Hoon nicht besonders vorteilhaft.
Suranne lächelte, nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk und schwenkte dann kurz den Becher in seine Richtung. Er erhaschte einen Blick auf kleine Marshmallows, die in einer schokoladenfarbenen Flüssigkeit schmolzen, und der Anblick ließ die Luft irgendwie noch kälter werden.
»Hören Sie, ich verstehe es«, sagte sie. »Ich verstehe, warum Sie denken, ich hätte Sie hergebracht, um Sie zu töten.«
»Was, Sie meinen dieses ganze Theater mit den Schlägen und dem Aufhängen an einem verdammten Fleischerhaken?«, fragte Hoon. »Ja, das hat mich schon stutzig gemacht, das stimmt.«
»Das soll nur Ihre Aufmerksamkeit erregen, Bobby«, fuhr sie fort. »Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt viele Leute in meiner Organisation - viele Leute -, die Sie tot sehen wollen.«
»Es gibt generell eine Menge Leute, die mich tot sehen wollen«, sagte Hoon. »Das liegt an meinem gewinnenden Wesen.«
»Oh, das glaube ich gern«, erwiderte Suranne. Sie konnte ein kleines trockenes Lachen nicht unterdrücken. »Gleich werden Sie jemanden kennenlernen, der Sie lieber als jeder andere tot sehen würde. Diese Leute - die in meiner Organisation - sind aber nicht so wie ich. Wissen Sie, warum nicht? Wissen Sie, was ihnen fehlt?«
»Titten?«, vermutete Hoon.
»Ha! O ja, oft, in der Tat«, räumte Suranne ein. »Visionen. Das ist es, was denen fehlt. Eine Vision.« Sie deutete wieder mit dem Becher auf ihn. »Ich glaube, diesen Charakterzug haben wir beide gemeinsam, Bobby, nicht wahr?«
»Na ja, das werden Sie nicht mehr sagen, wenn ich Ihnen die verdammten Augen aus dem Gesicht kaue«, entgegnete Hoon.
»Nein, dann würde ich bestimmt sagen: >Wäääh! Aufhören! Es tut weh!<«, erklärte Suranne und schüttelte den Kopf, um es dramatisch zu unterstreichen.
Sie kicherte über ihren eigenen Witz, als ob er zu den größten Comedy-Momenten aller Zeiten gehörte. Hoon beobachtete sie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
»Keine Vision im Wortsinn«, stellte sie klar. »Nicht konkret. Sondern eine Vorstellung vom großen Ganzen, das meine ich. Sie und ich, wir sind Ränkeschmiede. Wir planen. Wir sind - wie soll ich es sagen? -...
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